Amöbiasis oder Amöbenruhr ist eine Infektion, die durch den Parasiten Entamoeba histolytica verursacht wird. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral oder durch den Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln und Wasser. Die meisten mit E. histolytica infizierten Personen sind asymptomatisch, aber etwa 10 % können eine Dysenterie entwickeln. Invasive Infektionen sind durch Bauchschmerzen, Fieber Fieber Fieber und blutige Diarrhöen gekennzeichnet und können zu schweren Komplikationen wie Leberabszessen, Darmfisteln oder fulminanter Kolitis führen. Die Diagnose wird in der Regel durch Stuhluntersuchungen oder den Nachweis von immunologischen Markern gestellt. Die Therapie besteht in der Gabe von Metronidazol, sowie einem intraluminal amebizid-wirkenden Mittel wie Paromomycin.
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Lernleitfaden
Medizin ➜
Verursachender Organismus: anaerobe protozoische Parasiten der Gattung Entamoeba
Die Übertragung erfolgt durch das Verschlucken von Zysten:
Risikofaktoren und Hochrisikopopulationen:
Der Lebenszyklus von Entamoeba spp. ist von der Infektion eines Wirtes abhängig, da der Durchlauf durch die verschiedenen Lebensstadien im Darmtrakt des Wirtes stattfindet.
Zysten-Stadium:
Trophozoiten-Stadium:
Die Pathogenese der invasiven Infektion mit Entamoeba histolytica:
In 10 % der Fälle besiedelt E. histolytica die Dickdarmschleimhaut und dringt über die Sekretion von Proteinasen und lytischen Enzymen ein. Dies führt zur Zellnekrose bzw. zur Lyse der Membranen. Diese Kette von Ereignissen löst die Apoptose der Schleimhautzellen aus und unterbricht die tight junctions zwischen den Zellen, sodass sich flaschenförmige Ulzerationen, Abszesse und Fisteln bilden können. Das Pfortadersystem kann infiltriert werden, wodurch sich E. histolytica auf andere Organe ausbreiten kann.
Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 2 bis 4 Wochen nach Aufnahme des Erregers, wobei die Symptomatik auch erst bis zu einem Jahr nach Infektion auftreten kann.
90 % aller Entamoeba-Infektionen sind asymptomatisch:
Aspirat aus dem Leberabszess einer Person mit invasiver E. histolytica-Infektion
Bild: “Aspirate of “anchovy paste”” von Palak Patel et al. Lizenz: CC BY 4.0Amöbenabszess im linken Leberlappen:
Koronale T2-gewichtete Magnetresonanz-Cholangiopankreatografie mit einer Ansammlung von heterogenem Material im linken Leberlappen
Die Diagnosestellung der Amöbiasis basiert auf dem klinischen Verdacht und auf bestätigenden Untersuchungen. Es können mehrere Testverfahren eingesetzt werden.
Alle E. histolytica-Infektionen sollten unabhängig vom Fehlen oder der Schwere der Symptomatik behandelt werden; der Nachweis apathogener Darmamöben (z.B. E. dispar, E. moshkovskii) stellt keine Behandlungsindikation dar.
Alle Erkrankungen, die unspezifische oder blutige Diarrhöen verursachen, stellen Differentialdiagnosen der Amöbiasis dar.