Hand- und Handgelenksschmerzen

Überblick

Geschichte

Bis zu 70 % der Fälle von Hand- oder Handgelenkschmerzen lassen sich allein durch die Anamnese feststellen.

• Systemische Assoziationen können von systemischen Erkrankungen herrühren
• Ein kürzlich erlittenes Trauma kann zu akuten Verletzungen und sogar Frakturen führen
  • Sturz auf die ausgestreckte Hand Hand Hand → Kahnbeinbruch, Lunatum-Dislokation oder Skapholunatum-Dissoziation
• Ort und Beschreibung der Schmerzen
• Schmerzhafte Bewegungen
• Beschäftigung der Patient*innen und Sport/Freizeit

Körperliche Untersuchung

• Inspektion
• Bewegungsumfang: Sehnenriss leicht erkennen
• Untersuchen der Schnupftabakgrube, um eine Kahnbeinfraktur oder eine De-Quervain-Tenosynovitis festzustellen
• Periphere Durchblutung, Motorik, Sensibilität (pDMS)
• Finkelstein-Test Finkelstein-Test Untersuchung der oberen Extremität:
  • Unterscheidung zwischen der De-Quervain-Tenosynovitis und der Arthritis des ersten Mittelhandknochens
  • Anweisen der Patient*innen, das Handgelenk Handgelenk Handgelenk nach ulnar abzuwinkeln, während er den Daumen ergreift
  • Schmerzen über dem radialen Styloid deuten auf eine Tenosynovitis hin

Diagnostische Abklärung

• Röntgen Röntgen Röntgen:
  • Bei akuten, nicht-dislozierten Frakturen ist die Röntgenaufnahme in der Regel negativ
  • Spätere Röntgenbilder können die Diagnose im Nachhinein bestätigen
  • Dislozierte Frakturen sind meist sichtbar
  • Hinweise für Frakturen
• Computertomographie Computertomographie Computertomografie (CT) (CT): bestätigt die Nichtheilung einer Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche, avaskuläre Nekrose Avaskuläre Nekrose Hüftgelenksnahe Femurfrakturen und akute Frakturen
• Magnetresonanztomographie Magnetresonanztomographie Magnetresonanztomographie (MRT) ( MRT MRT Magnetresonanztomographie (MRT)): besser als andere bildgebende Verfahren zur Darstellung von Weichteilen wie Bändern und Sehnen
• Nervenleitfähigkeit (NLG): diagnostische Untersuchung des Karpaltunnelsyndroms
• Blutuntersuchungen: werden angeordnet, wenn systemische Ursachen vermutet werden
  • Blutbild
  • Autoimmun-Assays
  • Nieren- und Leberfunktion

Differentialdiagnosen

Mechanische Ursachen

• Frakturen: Anamnese eines kürzlichen Traumas und punktuelle Schmerzempfindlichkeit über einer bestimmten Knochenstruktur
  • Kahnbeinfraktur:
    • Am häufigsten gebrochener Handwurzelknochen Handwurzelknochen Handgelenk
    • Geschichte des Fallens auf die ausgestreckte Hand Hand Hand
    • Schmerzhaftigkeit beim Ertasten der Schnupftabakgrube (Anatomische Tabatière)
    • Eine Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche ist im Röntgenbild möglicherweise nicht sofort zu erkennen.
    • Um die Diagnose frühzeitig zu bestätigen, sollte innerhalb von 2 Wochen eine CT- oder MRT-Untersuchung oder eine erneute Röntgenaufnahme durchgeführt werden.
    • Hohes Risiko für Nonunion und avaskuläre Nekrose Avaskuläre Nekrose Hüftgelenksnahe Femurfrakturen (Osteonekrose) aufgrund der retrograden Blutversorgung durch einen Ast der Arteria radialis Arteria radialis Unterarm
    • Die Behandlung umfasst eine Daumenschiene für 2 Wochen (danach erneutes Röntgen Röntgen Röntgen), die Ruhigstellung mit einem Gips bei nicht-dislozierten Frakturen oder einen chirurgischen Eingriff bei dislozierten Frakturen.
  • Fraktur Fraktur Überblick über Knochenbrüche Hakenbein (Os hamatum): kann Verletzung des Nervus ulnaris Nervus ulnaris Axilla und Plexus brachialis verursachen
• Luxationen:
  • Luxation des Mondbeins (Os lunatum): kann ein akutes Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom verursachen
• Tendovaginitis stenosans de Quervain:
  • Einklemmungstendinitis oder Tenosynovitis der Sehne des Abductor pollicis longus Abductor pollicis longus Unterarm und der Sehne des Extensor pollicis brevis Extensor pollicis brevis Unterarm
  • Die Patient*innen stellen sich mit belastungsabhängigen Schmerzen, die im Bereich des Daumens und des Handgelenks auftreten und in den  Unterarm Unterarm Unterarm ausstrahlen können, vor.
  • Klassischerweise sind frischgebackene Mütter betroffen, die ihre Säuglinge mit ausgestrecktem Daumen halten (abduziert und gestreckt), aber eine Vorgeschichte mit Überbeanspruchung ist nicht erforderlich.
  • Klinisch zeigt sich eine Schwellung und ein Druckschmerz im Bereich der betroffenen Sehnen. Der  Finkelstein-Test Finkelstein-Test Untersuchung der oberen Extremität ist positiv.
    • Finkelsteins Test: Legen des Unterarms in neutraler Position auf einen Schreibtisch oder Tisch, wobei die Hand Hand Hand an der Kante herunterhängt. Der Daumen wird in der Faust eingeschlossen und das Handgelenk Handgelenk Handgelenk wird nach ulnar abgewinkelt. Der Test ist positiv, wenn die Patient*innen über eine Verschlimmerung der Schmerzen über dem Processus styloideus radialis bzw dem ersten Sehnenfach berichtet.
  • Bei der Ultraschalluntersuchung kann eine Verdickung der Synovialis festgestellt werden.
  • Die Behandlung umfasst Schienen (die nicht immer eingehalten werden), Ruhe und Steroidinjektionen.

