Neuro- und Muskelphysiologie: Motorik

Die Motorik beschäftigt sich als Teilgebiet der Physiologie mit der Fähigkeit zur Bewegung und wie diese über die Steuerung der Skelettmuskulatur Skelettmuskulatur Muskelphysiologie der Skelettmuskulatur durch unser zentrales Nervensystem Nervensystem Nervensystem: Aufbau, Funktion und Erkrankungen möglich wird. Die einfachste Form der Bewegungsantwort auf einen Reiz ist der Reflex. Komplexe Bewegungen werden durch viele verschiedene Hirnregionen geplant. Zu diesen Regionen gehören der Motorcortex, das Kleinhirn Kleinhirn Kleinhirn (Cerebellum), der Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm und die Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien), welche hierarchisch organisiert sind. Die Bewegungsinformationen werden vom Gehirn aus über deszendierende Bahnen, die sogenannten Pyramidenbahnen, und extrapyramidalen Bahnen an die Motorneurone im Rückenmark Rückenmark Rückenmark weitergeleitet. Bei Ausfällen bzw. Verletzungen des Gehirns lassen sich anhand symptomatischer Bewegungsstörungen Rückschlüsse auf die betroffene Hirnregion schließen.

Aktualisiert: 28.04.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Definition

Die Motorik beschreibt sämtliche willkürliche und kontrollierte Muskelbewegungen des menschlichen Körpers. Hierzu zählen sowohl große Bewegungsabläufe wie das Gehen als auch die Mimik des Gesichts. Auch die motorischen Anteile des Nervensystems zur Steuerung und Wahrnehmung von Bewegungen werden unter dem Begriff Motorik zusammen gefasst. Wichtige anatomische Strukturen der Motorik sind:

Die Motorik lässt sich in 2 Arten unterteilen:

  • Grobmotorik:
    • Größere Bewegungsabläufe
    • Größere Bewegungsumfänge
    • Beispiele: Springen, Klettern, Gehen, Gleichgewicht halten
  • Feinmotorik:
    • Kleinere Bewegungsabl#ufe
    • Kleinere Bewegungsumfänge
    • Beispiele: Handmotorik, Mundbewegungen, Mimik

Spinale Motorik

Spinale Motorik ist Bewegungskoordination auf Rückenmarksebene mit der einfachsten Bewegungsantwort auf einen Reiz – dem Reflex. Hierarchisch betrachtet stellen Reflexe die unterste Funktionsebene der Motorik dar.

Reflexe

  • Ein Reflex ist die stereotype Antwort auf einen Reiz.
  • Ein Reflexbogen besteht aus folgenden Teilen:
  • Reflexablauf: Reizwahrnehmung durch Sensororgan → Reizweiterleitung über Afferenz → Reizübertragung von Afferenz auf Efferenz im Rückenmark Rückenmark Rückenmark → Weiterleitung der Informationen über die Efferenz zum Effektor → Der aktivierte Effektor führt die Reizantowrt aus.
  • Unterscheidung in 2 unterschiedliche Formen von Reflexen:
    • Eigenreflex: Monosynaptisch, Sensor und Effektor liegen im gleichen Organ
    • Fremdreflex: Polysynaptisch, Sensor und Effektor liegen in unterschiedlichen Organen

Die Sensoren des Reflexbogens:

Für die Motorik spielt die Propriozeption Propriozeption Neurologische Untersuchung, also die Aufnahme von Reizen aus dem Körperinneren durch Mechanorezeptoren, eine grundlegende Rolle. Im spinalen System gibt es Sensoren, die jeweils auf verschiedene Reize spezialisiert sind.

