Physiologie des Schmerzes

Als Anpassungsmechanismus, der in Gefahrensituationen das Überleben sichern kann, begleitet Schmerz die Menschheit seit Beginn ihrer Existenz. Im klinischen Alltag stellen Schmerzen die häufigste symptomatische Beschwerde dar und sind gleichzeitig einer der häufigsten Gründe für medizinische Konsultationen. Das Verständnis der Schmerzphysiologie bildet die Grundlage für die Auswahl der für die betroffene Person spezifisch angemessen Behandlung.

Aktualisiert: 23.05.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Übersicht

Definitionen

  • Schmerzen:
    • International Association for the Study of Pain (IASP) ist Schmerz „eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit tatsächlicher oder potenzieller Gewebeschädigung verbunden ist oder als solche beschrieben wird“.
    • Psychisches Leiden oder Unbehagen
  • Nozizeption:
    • Schädlicher (oder toxischer) Reiz oder ein Reiz, der bei längerer Exposition schädlich werden kann
    • Prozess, durch den periphere Schmerzrezeptoren Informationen über aktuelle (oder potenzielle) Gewebeschäden als Schmerzen an das zentrale Nervensystem Nervensystem Nervensystem: Aufbau, Funktion und Erkrankungen (ZNS) übermitteln
  • Nozizeptor: Rezeptor im Endorgan, der biochemische Veränderungen erkennt, die mit aktueller oder potenzieller Gewebeschädigung verbunden sind
  • Hyperalgesie: übersteigerte Reaktion auf schädliche Reize
  • Allodynie: Schmerzempfindung als Reaktion auf einen harmlosen Reiz

Arten von Schmerzen

  • Physiologische (akute) Schmerzen
  • Pathologische (chronische) Schmerzen
  • Nozizeptive Schmerzen:
    • Schmerzen als Reaktion auf tatsächliche oder potenziell schädliche Reize
    • Oft lokalisiert und schmerzhaft beschrieben
    • Verschlimmerung durch Bewegung
  • Neuropathische Schmerzen:
    • Nervenverletzungen (stehen im Zusammenhang mit Allodynie)
    • Oft als ausstrahlend, einschießend beschrieben
    • Bewegungsunabhängig
Tabelle: Unterschiede zwischen akuten und chronischen Schmerzen
Physiologische Veränderung Akuter Schmerz Chronischer Schmerz
Vitalfunktionen Können je nach Schweregrad des Schmerzes variieren Keine oder minimale Änderungen
Zweck des Schmerzes Sinnvoll Funktionseinschränkend, kein physiologischer Nutzen
Zentrale Sensibilisierung Kurzfristig; verbessert sich mit der Ausheilung von Verletzungen Bleibt präsent, obwohl keine anhaltende Verletzung vorliegt
Neuropathischer Schmerz Erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Übergangs akuter Schmerzen in chronische Schmerzen Häufige Ätiologie chronischer Schmerzen
Nozizeptiver Schmerz Tritt häufig bei akuten Schmerzzuständen auf Häufig gemeinsam mit neuropathischen Schmerzen auftretend
Die Arten von Schmerzen

Unterschiede zwischen den Schmerzarten und gemeinsame Ätiologie
CRPS: komplexes regionales Schmerzsyndrom

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Embryologie

  • Woche 7: Entwicklung freier Nervenendigungen
  • Woche 18: hormonelle Stressreaktionen auf Schmerzen
  • Wochen 23–30: Thalamusprojektionen in den somatosensorischen Kortex
  • Woche 26: Hämodynamische Reaktionen und Verhaltensreaktionen auf schmerzhafte Reize

Schmerzfunktion

  • Verhaltensadaption zur Minimierung bzw. Vermeidung weiterer Gewebeschädigungen
  • Ausgelöste Antworten:
    • Ausweichreaktion auf schädliche Reize (z. B. durch spinale Reflexe vermittelt)
    • Antizipatorische Schutzbewegungen (z. B. Bewegung der Arme zum Schutz von Augen und Gesicht, Abstützen vor einem drohenden Aufprall)

