Enterobius/Enterobiose

Allgemeine Merkmale und Epidemiologie

Grundlegende Merkmale von Enterobius

• Nematode
• Morphologie:
  • Weiß
  • Schlank
  • Dünner, spitzer Schwanz bei weiblichen Individuen
• Größe:
  • Weibchen: 8–13 mm
  • Männchen: 2–5 mm
• Eier:
  • Länglich
  • Abgeflacht auf einer Seite
  • Transluzent

Klinisch relevante Arten

Enterobius vermicularis, der Madenwurm, verursacht die Enterobiose, auch Oxyuriasis genannt.

Epidemiologie

Die Enterobiose ist die häufigste Helmintheninfektion in Westeuropa und den Vereinigten Staaten.

• Prävalenz:
• Es wird angenommen, dass die Enterobiose etwa vierhundert Millionen Menschen weltweit betrifft.
  • 50 % der Menschen weltweit sind min. einmal in ihrem Leben befallen
• Kinder > Erwachsene
• Männer > Frauen

Pathogenese

Reservoirs

Der Mensch ist der Hauptwirt von E. vermicularis.

Infektionsweg

• Fäkal-oral
• Kontakt mit kontaminierten Oberflächen

Risikofaktoren des Wirtes

• Personen mit Vorerkrankungen
• Schulkinder
• Häftlinge
• Beschäftigte im Gesundheitswesen, in Schulen und Gefängnissen

Lebenszyklus

Der gesamte Lebenszyklus von E. vermicularis spielt sich im menschlichen Verdauungstrakt ab.

• Verschlucken der Eier → Schlüpfen und Freisetzen der Larven im Dünndarm Dünndarm Dünndarm
• Adulte Würmer befinden sich im Zäkum, Appendix und aszendierendem Kolon.
• Weibliche Würmer wandern durch das Rektum Rektum Rektum und Analkanal (normalerweise nachts) → legen Eier auf der perianalen Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion ab
• Inflammatorische Reaktion auf Würmer und Eier auf der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion → starker Juckreiz
• Die Autoinfektion erfolgt über den Kontakt der kontaminierten Hände des Betroffenen mit dem Mund, nachdem juckende Stellen aufgekratzt wurden.
• Umweltbedingte Infektion kann auch durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder den Kontakt mit Oberflächen, die mit Eiern kontaminiert sind, erfolgen.

Klinik

• Die Enterobiasis verläuft häufig asymptomatisch.
• Häufigste Erscheinungsform: perianaler Juckreiz (Pruritus ani)
  • Stärker in der Nacht
  • Das durch das Kratzen verursachte Exanthem kann zu bakteriellen Sekundärinfektionen führen.
• Seltene Symptome, die auf eine hohe Wurmlast hinweisen:
  • Schmerzen im Unterleib
  • Übelkeit und Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter
• Seltene extraintestinale Manifestationen:
  • Vulvovaginitis Vulvovaginitis Entzündungen von Vagina und Vulva: Kolpitis und Vulvitis
  • Salpingitis
  • Adnexitis
  • Zervikales Granulom
  • Peritonitits

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

• Visuelle Inspektion der beweglichen Würmer:
  • In der Nähe des Anus
  • Auf Kleidung oder Bettwäsche
• Abklatschuntersuchung der Analregion mit Klebeband (oft als “Scotch-Tape-Test” bezeichnet):
  • Auftragen eines klebebandähnlichen Materials auf die perianale Region
  • Ansammlung von Eiern auf der Klebefläche
  • Bei der Untersuchung des Bandes unter dem Mikroskop können Eizellen oder Würmer nachgewiesen werden.
  • Bessere Befundung bei Untersuchung in der Nacht oder früh am Morgen möglich

Therapie

Medikamentöse Therapie:

• Anthelminthika Anthelminthika Anthelminthika:
  • Mebendazol
  • Pyrantel-Pamoat
  • Albendazol
• Familienmitglieder, sowie weitere enge Kontaktpersonen des Betroffenen sollten ebenfalls behandelt werden (wegen der hohen Übertragungsrate).

