Die Schizophrenie ist eine chronische psychische Erkrankung, die durch psychotische Symptome wie Wahnvorstellungen oder Halluzinationen gekennzeichnet ist. Die Anzeichen und Symptome der Schizophrenie werden traditionell in zwei Gruppen eingeteilt: positive (Wahnvorstellungen, Halluzinationen und desorganisiertes Sprechen oder Verhalten) und negative (Affektverflachung, Anhedonie, Antriebslosigkeit, Sprachverarmung (Alogie) und Aufmerksamkeitsstörungen) Symptomatik. Die Schizophrenie geht mit einer Verschlechterung, sowohl der kognitiven als auch der sozialen Funktionen einher, die häufig der Entwicklung einer ausgeprägten Psychose vorausgehen. Die genaue Ätiologie der Schizophrenie ist nicht bekannt; man nimmt jedoch an, dass sie mit einer erhöhten dopaminergen Aktivität zusammenhängt. Die Behandlung umfasst Antipsychotika in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie. Hinweis: Durch einige Neuerungen im ICD-11 ergeben sich Änderungen bezüglich Diagnostik einer Schizophrenie im Gegensatz zur ICD-10. Das grundlegende Verständnis für die Erkrankung ändert sich jedoch nicht. Lesen Sie hierzu mehr im Abschnitt Diagnostik.
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Die Schizophrenie ist eine chronische, schwere psychische Erkrankung, die durch den Verlust des Kontakts zur Realität gekennzeichnet ist und sich durch zwei Hauptsymptome äußert: Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
Sie darf nicht mit der dissoziativen Identitätsstörung (DIS) verwechselt werden, die früher als multiple Persönlichkeitsstörung oder allgemein als „gespaltene Persönlichkeit“ bezeichnet wurde.
Die Ätiologie der Schizophrenie ist noch unklar. Man nimmt an, dass eine multifaktoriell bedingte hirnorganische Dysfunktionen zur Entstehung der Erkrankung führt. Die Störung manifestiert sich, wenn eine Person mit genetischer Veranlagung einem der multiplen Umweltstressoren ausgesetzt ist.
Genetische und umweltbedingte Risikofaktoren scheinen über einen gemeinsamen Weg die Störung der Funktion einer oder mehrerer Neurotransmitterkomponenten zu bewirken.
Dopamin-Signalwege | Normale Funktion | Rolle bei Schizophrenie | Wirkungen/Nebenwirkungen von Antipsychotika |
---|---|---|---|
Mesolimbische Bahnen | Spielt Rolle bei Motivation, Emotionen, Belohnung | Überaktivität führt zu Positivsymptomatik | Verbesserung der Positivsymptomatik |
Mesokortikale Bahnen | Kognition, exekutive Funktionen, Emotionen und Affekte | Unteraktivität führt zu Negativsymptomatik | Verschlechterung der Negativsymptomatik |
Nigrostriatale Bahnen | Kontrolle des extrapyramidalen Systems, gezielte motorische Planung | Keine direkte Rolle in der Ätiologie der Schizophrenie | Extrapyramidale Symptome |
Tuberoinfundibuläre Bahnen | Hemmt die Freisetzung von Prolaktin | Keine direkte Rolle in der Ätiologie der Schizophrenie | Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie |
Patient*innen mit Schizophrenie zeigen physische Anomalien des Hirngewebes, die in Neuroimaging-Studien sichtbar gemacht werden konnten.
Symptome | Anmerkungen |
---|---|
Prämorbid |
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Positivsymptomatik (akute Phase) |
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Negativsymptomatik (Residualphase) |
|
Kognitiv |
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Um sich an die negativen Symptome der Schizophrenie zu erinnern, denken Sie an die 5 As:
Die Diagnose wird durch klinische Beobachtungen auf der Grundlage der Art der Symptome, ihrer Schwere und Dauer sowie der Beeinträchtigung des Lebens der Patient*innen durch die Erkrankung gestellt.
Diagnostik nach ICD-10
Diagnostik nach ICD-11 seit 01. Januar 2022
Antipsychotische Medikamente, sogenannte „Neuroleptika“, bilden das Kernstück der Behandlung der Schizophrenie, insbesondere der positiven Symptome. Nur Cariprazin Cariprazin Atypische Antipsychotika hat nachweislich signifikante Auswirkungen auf negative Symptome. Die Wahl eines bestimmten Wirkstoffs richtet sich meist nach dem Nebenwirkungsprofil, dem gewünschten Verabreichungsweg und der bisherigen Reaktion des Patient*in auf das Medikament. Patient*innen, die auf die Therapie ansprechen, zeigen in der Regel die schnellste Besserung in den ersten zwei Wochen und verbessern sich oft auch in den folgenden Wochen weiter. Es gibt zwar eine Vielzahl von Wirkmechanismen, aber die meisten Antipsychotika blockieren postsynaptische Dopaminrezeptoren Dopaminrezeptoren Rezeptoren und Neurotransmitter des ZNS.
Antipsychotika der 1. Generation (First Generation Antipsychotics (FGA)):
Antipsychotika der 2. Generation (Second Generation Antipsychotics (SGA)):
Die pharmakologischen Eigenschaften und therapeutischen Wirkungen zwischen den beiden Gruppen unterscheiden sich nicht erheblich voneinander.
Zustand | Überlegungen zur Behandlung |
---|---|
Akute Psychose |
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Erhaltungsphase |
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Schlechte Therapieansprache |
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Nebenwirkung | Definition/Behandlung |
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EPS |
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Spätdyskinesien |
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Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie Hyperprolaktinämie |
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Stoffwechselveränderungen |
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Malignes Neuroleptisches Syndrom Malignes neuroleptisches Syndrom Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS) |
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Es ist bekannt, dass nicht-pharmakologische Therapieoptionen bei der Behandlung der negativen und kognitiven Symptome der Erkrankung teilweise wirksam sind und die Therapietreue der Patient*innen erhöhen.
Assoziiert mit besseren Ergebnissen | Assoziiert mit schlechteren Ergebnissen |
---|---|
Spätes Auftreten | Frühes Auftreten |
Gute soziale Unterstützung | Schlechte soziale Unterstützung |
Positive Symptome | Negative Symptome |
Negative Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter | Positive Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter |
Stimmungsbezogene Symptome | Keine Stimmungsprobleme |
Plötzliches Auftreten | Allmähliches Einsetzen |
Weibliches Geschlecht | Männliches Geschlecht |
Weniger Rückfälle | Viele Rückfälle |
Gute prämorbide Bedingungen (Ausbildung, Arbeit) | Schlechte prämorbide Bedingungen (keine Ausbildung, keine Arbeit) |
Die folgenden Erkrankungen sind Differenzialdiagnosen für Schizophrenie:
Differentialdiagnose | Dauer | Negative Symptome | Positive Symptome | Stimmungsstörung |
---|---|---|---|---|
Schizophrenie | > 6 Monate (mit mindestens 1 Monat aktiver Phase der Symptome) | Ja | Ja | Ja |
Kurze psychotische Störung | 1 Tag bis 1 Monat | Nein | Ja | Ja |
Schizophreniforme Störung | > 1 Monat, < 6 Monate | Nein | Ja | Ja, selten |
Schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung Schizoaffektive Störung | Aktuelle Stimmungsepisoden mit aktiver Phase der Schizophrenie plus eine mindestens 2-wöchige Vorgeschichte von Wahnvorstellungen oder Halluzinationen ohne Stimmungssymptome | Ja | Ja | Ja, überwiegend |