Der Begriff Motivation leitet sich aus dem Lateinischen motivus (Bewegung auslösend) ab. Mit welchen Beweggründen und in welcher Intensität der Mensch seine Ziele verfolgen, damit beschäftigt sich die Motivationspsychologie. Es kann zwischen der intrinsischen und extrinsischen Motivation sowie primären und sekundären Motiven der Motivation unterschieden werden. Im klinischen Kontext spielt die Motivation beispielsweise eine große Rolle im Rahmen von Suchterkrankungen und Abhängigkeit.
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Lernleitfaden
Medizin ➜
Motive werden in primäre und sekundäre Motive aufgeteilt. Sexuelle Motive gehören zwar zu den primären Motiven, dienen jedoch nicht der Aufrechterhaltung der Homöostase.
Motivart | Beschreibung | Beispiele |
---|---|---|
Primär | Angeborene Motive: Aufrechterhaltung der Homöostase und sexuelle Motive |
|
Sekundär | Erlernte Motive: Dienen nicht der Aufrechterhaltung der Homöostase (geringere biologische Bedeutung) |
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Dieser Ansatz bezieht den Standpunkt, dass die meisten tierischen und menschlichen Verhaltensweisen eine genetische Basis haben. Die zentrale Frage, um welche die Instinktforschung (Ethologie) kreist: „Welche Anteile des Verhaltens sind angeboren, welche sind individuell erworben?“
Das Motiv stellt hier einen Mangelzustand dar und das Individuum sucht nach Reizen, um diesen Mangelzustand auszulöschen. K. Lorenz beobachtete verschiedene Spezies und kam zu dem Resultat, dass bestimmte Instinkthandlungen maximal standardisiert ablaufen.
Schritte | Beschreibung |
---|---|
1 | Triebkraft löst Appetenzverhalten aus. |
2 | Schlüsselreiz oder eine Attrappe tritt auf. |
3 | Über einen AAM wird |
4 | Eine Orientierungsbewegung ausgelöst und |
5 | die Konsumatorische Endhandlung angestoßen und das Mangelbedürfnis gestillt. |
Erlernte Schlüsselreize, die nicht von Geburt an vorhanden sind, werden als Prägung bezeichnet. Diese Prägung in den kurzen, lernsensiblen Phasen ist irreversibel. Angeborene Schlüsselreize sind z. B. das Appetenzverhalten eines hungrigen Säuglings und das Kindchenschema mit entsprechendem Zuwendungs- und Schutzverhalten. Das Kindchenschema verdeutlicht gut den Begriff Attrappe. Menschen reagieren auf Stofftiere mit großen Augen, kleinen Nasen und rundlichen Gesichtern ähnlich wie auf die Niedlichkeit der Menschenbabys: auf den Arm nehmen, streicheln.
Maslow geht davon aus, dass zuerst primäre Bedürfnisse befriedigt werden müssen, bevor sekundäre relevant werden können. Dabei vertritt er ein humanistisches Menschenbild: Erst die erweiterten Beweggründe machen das Menschsein aus.
„Jeder Mensch strebt potentiell nach Selbstverwirklichung.“
Die Selbstverwirklichungsbedürfnisse (Bedürfnis nach Transzendenz) können nur bei einem geringen Teil der Menschen befriedigt werden. Transzendenz meint, dem Leben einen höher stehenden Sinn zu geben, sich im Einklang mit dem Ganzen zu fühlen.
Der lerntheoretische Ansatz stützt sich auf Lernprozesse nach den Prinzipien des operanten Konditionierens. Die Motivation zu einem bestimmten Verhalten wird durch eine Belohnung oder fehlende Bestrafung hervorgerufen.
Die Motivation setzt sich zusammen aus den Resultaten zweier Basisfragen:
Merke: Motivation = Wahrscheinlichkeit des Handlungsergebnisses (Erwartung) x Attraktivität (Wert)
Der Wille macht es möglich, wichtige Ziele zu verfolgen, obwohl zum aktuellen Zeitpunkt keine motivationale Basis existiert.
Die Zielbildung (Intention) ist basisbildend für die willentliche Handlung. Der volitionale (Volition: Wille/Willenskraft) Prozess ist hierbei stärker als der motivationale Prozess (z. B. Fasten trotz Hunger).
Strategien für die volitionale Handlungskontrolle:
Selten besteht nur eine Motivation oder eine Bedürfnistendenz. Im Gegenteil: Oft wirken gleichzeitig verschiedene motivationale Tendenzen, zwischen denen entschieden werden muss. Hierbei entstehen Konflikte.
Appetenz-Appetenz-Konflikt: Der Aufsuchen-Konflikt
Beim Appetenz-Konflikt muss die betroffene Person sich zwischen zwei positiven Alternativen entscheiden.
Beispiel: Erhalt Studienzulassungen für Veterinärmedizin und Humanmedizin, aber nur ein Studiengang möglich
Aversions-Aversions-Konflikt: Der Meiden-Konflikt
Beim Aversions-Konflikt muss die betroffene Person eine Wahl zwischen zwei negativen Alternativen treffen, also das „geringere Übel“ wählen.
Beispiel: Am Abend noch zwei Überstunden machen oder morgen früher aufzustehen, um die Entlassungsbriefe fertig zu schreiben.
Appetenz-Aversion-Konflikt: Der Ambivalenz-Konflikt
Beim Appetenz-Aversions-Konflikt hat das angestrebte Ziel der betroffenen Person gleichzeitig negative und positive Seiten („Zwei Seiten einer Medaille“). Sie wird zur gleichen Zeit abgestoßen und angezogen, die Bedürfnistendenz zu erfüllen.