  • Muskelspindeln
    • Muskelspindeln sind Dehnungssensoren der Arbeitsmuskulatur und messen Muskellänge und Dehnungsgeschwindigkeit.
    • Bestehen aus intrafusalen Fasern (spezialisierten Muskelzellen), umgeben von einer bindegewebigen Kapsel und sind parallel zur Arbeitsmuskulatur angeordnet.
    • Vorkommen in jedem Muskel mehr oder weniger häufig, v. a. in kleinen Präzisionsmuskeln ist ihre Anzahl hoch.
  • Sehnenorgane
    • Auch Sehnenorgane sind Dehnungssensoren der Arbeitsmuskulatur, die jedoch den Spannungszustand der Muskulatur messen.
    • Anordnung in Serie zur Arbeitsmuskulatur
    • Lokalisation am Übergang von Muskelsehne zum Muskel
    • Erhöht sich der Spannungszustand im Muskel, wird dieser Reiz durch die markhaltige Nervenfaser im Sehnenorgan über die Hinterwurzel ins Rückenmark Rückenmark Rückenmark geleitet, hemmt die Motoneurone und bremst somit die Kontraktion des Muskels.
  • Gelenksensoren: Jedes Gelenk besitzt Gruppen von Sensoren für die verschiedenen Bewegungsmöglichkeiten in den Gelenkachsen. Diese entladen sich bei Bewegungen des Gelenks.
  • Hautsensoren: Die afferenten Bahnen der Reflexbögen enthalten außerdem auch Informationen aus den zahlreichen Mechano- und Schmerzrezeptoren der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion und den freien Nervenendigungen in der Muskulatur (Fremdreflex).

Die Efferenzen des Reflexbogens (Motoneurone):

Motoneurone liegen im Vorderhorn des Rückenmarks. Unterscheiden werden folgende Motoneurone:

  • γ-Motoneurone: Innervation der intrafusalen Muskulatur (Muskulatur der Muskelspindeln)
  • α-Motoneurone:
    • Innervation der extrafusalen Muskulatur (Arbeitsmuskulatur des Skelettmuskels)
    • Erhalten Informationen von Haut-, Muskel- und Gelenksensoren, den kortikospinalen Bahnen sowie dem Eigenapparat des Rückenmarks
    • Verbindung über Afferenzen mit sogenannten Renshaw-Zellen, welche über eine Feedback-Hemmung die Aktivität der Motoneurone hemmen.
Tabelle: Unterscheidung von tonischen und phasischen α-Motoneuronen
Phasische α-Motoneurone Tonische α-Motoneurone
Axone Dick Dünn
Leitungsgeschwindigkeit Hoch Gering
Versorgung von ATP-reiche Muskelfasern, die schnell kontrahieren und schnell ermüden Muskeln des Halteapparates
Adaption Schnell Fehlend

Die Motorische Endplatte

  • Die motorischen Nervenfasern Nervenfasern Nervensystem: Histologie verzweigen sich in den verschiedenen Muskeln unterschiedlich stark, je nachdem, wie präzise der Muskel arbeitet.
  • Jedes Axon Axon Nervensystem: Histologie einer motorischen Vorderhornzelle bildet zusammen mit den Muskelfasern, die es versorgt, eine sogenannte motorische Einheit → gemeinsame Kontraktion der Muskelfasern, die durch dasselbe Axon Axon Nervensystem: Histologie innerviert werden
  • Motorische Endplatte: Bereich, in dem die Erregungsübertragung vom Nerv auf den Muskel stattfindet
  • Ablauf der Erregungsübertragung: Das ankommende Aktionspotenzial (AP) führt präsynaptisch zu einer Öffnung von Calciumkanälen → Verschmelzung von acetylcholinhaltigen Vesikeln mit der präsynaptischen Membran → Exozytose: Freisetzung von Acetylcholin in den synaptischen Spalt → Bindung an die Rezeptoren Rezeptoren Rezeptoren der postsynaptischen Membran → Öffnung der Ionenkanäle an der postsynaptischen Membran → Na+-Einstrom → Entstehung eines exzitatorischen postsynaptischen Potentials (EPSP) → Das EPSP öffnet spannungsabhängige Na+-Kanäle und es kommt zu einem AP → AP wird über das Sarkolemm fortgeleitet und führt zu einem Ca2+-Einstrom → Muskelkontraktion

Hirnstamm-Motorik

Funktion

  • Bestandteile des Hirnstamms:
  • Koordinierungsstelle der Motorik: Kontrolle und Modifikation der Informationsweiterleitung
    • Verbindung zu höheren Hirnregionen
    • Aktivierung und Hemmung der Motoneurone des Rückenmarks durch deszendierende Bahnen, die von den Kerngebieten des Hirnstammes ausgehen
    • Über die Hirnstammreflexe wird eine schnelle Anpassung an sich verändernde Umweltbedingungen möglich.

