Gefäßverschlüsse der Netzhaut

Anatomie

• Die A. carotis interna tritt durch den Canalis caroticus in den Schädel Schädel Schädelknochen: Anatomie des Schädels, Aufbau und Funktion ein und gibt die A. ophthalmica ab, die sich weiter aufteilt in:
  • A. centralis retinae (Zentralarterie; versorgt den hinteren Teil der Retina: die Pars optica retinae)
  • Aa. ciliares posteriores breves (versorgt die Papilla nervi optici)
• V. centralis retinae (Zentralvene)
  • Drainiert entweder in die V. ophthalmica superior oder direkt in den Sinus cavernosus.

Ätiologie

Ein Gefäßverschluss der Netzhaut Netzhaut Anatomie des Auges kann durch einen Verschluss einer Arterie oder Vene entstehen.

Verschluss der Zentralarterie (ZAV) oder Arterienastverschluss (AAV)

• Embolien (häufigste Ursache für einen ipsilateralen ZAV)
  • kardiogen (meist bei jüngeren Patient*innen) oder atherosklerotisch bedingt (bei älteren Patient*innen; am häufigsten ist die A. carotis die Quelle).
    • Risikofaktoren:
      • Hypertonie Hypertonie Arterielle Hypertonie
      • Diabetes Mellitus Diabetes Mellitus Diabetes Mellitus
      • Vorhofflimmern Vorhofflimmern Vorhofflimmern
      • Herzklappenerkrankungen/persistierendes Foramen ovale Foramen ovale Persistierendes Foramen Ovale (mit Gerinnselbildung).
  • Cholesterinembolie; meist nach einem Kathetereingriff am Gefäß.
  • Septische Embolie als Folge einer infektiösen Endokarditis Endokarditis Endokarditis.
• Entzündliche Erkrankungen wie Arteriitis temporalis und andere Formen von Vaskulitis.

Verschluss der Zentralvene (ZVV) oder Venenastverschluss (VAV)

Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Venöse Gefäßverschlüsse entstehen vermutlich multifaktoriell.

• Es besteht ein Zusammenhang mit folgenden Erkrankungen:
  • Arteriosklerose: An Stellen, wo atherosklerotische Arterien Arterien Arterien die dünne Venenwand komprimieren, wird die Thrombogenese gefördert.
  • Arterielle Hypertonie Hypertonie Arterielle Hypertonie
  • Hypercholesterinämie Hypercholesterinämie Fettstoffwechselstörungen
  • Rauchen
  • Diabetes Mellitus Diabetes Mellitus Diabetes Mellitus
  • Übergewicht
• Erkrankungen des blutbildenden Systems mit erhöhter Blutviskosität:
  • Sichelzellnanämie
  • Thrombophile Gerinnungsstörungen
  • Antiphospholipid-Syndrom Antiphospholipid-Syndrom Antiphospholipidsyndrom
  • Multiples Myelom Multiples Myelom Multiples Myelom
• Entzündliche Genese (z. B. systemischer Lupus erythematodes Systemischer Lupus erythematodes Systemischer Lupus erythematodes (SLE))
• Pharmakologische Genese (Z. B. orale Kontrazeptiva, wobei ein Zusammenhang zwischen oraler Kontrazeption und der Entstehung von ZVV bisher noch nicht eindeutig nachgewiesen wurde.)
• Ein ZVV wird je nach Ätiologie in 2 Typen eingeteilt:
  • ischämisch (hämorrhagische Retinopathie)
  • nicht-ischämisch

Klinik und Diagnostik

Klinik

Verschluss der Zentralarterie (ZAV)

• Plötzlicher, schmerzloser, vollständiger Sehverlust auf dem betroffenen Auge.
• Patient*innen erinnern sich möglicherweise an vorübergehende ähnliche Episoden (z. B. Amaurose fugax )
• Bei Verschluss einen Arterienastes kommt es zu Visusreduktionen oder Gesichtsfeldausfällen.
• Die funduskopische Untersuchung zeigt:
  • Blasse Papille aufgrund der verengten Arterien Arterien Arterien.
  • „ Kirschroter“ Fleck in der Makula Makula Anatomie des Auges (in der Fovea centralis).
  • Die Netzhaut Netzhaut Anatomie des Auges erscheint grau-weiß aufgrund von einem Ödem der Nervenfaserschicht.
  • Die Ausdehnung der Befunde ist abhängig vom betroffenen Gefäß.