Anatomie und Physiologie der Schmerzbahn

Phasen

  1. Transduktion
  2. Transmission
  3. Modulation
  4. Zentrale Wahrnehmung

Nozizeptiver Prozess

  • Thermische, mechanische oder chemische Reize schädlicher Intensität kommen mit Gewebe in Kontakt.
  • Verletztes Gewebe setzt Entzündungsmediatoren frei, darunter:
  • Mediatoren stimulieren Transduktionskanäle (ähnlich wie spannungsgesteuerte Kanäle) → Initiierung von Rezeptorpotentialen (Transduktion)
  • Rezeptorpotentiale lösen in sensorischen Nervenfasern Nervenfasern Nervensystem: Histologie Aktionspotentiale aus.
  • Entstandenen Aktionspotentiale werden als afferente Signale über sensorische Nervenfasern Nervenfasern Nervensystem: Histologie an die Spinalganglien und das Hinterhorn des Rückenmarks weitergeleitet (Transmission).
  • Von dort wird das Signal über das Rückenmark Rückenmark Rückenmark zum Hirnstamm Hirnstamm Hirnstamm und Thalamus Thalamus Thalamus übertragen, wo eine Informationsverarbeitung (Modulation) stattfinden kann.
  • Signal erreicht schließlich den somatosensorischen Kortex (zentrale Wahrnehmung). Die biopsychosoziale Interpretation der schmerzhaften Erfahrung beinhaltet die Schmerzverarbeitung in den folgenden neuronalen Bereichen:
    • Amygdala: beteiligt an der emotionalen und affektiven Reaktion auf Schmerzen und Schmerzmodulation
    • Hypothalamus Hypothalamus Hypothalamus: beteiligt an der neuroendokrinen, kortikotrophen Reaktion auf Schmerzen
    • Periaquäduktale graue Substanz (PAG): Schlüsselzentrum für die Schmerzmodulation, beteiligt an Schmerzvermeidungs- und Schmerzabwehrreaktionen
    • Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien): beteiligt an den kognitiven, affektiven und diskriminativen (Fähigkeit, sensorischen Input zu lokalisieren) Dimensionen der Schmerzwahrnehmung
    • Cortex cerebri: Ort der letztendlichen Schmerzwahrnehmung mit Potenzial zur bewussten Aktivierung absteigender Bahnen zur Schmerzmodulation

Schmerzmodulation

  • Schmerzsignale werden an folgenden Orten durch endogene Opioidpeptide (z. B. Endorphine, Dynorphine, Enkephaline) moduliert (reduzierte Übertragung von nozizeptiven Afferenzen):
  • Die Modulation tritt in den absteigenden (hemmenden) Bahnen auf.
  • Wirkmechanismen endogener Opioidpeptide:
    • Aktivierung von μ-, κ- und Δ-Opioidrezeptoren → verminderter präsynaptischer Ca 2+ -Einstrom → verminderte Freisetzung von Glutamat und Substanz P
    • Erhöhte K + -Leitfähigkeit in den Neuronen Neuronen Nervensystem: Histologie des Hinterhorns
  • Weitere Modulatoren sind:
    • Noradrenalin (NE)
    • Glycin
    • GABA
Weg des Schmerzes

Transduktion, Transmission, Modulation sowie die zentrale Wahrnehmung des Schmerzes

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Arten von afferenten Nervenfasern Nervenfasern Nervensystem: Histologie

Typ A-Fasern:

  • Großer Durchmesser und myelinisiert → schnellleitend
  • Aα-Fasern: Primärrezeptoren der Muskelspindeln und der Golgi-Sehnenorgane
  • Aβ-Fasern:
    • Afferente Axone mit dem größten Durchmesser
    • Sekundärrezeptoren der Muskelspindel, welche zur kutanen Mechanorezeption beitragen.
    • Nehmen leichte Berührungen und/oder Bewegungsreize wahr
  • Aδ-Fasern:
    • Freie Nervenendigungen, die druck- und temperaturabhängige Reize weiterleiten.
    • Leitungsgeschwindigkeit ca. 20 m/sec
  • Aγ-Fasern: Motoneuronen, die die intrinsische Aktivierung der Muskelspindel steuern.