Wichtige Bestandteile

  • Kerngebiete:
    • Nucleus ruber
    • Vestibulariskerne:
      • Nucleus vestibularis lateralis (Deiters-Kern)
      • Nucleus vestibularis medialis
    • Anteile der Formatio reticularis
  • Afferenzen von:
    • Motorcortex
    • Cerebellum
    • Vestibularorgan
  • Efferenzen:
    • Tractus rubrospinalis
    • Tractus vestibulospinalis
    • Tractus reticulospinalis medialis et lateralis
Tabelle: Überblick der Efferenzen des Hirnstamms
Bahnen Erregung der Neurone der Flexoren Hemmung der Neurone der Flexoren Erregung der Neurone der Extensoren Hemmung der Neurone der Extensoren
Tractus rubrospinalis x x
Tractus vestibulospinalis x x
Tractus reticulospinalis lateralis x x
Tractus reticulospinalis lateralis x x

Die wichtigsten Hirnstammreflexe

  • Statische Reflexe: Halte- und Stellreflexe, welche die Körperhaltung im Raum steuern
  • Statokinetische Reflexe: Reflexe, die durch Bewegungen ausgelöst werden und dafür sorgen, dass das Gleichgewicht aufrechtgehalten wird (z. B. physiologische Nystagmus und Liftreaktion)
  • Reflexe, welche die Nahrungsaufnahme steuern sind: Saugreflex Saugreflex Primitivreflexe, reflektorische Speichelsekretion, Kau- und Schluckreflex.
  • Zu den Schutzreflexen zählen unter anderem Korneal- und Hustenreflex.

Cerebellum und Motorik

Funktion und Aufbau

  • Abstimmung von Bewegungen:
    • Feinmotorik
    • Koordination von Stütz- und Zielmotorik
    • Erstellen von Bewegungsprogrammen
  • Das Kleinhirn Kleinhirn Kleinhirn (Cerebellum) erhält Informationen vom Labyrinth, Rückenmark Rückenmark Rückenmark und Bewegungsentwürfe aus dem Motorcortex.
  • Efferenten Bahnen ziehen zum Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm und über den Thalamus Thalamus Thalamus zum Motorcortex.
  • Die anatomische Gliederung in Rinde und Mark mit Kerngebieten erinnert an den Aufbau des Großhirns.
  • Alle abgehenden Bahnen des Kleinhirns ziehen durch die Kleinhirnkerne (Nucleus fastigii, interpositus, dentatus).
  • Die Kleinhirnrinde enthält in ihren drei Schichten verschiedene Neurone, welche entweder über Kletterfasern aus dem Olivenkernkomplex oder über Moosfasern aus anderen Gebieten afferent versorgt werden.

Afferenzen und Efferenzen

  • Afferenzen:
    • Das Archicerebellum erhält Informationen aus den Vestibulariskernen.
    • Das Paläocerebellum erhält Informationen aus dem Rückenmark Rückenmark Rückenmark und der Pyramidenbahn.
    • Das Neocerebellum erhält die Bewegungsentwürfe aus den assoziativen Rindenanteilen der Großhirnrinde.
  • Efferenzen:
    • Vom Vermis ziehen Efferenzen über den Nucleus fastigii zum Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm und koordinieren somit Muskeltonus, Gleichgewicht und Stützmotorik.
    • Die Efferenzen der Pars intermedia ziehen über den Nucleus interpositus und die Efferenzen der Kleinhirnhemisphären über den Nucleus dentatus zum Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm (Nucleus ruber) und dann über den Thalamus Thalamus Thalamus zur motorischen Großhirnrinde.
      • Die Pars intermedia korrigiert geplante langsame Zielbewegungen des Motorcortex und koordiniert die Ziel- mit der Stützmotorik.
      • Die Kleinhirnhemisphären erstellen Bewegungsprogramme für schnelle Zielbewegungen, auf der Grundlage von Informationen aus den assoziativen Rindenfeldern und der vom Großhirn geplanten Bewegungsentwürfe. Die hierfür notwendige Stützmotorik wird über die Verbindung zum Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm aktiviert.