Verschluss der Zentralvene (ZVV)

• Es kann zu einem plötzlichen oder allmählichen, schmerzlosen, einseitigen Sehverlust kommen, wenn die Makula Makula Anatomie des Auges oder Papille beteiligt sind.
• Venenastverschlüsse können je nach Ausdehnung zu einer Sehminderung führen oder asymptomatisch verlaufen.
• Die funduskopische Untersuchung zeigt:
  • Geschwollene Papille (Papillenödem) und geschwollene Netzhautvenen.
  • Punkt- oder streifenförmige Blutungen (ischämischer Typ).
  • “Cotton-wool-Herde“ : weiße Ablagerungen auf der Netzhaut Netzhaut Anatomie des Auges aufgrund von einer Schwellung der Nervenfasern Nervenfasern Nervensystem: Histologie der Netzhaut Netzhaut Anatomie des Auges (ischämischer Typ).

Diagnostik

Die Diagnose retinaler Gefäßverschlüsse erfolgt in der Regel klinisch, es können jedoch zusätzliche Untersuchungen zum Einsatz kommen.

• Fluoreszenzangiographie (zum Festlegen des Ischämietyps bei ZVV).
• Optische Kohärenztomographie (OCT; zur Beurteilung des Fortschreitens eines Netzhautvenenverschlusses oder Verlaufskontrolle).
• Doppler der Carotiden Carotiden Carotiden und ihre Abgänge.
• Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und C-reaktives Protein (CRP) zum Ausschluss von Vaskulitiden Vaskulitiden Vaskulitiden.

Differentialdiagnosen

• Glaskörperblutung Glaskörperblutung Erkrankungen des Glaskörpers : intraokulare Blutung in oder um den Glaskörper, meist verursacht durch Trauma, Netzhautrisse oder eine andere Erkrankung, die eine Gefäßneubildung verursacht. Die Patient*innen stellen sich mit Glaskörpertrübungen und trübem Sehen vor. Die Behandlung umfasst eine Operation und die Vermeidung von Antikoagulanzien Antikoagulanzien Antikoagulanzien. Glaskörperblutungen unterscheiden sich von einem Gefäßverschluss aufgrund von einem langsameren Beginn und des Vorhandenseins von Glaskörpertrübungen.
• Netzhautablösung Netzhautablösung Netzhautablösung (Amotio/Ablatio retinae): Ablösung der neurosensorischen Netzhaut Netzhaut Anatomie des Auges vom retinalen Pigmentepithel. Klassischerweise manifestiert sich die Netzhautablösung Netzhautablösung Netzhautablösung (Amotio/Ablatio retinae) wie ein Vorhang, der sich von oben nach unten oder von unten nach oben ausbreitet. Patient*innen klagen über schmerzlosen Sehverlust, aber auch frühzeitiges Auftreten von Rußregen und Blitzen. Am häufigsten ist die Netzhautablösung Netzhautablösung Netzhautablösung (Amotio/Ablatio retinae) bedingt durch steigendes Alter, Hypertonie Hypertonie Arterielle Hypertonie und Traumata. Die Diagnose erfolgt mittels direkter Ophthalmoskopie und Ultraschall Ultraschall Ultraschall (Sonographie). Therapeutisch kommen Laser-Koagulation oder Kryotherapie zum Einsatz.
• Grauer Star ( Katarakt Katarakt Katarakt bei Erwachsenen): Trübung der Augenlinse, die zu einer Abnahme des Sehvermögens führt. Katarakte entwickeln sich oft langsam an einem oder beiden Augen. Risikofaktoren sind Alter und Augenverletzungen. Zu den Symptomen können verschwommenes oder doppeltes Sehen, zunehmendes Blendungsempfinden, verblasstes Farbsehen und Sehstörungen bei Nacht gehören. Bei der Untersuchung mit der Spaltlampe stellen sich Katarakte als Trübung der Linse dar. Die kurative Therapie besteht aus einem operativen Linsenersatz.