Unter den Geburtswehen versteht man regelmäßige Uteruskontraktionen, die mit einer Veränderung der Zervix einhergehen. Ein reifes Neugeborenes wird zwischen 37+0 bis 41+6 SSW geboren. Der Geburtsfortschritt kann anhand der Weite des Muttermundes, der Länge der Portio und des Höhenstandes des Kindes beurteilt werden. Eine vaginale Geburt lässt sich in drei Phasen untergliedern: In der Eröffnungsphase erweitert sich der Muttermund von 0 bis auf 10 cm, in der Austrittsphase kommt es zur Geburt des Kindes und in der Nachgeburtsphase wird schließlich die Plazenta Plazenta Plazenta, Nabelschnur und Amnionhöhle entwickelt. Kommt es zu einem protrahierten Verlauf oder sogar Geburtsstillstand, ist ein Eingreifen bzw. eine Reevaluation notwendig.
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Lernleitfaden
Medizin ➜
Der Geburtsbeginn tritt ein bei Auftreten regelmäßiger Uteruskontraktionen, die zu einer Verkürzung der Portio und einer Erweiterung des Muttermundes führen.
Es gibt subtile Unterschiede bei der vaginalen Entbindung einer Primi- und Multipara.
Der Geburtsfortschritt wird durch serielle vaginale Untersuchungen beurteilt, bei denen die Weite des Muttermundes, die Länge der Portio und der Höhenstand des Fötus erhoben werden.
Die Geburt wird in drei Phasen unterteilt:
Damit die Geburt fortschreiten kann, müssen die Uteruskontraktionen ausreichend Kraft haben, der Fötus muss die Wehen tolerieren und der Fötus muss durch das mütterliche Becken passen.
Lage, Haltung und Einstellung des Fetus sind ausschlaggebend für die Größe des Durchtrittsplanums bei Passage des mütterlichen Beckens. Darüber hinaus ist auch das Größenverhältnis zwischen Becken und Kind, die Anzahl der Feten, sowie die Wehentoleranz von Bedeutung.
Durchmesser des fetalen Kopfes Hinterhauptslage: Diameter suboccipitobregmaticus, ca. 9,5 cm; Vorderhauptslage: Diameter frontooccipitalis, ca. 11,5 cm; Stirnlage: Diameter mentooccipitalis, ca. 13 cm; Gesichtslage: Diameter submentobregmaticus, ca. 9,5 cm
Bild von Lecturio. Lizenz: CC BY-NC-SA 4.0Gesichtslage (Mentum anterior)
Bild von LecturioGesichtslage (Mentum posterior)
Bild von LecturioStirnlage (Mentum posterior)
Bild von LecturioBeckenendlagen
Bild von LecturioLage des kindlichen Kopfes im Verhältnis zum mütterlichen* Becken
Bild von LecturioDas mütterliche Becken muss groß genug sein, um den Fötus aufzunehmen. Es wird nach der Form des Beckeneingangs in unterschiedliche Formen eingeteilt.
Gynäkoides Becken:
querovaler Beckeneingang
Anthropoides Becken:
längsovaler Beckeneingang
Platypeloides Becken:
breiter und schmaler Beckeneingang
Androides Becken:
herzförmiger/dreieckiger Beckeneingang
Ablauf der Eröffnungsphase:
Accel.: Beschleunigung
Decel.: Verzögerung
max.: maximal
Im späten 3. Trimester sind unregelmäßige Wehen und nicht anhaltende regelmäßige Wehen üblich. Die Latenzphase ist die Etablierung der echten Wehen mit regelmäßigen anhaltenden Wehen, die bis zur Geburt andauern.
In der aktiven Phase kommt es zu einer Beschleunigung der Muttermund-Eröffnung.
Primipara | Multipara | |
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Latenzphase | Dauer: < 20 Stunden | Dauer: < 14 Stunden |
Aktive Eröffnungsphase | 1,2 cm/Stunde | 1,5 cm/Stunde |
Allgemeines Vorgehen:
Maternales Monitoring:
Fetales Monitoring:
Diagnose | Definition | Vorgehen |
---|---|---|
Verdacht auf protrahierte Eröffnungsphase | Während der aktiven Eröffnungsphase
|
Optionen:
|
Protrahierte Eröffnungsphase | Muttermunderöffnung < 1 cm pro 2 Stunden |
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Fehlender Geburtsfortschritt | Muttermunderöffnung < 2 cm pro 4 Stunden nach Beginn der Oxytocin-Gabe | Evaluation der Notwendigkeit einer Sectio |
Ätiologie | Vorgehen | |
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Uteruskontraktionen | Unzureichende Wehenaktivität | Oxytocin-Gabe |
Fötus | Regelwidrige Lage oder Haltung:
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Regelwidrige Einstellung:
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Suspektes/pathologisches CTG | Allgemeine Maßnahmen (konkrete Maßnahmen je nach Anomalie):
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Mehrlingsschwangerschaften von Drillingen oder mehr | Primäre Sectio | |
Becken | Kopf-Becken-Missverhältnis: fetaler Kopf passt nicht durch das mütterliche Becken | Sectio |
Die Austrittsphase beginnt mit der vollständigen Eröffnung des Muttermunds und endet mit der Geburt des Kindes. Sie kann unterteilt werden in passive und aktive Austrittsphase:
Der Fötus führt insgesamt fünf Drehbewegungen durch, wenn er sich durch das mütterliche Becken hindurchtritt. Diese Bewegungen beginnen in der Eröffnungsperiode und werden in der Austreibungsperiode abgeschlossen.
Primipara | Multipara | |
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Mit Periduralanästhesie | 3 Stunden | 2 Stunden |
Ohne Periduralanästhesie | 2 Stunden | 1 Stunde |
Diagnose | Definition | Vorgehen |
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Protrahierte Austrittsphase | kein adäquater Fortschritt in Bezug auf Rotation/Tiefertreten in der aktiven Phase über 2 Stunden bei Primipara und über 1 Stunde bei Multipara |
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Geburtsstillstand | Überschreitung der Dauer der aktiven Phase von 3 Stunden bei Primipara und 2 Stunden bei Multipara | Operative Geburtsbeendigung |
Schulterdystokie Schulterdystokie Komplikationen während der Geburt | Geburtsstillstand nach Geburt des fetalen Kopfes durch fehlerhafte Einstellung der fetalen Schultern in das maternale Becken → geburtshilflicher Notfall: Hypoxie, Plexuslähmungen, Frakturen |
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Die Nachgeburtsphase beginnt unmittelbar nach der Geburt des Kindes und endet mit der vollständigen Austreibung der Plazenta Plazenta Plazenta, Nabelschnur und Amnionhöhle.
Anhand folgender Zeichen kann der Lösungszustand der Plazenta Plazenta Plazenta, Nabelschnur und Amnionhöhle beurteilt werden:
Menschliche Plazenta wenige Minuten nach der Geburt:
Die abgebildete Seite der Plazenta ist die dem Fötus zugewandte Seite mit der Nabelschnur oben rechts. Die andere Seite ist mit dem Uterus verbunden.