Basalganglien und Motorik

Funktion und Aufbau

  • Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) sind subkortikale Kerngebiete, in der Nähe des Thalamus Thalamus Thalamus. Sie gehören zum extrapyramidalen System.
  • Funktionell (nicht anatomisch) betrachtet, zählen folgende Strukturen zu den Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien):
    • Striatum: Nucleus caudatus und Putamen
    • Globus pallidus
    • Substantia nigra (im Bereich des Mittelhirns)
    • Nucleus subthalamicus (im Bereich des Diencephalons)
  • Kontrolle und Modulation komplexer Bewegungen, z. B. das Schreiben
    • Erstellen harmonischer Bewegungsabläufe
    • Entstehung eines motorischen Gedächtnisses
  • Die Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) erhalten Informationen aus verschiedenen Teilen der Hirnrinde. Sie beeinflussen die Bewegungsprogramme bezüglich ihrer Geschwindigkeit, ihres Bewegungsausmaßes, der Kraft und Bewegungsrichtung. Sie kontrollieren auch die Initiation einer Bewegung.
  • Die Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) haben jeweils eine eher hemmende oder eher erregende Wirkung auf die Motorik. Dieser Umstand erklärt auch, warum degenerative Erkrankungen der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) durch überschießende oder gehemmte Bewegungen gekennzeichnet sein können:

Striatum

  • Funktion: Hemmung der Motorik
  • Afferenzen:
    • Erregende Fasern (über Glutamat vermittelt) vom Kortex
    • Eher hemmende Fasern (über Dopamin vermittelt) aus der Substantia nigra
  • Die Efferenzen des Striatums wirken über GABA hemmend auf Pallidum und Substantia nigra.

Pallidum

  • Funktion: fördert die Motorik, „Gegenspieler“ des Striatum
  • Afferenzen kommen aus:
  • Efferente Bahnen ziehen sowohl zum Thalamus Thalamus Thalamus als auch zur Großhirnrinde.

Nucleus subthalamicus

  • Funktion: wirkt eher hemmend auf die Motorik
  • Der Nucleus subthalamicus steht über Afferenzen (hemmend) und über Efferenzen (erregend) in Verbindung mit dem Pallidum. Auch vom Großhirn und dem Thalamus Thalamus Thalamus erhält er Afferenzen.
  • Die Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) stehen über Funktionsschleifen mit der Großhirnrinde in Verbindung. Das heißt: Informationen aus bestimmten Kortexarealen werden in dazugehörigen Anteilen der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) verschaltet und wirken dann über die abgehenden Efferenzen wieder auf sie zurück.
    • Einfachere Funktionsschleifen wie für die Mund- und Gesichtsmuskulatur oder Blickmotorik
    • Komplexere Schleifen, die in Verbindung mit kognitiven Leistungen, Motivation und Antrieb stehen
    • Das erklärt, warum sich bei Erkrankungen der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) nicht nur motorische Symptome zeigen, sondern u. a. auch psychisch-motivationale und demenzielle Veränderungen auftreten.
Vernetzung der Kerne im Basalgangliensystem des menschlichen Gehirns

Vernetzung der Kerne im Basalgangliensystem des menschlichen Gehirns

Bild: „Basalganglien“ von Scarecr0w 4. Lizenz: Public Domain

Großhirnrinde und Motorik

Funktion

Auftauchen einer Bewegungsmotivation und Entwicklung eines Bewegungsentwurfes in der Großhirnrinde → Informationsweiterleitung as das Kleinhirn Kleinhirn Kleinhirn (Cerebellum) und die Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) → Bearbeitung, Abstimmung und Modulation der Bewegungsprogramme in den Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) und dem Kleinhirn Kleinhirn Kleinhirn (Cerebellum) → Durch das sogenannte „Tor des Bewusstseins“ ( Thalamus Thalamus Thalamus) gelangen sie zum motorischen Kortex, der die Bewegung schließlich veranlasst.

