Kohlenmonoxidintoxikation

Ätiologie

• Brandbedingte Rauchinhalation:
  • Häufigste Ursache einer Kohlenmonoxid (CO)-Vergiftung
  • CO-Vergiftung ist die häufigste Todesursache bei Bränden
• Andere CO-Quellen sind die folgenden, insbesondere in schlecht belüfteten Bereichen:
  • Gasbetriebene Generatoren in Haushalten
  • Verstopfte Lüftungsöffnungen von der Hausheizung
  • Kaminöfen
  • Auspuff von Kraftfahrzeugen (kann mit einem Suizidversuch in Verbindung gebracht werden)
  • Ausgiebiges Rauchen von Wasserpfeifen
• Am häufigsten in den Wintermonaten durch vermehrten Einsatz von Heizgeräten
• In der Regel sind mehrere Haushaltsmitglieder betroffen und weisen ähnliche Symptome auf.
• Häufigste akzidentelle tödliche Vergiftung in Deutschland. Pro Jahr kommt es zu etwa 3.700 Klinikeinweisungen und ungefähr 370 Todesfällen

Pathophysiologie

• Die CO Affinität zu Hämoglobin ist ungefähr 240-mal größer als die von Sauerstoff, was zu einer Verdrängung von Sauerstoff aus Hämoglobin in der Lunge Lunge Lunge: Anatomie führt.
• CO bindet an Hämoglobin, bildet Carboxyhämoglobin (COHb) und verursacht eine Konfigurationsänderung des Hämoglobins, das die Freisetzung von Sauerstoff in peripheres Gewebe verhindert.
• Verursacht eine Linksverschiebung der Sauerstoff-Hämoglobin-Kurve
• Hemmt die oxidative Phosphorylierung auf mitochondrialer Ebene, was zu anaerobem Metabolismus und Zelltod Zelltod Zellschäden und Zelltod führt
• CO bindet auch an kardiales Myoglobin, was zu Myokarddepression, Hypotonie Hypotonie Hypotonie und Arrhythmien führt.
• CO induziert eine Reoxygenierungsschädigung und die Bildung von freien Sauerstoffradikalen im Nervensystem Nervensystem Nervensystem: Aufbau, Funktion und Erkrankungen.

Klinik

Die Symptome einer CO-Vergiftung sind vielfältig und unspezifisch.

Die Schwere des klinischen Bildes einer CO-Vergiftung hängt von der CO-Menge in der Atemluft, der Dauer der Exposition und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Betroffenen ab.

Leichte bis mäßige Intoxikation

• Kopfschmerzen (das häufigste Symptom)
• Unwohlsein
• Übelkeit/ Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter
• Schwindel
• Beeinträchtigtes Urteilsvermögen und Konzentrationsschwierigkeiten
• Verwirrung
• Kurzatmigkeit

Schwere Intoxikation

• Neurologische Symptome:
  • Krampfanfälle Krampfanfälle Krampfanfälle im Kindesalter
  • Synkopen
  • Bewusstseinstrübung
  • Bewusstseinsverlust und/oder Koma Koma Koma
• Herz-Kreislauf-Symptome:
  • Brustschmerzen Brustschmerzen Brustschmerzen und Kurzatmigkeit (aufgrund eines Myokardinfarkts)
  • Palpitationen und Arrhythmien
  • Hypotonie Hypotonie Hypotonie
• Respiratorische Symptome:
  • Kurzatmigkeit
  • Lungenödem Lungenödem Atemwegsobstruktion
  • Atemstillstand
  • Begleitende Atemwegsverletzungen durch Rauchinhalation (bei Wohnungsbränden)
• Verzögerte neuropsychiatrische Symptome: Auftreten bei etwa 30 % der Betroffenen, normalerweise innerhalb 2-40 Tagen nach Exposition
  • Demenz Demenz Demenz: Schwerwiegende neurokognitive Störungen
  • Persönlichkeitsänderungen
  • Konzentrationsschwäche
  • Psychose
  • Bewegungsstörungen (z. B. Parkinsonismus, Paralyse, Chorea)

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

• Der klinische Verdacht ist ein Schlüsselfaktor für die Diagnose einer CO-Vergiftung.
• Die große Vielfalt und Unspezifität der Symptome machen Fehldiagnosen sehr häufig, insbesondere wenn keine offensichtliche Exposition vorliegt.
• Eine Vorgeschichte der CO-Exposition ist wichtig, aber nicht immer offensichtlich: Aufgrund des Fehlens von Geruch, Farbe und Geschmack des Gases sind sich Personen ihrer Exposition möglicherweise nicht bewusst.
• Untersuchung:
  • Arterielle Blutgase zeigen erhöhte Carboxyhämoglobinwerte (> 5 % bei Nichtrauchern, > 10 % bei Rauchern).
  • Pulsoxymetrie ist nicht sinnvoll und erscheint häufig normal, da keine Unterscheidung zwischen COHb und Oxyhämoglobin stattfindet.
  • Elektrokardiogramm Elektrokardiogramm Normales Elektrokardiogramm (EKG) ( EKG EKG Normales Elektrokardiogramm (EKG)) und/oder Herzenzyme zum Ausschluss einer Myokardischämie
  • Atemwegsuntersuchung zur Beurteilung einer Rauchinhalationsverletzung

