Fleckfieber/ Epidemischer Typhus

Überblick

Definition

Fleckfieber (Epidemischer Typhus Typhus Typhus (Enterisches Fieber)) ist eine potenziell tödliche, fieberhafte Erkrankung, die durch das obligat intrazelluläre gramnegative Bakterium Rickettsia prowazekii verursacht wird.

Epidemiologie

Infektionsweg:

• Typhus Typhus Typhus (Enterisches Fieber) wird durch infizierte Läuse übertragen.
• Die Infektionen treten im Winter oder Frühjahr auf.

Risikofaktoren:

• Überfüllte Räume:
  • Berichtet in Armeelagern, Flüchtlingslagern, Gefängnissen und Obdachlosenunterkünften
  • Manchmal auch “Knastfieber” genannt
• Schlechte Hygiene:
  • Bürgerkriege
  • Kriegsgebiete
• Unterernährung Unterernährung Gedeihstörung:
  • Hungersnot
  • Extreme Armut

Geographie:

• Letalität: einer von 5.000.000 Menschen pro Jahr (WHO).
• In Europa durch Vernichtung der Kleiderlaus durch Insektizide sehr selten geworden. Die Erkrankung ist insgesamt auf dem Rückmarsch.
• Nach Deutschland importierte Fälle sind extrem selten.
• In den USA selten. Oft Fälle, die mit der Exposition gegenüber Gleithörnchen in Verbindung gebracht werden
• Epidemische Typhusausbrüche wurden aus den folgenden Ländern gemeldet:
  • Afrika:
    • Äthiopien
    • Nigeria
    • Ruanda
    • Burundi
  • Mexiko
  • Mittelamerika
  • Südamerika
  • Ost-Europa
  • Afghanistan
  • Russland
  • Nordindien
  • China

Ätiologie und Pathophysiologie

Ätiologie

• Erreger: R. prowazekii ist das pathogenste Mitglied der Rickettsien-Gattung.
• Vektor:
  • Menschliche Körperlaus, Pediculus humanus corporis
  • Menschliche Kopfläuse, P. humanus capitis
• Reservoir:
  • Menschen
  • Gleithörnchen
• Infektionsweg:
  • Befallene Läuse geben beim Fressen infektiösen Kot ab.
  • Die Krankheit wird durch den Kot und nicht durch den Biss der Laus auf den Menschen übertragen.
  • Wird übertragen, wenn der infektiöse Kot von Läusen oder zerkleinerte, infizierte Körperläuse in kleine Schnitte oder Hautabschürfungen Hautabschürfungen Sekundäreffloreszenzen der Haut eingerieben werden
  • Die Krankheit kann auch übertragen werden, wenn:
    • Eine Person Staub einatmet, der infizierten, getrockneten Kot von Läusen enthält
    • Wenn Schleimhäute, wie z. B. die Bindehaut Bindehaut Anatomie des Auges des Auges, infektiösen Fäkalien ausgesetzt sind

Pathophysiologie

• Nach dem Eindringen in den Körper infizieren und vermehren sich die Rickettsien Rickettsien Rickettsia in den Endothelzellen der kleinen venösen, arteriellen und kapillaren Kapillaren Kapillaren Gefäße.
• Infizierte Endothelzellen vergrößern sich aufgrund der mikrobiellen Vermehrung.
• Es entwickelt sich eine Multiorganvaskulitis.
• Vaskulitis kann zu folgendem führen:
  • Thrombose der versorgenden Blutgefäße: Gangrän der distalen Teile der Extremitäten, der Nase Nase Anatomie der Nase, der Ohrläppchen und der Genitalien
  • Die Ablagerung von Leukozyten, Makrophagen Makrophagen Zellen des angeborenen Immunsystems und Blutplättchen führt zur Bildung von kleinen Knötchen.
  • Erhöhte Gefäßdurchlässigkeit:
    • Verlust von intravaskulärem Kolloid mit anschließender Hypovolämie
    • Verlust von Elektrolyten
    • Verminderte Gewebedurchblutung → Organversagen

Klinik

• Inkubationszeit: normalerweise < 14 Tage
• Symptome:
  • Allgemeines:
    • Fieber Fieber Fieber
    • Starke Kopfschmerzen
    • Ausschlag (ein rosafarbener makulöser Ausschlag, der die Handflächen und Fußsohlen ausspart)
    • Schüttelfrost
    • Myalgien
    • Arthralgien
    • Anorexie
    • Nicht produktiver Husten
  • Gastrointestinal Trakt
    • Übelkeit
    • Unterleibschmerzen
    • Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter
    • Diarrhö
• Schweres Fleckfieber kann zu folgenden Pathologien führen:
  • Hypotonie Hypotonie Hypotonie
  • Gangrän
  • Verlust von Fingern, Gliedmaßen oder anderen Anhängseln
  • ZNS-Störungen (von Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma Koma Koma)
  • Multiorganversagen
  • Tod
• Brill-Zinsser-Krankheit:
  • Wiederauftreten von epidemischem Typhus Typhus Typhus (Enterisches Fieber) nach einem ersten Anfall
  • Die Patient*innen können über Jahre hinweg eine asymptomatische Infektion mit R. prowazekii haben.
  • Ein Rückfall, der Monate oder Jahre nach der ersten Erkrankung auftritt, wenn das Immunsystem durch bestimmte Medikamente, fortgeschrittenes Alter oder Krankheit geschwächt ist
  • Die Symptome ähneln denen der ursprünglichen Infektion, sind aber meist milder.