Typ B-Fasern:

  • Mittelgroße, dünn myelinisierte Fasern
  • Dienen der Übertragung von viszeralen Informationen

Typ C-Fasern:

  • Unmyelinisierte, langsame Nozizeptorfasern
  • Leitungsgeschwindigkeit von ca. 2 m/sec
  • Reagieren auf Kombinationen aus thermischen, mechanischen und chemischen Reizen

Rexed-Laminae

  • Somatosensorische und motorische, funktionell-anatomische Anordnung in den einzelnen Wirbelsäulensegmenten des Rückenmarks (hauptsächlich im Hinterhorn)
  • Die verschiedenen Arten sensorischer Nerven (bzw. auch einige motorische (Laminae VI–IX)) und die entsprechenden Informationen, die sie übertragen, sind so organisiert, dass ihre Synapsen in bestimmten Bereichen im Hinterhorn, den sogenannten Laminae, liegen.
  • Es gibt 10 Laminae, denen die römischen Ziffern I–X zugeordnet werden:
    • Lamina I: empfängt noxische sowie thermische Reize und leitet diese weiter
    • Lamina II: empfängt und überträgt noxische sowie nicht-noxische, physikalische Reize und ist des Weiteren an der Schmerzmodulation beteiligt
    • Lamina III: empfängt und übertragt körperliche Reize im Zusammenhang mit leichter Berührung und Propriozeption Propriozeption Neurologische Untersuchung
    • Lamina IV: empfängt unschädliche körperliche Reize und leitet diese weiter
    • Lamina V: empfängt und leitet schädliche Reize weiter und ist an der Schmerzmodulation beteiligt
    • Lamina VI: empfängt und leitet Informationen weiter, die an den spinalen Reflexen und der Propriozeption Propriozeption Neurologische Untersuchung beteiligt sind
    • Lamina VII: empfängt und überträgt Informationen über viszerale (autonome) Funktionen sowie schädliche Reize
    • Lamina VIII: empfängt Informationen über die Modulation der willkürlichen Bewegung und leitet diese weiter
    • Lamina IX: empfängt und überträgt Informationen über die motorische Kontrolle (grobe Muskelkontraktion)
    • Lamina X: zentral im Rückenmark Rückenmark Rückenmark gelegen (Commissura grisea); hier kreuzen sich sensorische und motorische Neuronen Neuronen Nervensystem: Histologie, bevor sie aufsteigen/absteigen. Es findet ein gewisses Maß an interneuronaler Informationsübertragung (Modulation) statt.
  • Weitere auch assoziierte Nuclei existieren.
  • Unter physiologischen Bedingungen werden sensorische und motorische Informationen (und die damit verbundene Modulation) auf hoch organisierte und absehbare Weise innerhalb und zwischen den Laminae übertragen.
  • Unter pathologischen Bedingungen (z. B. anhaltender nozizeptiver Input, neurologische Schädigungen) kann es zu einer abnormalen Neuordnung der sensorischen Inputs kommen, die zur Entwicklung einer zentralen Sensibilisierung und anderen Manifestationen chronischer Schmerzen beiträgt:
    • Nozizeptive neuronale Inputs werden in Laminae geleitet, die unschädlichen oder motorischen Reizen gewidmet sind.
    • Unschädliche oder motorische Inputs werden in Laminae geleitet, die nozizeptiven Reizen gewidmet sind.
    • Dies führt zu einer abnormalen Schmerzwahrnehmung bei normalerweise unschädlichen Reizen oder Bewegungen:
      • Allodynie
      • Überempfindlichkeit
      • Hyperalgesie
      • Parästhesie/Dysästhesie
      • Entwicklung von neuropathischen Schmerzen in einem Bereich ohne Nervenschädigung
      • Erweiterung des rezeptiven Feldes über den normalen Bereich eines peripheren Nervens hinaus
      • Spontane Schmerzen ohne schädliche Reize oder Gewebeschäden
    • Abnorme, interneuronale Reflexe können sich entwickeln:
      • Muskelaktivierung oder Gelenkbewegung (motorische Reize, propriozeptive Reize) lösen schmerzhafte Reize aus.
      • Schmerzhafte Reize können eine abnormale motorische Aktivität auslösen (z. B. Hypertonus Hypertonus Volumenmangel und Dehydration, Muskelkrämpfe).
      • Schmerzhafte Reize können Reaktionen des autonomen oder enterischen Nervensystems auslösen und umgekehrt, wie beispielsweise:
Ein Querschnitt des Rückenmarks mit rexed laminae