Beispiel: Ein depressiver Patient wünscht sich eine Therapie mit Antidepressiva, fürchtet aber gleichzeitig die Nebenwirkung Gewichtszunahme.
Die 4. Konflikttypologie erweitert Lewins einfache Typologien um den doppelten Appetenz-Aversions-Konflikt. Die Betroffenen müssen sich hier zwischen zwei Alternativen entscheiden, die beide je positive und negative Seiten haben.
Beispiel: Wahl zwischen schlecht bezahlte Assistenzarztstelle in der favorisierten Stadt oder eine hoch vergütete Stelle in einem ruralen Krankenhaus in der Peripherie.
Sich selbst oder Mitmenschen in ihren Leistungen übertreffen zu wollen, wird als Leistungsmotivation bezeichnet. Menschen mit hoher Leistungsmotivation wählen Aufgaben, die immer eine Stufe mehr herausfordern: Nur wenn Misserfolg oder Erfolg das Resultat einer Aufgabe sein können, ist es möglich, einen Gütemaßstab anzulegen. Neben positiven Rückmeldungen wie Freude und Stolz motiviert besonders der Wunsch nach steigender Effizienz: Der Weg zum Ziel wird in Variationen immer weiter optimiert.
Basisfrage des Atkinson-Modells: „Warum setzen sich Menschen unterschiedliche Ziele?“
Zielwahl (Wahl der Aufgabenschwierigkeit) = Erfolgswahrscheinlichkeit (Erwartung) x Erfolgsanreiz (Wert)
Je nach Attribuierungsstil begründen Menschen für sich ihre Erfolge und Misserfolge. Diese Kausalattributionen werden in verschiedene Attributionsdimensionen unterteilt: interal/external, stabil/instabil und spezifisch/global ein.
Die Haltung von Beobachter*inen, Verhalten primär auf personelle Charakterzüge zu beziehen und situative Faktoren außer acht zu lassen (z. B. bei aggressivem Verhalten), wird fundamentaler Attributionsfehler genannt. Akteur*innen würden eigenes Verhalten genau gegenteilig erklären und in erster Linie die Situation für das Verhalten belasten.
Durch das transtheoretische Modell (TTM) von Prochaska und Di Clemente sollen Therapeut*innen eine bessere Einschätzung und Beeinflussung des Gesundheitsverhaltens von Patient*innen gelingen. Besonders bei Patient*innen mit Abhängigkeit ist dies für therapeutische Entscheidungen wichtig. Das TTM besteht aus 6 Stufen.
Therapieansatz: Es ist wichtig phasensynchron zu arbeiten (z. B. Patient*innen die gesundheitliche Gefahr des Substanzmissbrauchs bewusst machen, um vom Durchhalten in der Abstinenz zu überzeugen).
Stadium | Beschreibung | Therapeutischer Ansatz |
---|---|---|
Precontemplation | Absichtslosigkeit/Sorglosigkeit | Kreation eines Problembewusstseins |
Contemplation | Absichtsbildung/Bewusstwerdung | Ambivalente Gedanken auflösen |
Preparation | Vorbereitung | Genauer Fokus auf das Ziel mit Stufenplan |
Action | Handlung | Förderung des Vertrauens in die eigenen Stärken |
Mainetance | Aufrechterhaltung | Vorbeugendes Verhalten gegen einen Rückfall |
Termination | Abschluss/Daueraufrechterhaltung | Das Zielverhalten ist „normal“ geworden |
Definition der Abhängigkeit (WHO): Psychischer und physischer Zustand, der dadurch charakterisiert ist, dass ein Mensch trotz körperlicher, seelischer oder sozialer Nachteile ein unüberwindbares Verlangen nach einer bestimmten Substanz oder einem bestimmten Verhalten empfindet. Er kann dieses nicht mehr steuern und wird von diesem Verlangen beherrscht.
In der Abhängigkeit handelt die abhängige Person sehr zielgerichtet (Motivation): In den „Genuss“ des Suchtmittels zu kommen, stellt meist das einzige Motiv von Abhängigen dar und dieses Ziel wird konsequent verfolgt. Es gibt substanzgebundene Abhängigkeiten und substanzunabhängige Süchte (z. B. Esssucht, Spielsucht).
Zu den psychoaktiven Substanzen zählen Halluzinogene Halluzinogene Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene (LSD, Mescalin), Opiate Opiate Opioid-Analgetika (Morphine, Heroin), Cannabis sowie Alkohol, Nikotin Nikotin Stimulanzien und Analgetika.
Eine Abhängigkeit liegt vor, wenn nach DSM-IV drei der folgenden Kriterien vorliegen:
Wichtige Fakten zu Alkohol, Nikotin Nikotin Stimulanzien und Medikamenten:
Wie entsteht eine Abhängigkeit?
Mehrere Faktoren spielen bei der Entstehung von Abhängigkeit eine Rolle. Die WHO spricht von einem multifaktoriellen Erklärungsmodell.
Psychosoziale Wirkung der Droge
Lerntheoretische Prozesse sind wichtig, um die Entstehung von Abhängigkeit zu erklären. Zum einen findet operante Konditionierung statt: Droge führt zur Entspannung (positive Verstärkung), negative Emotionen/Situationen werden durch die Droge vermieden oder Entzugserscheinungen verschwinden (negative Verstärkung). Klassisch konditioniert sind situative und soziale Trigger wie Treffen in der Kneipe, Partys, Konfliktsituationen (Partnerschaft, Vorgesetzte, etc.).