Cannabiskonsumstörung

Die Cannabiskonsumstörung ist gekennzeichnet durch den pathologischen Konsum von Cannabis, der weltweit am häufigsten konsumierten illegalen Substanz. Cannabis hat zwar einige nützliche medizinische Verwendungszwecke, kann aber auch zu Intoxikationen führen, die durch Psychosen oder kognitive Störungen gekennzeichnet sind, insbesondere bei chronischem Konsum. Im Gegensatz zu den meisten anderen Substanzen sind die Entzugserscheinungen gering. Therapie der ersten Wahl sind supportive und psychosoziale Interventionen; ein Nutzen einer pharmakologischen Therapie konnte bisher nicht gezeigt werden. Andere Faktoren wie zugrunde liegende Stimmungs- oder Persönlichkeitsstörungen oder eine Komorbidität mit anderen Substanzkonsumstörungen sind mit einer schlechten Prognose verbunden.

Aktualisiert: 20.06.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Definition und Epidemiologie

Definition

Die Cannabiskonsumstörung (ICD-11: 6C41) zählt zu den Substanzkonsumstörungen und beschreibt einen maladaptiven Konsum von Cannabis.

  • Intoxikation:
    • Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Reizen
    • Derealisierung und Depersonalisierung bei höherer Dosierung
    • Beeinträchtigte motorische Fähigkeiten bis zu 8-12 Stunden nach der Einnahme
    • Auch Delirium und durch Cannabis verursachte psychotische Störungen möglich
  • Entzug:
    • Entwicklung eines substanzspezifischen Syndroms aufgrund der Beendigung (oder Reduzierung) der Substanzmenge
    • Sehr mild bei Cannabis und anderen inhalativen/halluzinogenen Drogen
  • Toleranz:
    • Notwendigkeit, die Dosis der Substanz zu erhöhen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen (verringerte Wirkung bei Verwendung der gleichen Menge der Substanz)
    • Für Cannabis gibt es keine eindeutigen Beweise für eine physiologische Abhängigkeit.

Epidemiologie

  • Cannabis ist die am meisten konsumierte illegale Substanz, in manchen Ländern teils legalisiert.
  • Von schätzungsweise 192 Mio. Menschen weltweit genutzt
  • Weltweit leiden etwa 13 Mio. Menschen an einer mittelschweren bis schweren Cannabiskonsumstörung.
  • Abnehmende Prävalenz mit zunehmendem Alter
  • Männer doppelt so häufig betroffen wie Frauen

Pharmakologie

Pharmakologische Eigenschaften

  • Cannabis wird sowohl aus natürlich vorkommenden als auch aus von der Landwirtschaft selektierten Sorten (die eine höhere Potenz aufweisen) konsumiert.
  • Synthetische Formulierungen verfügbar (z.B. “Spice”, “K2”)
  • Formen des Konsums:
    • Rauchen (am weitesten verbreitet)
    • Vaporizer
    • Gebacken in Keksen oder anderen Süßigkeiten
    • Tee
  • THC (Tetrahydrocannabinol):
    • Der wichtigste aktive und stärkste psychoaktive Bestandteil von Cannabis.
    • 50 % des THC gelangen über die Lungenbläschen rasch nach dem Einatmen in den Blutkreislauf.
    • Bindung von THC an Cannabinoid-Rezeptoren im Belohnungssystem des Gehirns → euphorische Gefühle
    • Synthetische Cannabinoide Cannabinoide Cannabinoide haben Wirkstoffe, die stärker sind als THC.
  • Cannabinoidrezeptoren = hemmende G-Protein-gekoppelte Rezeptoren Rezeptoren Rezeptoren → Hemmung der Adenylatzyklase → Senkung des cAMP
  • Cannabinoide Cannabinoide Cannabinoide = lipophil → nachweisbar über Tage bis Wochen im Körper

Medizinische Verwendung von Cannabis

Indikationen:

Pharmazeutische Formen:

  • Dronabinol
  • Nabilon

Klinik und Diagnostik

Um die Diagnose einer Cannabisintoxikation oder eines Cannabisentzugs zu stellen, sollte eine detaillierte Anamnese des Cannabiskonsums erhoben werden. Ein Drogenscreening im Urin hilft, die Diagnose zu bestätigen.

Cannabis-Intoxikation

  • Kein dokumentierter Todesfall allein durch eine Cannabisvergiftung
  • Allgemein: Euphorie oder Entspanntheit, unangemessenes Lachen
  • ZNS: psychomotorische Retardierung, Beeinträchtigung der motorischen Funktion
  • Ophthalmologisch: Bindehautinjektion oder “Rötung” der Bindehaut Bindehaut Anatomie des Auges
  • GI-Trakt: erhöhter Appetit, trockener Mund
  • Drogenscreening im Urin:
    • Detektion des wichtigsten inaktiven Metaboliten 11-Nor-9-carboxy THC
    • Bei einmaliger Anwendung können bis zu drei Tage lang nachweisbare Werte auftreten.
    • Bei chronischem Konsum können bis zu 30 Tage lang nachweisbare Werte auftreten.