Querschnitt des Rückenmarks mit den Rexed-Laminae (links) und den zugehörigen Nuclei (rechts)

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Auf- und absteigende Schmerzbahnen

Aufsteigende Schmerzbahn:

Absteigende Schmerzbahn:

Der Hypothalamus Hypothalamus Hypothalamus sowie kortikale Areale verarbeiten schmerzhafte Reize und Signale zur Freisetzung von hemmenden Mediatoren und Hormonen (z. B. Opioidpeptide, Noradrenalin, Glycin und GABA), welche die Schmerzunterdrückung effektiver machen → Schmerzmodulation

Viszeraler Schmerz

Eigenschaften

  • Schlecht lokalisierbar
  • Mit unangenehmer Empfindung verbunden
  • Assoziiert mit Übelkeit und autonomen Symptomen

Nozizeptiver Prozess

  • Nozizeptoren in den Wänden der Viszeralorgane reagieren empfindlich auf Dehnung und Entzündung Entzündung Entzündung → Rezeptor- und Aktionspotentiale werden evoziert:
    • Schmerz verändert seine Intensität, wenn er in peristaltischen Strukturen (z. B. im Darm) erzeugt wird.
    • Schmerz kann bei Kontraktion scharf und bei Entspannung dumpf sein.
  • Aktionspotentiale werden von afferenten Fasern über sympathische und parasympathische Nerven des Plexus myentericus geleitet.
  • Übertragung Signal an die Nervenkörper in den dorsalen, spinalen (und kranialen) Nervenganglien → Weiterleitung Signal an das Hinterhorn des Rückenmark Rückenmark Rückenmark
  • Konvergenz-Projektions-Theorie: viszerale afferente Fasern konvergieren mit somatischen afferenten Fasern auf dieselben Neuronen Neuronen Nervensystem: Histologie im Hinterhorn → Sendung Signal durch das Rückenmark Rückenmark Rückenmark zum Thalamus Thalamus Thalamus und zum somatosensorischen Kortex
  • Schmerz wird in der somatischen Struktur wahrgenommen, welche den somatischen Fasern entspricht, die mit den viszeralen Fasern zusammenlaufen (übertragener Schmerz).
    • Beispielsweise:
      • Schmerzen beim Myokardinfarkt Myokardinfarkt Myokardinfarkt werden auf die linke obere Extremität projiziert.
      • Schmerzen aufgrund einer Harnleiterdehnung werden bei Männern auf den entsprechenden Hoden Hoden Hoden projiziert.
    • Vermittelt durch spinale Interneuronen Interneuronen Nervensystem: Histologie kann es auch zu motorische/sudomotorischen Reaktionen in somatischen Strukturen kommen, die mit dem entsprechenden Wirbelsäulensegment verbunden sind.
      • In der osteopathischen Literatur wird diese Manifestation als Fazilitation oder viszerosomatischer Reflex bezeichnet.
      • Beispiel: Muskelspasmus, fasziale Einschränkung der paraspinalen Muskulatur auf spinaler Ebene entsprechend einer viszeralen Dysfunktion
Diagramm zur Veranschaulichung der Konvergenz-Projektions-Theorie des viszeralen Schmerzes

Diagramm zur Veranschaulichung der Konvergenz-Projektions-Theorie des viszeralen Schmerzes

Bild von Lecturio.