Neurologische Ursachen

• Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom
  • Eine periphere Neuropathie, die durch die Kompression des Nervus medianus durch das Retinaculum flexorum oder das transversale Karpalband verursacht wird
  • Empfindungsstörungen (z. B. Kribbeln, Taubheit) und Schwäche der Handinnenfläche von Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie der radialen Hälfte des Ringfingers
• Thoracic-Outlet-Kompressionssyndrom
  • Gruppe von Erkrankungen, bei denen neurovaskuläre Strukturen wie die Gefäße oder der Plexus brachialis Plexus brachialis Axilla und Plexus brachialis komprimiert werden, wenn sie vom unteren Thorax in die Achselhöhle verlaufen
  • Das Thoracic Outlet besteht aus den Scalenus-Muskeln, der ersten Rippe und dem Schlüsselbein.
  • Kann durch ein Trauma, einen Tumor oder das Vorhandensein einer zervikalen Rippe verursacht werden

Systemische Ursachen

• Amyloidose Amyloidose Amyloidose: eine Störung durch fehlgefaltete Proteine Proteine Proteine und Peptide, die in der Regel Nebenprodukte anderer pathologischer Prozesse sind und sich in bestimmten Geweben ablagern und ansammeln
• Leukämie: die unkontrollierte Vermehrung weißer Blutkörperchen, die aufgrund von Knocheninvasion und Metastasenbildung zu Handschmerzen führen kann
• Multiples Myelom Multiples Myelom Multiples Myelom: kann aufgrund von osteolytischen Veränderungen zu Handschmerzen führen
• Osteomyelitis Osteomyelitis Osteomyelitis: eine Infektion des Knochens, meist verursacht durch Staphylococcus Staphylococcus Staphylococcus aureus
• Periphere Neuropathie: periphere Nervenschäden, die sich als distaler Sensibilitätsverlust, brennendes Gefühl und/oder Schwäche äußern und durch systemische Erkrankungen wie Diabetes Diabetes Diabetes Mellitus mellitus oder Vitaminmangel verursacht sein können
• Regionales Schmerzsyndrom: ein Zustand, der durch Schmerzen gekennzeichnet ist, die stärker sind oder länger andauern, als dies bei der ursächlichen Verletzung zu erwarten wäre
• Rheumatologische Erkrankungen: Eine Entzündung Entzündung Entzündung der Gelenkinnenhaut ist für die Schmerzen verantwortlich, die die Patient*innen verspüren können.
  • Rheumatoide Arthritis Rheumatoide Arthritis Rheumatoide Arthritis: eine entzündliche Polyarthritis, die mit Schmerzen in den Gelenken einhergeht
  • Systemischer Lupus erythematodes Systemischer Lupus erythematodes Systemischer Lupus erythematodes (SLE): eine chronische entzündliche Erkrankung, die durch eine klinische Beteiligung der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion, der Gelenke, der Nieren Nieren Niere, der Blutzellen und des zentralen Nervensystems gekennzeichnet ist
  • Raynaud-Phänomen: eine übertriebene Gefäßreaktion der Finger auf kalte Temperaturen oder emotionalen Stress, die aufeinanderfolgend zu einer digitalen Ischämie, Hypoxie und Hyperämie führt
• Osteoarthritis: die häufigste Form der Arthritis, die auf eine fortschreitende Abnutzung des Gelenkknorpels und der umgebenden Gelenkstrukturen bei minimaler Entzündung Entzündung Entzündung zurückzuführen ist