Der Motorcortex

  • Funktion: Ausführung komplexer Bewegungen
  • Die Großhirnrinde besteht nach Brodmann aus verschiedenen Rindenfeldern
    • Areal 4 entspricht dem primären motorischen Kortex.
    • Areal 6 umfasst den sekundären motorischen Kortex.
    • In jedem der beiden Areale sind die Muskelgruppen jeweils somatotopisch repräsentiert.
  • Der Motorcortex ist die in der Hierarchie am höchsten stehende Funktionsebene der Motorik, die Informationen aus den untergeordneten Hirnregionen erhält, verarbeitet und sozusagen als „General“ letztendlich den Befehl zur Bewegungsausführung gibt. Der Bewegungsausführung geht Folgendes voraus:
  • Der Motorcortex veranlasst über die Pyramidenbahn (Tractus corticospinalis) die Bewegungsausführung. Er ist verbunden mit allen wichtigen Gehirnzentren.
    • Die Pyramidenbahn führt über eine Million efferente Fasern. Der größte Anteil läuft direkt zu den Motoneuronen des Rückenmarks.
    • Diese Fasern kreuzen zu ca. 80 % im unteren Hirnstammbereich und zum kleineren Teil auf Rückenmarksebene zur Gegenseite.
    • Verbindung mit dem Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm zur Koordination der Stützmotorik über den Tractus corticorubralis und Tractus corticoreticularis → Vom Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm aus wird über den Tractus rubrospinalis und den Tractus reticulospinalis das Rückenmark Rückenmark Rückenmark erreicht.
    • Ein Teil der efferenten Fasern zweigt Richtung Thalamus Thalamus Thalamus und Nucleus ruber ab.

Unterscheidung von Pyramidenbahn und extrapyramidale Bahnen

  • Die Pyramidenbahn steuert mit ihren Neuronen Neuronen Nervensystem: Histologie der Großhirnrinde, insbesondere dem Gyrus praecentralis, unsere bewussten Bewegungen (Willkürmotorik).
  • Das extrapyramidale System mit seinen Kerngebieten unterhalb der Großhirnrinde besitzt die Aufgabe, die unwillkürlichen Bewegungen zu modifizieren.
    • Selbstständige Steuerung der unbewussten Muskelbewegungen und des Grundtonus der Muskulatur.
    • Verbindungen zum visuellen System, zum Gleichgewichtsorgan, dem Großhirn und dem Kleinhirn Kleinhirn Kleinhirn (Cerebellum) ermöglichen die reibungslose Ausführung komplexer Bewegungen.
Corticospinal Track Pathway
Bild: „Corticospinal Tract“ von philschatz. Lizenz: CC BY 4.0

Klinische Relevanz

Erkrankungen des Rückenmarkes: Querschnittslähmung

  • Eine vollständige Durchtrennung des Rückenmarks führt kaudal der Läsion zum Ausfall sämtlicher Funktionen/Faserqualitäten:
    • Motorisch
    • Sensibel
    • Vegetativ
  • Anfänglich besteht der spinale Schock Schock Schock: Überblick: äußert sich durch eine vollständige Areflexie, die sich jedoch im weiteren Verlauf zurückentwickelt

Erkrankungen des Hirnstammes: Dezerebrationssyndrom = Enthirnungssyndrom

  • Schwere Hirntraumata können zur Schädigung der Bahnen zwischen Großhirnrinde und Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm führen.
  • Resultat: Die Großhirnrinde ist von der Steuerung des Organismus abgeschnitten (Dezerebrationssyndrom), während die Hirnstammfunktionen weiterhin erhalten bleiben.
  • Bei Unterbrechung der Bahnen kaudal des Nucleus ruber kommt es zur sogenannten Dezerebrationsstarre: fehlende Hemmung des Nucleus ruber → überwiegen der erregenden Funktion des Deiters-Kerns (Tonuserhöhung) → Tonuserhöhung der Extensorenmuskulatur
  • Bei Läsionen unterhalb des Deiters-Kerns entsteht das Bild der Dezerebrationsstarre nicht mehr, da hier auch die Aktivierung der Extensoren durch den Deiters-Kern ausfällt.