Periphere versus zentrale Sensibilisierung

Periphere Sensibilisierung

  • Ergebnisse von anhaltender oder wiederholter peripherer Nozizeption (herkömmliche Entzündung Entzündung Entzündung) oder Nervenverletzung
  • Überstimulation oder Schädigung des Neurons 1. Ordnung verändert die elektrischen Eigenschaften und die Freisetzungswahrscheinlichkeit von Neurotransmittern (z. B. SP, CGRP, NGF).
  • Verursachende Verletzung und die darauffolgende Entzündung Entzündung Entzündung führen zusammen zu einem verstärkten Schmerzempfinden und halten die Schmerzreaktion aufrecht:
    • Neuropathische Schmerzen können in einem Bereich ohne Nervenverletzung auftreten.
    • Kann sich als Überempfindlichkeit, Hyperalgesie, oder auch Allodynie manifestieren.

Zentrale Sensibilisierung

  • Phänomen, von dem angenommen wird, dass es im ZNS auftritt (eventuell auf der Ebene der Rexed-Laminae)
  • Allgemein eine Progression von einer peripheren Sensibilisierung, kann aber auch ohne bekannten peripheren Reiz oder einen ZNS-Insult erzeugt werden
    • Segmentale zentrale Sensibilisierung: neuroplastische Veränderungen, die als Reaktion auf eine körperliche Verletzung auftreten und eine ständige Aktivierung der Schmerzbahn verursachen (d. h. Fortschreiten der zentralen Sensibilisierung)
    • Suprasegmentale zentrale Sensibilisierung: neuroplastische Veränderungen ZNS-Bereichen der Schmerzbahn, mit oder ohne bekannte Verletzungen (durch ZNS-Verletzung).
  • Tritt häufig im Rahmen von ZNS-Insulten auf (z. B. Schlaganfall, Rückenmarksverletzung Rückenmarksverletzung Rückenmarksverletzungen)
  • Häufig in Verbindung mit psychiatrischen Erkrankungen:
  • Kann als primäre Erkrankung auftreten (z. B. Fibromyalgie Fibromyalgie Fibromyalgie-Syndrom)
Tischperiphere vs. zentrale Sensibilisierung

Mechanismen der peripheren und zentralen Schmerzsensibilisierung

Bild von Lecturio.

Die Gate-Control-Theorie des Schmerzes

  • In jedem gegebenen Wirbelsäulensegment existiert im Bereich des Hinterhorns (oder Hirnnervenkern) ein physiologisches sensorischer Kontrollpunkt („Gate“).
    • Nur eine gewisse Menge an Sinnesinformationen kann gleichzeitig durch dieses Gate gelangen.
    • Eintretende sensorischen Informationen, die von größeren, stärker myelinisierten, schneller leitenden Nervenfasern Nervenfasern Nervensystem: Histologie übertragen werden, werden bevorzugt weitergeleitet
    • Ein „offenes“ Gate ist ein Hinterhorn, das isoliert schädliche (schmerzhafte) Reize empfängt.
    • Ein „geschlossenes“ Gate ist ein Hinterhorn, das gleichzeitig physikalische (nicht-schädliche) Reize empfängt.
  • Eingehende Schmerzsignale werden größtenteils von A-δ- (relativ langsam leitend) und Typ-C- (langsam leitend) Fasern geleitet, während A-α- und A-β-(schnell leitend) Fasern unschädliche physikalische Reize (z. B. Bewegungen, Vibrationen, Druck, Temperatur, elektrische Stimulation) übertragen.
    • Diese Unterscheidung wird sehr wichtig, wenn gleichzeitig schmerzhafte (schädliche) und andere physikalische Reize (nicht schädlich) im rezeptiven Feld eines peripheren Nervs auftreten.
    • Nicht-schädliche physikalische Reize (mittels schnelleren, größere, stärker myelinisierte Fasern geleitet) werden bevorzugt durch das Gate geleitet → Verringerung/Eliminierung des eingehenden Schmerzreizes (schädlicher Reiz)
  • Menschen wenden dieses Konzept täglich unwissentlich an, um triviale Schmerzreize zu lindern. Beispielsweise:
    • Kratzen (unschädlicher physikalischer Reiz) einen Mückenstich (schädlicher chemischer Reiz) zur Linderung des Juckreizes (Schmerzen)
    • Reiben (unschädlicher körperlicher Reiz) des Ellenbogens ( Nervus ulnaris Nervus ulnaris Axilla und Plexus brachialis), nachdem dieser gegen einen Türrahmen gestoßen wurde (schädlicher körperlicher Reiz), um die Schmerzen zu lindern
  • Klinische „Schmerzteams“ wenden dieses Konzept gezielt zur pharmakologischen und nicht-pharmakologischen Schmerztherapie Schmerztherapie Schmerztherapie an:
    • Massage
    • Physiotherapie
    • Periphere Nervenstimulation
    • Rückenmarkstimulation