Maßnahmen zur Verringerung der Reinfektion und Ausbreitung:

• Alle Wäschestücke und Kleidungsstücke sollten gewaschen werden.
• Häufiges Händewaschen und Baden
• Kurze Fingernägel

Vergleich von ähnlichen Helminthen

Differentialdiagnosen

• Proktitis: Entzündung Entzündung Entzündung der rektalen Mukosa, die durch entzündliche Darmerkrankungen, infektiöse Organismen (z. B. Salmonellen Salmonellen Salmonellen, Shigellen), Strahlung und Ischämie verursacht werden kann: Zu den Symptomen gehören Schmerzen, Tenesmen, Juckreiz und Blutungen. Die Diagnose kann anhand einer körperlichen Untersuchung, einer Proktoskopie oder Koloskopie, Kulturen und einer Biopsie gestellt werden. Die Therapie ist abhängig von der Ätiologie und kann Antibiotika und Steroide umfassen.
• Psoriasis Psoriasis Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte): chronisch entzündliche Hauterkrankung: Die inverse Psoriasis Psoriasis Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte) verursacht symmetrische, glatte, glänzende und erythematöse Plaques in intertriginösen Bereichen, einschließlich der interglutealen Region. Die Betroffenen können Pruritus verspüren, insbesondere nachts. Die Diagnose ist klinisch, bei einem Zellophantest wären keine Eier nachweisbar. Die Therapie kann topische Steroide, Calcineurin-Inhibitoren, Vitamin-D-Analoga und Emollienzien umfassen. In schweren Fällen können krankheitsmodifizierende Antirheumatika und Biologika eingesetzt werden.
• Atopische Dermatitis Atopische Dermatitis Atopische Dermatitis (Atopisches Ekzem): chronisch entzündliche Hauterkrankung, die in der Regel auf eine Kombination aus genetischer Veranlagung, immunologischer Dysfunktion und Umweltfaktoren zurückzuführen ist: Die Betroffenen haben Juckreiz und erythematöse Läsionen an den Beugeseiten, selten können Läsionen auch in der Gesäßregion auftreten. Die Diagnose stützt sich auf Anamnese und körperliche Untersuchung, eine Abklatschuntersuchung auf Eier ist negativ. Die Therapie umfasst die Vermeidung von Triggern, Emollienzien und topische Steroide.
• Innere Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose: erweiterte Gefäße des Hämorrhoidalplexus im Analkanal Analkanal Rektum und Analkanal, häufig verursacht durch Verstopfung: Innere Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose sind schmerzlos, bei prolabierten Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose kann jedoch Juckreiz auftreten. Die Visualisierung von Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose bei der körperlichen Untersuchung führt zur Diagnosestellung. Die Therapie umfasst Stuhlweichmacher, topisches Hydrocortison Hydrocortison Immunsuppressiva und Sitzbäder. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind die Gummibandligatur und die chirurgische Entfernung.
• Perianaler und perirektaler Abszess: Pus-Ansammlung in einem geschlossenen Raum in der Nähe des perirektalen Gewebes: Diese Infektionen entstehen häufig durch Abflussbehinderungen der Proktodealdrüsen. Die Betroffenen stellen sich mit starken Schmerzen im Anal- oder Rektalbereich vor. Pruritus ist weniger häufig. Die Diagnose wird im Regelfall klinisch gestellt und stellt eine dringende OP-Indikation dar. Therapeutisch erfolgt eine sofortige chirurgische Inzision und Drainage, auf die in einigen Fällen eine Antibiotikatherapie folgen kann.
• Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED): umfassen Morbus Crohn Morbus Crohn Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Colitis ulcerosa Colitis ulcerosa und sind durch eine chronische Inflammation des Gastrointestinaltrakts aufgrund einer zellvermittelten Immunreaktion auf die Schleimhäute gekennzeichnet: Zu den Symptomen gehören Diarrhö, Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und extraintestinale Manifestationen. Die Diagnostik umfasst Bildgebung, Endoskopie und Biopsie. Therapeutisch finden Steroide, Aminosalicylate, immunmodulatorische Wirkstoffe und Biologica Anwendung.