Antiphospholipidsyndrom

Das Antiphospholipidsyndrom (APS) ist eine Autoimmunerkrankung, die durch das Vorhandensein von Antiphospholipid-Antikörpern gekennzeichnet ist, welche einen hyperkoagulierbaren Zustand erzeugen. Diese Antikörper werden am häufigsten während einer Untersuchung nach einem thrombotischen Ereignis oder wiederkehrenden Aborten nachgewiesen, da es sich bei diesen beiden Manifestationen um die beiden häufigsten bei APS handelt. Bei Patient*innen mit APS besteht sowohl ein Risiko für eine arterielle als auch für eine venöse Thrombose. Die Therapie besteht zum einen aus einer Akuttherapie nach thrombotischem Ereignis, zum anderen in einer Prophylaxe mittels Antikoagulation.

Aktualisiert: 16.02.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Definition

Das Antiphospholipidsyndrom (APS) ist eine autoimmune Pathologie, welche mit thrombotischen Ereignissen und/oder rezidivierende Schwangerschaftsaborte im Zusammenhang mit dem Vorhandensein von persistenten Antiphospholipid-Antikörpern (aPL) auftritt, die einen hyperkoagulierbaren Zustand des Blutes zur Folge haben.

Allgemeines und Historie

  • Erstmalige Beschreibung von Antiphospholipidantikörpern (aPL) indirekt in 1906
    • Komplementfixationstest zur Diagnostik von Syphilis anhand der Bestimmung von “Reagin”
    • Vermehrt falsch-positive Serotests bei Patient*innen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE)
      • Die später festgestellte Ursache hierfür ist eine Kreuzreaktivität der Autoantikörper gegen Cardiolipin (aCL) mit Antikörpern gegen Phospholipidhaltige Zellwandbestandteile von Treponemen Treponemen Treponemen
    • 1941 Identifizierung von “Cardiolipin” (saures Phospholipid) als entsprechendes Antigen (Anticardiolipinantikörper: aCL)
  • Außerdem Feststellung von Gerinnungsstörungen bei SLE-Patient*innen mit verlängerter Gerinnungszeit, aber ohne Blutungsneigung und mit dennoch auftretenden Thrombosen
    • Lupusantikoagulans (LA)
  • In den 1980er Jahren wurde ein Zusammenhang zwischen falsch-positiver Syphilisserologie, LA, aCL und thromboembolischen Ereignissen festgestellt: Antiphospholipidsyndrom (APS)
  • Später wurde Beta2-Glykoprotein als eigentliches Zielantigen der zirkulierenden Autoantikörper (aPL) beim APS identifiziert.
  • Zunächst wurden nur SLE Patient*innen mit dem APS in Verbindung gebracht.
  • Bei Feststellung der Tatsache, dass auch Patient*innen ohne zugrunde liegenden SLE ein APS aufweisen können, wurde in primäre (pAPS) und sekundäre (sAPS) Form unterteilt.
  • aPL: Autoantikörper gegen Phospholipid-bindende Proteine Proteine Proteine und Peptide
  • pAPS: APS, das aufgrund isolierter aPLs auftritt
  • sAPS: APS tritt im Rahmen einer zugrunde liegenden, systemischen Autoimmunerkrankung auf
    • Häufig treten einzelne klinische oder serologische Phänomene des SLE bei APS-Patient*innen auf (z. B. Raynaud-Syndrom, ANA, Leukopenie), wohingegen das vollständige klinische Bild eines SLE nur selten auftritt.

Epidemiologie

  • sAPS bei ca. 15 – 30 % aller SLE
  • Serologische Phänomene allein treten häufiger auf (20 – 40 %)
  • Nur selten präpupertäre Manifestationen
  • Verhältnis Frauen:Männer
    • pAPS: 2–4:1
    • sAPS: 3–7:1

Ätiologie und Pathophysiologie

Ätiologie

Pathophysiologie

Klinik

Das Antiphospholipid-Syndrom tritt bei Frauen jungen bis mittleren Alters mit thromboembolischen Ereignissen und/oder Schwangerschaftskomplikationen auf. Andere Autoimmunerkrankungen können vorliegen.