Erkrankungen des Kleinhirns

Schädigung des Cerebellums (z. B. auch als Folge von chronischem Alkoholabusus) führt zu Störungen in der Feinabstimmung und Koordination von Bewegungen. Folgende Symptome sind dafür charakteristisch:

  • Hypotonus der Muskulatur: bei Schädigung im Bereich der Hemisphären
  • Hypertonus Hypertonus Volumenmangel und Dehydration der Muskulatur: bei isolierter Schädigung des Vermis
  • Nystagmus (Störung der Koordination der Augenbewegungen): bei Schädigung medialer Kleinhirnanteile
  • Skandierende Sprache (stockender Sprachfluss)
  • Intensionstremor (starkes Zittern der Extremitäten bei Bewegung): bei Schädigung der Hemisphären
  • Asynergien:
    • Dysmetrie (Störung der Zielmotorik (Finger-Nase-Versuch)): bei Schädigung der Hemisphären
    • Ataxie Ataxie Ataxie-Teleangiektasien (breitbeiniges unsicheres Gangbild): bei Schädigung medialer Kleinhirnanteile
    • Dysdiadochokinese (Unfähigkeit, schnelle antagonistische Bewegungen auszuführen): bei Schädigung der Hemisphären

Erkrankungen der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien): Extrapyramidale Bewegungsstörungen

Läsionen im Bereich der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien) führen zu Störungen im harmonischen Bewegungsablauf. Unterschieden wird in Plus- und Minussymptome:

  • Plus-Symptome:
    • Rigor
    • Tremor
    • Ballismus
    • Athetose
    • Chorea
  • Negativ-Symptome:
    • Akinese
    • Hypokinese

Erkrankungen mit hypokinetisch-hypertoner Symptomatik: Morbus Parkinson

  • Morbus Parkinson ist eine degenerative Erkrankung der Substantia nigra mit Untergang der Dopamin-produzierenden Zellen.
  • Durch den Dopaminmangel und daraus resultierenden Cholinüberschusses kommt es zu Störungen in der Bewegungsmodulation
  • Typische Simptomtrias:
    • Rigor mit „Zahnradphänomen“
    • Tremor
    • Akinese

Erkrankungen mit hyperkinetisch-hypotoner Symptomatik:

  • Chorea Huntington Chorea Huntington Chorea Huntington:
    • Der Untergang von GABA und Cholin-produzierenden Zellen im Striatum führt zum Überwiegen der dopaminergen Impulse.
    • Symptomatik:
  • Athetose:
    • Gekennzeichnet durch langsame, stereotype, wurmartige Bewegungen der Extremitäten
    • Abnormen Gelenkstellungen sind möglich.
    • Spastische Gangstörung
  • Ballismus:
    • Diese Bewegungsstörung zeigt sich beim Funktionsausfall des Nucleus subthalamicus.
    • Schnelle, schleudernde Bewegungen, die plötzlich einsetzen
    • Verstärkung der Symptomatik unter Stress

Erkrankungen des Motorcortex: Apoplex (Schlaganfall)

  • Läsionen des Tractus corticospinalis (Pyramidenbahn) im Bereich der Capsula interna (z. B. durch Einblutungen) führen zu Lähmungen.
    • Im akuten Stadium: schlaffe Lähmungen der kontralateralen Körperseite
    • Im weiteren Verlauf: Übergang in spastische Lähmungen
    • Auftreten von pathologischen Reflexen
  • Wegen der topografischen Anordnung der Pyramidenbahnfasern in der Capsula interna sind je nach Schädigungsort, verschiedene Muskelgruppen von der Lähmung betroffen (Hemiplegie der Arme oder Beine).
  • Da die Motoneurone intakt sind, kommt es nicht zur Atrophie der Muskulatur.
  • Die Feinmotorik ist gestört und die Muskelkraft vermindert, da durch die Capsula interna auch Fasern zum Stammhirn und dem Cerebellum verlaufen.

Quellen

  1. Pape H.-C., Kurtz A., Silbernagel S. (2019). Physiologie. 9. Auflage. Thieme Verlag.
  2. Hacke W. (2015). Neurologie. 14. Auflage. Springer Berlin. https://doi.org/10.1007/978-3-662-46892-0
  3. Trepel M. (2017). Neuroanatomie. 7. Auflage. Urban & Fischer in Elsevier (Verlag).
  4. Schmidt, R. F., Lang, F., Heckmann, M. (Hrsg.). (2019). Physiologie des Menschen mit Pathophysiologie. 32. Auflage. Springer Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-662-56468-4

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

Holger Wöltje

Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

Frank Eilers

Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

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Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

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Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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