Anorektale Atresien gehören zu einem Spektrum von angeborenen anorektalen Fehlbildungen mit unklarer Ätiologie. Diese Anomalien reichen von einem einfachen Anus imperforatus in einer ansonsten normalen anorektalen Region bis hin zu komplexen Anomalien, die das Urogenitalsystem betreffen. Eine anorektale Atresie tritt manchmal als isolierter Befund auf, kann aber auch als Teil eines Multiorgan-Syndroms auftreten. Die Diagnose wird häufig bei der Erstuntersuchung des Neugeborenen oder nach einer Verzögerung des Mekoniumabgangs von mehr als 24 Stunden nach der Geburt gestellt. Die Prognose ist je nach Komplexität unterschiedlich. Eine Behandlung erfolgt in erster Linie chirurgisch.
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Lernleitfaden
Medizin ➜
Anorektale Atresien entstehen durch Abweichungen von der normalen embryologischen Entwicklung der Bauchorgane.
Anorektale Fehlbildungen können je nach Höhe des Beckenbodens (M. levator ani) in hohe und niedrige Fehlbildungen unterteilt werden:
Atresien werden häufig bei der körperlichen Untersuchung des Neugeborenen festgestellt. Übersehene Fälle werden in der Regel innerhalb von 24 Stunden nach dem Ausbleiben des Mekoniumabgangs identifiziert.
Imperforierter Anus
Bild: “Persistent cloaca perineum” vom Department of Pediatric Surgery, Cincinnati Children’s Hospital, University of Cincinnati, Cincinnati, Ohio 45229, USA. Lizenz: CC BY 2.0(a) Ein Katheter wurde in die Öffnung der Fistel eingeführt.
(b) Die Fistulographie zeigte die Fistel und das Ende des Rektums.
Anorektale Fehlbildung: hoher imperforierter Anus mit rektouretheraler Fistel
Die seitliche Röntgenaufnahme (A) zeigt, dass im Analbereich keine Luft vorhanden ist (metallische Markierung am Analrand). Anterior ist ein durchscheinender, gekrümmter Luftschatten zu sehen (Pfeil), der Luft in der Harnblase als Folge der Fistel darstellt.
Das Loopogramm (B) desselben Patienten bestätigt die rektourethrale Fistel und zeigt das Rektum und die Harnblase an.
Rektobulbäre Fistel mit anorektaler Atresie bei einem Säugling, der in der frühen Neugeborenenperiode mit Mekoniumabgang durch die Harnröhre vorgestellt wurde.
Ein distales Kologramm (durchgeführt durch eine transversale Kolostomie) zeigt das Fehlen des distalen Rektums und des Analkanals mit einer Verbindung zwischen dem Rektum und der bulbären Urethra durch eine Fistel (Pfeil).
Computertomographie (CT) des Thorax eines Neugeborenen, das per Sectio bei einer 24-jährigen Mutter entbunden wurde, die vorgeburtlich Polyhydramnion hatte. Bei der körperlichen Untersuchung fielen eine Analatresie, eine einzelne transversale Palmarfalte an der rechten Hand und eine beidseitige Klinodaktylie auf.
Sagittal (a), horizontal (b), und axial (c) das Fehlen von Luftröhre und Bronchien zeigen (B), die über eine Fistel (Pfeil) aus dem Ösophagus (OE) austritt.
Urethrographie (a) zeigt die Urethra und die Blase, wobei im Rektum eine geringe Kontrastmittelmenge zu sehen ist. Die Stelle, an der die Fistel in die Urethra eintritt, ist dargestellt (Pfeil). Begrenzte posteriore sagittale Anorektoplastik (b) mit Teilung des Rektums (oberer Pfeil) und einem Katheter in der Fistel (unterer Pfeil).
Bild: “Urethrography showed the urethra and the bladder” vom Department of Pediatric Surgery, West China Hospital, Sichuan University, Chengdu, 610041, People’s Republic of China. Lizenz: CC BY 4.0