Diagnose und Therapie

Diagnose

• Fleckfieber wird anhand seiner klinischen Merkmale im Zusammenhang mit einer Läuseinfektion diagnostiziert.
• Bestätigende Labortests:
  • Biopsie des Ausschlags mit Fluoreszenz-Antikörper-Färbung zur Bestimmung des verursachenden Mikroorganismus
  • Akute und rekonvaleszente serologische Tests
  • PCR

Therapie

Antibiotika:

• Erstbehandlung: Doxycyclin (4 mg/kg/Tag)
• Alternative Behandlungen:
  • Tetracyclin (25-50 mg/kg/Tag)
  • Chloramphenicol Chloramphenicol Chloramphenicol 500 mg oral oder intravenös 4-mal täglich für 7 Tage

Prävention:

• Läusekontrolle:
  • Läuse können durch Bestäuben der befallenen Personen mit Malathion oder Lindan beseitigt werden.
  • Waschen von Kleidung in heißem Wasser
  • Abwischen von Staubpartikeln, da diese Ausscheidungen von infizierten Läusen enthalten
• In Deutschland gibt es keine Impfmöglichkeit.
• Antibiotikaprophylaxe Antibiotikaprophylaxe Chirurgische Infektionen mit Doxycyclin (einmal wöchentlich) für Personen, die in Hochrisikogebiete reisen

Prognose:

• Sterblichkeitsrate bei unbehandeltem Fleckfieber:
  • 20 % bei ansonsten gesunden Personen
  • 60 % bei älteren oder geschwächten Menschen
• Bei einer Behandlung mit geeigneten Antibiotika kann die Sterblichkeitsrate auf etwa 3 – 4 % sinken.

Meldepflicht

• In Deutschland besteht bei direktem oder indirektem Erregernachweis in Verbindung mit einer akuten Fleckfieberinfektion eine Meldepflicht (§7 IfSG)

Differenzialdiagnose

• Rocky-Mountain Fleckfieber (RMSF): eine Krankheit, die durch R. rickettsii verursacht und durch Ixodid-Zecken übertragen wird. Die Inzidenz ist am höchsten bei Kindern < 15 Jahren und bei Personen, die sich beruflich oder in ihrer Freizeit häufig in zeckenverseuchten Gebieten aufhalten. Das Rocky-Mountain Fleckfieber äußert sich durch plötzliche Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen und zentripetalen Ausschlag und wird anhand von klinischen Merkmalen, Serologie und PCR diagnostiziert. Die Behandlung erfolgt mit Doxycyclin.
• Kawasaki-Syndrom Kawasaki-Syndrom Kawasaki-Syndrom: eine akute fieberhafte Erkrankung im frühen Kindesalter mit unbekannter Ursache. Die Kawasaki-Krankheit ist die häufigste Ursache für eine erworbene koronare Herzkrankheit in den Industrieländern und ist durch eine Vaskulitis der mittleren Arterien Arterien Arterien, insbesondere der Koronararterien, gekennzeichnet. Weitere Merkmale der Kawasaki-Krankheit sind Hautausschläge an den Extremitäten, oropharyngealer Hautausschlag Hautausschlag Generalisierte und lokalisierte Exantheme und bulbäre Konjunktivitis Konjunktivitis Konjunktivitis sowie eine akute, einseitige, nicht eitrige zervikale Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie. Die Diagnose wird anhand der Klinik gestellt. Der diagnostische Test der Wahl ist die Echokardiographie. Bisher existiert keine kausale Therapie für das Kawasaki-Syndrom Kawasaki-Syndrom Kawasaki-Syndrom. Zur Akuttherapie werden Asperin und primär intravenöse Immunglobuline Immunglobuline Immunglobuline (IVIG) genommen.
• Milzbrand Milzbrand Milzbrand (Anthrax): eine Krankheit, die durch die grampositive Mikrobe Bacillus Bacillus Bacillus anthracis verursacht wird. Milzbrand Milzbrand Milzbrand (Anthrax) wird auf den Menschen übertragen, wenn dieser mit infizierten Tieren oder deren Produkten in Berührung kommt. Kutaner Milzbrand Milzbrand Milzbrand (Anthrax) beginnt als schmerzlose, juckende, rot-braune Papel 1-10 Tage nach dem Kontakt mit infektiösen Sporen. Die Papel kann sich vergrößern, nekrotisch werden und einen schwarzen Schorf bilden. Die Diagnose wird anhand des klinischen Befunds und der Berufs- und Expositionsanamnese gestellt. Zu den bestätigenden Labortests gehören Gram-Färbung und Kultur, direkter Fluoreszenz-Antikörper Test und PCR. Die empirische Behandlung erfolgt mit Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin oder Doxycyclin.