Klinische Relevanz

  • Chronischer Schmerz: Schmerz, der über die erwartete Heilungsdauer hinausgeht (> 3 Monate), mit einer zugrunde liegenden Pathologie, die das Vorhandensein oder Ausmaß der Schmerzen nicht erklären kann. Chronische Schmerzen können die Schlafqualität, die täglichen Aktivitäten und die psychosoziale Funktionsfähigkeit beeinträchtigen. Chronische Schmerzen treten häufig bei Personen mit onkologischen Erkrankungen auf und erfordern einen sehr individuellen Behandlungsansatz.
  • Schmerztherapie Schmerztherapie Schmerztherapie: Heutzutage existieren vielfältige sowohl pharmakologische als auch nicht-pharmakologische Möglichkeiten, Schmerzen zu behandeln. Die spezifische Behandlungsstrategie hängt von der Art des Schmerzes und den Umständen, der Prognose und der zugrunde liegenden Erkrankung der einzelnen Person ab.
  • Komplexes regionales Schmerzsyndrom Komplexes regionales Schmerzsyndrom Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) ( CRPS CRPS Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS)): Zustand, der durch unerträgliche Schmerzen gekennzeichnet ist, die in keinem Verhältnis zum auslösenden Ereignis stehen und unter anderem von Allodynie, Temperaturanomalien, Hautverfärbungen und Ödemen begleitet werden. Dieses Syndrom betrifft Frauen häufiger als Männer und wird oft durch Traumata ausgelöst. Die Diagnose erfolgt klinisch (unterstützt durch den Budapester Konsens). Das komplexe regionale Schmerzsyndrom ist eng mit gerichtlichen Auseinandersetzungen bezüglich arbeitsbezogener Probleme verbunden und erfordert einen besonderen sorgfältigen Umgang durch das medizinische Personal.

Quellen

  1. Yam, M.F., et al. (2018). General pathways of pain sensation and the major neurotransmitters involved in pain regulation. Int J Mol Sci 19:2164. https://doi.org/10.3390/ijms19082164
  2. Chen, J., et al. (2021). Physiology, pain. StatPearls. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK539789/ (Zugriff am 11.10.2021)
  3. Barrett, K. E., Barman, S. M., Boitano, S., Reckelhoff, J. F. (2017). Somatosensory neurotransmission: touch, pain, & temperature. In: Ganong’s Medical Physiology Examination & Board Review. McGraw-Hill Education. http://accessmedicine.mhmedical.com/content.aspx?aid=1142554554 
  4. House, S. A. (2021). Pain. In: Kellerman, R. D., Rakel, D. P. (Eds.), Conn’s Current Therapy. Elsevier, pp. 32–39. 
  5. Proch, R. (2019). Fibromyalgia as a biopsychosocial model for the intersections of physical and emotional pain. DeckerMed Medicine. https://doi.org/10.2310/PSYCH.13071 (Zugriff am 10.10.2021)
  6. Ross, E. (2018). Pain syndromes other than headache. DeckerMed Medicine. https://doi.org/10.2310/PSYCH.6177 (Zugriff am 11.10.2021)
  7. Mendell, L.M. (2014). Constructing and deconstructing the gate theory of pain. Pain 155:210–216. https://doi.org/10.1016/j.pain.2013.12.010

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eLearning Award 2019

Lecturio und die TÜV SÜD Akademie erhielten für den gemeinsam entwickelten Online-Kurs zur Vorbereitung auf den
Drohnenführerschein den eLearning Award 2019 in der Kategorie “Videotraining”.

Comenius-Award 2019

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IELA-Award 2022

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

Holger Wöltje

Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

Frank Eilers

Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

Yasmin Kardi

Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

Leon Chaudhari

Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

Andreas Ellenberger

Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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