Akute Bronchiolitis

Überblick

Definition

Bei der akuten Bronchiolitis handelt es sich um eine akute Entzündung Entzündung Entzündung der unteren Atemwege (kleine Bronchien und Bronchiolen), typischerweise als Folge einer Virusinfektion.

Epidemiologie

• Inzidenz:
  • Höchste Inzidenz im Alter von 2 bis 6 Monaten
  • Häufigste Virusinfektion der unteren Atemwege beim Säugling
• Säsonalität (Respiratory Syncytial Virus (RSV)): Herbst und Winter
• Risikofaktoren für schwere Erkrankungen:
  • Individuelle Faktoren:
    • Frühgeburt Frühgeburt Vorzeitige Wehentätigkeit und Frühgeburt (geboren < 37. Schwangerschaftswoche)
    • < 12 Wochen alt
    • Niedriges Geburtsgewicht (< 2,5 kg)
    • Immundefizienz
    • Angeborene Herzerkrankungen
    • Mukoviszidose Mukoviszidose Mukoviszidose (Zystische Fibrose)
    • Bronchopulmonale Dysplasie (BPD)
  • Umweltfaktoren:
    • Viele enge Kontakte (Kindertagesstätte oder Haushalt)
    • Passives Rauchen
    • Kontakt mit schulpflichtigen Geschwistern
    • Niedriger sozioökonomischer Status
    • Nicht gestillt

Ätiologie

• Virale Infektion:
  • RSV: ⅓ der Fälle
  • Rhinovirus Rhinovirus Rhinovirus
  • Weniger häufig:
    • Parainfluenza-Virus Parainfluenza-Virus Parainfluenza-Virus
    • Humanes Metapneumovirus
    • Influenza-Virus
    • Adenovirus Adenovirus Adenovirus
    • Mycoplasma pneumoniae
    • Pertussis

Pathophysiologie und Klinik

Pathophysiologie

Pathologische Veränderungen treten innerhalb von 24 Stunden nach Kontakt mit dem Krankheitserreger auf:

• Das Virus dringt in die Epithelzellen der terminalen Bronchiolen ein.
• Die Infektion der Zelle führt zu einer Entzündung Entzündung Entzündung → Ödem, Sekretion von Schleim und Ablösung des Epithels
• Schorfbildung und Ödeme → Verengung und Obstruktion der kleinen Atemwege
• Die Verengung führt zu Atelektasen und die ersten Symptome treten auf.

Klinik

Die Symptome sind je nach Schweregrad der Erkrankung unterschiedlich ausgeprägt:

• Initial an Tag 1-3 (Symptome der oberen Atemwege):
  • Husten
  • Verlegung der Atemwege durch Sekret
  • Rhinorrhoe
• Höhepunkt an Tag 3-5, Dauer bis zu 10 Tagen (Symptome der unteren Atemwege):
  • Keuchen Keuchen Keuchen und diffuses endinspiratorisches Knistergeräusch bei der Lungenuntersuchung
  • Fieber Fieber Fieber
  • Kurzatmigkeit
• Schwere Fälle:
  • Apnoe bei Säuglingen, insbesondere im Schlaf
  • Atemstillstand:
    • Tachypnoe Tachypnoe Untersuchung der Lunge
    • Zyanose
    • Nasenflügeln
    • Giemen
    • Interkostale Einziehungen
    • Hypoxie < 92 % Sättigung

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

• Die Diagnosestellung basiert auf dem klinischen Erscheinungsbild:
  • Charakteristische Symptome der unteren Atemwege
  • Patient*innen < 2 Jahre
  • Präsentation während der Herbst- und Wintersaison
• Weitere Indizien:
  • Hohes Fieber Fieber Fieber
  • Schwerer Verlauf
  • Komorbiditäten in der Anamnese
• Von Routinetests jeglicher Art wird abgeraten, da sie keinen zusätzlichen therapeutischen Nutzen erbringen.
• Untersuchung bei schweren Verläufen, um Begleiterkrankungen oder Superinfektionen auszuschließen:
  • Großes Blutbild: Leukozytose
  • Röntgenaufnahme des Brustkorbs: Infiltrate mit Atelektase Atelektase Atelektase
  • RSV-Schnelltest mit Nasen-Rachen-Abstrich

