Die Periode unmittelbar nach der Geburt ist prädestiniert für das Auftreten oder die Exazerbation psychiatrischer Erkrankungen. Der Postpartum-Blues, die postpartale Depression und die postpartale Psychose sind dabei drei der häufigsten Beispiele. Obwohl beide Geschlechter betroffen sein können, treten die Krankheitsbilder häufiger bei Frauen* auf. Ein Postpartum-Blues ist sehr häufig und tritt nach 50–70 % aller Geburten auf, eine postpartale Depression in 10–15 %. Die postpartale Psychose ist hingegen seltener, aber wird als psychiatrischer Notfall gehandhabt. Oft sind psychische Erkrankung in der Zeit nach einer Geburt noch weitgehend unterdiagnostiziert und untertherapiert. Die Diagnosestellung erfolgt anhand klinischer Kriterien und therapeutisch steht eine Psychotherapie Psychotherapie Psychotherapie und medikamentöse Therapie mittels Antidepressiva im Mittelpunkt. Bei einer Psychose werden Neuroleptika verabreicht.
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Lernleitfaden
Medizin ➜
Die ICD-11-Klassifikation sieht folgende Differenzierung vor: psychische Störungen oder Verhaltensstörungen in Zusammenhang mit Schwangerschaft Schwangerschaft Schwangerschaft: Diagnostik, mütterliche Physiologie und Routineversorgung, Geburt oder Wochenbett
Die Symptome müssen für die Diagnosestellung innerhalb der ersten sechs Wochen nach Entbindung beginnen. Leichte depressive Symptome, die die diagnostischen Kriterien nicht erfüllen, sollen damit nicht erfasst werden.
Die genauen Mechanismen sind unklar und oft multifaktoriell.
Es gibt eine Reihe von validierten Screening-Fragebögen, die helfen können, Betroffene zu identifizieren. Ein Fragebogen, der auch in Deutschland angewendet wird, ist die Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS):
Die postpartale Depression ist eine klinische Diagnose. Folgende Informationen können bei der Diagnosestellung hilfreich sein:
Die Symptome ähneln denen einer Psychose außerhalb der postpartalen Periode.
Die postpartale Psychose gilt als psychiatrischer Notfall und eine Indikation für eine stationäre psychiatrische Behandlung.
Postpartum-Blues | Postpartale Depression | Postpartale Psychose | |
---|---|---|---|
Epidemiologie | Nach 50–70 % aller Geburten | Nach 10–15 % aller Geburten | Nach 0,1–0,2 % aller Geburten |
Häufige Symptome | Schuldgefühle, Traurigkeit, Überforderung | Scham- und Schuldgefühle, Desinteresse | Visuelle oder auditive Halluzinationen |
Beginn | Innerhalb von sechs Wochen postpartum | Innerhalb von sechs Wochen postpartum | Innerhalb von sechs Wochen postpartum |
Therapie | Selbstlimitierend | Psychotherapie Psychotherapie Psychotherapie, Antidepressiva | Neuroleptika |
Differenzialdiagnosen |
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