Cannabis-Entzug

Therapie und Komplikationen

Therapie von Cannabisintoxikation und -entzug

  • Unterstützende, psychosoziale Interventionen (z.B. Kontingenzmanagement, Gruppentherapie usw.)
  • Symptomatische Behandlung
  • Bei schweren Intoxikationen ggf. Antipsychotika

Therapie von Cannabiskonsumstörungen

Komplikationen bei Cannabiskonsumstörung

  • Cannabis-induzierte psychotische Störungen:
    • Psychotische Störung im Zusammenhang mit Cannabiskonsum
    • Oft mit vorübergehenden paranoiden Wahnvorstellungen
    • Chronischer Cannabiskonsum wird mit der Entwicklung von Schizophrenie Schizophrenie Schizophrenie im späteren Leben in Verbindung gebracht.
  • Amotivationales-Syndrom:
    • Assoziiert mit langfristigem schwerem Cannabiskonsum
    • Verwechslungsgefahr mit einer zugrunde liegenden Stimmungsstörung
    • Der jugendliche Cannabiskonsum ist mit dem Konsum anderer Substanzen assoziiert (Einstiegsdroge).

Differentialdiagnosen

  • Schizophrenie Schizophrenie Schizophrenie: eine chronische psychische Störung, die sowohl durch positive (Wahnvorstellungen, Halluzinationen, desorganisierte Sprache oder Verhalten) als auch durch negative Symptome (flacher Affekt, Avolition, Anhedonie, schlechte Aufmerksamkeit und Alogie) gekennzeichnet ist. Die Störung geht mit einer über 6 Monate andauernden Verschlechterung der Funktionsfähigkeit einher. Der Konsum von Cannabis kann in der akuten Phase zu Psychosen und schizophrenieähnlichen Symptomen führen. Die Behandlung der Schizophrenie Schizophrenie Schizophrenie erfolgt mit Antipsychotika.
  • Kokainkonsumstörung: Kokain ist ein indirektes Sympathomimetikum, das die Wiederaufnahme von Dopamin, Epinephrin Epinephrin Sympathomimetika und Norepinephrin aus dem synaptischen Spalt blockiert. Dieser Prozess führt zu einer stimulierenden Wirkung (Euphorie, erhöhte Energie, Reizbarkeit, Psychose, verminderter Appetit, Gewichtsverlust und Hypersomnie), die der von Cannabis ähnelt, aber stärker ausgeprägt ist. Zu den Entzugssymptomen gehören schwere Depressionen und Müdigkeit. Die Behandlung ähnelt der von Cannabis insofern, als es keine direkten Medikamente gibt, die bei Kokainkonsumstörungen eingesetzt werden können.
  • Inhalationsintoxikation: der Missbrauch von inhalativen Substanzen wie Klebstoff, Farbe oder Feuerzeugbenzin. Um eine euphorisierende Wirkung zu erzielen, nehmen die Betroffenen Inhalatoren durch den Mund ein (allgemein als “Huffing” bekannt) oder schnupfen die Substanzen durch die Nase Nase Anatomie der Nase. Die Wirkung hält nur einige Minuten an. Die Anzeichen einer akuten Intoxikation reichen von vorübergehender Euphorie bis hin zum Bewusstseinsverlust. Inhalationsmittel führen zu zentralnervöser Hemmung und Herzrhythmusstörungen. Die Behandlung ist supportiv, und Beruhigungsmittel sollten vermieden werden, da sie die Intoxikation verschlimmern können.

Quellen

  1. Ganti, Latha. (2005). First aid for the psychiatry clerkship: a student-to-student guide. New York :McGraw-Hill, Medical Pub. Div. Chapter 7, Substance related and addictive disorders, pages 80, 92.
  2. Gorelick, D. (2021). Cannabis use and disorder: Epidemiology, comorbidity, health consequences, and medico-legal status. UpToDate.  https://www.uptodate.com/contents/cannabis-use-and-disorder-epidemiology-comorbidity-health-consequences-and-medico-legal-status (Zugriff am 16. Februar 2021).
  3. Wang, George. (2021). Cannabis (marijuana): Acute intoxication. UpToDate. https://www.uptodate.com/contents/cannabis-marijuana-acute-intoxication (Zugriff am 16. Februar 2021).
  4. Sadock, B. J., Sadock, V. A., & Ruiz, P. (2014). Kaplan and sadock’s synopsis of psychiatry: Behavioral sciences/clinical psychiatry (11th ed.). Chapter 20, Substance use and addictive disorders, pages 644-647. Philadelphia, PA: Lippincott Williams and Wilkins.
  5. Thompson, A. (2021). Clinical management of drug use disorders. DeckerMed Medicine. doi:10.2310/im.13042
  6. World Health Organisation (2020). ICD-11, 6C41. Disorders due to use of cannabis. https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f1913137404 (Zugriff am 02. November 2022).

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

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Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

Frank Eilers

Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

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Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

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Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Zach Davis ist studierter Betriebswirt und Experte für Zeitintelligenz und Zukunftsfähigkeit. Als Unternehmens-Coach hat er einen tiefen Einblick in über 80 verschiedene Branchen erhalten. Er wurde 2011 als Vortragsredner des Jahres ausgezeichnet und ist bis heute als Speaker gefragt. Außerdem ist Zach Davis Autor von acht Büchern und Gründer des Trainingsinstituts Peoplebuilding.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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