Therapie

Zunächst muss die zugrunde liegende Erkrankung diagnostiziert und behandelt werden. Die allgemeinen Grundsätze der Behandlung von Hand- und Handgelenksschmerzen werden nach dem RICE-Prinzip wie folgt durchgeführt:

• Ruhe (Rest):
  • Ruhigstellung der betroffenen Hand Hand Hand für Tage oder Stunden
  • Ermöglicht die Bildung von Narbengewebe und die Zusammenführung durchtrennter Teile einer Struktur, um weitere Schäden zu vermeiden
  • Meistens wird ein Gips unterhalb des Ellenbogens verwendet
• Anwendung von Eis (Ice application):
  • Wirkt durch Vasokonstriktion Vasokonstriktion Physiologie des Blutkreislaufs und hypoxische Schädigung und reduziert den Grad der Entzündung Entzündung Entzündung und die Bildung kleinerer Hämatome
  • Beschleunigt die Regeneration von Zellen
• Komprimierung (Compression):
  • Verringert die in Ödemen und Hämatomen angesammelte Flüssigkeits- oder Blutmenge
• Hochlagern der Hand Hand Hand/ des Handgelenks (Elevate):
  • Verringert den hydrostatischen Druck, sodass die Gliedmaße sich weniger ödematös zeigt

Klinische Relevanz

Mögliche Ursachen für Hand- und Handgelenksschmerzen sind folgende:

• Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom: Der Karpaltunnel Karpaltunnel Karpaltunnelsyndrom wird auf der Vorderseite vom Retinaculum flexorum und auf der Rückseite von den Handwurzelknochen Handwurzelknochen Handgelenk gebildet. Der Nervus medianus und die Sehnen des M. flexor digitorum longus Flexor digitorum longus Unterschenkel ziehen durch den Karpaltunnel Karpaltunnel Karpaltunnelsyndrom zu den Fingern. Das Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom Karpaltunnelsyndrom entsteht durch die Verengung des Tunnels und die anschließende Kompression der darin befindlichen Strukturen, insbesondere des Medianusnervs.
• Verletzung des Nervusulnaris: Der Nervus ulnaris Nervus ulnaris Axilla und Plexus brachialis kann an verschiedenen Stellen verletzt werden, z. B. bei einem gebrochenen oder luxierten Hammer des Os hamatum. Zu den Merkmalen gehören ein Gefühlsverlust im vierten und fünften Finger der Hand Hand Hand, Schwäche, die sich bei körperlicher Betätigung verschlimmert, und eine Krallenhand.
• Thoracic-Outlet-Syndrom Thoracic-outlet-Syndrom Thoracic-outlet-Syndrom: Das Thoracic-Outlet-Syndrom Thoracic-outlet-Syndrom Thoracic-outlet-Syndrom wird durch eine Kompression der neurovaskulären Strukturen am Thoracic-Outlet verursacht, insbesondere derjenigen, die durch die Skalenuslücke verlaufen. Die Anzeichen und Symptome bei den Patienten richten sich nach den betroffenen Strukturen (d. h. neurogene, arterielle und venöse Symptome). Das Syndrom wird auf der Grundlage der beteiligten Strukturen klassifiziert.
• Arthrose Arthrose Arthrose: degenerative Störung des Gelenkknorpels, des subchondralen Knochens und anderer Gelenkstrukturen. Sie ist die häufigste Art der Gelenkerkrankung und die Hauptursache für Behinderungen bei älteren Erwachsenen. Die wichtigsten Risikofaktoren für Arthrose Arthrose Arthrose sind eine familiäre Vorbelastung, das weibliche Geschlecht, frühere Traumata des betroffenen Gelenks, das Alter und Übergewicht.
• Rheumatoide Arthritis Rheumatoide Arthritis Rheumatoide Arthritis: chronisch entzündliche Systemerkrankung, die schrittweise voranschreitet. Grundlage der Erkrankung ist eine Entzündung Entzündung Entzündung der Synovialmembran, d. h. der inneren Schicht der Gelenkkapsel. Die rheumatoide Arthritis Rheumatoide Arthritis Rheumatoide Arthritis ist auf eine Synovitis zurückzuführen und kann zu Folgeerkrankungen wie Arthritis, Bursitis oder Tenosynovitis führen.
• Systemischer Lupus erythematodes Systemischer Lupus erythematodes Systemischer Lupus erythematodes: eine Autoimmunerkrankung mit sehr unterschiedlichen Anzeichen und Symptomen. Die Symptome reichen von leichten Erkrankungen bis hin zu schweren Organmanifestationen, was die Diagnose manchmal erschwert. Der systemische Lupus erythematodes kann alle Gelenke des menschlichen Körpers befallen, sodass Patient*innen mit Gelenkschmerzen, einschließlich Schmerzen im Handgelenk Handgelenk Handgelenk, auftreten können.