Serotonin-Syndrom

Das Serotonin-Syndrom (Synonym: Serotonerges Syndrom) ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die durch einen starken Anstieg der serotonergen Aktivität verursacht wird. Es kann durch Überdosierungen oder Arzneimittelinteraktionen ausgelöst werden. Auch normale Dosierungen können im Falle einer pharmakogenetischen Disposition zu einem Serotonin-Syndrom führen. Merkmale dieser Erkrankung sind psychiatrische Veränderungen, autonome Instabilität, gastrointestinale Symptome und motorische Störungen. Die Therapie umfasst mitunter das Absetzen aller serotonergen Wirkstoffe, eine Sedierung mit Benzodiazepinen und das Antidot Antidot Antidote: Gegenmittel der häufigsten Vergiftungen Cyproheptadin, wenn die supportiven Maßnahmen versagen. In schwerwiegenden Fällen ist eine intensivmedizinische Betreuung notwendig.

Aktualisiert: 27.06.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Definition

Das Serotonin-Syndrom ist eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die durch einen starken Anstieg der serotonergen Aktivität aufgrund der Einnahme serotonerger Substanzen verursacht wird. Typische Symptome sind psychiatrische Veränderungen, autonome Instabilität, gastrointestinale Symptome und motorische Störungen (u. a. Tremor, Myoklonien, Rigor).

Epidemiologie

  • Genaue Häufigkeit unbekannt aufgrund von:
    • Fehlender Bestätigungstests
    • Breites Symptomspektrum
  • Zunahme:
    • Zunehmendes Wissen über die Krankheit seitens der Medikamentenhersteller
    • Erhöhter Gebrauch von serotonergen Medikamenten

Ätiologie

Das Serotonin-Syndrom tritt sekundär nach der Einnahme von serotonerg wirkenden Medikamenten aufgrund von Arzneimittelinteraktionen oder Überdosierungen auf.

Psychopharmaka:

Medikamente ohne psychopharmakologische Wirkung:

Illegale Drogen:

Nahrungsergänzungsmittel/pflanzliche Medikamente:

  • Johanniskraut
  • Tryptophan

Pathophysiologie

Das Serotonin-Syndrom tritt aufgrund einer Überaktivierung der zentralen und peripheren Serotonin-Rezeptoren auf. Folgende Mechanismen sind an einer solchen Überaktivierung beteiligt:

Regulationsaufgaben der Serotonin-Rezeptoren im zentralen Nervensystem Nervensystem Nervensystem: Aufbau, Funktion und Erkrankungen (ZNS):

  • Aufmerksamkeit
  • Verhalten
  • Thermoregulation

Regulationsaufgaben der Serotonin-Rezeptoren im peripheren Nervensystem Nervensystem Nervensystem: Aufbau, Funktion und Erkrankungen (PNS):

Serotonin syndrome

Mehrere potenzielle Mechanismen des Serotonin-Syndroms führen zu einer Überstimulation der postsynaptischen Serotoninrezeptoren (5-HT1A und 5-HT2A):
1. ↑ L-Tryptophan → ↑ endogenes Serotonin oder 5-Hydroxytryptamin (5-HT), katalysiert durch Tryptophanhydroxylase 2 (TPH2)
2. Hemmung des Serotonin-Stoffwechsels durch Monoaminoxidase-Hemmer (MAOI) → ↑ präsynaptisches 5-HT
3. ↑ 5-HT-Freisetzung durch Drogen und Medikamente (z. B. Amphetamine, Kokain, MDMA, Levodopa)
4. Aktivierung von postsynaptischen 5-HT1A-Rezeptoren (direkt oder indirekt)
5. Antagonismus der postsynaptischen 5-HT2A-Rezeptoren (direkt oder indirekt) (kann die Wirkung von 5-HT1A-Agonisten verstärken)
6. Hemmung von Serotonintransportern (SERTs) durch Wiederaufnahmehemmer (z. B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, trizyklische Antidepressiva) → ↑ synaptische 5-HT-Spiegel 5-HIAA: 5-Hydroxyindolessigsäure (ein Metabolit von Serotonin)

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Klinik

Klinische Merkmale des Serotonin-Syndroms

Klinik des Serotonin-Syndroms:
Das Serotonin-Syndrom tritt gegebenenfalls bei dem Gebrauch serotonerg wirkender Arzneimittel auf. Hierbei kommt es zu einer Überaktivierung der peripheren und zentralen postsynaptischen Serotonin-Rezeptoren. Folgen sind psychiatrische Veränderungen, autonome Instabilität, gastrointestinale Symptome und motorische Störungen.

