Eisenmangelanämie

Überblick

Definition

Von einer Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen spricht man, wenn die Hämoglobinkonzentration, der Hämatokrit oder die Erythrozytenzahl unterhalb der Norm für das entsprechende Alter oder Geschlecht liegen. Eine Eisenmangelanämie entsteht, wenn dem Körper nicht genug Eisen Eisen Spurenelemente zur Verfügung steht. Da Eisen Eisen Spurenelemente ein wesentlicher Bestandteil der Hämoglobinsynthese ist, kann ein Mangel zu einer verminderten Synthese und somit zu einer Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen führen. Aufgrund des Eisenmangels handelt es sich bei der Eisenmangelanämie um eine hyporegeneratorische, hypochrome und mikrozytäre Anämieform.

Epidemiologie

• Weltweit häufigste Anämieform (80 %)
• Häufiger in Entwicklungsländern
• Bis zu 20 % der Frauen* im gebärfähigen Alter sind betroffen.
• Säuglinge (6–24 Monate), die Kuhmilch trinken, sind häufiger von Eisenmangel betroffen, da der Verzehr von Kuhmilch zu erhöhten Eisenverlusten im Magen-Darm-Trakt führt.
• Zu den Risikogruppen zählen Säuglinge/Kleinkinder, Schwangere sowie prämenopausale Frauen*.
• Häufiger bei Familien mit niedrigerem sozioökonomischem Status

Ätiologie

• Verminderte Eisenaufnahme
  • Diäten
    • Eisenarme vegane/vegetarische Ernährung
    • Diäten, die reich an Milchprodukten sind (z. B. Säuglinge, die Kuhmilch trinken)
  • Mangelhafte Eisenresorption:
    • Unzureichende Produktion von Magensäure, die normalerweise die Eisenaufnahme fördert (z. B. Patienten, die Protonenpumpeninhibitoren (PPI) einnehmen oder bei Patient*innen mit Gastritis Gastritis Gastritis)
    • Zöliakie Zöliakie Zöliakie
    • Entzündliche Darmerkrankungen
    • Nach Gastrektomie/Dünndarmresektion
  • Gesteigerter Eisenbedarf (Wachstumsphasen, Schwangerschaft Schwangerschaft Schwangerschaft: Diagnostik, mütterliche Physiologie und Routineversorgung, Leistungssport)
• Erhöhter Eisenverlust (80 %)
  • Blutungen (z. B. Traumata, Menorrhagie, Tumore, Ulzera, Gastritis Gastritis Gastritis, Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose…)
  • Hämolyse
  • Gastrointestinale-Parasiten (z. B. Hakenwürmer)
  • Chronische Blutungen im unteren Gastrointestinaltrakt
  • Pulmonale Hämosiderose
• Erhöhter Eisenbedarf
  • Während der Schwangerschaft Schwangerschaft Schwangerschaft: Diagnostik, mütterliche Physiologie und Routineversorgung hat der Körper einen erhöhten Eisenbedarf da es auf mütterlicher Seite zu einer Zunahme des Blutvolumen kommt und auf fetaler Seite zu einem erhöhten Bedarf.
  • Behandlung mit Erythropoetin bei chronischer Niereninsuffizienz.
• Funktioneller Eisenmangel
  • Vorkommen bei chronischen Krankheiten
  • Eisen Eisen Spurenelemente aus dem Abbau von altem Hämoglobin wird von Makrophagen Makrophagen Zellen des angeborenen Immunsystems nicht in den Kreislauf abgegeben. Die Eisenspeicher sind gefüllt, aber können vom Körper nicht genutzt werden.
  • Entstehung aufgrund der chronischen Entzündung Entzündung Entzündung und Produktion von Hepcidin

Pathophysiologie

• Der Eisenstoffwechsel wird engmaschig reguliert, um das Gleichgewicht zwischen Aufnahme und Ausscheidung aufrechtzuerhalten. Der tägliche Verlust entspricht in etwa der täglichen Resorption.
• Normaler Eisenbedarf: 1-2 mg/Tag
  • Prämenopausale Frauen: etwas erhöhter Bedarf
  • Schwangere: 3–5 mg/Tag
• Die Eisenaufnahme im Duodenum Duodenum Dünndarm/ Jejunum Jejunum Dünndarm erfolgt ausschließlich in Form von zweiwertigem Eisen Eisen Spurenelemente.
• Hämoglobinsynthese:
  • Kombination von zweiwertigem Eisen Eisen Spurenelemente (Fe²⁺) mit Protoporphyrin.
  • Bei Eisenmangel komm es zu einer verminderten Hämsynthese und Sauerstofftransportkapazitäten.
  • Erniedrigte Fe²⁺-Spiegel induzieren die Erythropoese Erythropoese Erythrozyten und es kommt zu einer Hochregulierung der Transferrin-Rezeptoren auf Erythrozyten Erythrozyten Erythrozyten, um die Eisenzufuhr ins Gewebe zu verbessern.
• Stadien des Eisenmangels:
  • Normale Eisenhomöostase
  • Eisenmangel ohne Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen (latenter Eisenmangel):
    • Die Eisenspeicher sind vermindert, aber durch den Abbau von altem Hämoglobin wird genügend Eisen Eisen Spurenelemente bereitgestellt. Es sind noch keine funktionellen Auswirkungen vorhanden.
    • Das Ferritin ist vermindert, der Hb und die Erythrozytenindices sind aber noch normal. Es liegt keine Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen vor.
  • Eisenmangel mit Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen (Manifester Eisenmangel)
• Wenn das Angebot an Fe²⁺ sinkt, hat dies Auswirkungen auf:
  • Ferritin, die Speicherform von überschüssigem Eisen Eisen Spurenelemente im Körper, nimmt ab.
  • Transferrin Transferrin Hämstoffwechsel, Eisenstoffwechsel und Hämoglobin, ein Protein, das Eisen Eisen Spurenelemente im Blut bindet, steigt an.