Thromboembolische Präsentationen

Geburtshilfliche Präsentationen

Andere Symptome

  • Hämatologische Befunde:
  • Kardiologische Befunde: wenn vorhanden fast immer die Klappen mitbetreffend
    • Am häufigsten sind Mitral- und Aortenklappen betroffen
    • Kann zu Regurgitation und seltener zu Stenose führen
    • Verdickung der Klappensegel
    • Libman-Sacks-Endokarditis
  • Dermatologische Befunde:
    • Livedo reticularis : ein rot-blaues, netzartiges Muster, das aufgrund einer beeinträchtigten Durchblutung der mittelgroßen Gefäße auftritt
    • Ulzerationen und/oder Gangrän der Finger
    • Splitterblutungen
  • Rheumatologische Befunde: im Einklang mit einer assoziierten rheumatologischen Erkrankung
    • Exantheme
    • Arthralgien
    • Fatigue

„Katastrophales“ APS:

Livedo reticularis

Livedo reticularis

Bild: „Livedo reticularis in a patient with DADA2“ von Roberta Caorsi et al. Lizenz: CC BY 4.0

Diagnostik

Diagnosekriterien

Die Diagnose des APS erfolgt sowohl klinisch als auch labordiagnostisch.

Sydney-Klassifikationskriterien

Überarbeitete Sydney-Klassifikationskriterien aus dem Jahr 2006:

  • Klinisch:
    • Schwangerschaftskomplikationen
    • Sonstige ungeklärte Todesursache eines normal entwickelten Feten > 10. SSW
    • In Bildgebung oder Histologie eine oder mehrere eindeutige, arterielle oder venöse Thrombosen
    • Eklampsie Eklampsie Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen, Präeklampsie Präeklampsie Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen oder Plazentainsuffizienz vor der 34. SSW mit 1 oder mehr Frühgeburten zur Folge
    • 3 oder mehr Aborte < 10. SSW ohne zugrunde liegende anatomische, hormonelle oder chromosomale Pathologien
  • Serologisch:
    • Positiver Lupusantikoagulans-Test (LA-Test) nach internationalen Richtlinien
    • Hohe (>99. Perzentile) oder Mittelhohe (> 40. I. E.) Titer von IgM- oder aCL
    • IgM- oder IgG-Beta2-Glykoprotein (> 99. Perzentile)
  • Annahme eines APS bei Vorliegen von mindestens einem klinischen und einem serologischen Kriterium
  • Serologische Tests müssen mindestens 2 Mal im Abstand von jeweils mindestens 3 Monaten eindeutig positiv sein, um gewertet zu werden.
  • Testergebnisse, welche mehr als 5 Jahre vor einem klinischen Ereignis erhoben wurden, werden nicht berücksichtigt.

Labordiagnostik:

  • aPL-AK müssen hoch-positiv sein (aCL, Anti-Beta2-AK)
    • > 99. Perzentile bzw. 40 U/ml
    • IgG aussagekräftiger als IgM
  • Nachweis von Lupusantikoagulans mittels Bestätigungstest
    • Häufig falsch positiv bei bereits begonnener Therapie mit oralen Antikoagulanzien Antikoagulanzien Antikoagulanzien, Heparin oder Vitamin-K-Antagonisten
    • Hinweis: Obwohl dieser Faktor als „Antikoagulans“ bezeichnet wird, ist er tatsächlich prothrombotisch
  • Serologische Tests müssen 2x eindeutig positiv ausfallen
    • Abstand von mindestens 12 Wochen
  • Aborte, welche hinsichtlich fetaler Morphologie, Frequenz und Zeitpunkt die Definition der APS-Kriterien erfüllen
  • Blutbild- und Gerinnungsstudien können zeigen:
  • Komplementstudien: können Komplementspiegel zeigen (z. B. C3 oder C4), können sowohl bei primärem als auch sekundärem APS beobachtet werden

Andere Untersuchungen:

Andere Tests können je nach Präsentation klinisch indiziert sein. Beispielsweise:

  • Bildgebung:
    • Doppleruntersuchungen bei Verdacht auf TVT
    • CT bei Verdacht auf Schlaganfall
  • EKG EKG Normales Elektrokardiogramm (EKG) bei Verdacht auf Myokardinfarkt Myokardinfarkt Myokardinfarkt (MI)
  • Thrombophilie-Abklärung (z. B. wenn das einzige Symptom eine unprovozierte TVT ist)
  • Rheumatologische Abklärung (z. B. wenn der Patient Befunde hat, welche mit SLE übereinstimmen)

Therapie

Akutbehandlung

  • Äquivalent zur Behandlung von Thrombosen mit anderer Ätiologie

Prophylaxe weiterer APS-assoziierter Ereignisse

Therapie bei rezidivierenden Aborten:

  • Antikoagulation mit Thrombozytenaggregationshemmern (ASS) bereits vor Konzeption
  • Heparingabe ab positivem Schwangerschaftstest

Klinische Relevanz

Differentialdiagnosen bei rezidivierenden Thrombosen

Hyperkoagulierbare Zustände: Hyperkoagulierbare Zustände oder Thrombophilien sind durch ein erhöhtes Risiko der Gerinnselbildung oder Thrombose definiert. Die Ursache kann genetisch bedingt oder erworben sein; beide führen zur Bildung von Gerinnseln, die zu Gefäßverschlüssen in wichtigen Organen führen und tödlich verlaufen können. Faktor-V-Leiden Faktor-V-Leiden Hyperkoagulopathien ist die häufigste vererbte Ursache. Die Behandlung umfasst in der Regel die Verwendung von Antikoagulanzien Antikoagulanzien Antikoagulanzien.

Tabelle: Ursachen eines hyperkoagulierbaren Zustands
Typ Erkrankung Eigenschaften
Primär oder vererbt Faktor-V-Leiden Faktor-V-Leiden Hyperkoagulopathien
Prothrombin-20210A- oder Faktor-II-Mutationen
Antithrombinmangel
  • Autosomal dominant (oder erworben)
  • Antithrombin Antithrombin Antikoagulanzien hemmt normalerweise Thrombin und Faktor Xa.
  • Antithrombinmangel führt zu:
    • ↑ Thrombin und Faktor Xa
    • Resistenz gegen niedermolekulares Heparin
Protein C- oder S-Mangel
Sekundär oder erworben Venöse Stauung
Endothelverletzung
  • Malignität
  • Vaskulitis
Erworbene Hyperkoagulabilität Hyperkoagulabilität Hyperkoagulopathien

Häufige Präsentationen einer wiederkehrenden Thrombose

Referenzen

  1. Urkan, D, Ortel, T. (2020). Klinische Manifestationen des Antiphospholipid-Syndroms. Abgerufen Abgerufen am 18. April 2021 von https://www.uptodate.com/contents/clinical-manifestations-of-antiphospholipid-syndrom
  2. Urkan, D, Ortel, T. (2020). Diagnose des Antiphospholipid-Syndroms. Abgerufen am 18. April 2021 von https://www.uptodate.com/contents/diagnosis-of-antiphospholipid-syndrom
  3. Urkan, D, Ortel, T. (2020). Behandlung des Antiphospholipid-Syndroms. Abgerufen am 18. April 2021 von https://www.uptodate.com/contents/treatment-of-antiphospholipid-syndrom
  4. Bustamante, J. (2020). Antiphospholipid-Syndrom. In Singhal, M. (Hrsg.) StatPearls. Abgerufen am 23. April 2021 von https://www.statpearls.com/articlelibrary/viewarticle/17705/
  5. Movva, S. (2020). Antiphospholipid-Syndrom. In Diamond, H. (Hrsg.) Medscape . Abgerufen am 23. April 2021 von https://emedicine.medscape.com/article/333221-overview
  6. Specker, C. Antiphospholipidsyndrom. Z Rheumatol 75, 570–574 (2016). https://doi.org/10.1007/s00393-016-0153-8

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

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Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

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Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

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Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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