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Motorische Störungen

Autonome Instabilität

  • Tachykardie
  • Instabiler Blutdruck (normalerweise hyperton)
  • Transpiration
  • Hyperthermie

Gastrointestinale Symptome

Eselsbrücke

MADAM’S TIPS:

Diagnostik

Das Serotonin-Syndrom wird klinisch diagnostiziert (die Serum-Serotonin-Spiegel haben keine Korrelation zu den Symptomen oder der Toxizität). Die Anamnese hilft zudem beim Ausschluss anderer Erkrankungen. Es wurden mehrere Diagnosekriterien entwickelt, wobei die Hunter-Serotonin-Toxizitätskriterien sowohl eine hohe Sensitivität als auch eine hohe Spezifität aufweisen.

Hunter-Serotonin-Toxizitätskriterien

Betroffene müssen ein serotonerg wirkendes Medikament eingenommen haben und einer der folgenden Aspekte muss zusätzlich zutreffen:

  • Spontaner Klonus
  • Induzierbarer Klonus + Agitation oder Transpiration
  • Okulärer Klonus + Agitation oder Transpiration
  • Tremor + Hyperreflexie
  • Hypertonie Hypertonie Arterielle Hypertonie + Hyperthermie (> 38 °C) + okulärer/induzierbarer Klonus

Therapie

Das Serotonin-Syndrom klingt oft innerhalb von 24 Stunden nach Absetzen der serotonergen Arzneimittel und zu Beginn der Behandlung ab. Je nach Ausprägung reicht die Therapie vom alleinigen Absetzen der Medikamente bis hin zur intensivmedizinischen Überwachung.

Therapie

  • Absetzen aller serotonergen Arzneimittel und Überwachung für einige Stunden
  • Benzodiazepine Benzodiazepine Benzodiazepine zur Sedierung
  • Supportive Therapie zur Normalisierung der Vitalfunktionen:
    • Fieberkontrolle:
      • Antipyretikum
      • Kühldecken
      • Eisbeutel
    • Sauerstoff: endotracheale Intubation bei schwerwiegender Erkrankung
  • Antidot Antidot Antidote: Gegenmittel der häufigsten Vergiftungen: Cyproheptadin (nicht-selektiver 5HT-1A- und 5HT-2A-Rezeptor-Antagonist)
  • Atypische Antipsychotika, z. B. Olanzapin Olanzapin Atypische Antipsychotika (5HT-2A-Antagonist)
    • Cave: Risiko eines malignen neuroleptischen Syndroms → kein routinemäßiger Gebrauch
  • Propanolol (5HT-1A-Antagonist)
    • Cave: Hypotonierisiko → kein routinemäßiger Gebrauch

Mögliche Komplikationen

Klinische Relevanz

  • Malignes neuroleptisches Syndrom Malignes neuroleptisches Syndrom Malignes neuroleptisches Syndrom (MNS): Dies ist eine seltene, idiosynkratische und potenziell lebensbedrohliche Reaktion auf Neuroleptika (z. B. Antipsychotika). Es ist dem Serotonin-Syndrom sehr ähnlich, jedoch ohne die gastrointestinalen Symptome und stattdessen vermehrt mit Muskelrigidität. Die Therapie ähnelt der des Serotonin-Syndroms: auslösende Medikamente sollten abgesetzt und eine supportive Therapie sollte angeboten werden.
  • Maligne Hyperthermie Maligne Hyperthermie Maligne Hyperthermie: Dies beschreibt eine seltene Komplikation, die durch bestimmte volatile Anästhetika oder das depolarisierende Muskelralaxans Succinylcholin ausgelöst wird. Die Therapie ist fast die gleiche wie bei dem MNS und klinisch nicht zu unterscheiden, abgesehen von den auslösenden Medikamenten.

Quellen

  1. Boyer EW, Shannon M. (2005). The serotonin syndrome. N Engl J Med. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15784664/
  2. Dunkley EJ, Isbister GK, Sibbritt D, Dawson AH, Whyte IM. (2003). The Hunter Serotonin Toxicity Criteria: simple and accurate diagnostic decision rules for serotonin toxicity. QJM. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12925718/
  3. Sternbach H. (1991). The serotonin syndrome. Am J Psychiatry. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2035713/
  4. Gelbe Liste (2020). Serotonin-Syndrom. https://www.gelbe-liste.de/arzneimitteltherapiesicherheit/serotonin-syndrom (Zugriff am 04.07.2022)
  5. Deutsche Apothekerzeitung (2019). Gefürchtetes Serotonin-Syndrom. Eine gefährliche, aber vermeidbare Arzneimittelnebenwirkung. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2019/daz-35-2019/gefuerchtetes-serotonin-syndrom (Zugriff am 04.07.2022)

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

Holger Wöltje

Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

Frank Eilers

Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

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Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

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Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Zach Davis ist studierter Betriebswirt und Experte für Zeitintelligenz und Zukunftsfähigkeit. Als Unternehmens-Coach hat er einen tiefen Einblick in über 80 verschiedene Branchen erhalten. Er wurde 2011 als Vortragsredner des Jahres ausgezeichnet und ist bis heute als Speaker gefragt. Außerdem ist Zach Davis Autor von acht Büchern und Gründer des Trainingsinstituts Peoplebuilding.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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