Klinik

Allgemeine Anämiesymptome

• Blässe ( Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion und Schleimhaut)
• Müdigkeit
• Belastungsdyspnoe und Schwäche
• Benommenheit
• Synkope Synkope Synkope
• Tachykardie

Symptome der Eisenmangelanämie

• Kälteüberempfindlichkeit
• Mundwinkelrhagaden
• Koilonychie (löffelförmige Finger- und Zehennägel)
• Brüchiges Haar
• Pica-Syndrom (Verlangen nach widerlichen/ungenießbaren Substanzen: Schmutz, Eis, Farbe usw.)
• Restless-Leg-Syndrom
• Neurologische Störungen: gesteigerte Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen

Plummer-Vinson-Syndrom Plummer-Vinson-Syndrom Dysphagie

• Schleimhautatrophie von Zunge Zunge Mundhöhle: Lippen und Zunge, Oropharynx Oropharynx Pharynx
• Schmerzhafte Dysphagie Dysphagie Dysphagie
• Glossitis: Zungenbrennen
• Cheilose/Cheilitis

Diagnostik

Die Diagnosestellung einer Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen erfolgt klinisch. Zur Klassifikation der Anämieform benötigt man eine Labordiagnostik.

• Blutbild:
  • Hypochrome mikrozytäre Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen
  • ↓ Hb
  • ↓ MCV (mikrozytär)
  • ↓ MCH (hypochrom)
  • ↑↑ RDW/EVB (red cell distribution width, Erythrozytenverteilungsbreite): verbreiterte Verteilungskurve des Erythrozytenvolumens
  • Thrombozytose: ↑ Blutplättchen
• Eisenwerte:
  • ↓ Eisen Eisen Spurenelemente
  • ↓↓ Ferritin
  • ↑↑ Gesamte Eisenbindungskapazität
  • ↑ Transferrin Transferrin Hämstoffwechsel, Eisenstoffwechsel und Hämoglobin
  • ↑ löslicher Transferrinrezeptor
  • ↓↓ Transferrinsättigung
• Peripherer Blutausstrich
  • Mikrozytäre und hypochrome Erythrozyten Erythrozyten Erythrozyten
  • Anisozytose
  • Targetzellen (Zielzellen)
  • Anulozyten
• Knochenmarkaspiration
  • selten gemacht
  • Berliner Blau Färbung: Eisenmangel in Erythroblasten
• Ursachenklärung: Abklärung gastrointestinaler Blutungen (Endoskopie), urogenitale Diagnostik sowie andere Blutungsursachen. Körperliche Untersuchung sowie Anamnese.
• Für die Diagnose ist einer der folgenden Befunde erforderlich:
  • Serumferritin < 30 μg/l bei Männern*, < 15 μg/l bei Frauen*
  • Transferrinsättigung < 16 %
  • Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen verschwindet durch Eisensubstitution.
  • Knochenmarkaspirat ohne anfärbbares Eisen Eisen Spurenelemente

Therapie

Therapie der Grunderkrankung

• Verminderte Aufnahme von Kuhmilch bei Säuglingen.
• Absetzen von Medikamente mit Einfluss auf den Eisenhaushalt.
• Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen.
• Ernährungsberatung.

Eisensubstitution

• Oral (i.d.R Therapie der Wahl)
  • Zweiwertiges Eisen Eisen Spurenelemente (Fe²⁺) (Eisenglycinsulfat)
  • Dauer: bis Hb normal und Eisenspeicher wieder gefüllt sind (3 bis 6 Monate).
  • Einnahme vor den Mahlzeiten in nüchternem Zustand, um Resorption zu verbessern.
  • Aufklärung der Patient*innen über potentielle Nebenwirkungen und Interaktionen der Eisenpräparate.
• Parenterale Eisensubstitution: Indiziert bei Patient*innen, die die orale Einnahme nicht vertragen (Nebenwirkungen/Unverträglichkeiten), an Malabsorptionssyndromen oder chronischen Entzündungen leiden oder bei einer Therapie mit EPO. Bei der intravenösen Gabe muss auf mögliche Nebenwirkungen sowie im schlimmsten Fall eine anaphylaktischen Reaktion geachtet werden.
• Bluttransfusion Bluttransfusion Transfusionsprodukte: für Patient*innen mit schwerer Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen mit Tachykardie

Therapieerfolg

Die Retikulozyten und das Hämoglobin sollten nach einer Woche ansteigen.

Differentialdiagnosen

• Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen bei chronischer Erkrankung: Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen infolge einer chronischen Erkrankung, mit verminderter Eisenspeicherung und -freigabe, sowie -resorption. Am häufigsten bei chronischem Nierenversagen zu beobachten, aufgrund von der verminderten Erythropoetin-Produktion. In diesen Fällen ist die Gesamteisenbindungskapazität gering und der Hepcidinspiegel erhöht. Auch das Ferritin ist erhöht.
• Sideroblastische Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen: Anämieform, bei der die Eisenwerte normal sind, aber Eisen Eisen Spurenelemente nicht in das Hämmolekül eingebaut werden kann. Ursachen der sideroblastischen Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen sind Bleivergiftung, Vitamin B ₆ -Mangel und Isoniazid.
• Thalassämie Thalassämie Thalassämie: hereditäre Hämoglobinopathie mit ähnlichem klinischen Bild wie die Eisenmangelanämie. Allerdings sind die Eisenwerte bei Thalassämie Thalassämie Thalassämie normal und daher kann eine Eisensubstitution in diesen Fällen schädlich sein.