Therapie

Die Behandlung hängt vom Schweregrad ab:

• Leichte bis mittelschwere Fälle → supportiv:
  • Oberkörperhochlagerung beim Schlafen und Füttern
  • Anwendung eines Luftbefeuchters mit kühlem Nebel und eines Antipyretikums
  • Absaugen von oralem und nasalem Sekret
  • Ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Ernährung
  • Wiedervorstellung bei Verschlechterung des Zustands der Patient*innen
• Schwer (< 28 Tage alt, Atemstillstand, Atemnot Atemnot Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), lethargisch):
  • Stationäre Aufnahme
  • Eventuell hypertone Kochsalzlösung inhalativ
  • Absaugung von Sekret
  • I.v.-Flüssigkeitssubstitution
  • Keine Evidenz für den Einsatz von Salbutamol (wenn keine Obstruktion vorliegt), Epinephrin Epinephrin Sympathomimetika oder Kortikosteroiden
• Komplikationen, wie Lungenentzündung Lungenentzündung Pneumonie (Lungenentzündung) und Apnoe, können auftreten und müssen entsprechend behandelt werden.

Prävention und Prognose

Prävention

• Stillen
• Kein Passivrauchen
• Handhygiene
• Palivizumab (monoklonaler Antikörper) bei Hochrisikopatient*innen:
  • Frühgeborene bei:
    • < 25 Monate zu Beginn der RSV-Saison
    • UND BPD/ chronische Lungenerkrankung
  • Kardiale Vorerkrankung UND < 6 Monate zu Beginn der RSV-Saison

Prognose

• Die Bronchiolitis ist i.d.R. selbstlimitierend und dauert 7-10 Tage.

Differentialdiagnosen

• Asthma: eine entzündliche Erkrankung der Atemwege, die zu einer Verengung der Bronchiallumina und damit zu einer Behinderung des Luftstroms führt. Gekennzeichnet durch Husten, Giemen und Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot). Asthma wird in der Regel nach dem zweiten Lebensjahr diagnostiziert und hat bekannte Auslöser, wobei die Symptome in allen Fällen durch die Einnahme von Bronchodilatatoren Bronchodilatatoren Asthma-Medikamente reversibel sind, was diese Erkrankung von der Bronchiolitis unterscheidet.
• Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung): Infektion der unteren Atemwege, die bei Säuglingen zu ähnlichen Symptomen wie bei der Bronchiolitis führt. Patient*innen mit Bronchiolitis können eine atypische Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) entwickeln, die auf Superinfektionen oder eine Progression der viralen Infektion zurückzuführen ist. Die Diagnose wird daher gestellt, wenn die Patient*innen eine anhaltende Hypoxie mit erhöhter Sauerstoffzufuhr, Konsolidierungen bei der Lungenuntersuchung und erhöhter Atemarbeit aufweisen.
• Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD): Ein Säurerückfluss in die Speiseröhre Speiseröhre Ösophagus (Speiseröhre) im Säuglings- und Kindesalter kann mit intermittierendem Husten und Keuchen Keuchen Keuchen einhergehen. Kann auch mit einer fehlenden Gewichtszunahme und erhöhter Reizbarkeit einhergehen. Die gastroösophageale Refluxkrankheit kann von der Bronchiolitis unterschieden werden, wenn die Symptome mit der Fütterungsroutine und nicht mit der Jahreszeit korrelieren. Die Bronchiolitis geht in der Regel mit Symptomen der oberen Atemwege einher, bevor das Keuchen Keuchen Keuchen einsetzt.