Therapie

• Erstbehandlung mit High-Flow 100 % Sauerstoff: Bei hohem klinischem Verdacht sollte sofort mit einer Sauerstofftherapie begonnen werden.
• In besonders schweren Fällen sollte eine hyperbare Sauerstofftherapie in Betracht gezogen werden:
  • Fehlendes Ansprechen auf Initialtherapie
  • CO-Hb ≥40 %
  • Vorliegen von schweren Organschädigungen
  • Schwangere
• Großzügige Indikationsstellung zur Intubation bei schwer betroffenen Patient*innen

Differentialdiagnosen

• Respiratorische Insuffizienz: tritt auf, wenn eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Blutes oder eine unzureichende Ventilation Ventilation Atemmechanik/Eliminierung von CO ₂ oder beides vorliegt. Kann eine akute Erkrankung sein, die sich über Stunden entwickelt, oder ein chronischer Zustand, dessen Entwicklung Monate bis Jahre dauert. Die Therapie umfasst die Behandlung der zugrunde liegenden Ursache, die Verabreichung von Sauerstoff und, falls erforderlich, die maschinelle Beatmung.
• Cyanidvergiftung: Cyanwasserstoff (HCN) ist eine farblose, extrem giftige und brennbare Flüssigkeit, die in verschiedenen Industrien und Produkten verwendet wird, einschließlich Gummi, Kunststoff und Haushaltsfarben. Tödliche Komplikationen einer Zyanidvergiftung Zyanidvergiftung Cyanidvergiftung treten bei Bränden in geschlossenen Räumen auf, wenn Kunststoffe verbrennen. Die Exposition erfolgt über Inhalation, Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion oder orale Aufnahme. Die Symptome entwickeln sich innerhalb von Sekunden bis Minuten und umfassen kardiovaskuläre, respiratorische und neurologische Veränderungen, sowie einen charakteristischen Geruch der Atemluft nach Bittermandel. Die Therapie umfasst Natriumthiosulfat, 4-Dimethylaminophenol und Hydroxocobalamin.
• Akutes Atemnotsyndrom ( ARDS ARDS Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS)): eine schwere entzündliche Reaktion der Lunge Lunge Lunge: Anatomie, die durch das Vorhandensein von Lungeninfiltraten aufgrund einer Ansammlung von Alveolarflüssigkeit gekennzeichnet ist. SIRS (Systemic inflammatory response syndrome) und Sepsis Sepsis Sepsis und septischer Schock sind die Hauptursachen für ARDS ARDS Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS). Der Hauptbefund ist eine respiratorische Insuffizienz. Das Röntgenthorax zeigt meist diffuse beidseitige Lungeninfiltrate („Schmetterlingstrübung“).
• Alkoholintoxikation Alkoholintoxikation Alkoholabhängigkeitssyndrom und alkoholbezogene Störungen: Eine schwere Alkoholintoxikation Alkoholintoxikation Alkoholabhängigkeitssyndrom und alkoholbezogene Störungen äußert sich in Übelkeit, Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter, Sprech- und Artikulationsproblemen, Amnesie, Delir Delir Delir (Delirium), Lethargie, Atemdepression, Krampfanfällen, Koma Koma Koma und sogar Tod.
• Meningitis Meningitis Meningitis: eine Infektion der Hirnhäute Hirnhäute Hirnhäute (Meningen), die am häufigsten durch Streptococcus pneumoniae oder Haemophilus Haemophilus Haemophilus influenzae verursacht wird. Präsentiert sich mit Fieber Fieber Fieber, Nackensteifigkeit und Kopfschmerzen. Die Diagnose erfolgt durch Lumbalpunktion zur cerebrospinalen Untersuchung. Die Therapie besteht in der zeitnahen Gabe von Antibiotika.
• Opioidintoxikation: Opioide Opioide Opioid-Analgetika sind Mittel zur Dämpfung des zentralen Nervensystems, die medizinisch als starke Analgetika verwendet und aufgrund ihrer euphorischen Wirkung häufig missbraucht werden. Zu den Merkmalen einer Opioidintoxikation gehören Schläfrigkeit, Atemdepression und punktförmige Pupillen: Dieser Zustand kann mit Naloxon Naloxon Opioid-Analgetika behandelt werden. Patient*innen können Entzugserscheinungen entwickeln (Gähnen, Tränenfluss, laufende Nase Nase Anatomie der Nase, Piloerektion, Magenkrämpfe), die mit Methadon Methadon Opioid-Analgetika oder Buprenorphin Buprenorphin Opioid-Analgetika behandelt werden können.