Das nephrotische Syndrom ist eine Nierenerkrankung, die durch Bedingungen verursacht wird, die die Durchlässigkeit der glomerulären Filtrationsbarrieren erhöhen. Das nephrotische Syndrom betrifft alle Altersgruppen, ist aber in der Pädiatrie häufiger anzutreffen. Diese Erkrankung kann sowohl auf primäre (renale) als auch auf sekundäre (systemische) Ursachen zurückzuführen sein. Die Minimal Change Disease (MCD) ist die häufigste Form der Erkrankung bei Kindern (80 %). Zu den typischen Merkmalen gehören Proteinurie von ≥ 40 mg/m² KOF/Tag, Hypalbuminämie, Hypercholesterinämie Hypercholesterinämie Fettstoffwechselstörungen und Ödeme. Die Diagnose basiert auf der Anamnese, der körperlichen Untersuchung, Labortests, die eine Proteinurie im nephrotischen Bereich bestätigen, und der Untersuchung auf systemische Erkrankungen. In einigen Fällen werden Gentests empfohlen, vor allem bei besonders jungen Patient*innen (< 1 Jahr). Steroide sind die initiale Behandlung bei einer klassischen Krankheitspräsentation, da die häufigste Ursache, MCD, sehr gut auf Steroide anspricht. In anderen Fällen ist eine Nierenbiopsie angezeigt. Behandlung und Prognose hängen von der zugrunde liegenden Ursache und dem Ansprechen auf Steroide ab.
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Medizin ➜
Das nephrotische Syndrom ist eine Nierenerkrankung, die durch erhöhte Durchlässigkeit der glomerulären Filtrationsbarrieren gekennzeichnet ist und zu einer schweren Proteinurie führt.
Zu den klassischen Merkmalen und Definitionskriterien gehören:
Verschiedene Klassifikationssysteme auf der Grundlage von:
Das idiopathische nephrotische Syndrom wird auf der Grundlage des Ansprechens auf Steroide weiter klassifiziert in:
Kongenital/infantil:
Primär (90 % idiopathisch):
Sekundär:
Die Struktur des Glomerulus bildet ein Filtersystem, die glomeruläre Filtrationsbarriere, die aus mehreren Komponenten besteht:
Unter normalen Umständen wird die Passage von Proteinen durch die glomeruläre Filtrationsbarriere durch ihre Größe oder Ladung kontrolliert.
Genetische oder immunvermittelte Faktoren führen zu:
Auswirkungen:
Nephrotisches Syndrom:
Die Krankheit wird von Wasser- und Natriumeinlagerungen begleitet. Das Bild zeigt Schwellungen/Ödeme im Gesicht. Das Ausmaß der Ödeme kann von leichten Ödemen an den Augenlidern, die im Laufe des Tages sich zurückbilden, über Schwellungen an den unteren Gliedmaßen bis hin zu allgemeinen Schwellungen oder einer vollständigen Anasarka reichen.
Nephrotisches Syndrom Nephrotisches Syndrom Nephrotisches Syndrom | Nephritisches Syndrom Nephritisches Syndrom Nephritisches Syndrom | |
---|---|---|
Ödeme | ++++ | ++ |
Blutdruck | Normal/erhöht | Erhöht |
Proteinurie | ++++ | ++ |
Hämaturie | – oder mikroskopisch | +++ |
Andere Merkmale |
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Nephrotisches Syndrom Nephrotisches Syndrom Nephrotisches Syndrom | Labor- und Zusatzuntersuchungen | Ergebnisse der Nierenbiopsie |
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MCD | Normalerweise gute Nierenfunktion; keine Hämaturie |
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FSGS | Ggf. Hämaturie |
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Mesangioproliferative Glomerulonephritis Glomerulonephritis Membranoproliferative Glomerulonephritis | Ggf. Hämaturie |
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MPGN (ein Muster glomerulärer Schädigung mit den Typen I-III) | ↓ C3 |
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Normaler Glomerulus vs. glomeruläre Erkrankung:<br>Die normale Struktur (a): PECs (parietale Epithelzellen) kleiden die Bowman-Kapsel aus; Podozyten, GECs (glomeruläre Endothelzellen) bilden die Kapillarwand; und Mesangiumzellen befinden sich in der Mitte des Glomerulus. Die beiden wichtigsten extrazellulären Matrixkompartimente sind die Glomeruläre Basalmembran (GBM) und das Mesangium.<br> Bei glomerulärer Schädigung (b): Morphologische Veränderungen werden im gesamten Spektrum glomerulärer Erkrankungen beobachtet und umfassen: Proliferation der Mesangiumzellen, Ausdehnung des Mesangiums (bei mesangialer proliferativer Nephropathie und membranoproliferativer Glomerulonephritis/MPGN), GBM-Verdickung (bei MPGN), Auslöschung des Podozytenfußfortsatzes und Podozytenablösung (bei FSGS und Minimal Change Disease).
Bild: “F1” von Lennon R, Hosawi S. Lizenz: CC BY 4.0Minimal Change Disease: Die Lichtmikroskopie zeigt keine Hinweise auf zelluläre Halbmonde, fibrinoide Nekrosen oder endokapilläre Hyperzellularität.
Bild: “Figure 1” von Rastogi V, Doshi S, Kaleem A. Lizenz: CC BY 3.0Elektronenmikroskopische Aufnahme der Minimal Change Disease: Das Bild zeigt eine diffuse Auslöschung der Podozytenfußfortsätze (Pfeile). Die Basalmembranen der Kapillarschlingen sind einheitlich und von normaler Dicke. Es ist keine Hyperzellularität oder Sklerose der Kapillarschlingen oder elektronendichte Ablagerungen erkennbar. Die mesangiale EZM ist nicht erweitert und weist keine Hyperzellularität oder elektronendichte Ablagerungen auf. Die tubulären Basalmembranen weisen keine Anzeichen von immunologischen Ablagerungen auf.
Bild: “Figure 2” von Rastogi V., Doshi S., Kaleem A.. Lizenz: CC BY 3.0Mikroskopische Aufnahme einer fokal-segmentalen Glomerulosklerose:
Mittig durch den Glomerulus zieht ein Strang, der durch kollagene Sklerose entstanden ist.