Tetanus

Tetanus ist eine bakterielle Infektion, die durch Clostridium tetani verursacht wird, ein grampositives und obligat anaerobes Bakterium, das häufig im Boden vorkommt und durch Eintrittspforten, iwe z.B. eine kontaminierte Wunde, in den Körper gelangt. C. tetani C. tetani Clostridien produziert ein Neurotoxin, das die Freisetzung hemmender Neurotransmitter blockiert und somit zu spastischen Lähmungen führt. Charakteristische Symptome sind eine Kiefersperre, Nackensteifigkeit, Opisthotonus, Trismus und starke schmerzhafte Muskelkrämpfe. Die Diagnose wird klinisch gestellt, da es in der Regel nicht möglich ist, den Infektionserreger aus der Wunde zu isolieren. Die Therapie erfolgt anhand der Gabe von humanem Immunglobulin, Antibiose und einer unterstützenden Intensivtherapie.

Aktualisiert: 29.08.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Definition

Tetanus ist eine Erkrankung des Nervensystems, verursacht durch das Bakterium Clostridium tetani.

Ätiologie

  • Erreger: Clostridium tetani:
    • Gram-positives Bakterium
    • Sporenbildend, obligat anaerob
    • 10 Serotypen bekannt
    • Alle 10 Serotypen enthalten 2 gemeinsame Toxine: Tetanolysin und Tetanospasmin
  • Toxine:
    • Tetanolysin verursacht eine lokale Gewebezerstörung, ist aber für die Pathogenese des Tetanus nicht relevant.
    • Tetanospasmin ist ein starkes Neurotoxin (Exotoxin), welches zur Klinik der Tetanie führen kann.
  • Habitat:
    • Boden
    • Frischwasser
    • Meeressedimente
    • Darmtrakt von Mensch und Tier
    • Sporen können in der Luft sein.
Mikroskopische Aufnahme einer Gruppe von Clostridium tetani-Bakterien

Die mikroskopische Aufnahme zeigt eine Gruppe von Clostridium tetani -Bakterien, die für die Entstehung von Tetanus beim Menschen verantwortlich sind:
Auffallend ist die typische Form eines Trommelschlägers, welche durch die endständigen Sporen verursacht wird.

Bild : „This micrograph depicts a group of Clostridium tetani bacteria, responsible for causing tetanus in humans“ von CDC. Lizenz: Public Domain

Epidemiologie

  • Weltweit verbreitet, starke regionale Unterschiede
  • Besonders häufig in Entwicklungsländern mit feuchtwarmem Klima und niedriger Impfquote
  • 2006 gab es ca. 290.000 Tetanus-assoziierte Todesfälle weltweit
  • 250.000 davon waren Neugeborene
  • In Deutschland unter 15 Fälle in den letzten Jahren

Infektionswege

Pathophysiologie

Typen

  • Generalisierter Tetanus: häufigste und schwerste Form
  • Lokaler Tetanus: leichte Form mit Symptomen, die sich nur lokal nahe des infizierten Fokus entwickeln
  • Cephale Tetanie: seltene, aber letale Infektion, die normalerweise durch das Mittelohr eintritt
  • Neugeborenen-Tetanus: aufgrund einer Infektion des Nabelstumpfes

Pathophysiologie

Aufnahme des Erregers:

  • Sporen gelangen in der Regel durch kontaminierte Wunden in den Organismus.
  • Nicht jede Kontamination führt zu einer Infektion.
  • Sporenkeimung unter anaeroben Bedingungen: Wundischämie, Gewebsnekrose, devitalisiertes Gewebe
  • Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt ca. 3 Tage bis 3 Wochen (kann 1 bis 60 Tage dauern).
  • Kürzere Inkubationszeiten korrelieren mit einer ungünstigeren Prognose (höhere Toxinmenge).
  • Der neonatale Tetanus präsentiert sich in der Regel mit einer kürzeren Inkubationszeit (5–7 Tage nach der Geburt).

Pathogenese:

  • Exotoxine (Tetanospasmin und Tetanolysin) werden von gekeimten Bakterien produziert.
  • Tetanolysin wirkt hämolytisch, möglicherweise kardiotoxisch und kann eine Rolle bei der lokalen Gewebezerstörung spielen.
  • Tetanospasmin ist für die neurologischen Symptome verantwortlich und führt zu tonischen Krämpfen.
  • Tetanospasmin wird in die Blutbahn freigesetzt und dringt in die präsynaptischen Enden der motorischen Endplatte ein.
  • Hemmung der Freisetzung von GABA und Glycin (hemmende Neurotransmitter)
  • Das Toxin wandert dann mittels retrogradem axonalen Transport (ca. 5mm/h) zum ZNS, wo es ebenfalls die Freisetzung von GABA und Glycin blockiert.
  • Ein Mangel an hemmenden Neurotransmittern führt zu einem kontinuierlichen Erregungszustand des Motoneurons → spastische Lähmung (Enthemmung)
  • Kontinuierliche ungehinderte Muskelaktivität kann zu Knochenbrüchen und Muskelrissen führen.
  • Bereits an Neuronen Neuronen Nervensystem: Histologie gebundenes Tetanustoxin kann nicht entfernt werden.
Pathophysiological mechanism caused by Clostridium tetani
Durch C. tetani verursachter pathophysiologischer Mechanismus: Tetanospasmin blockiert die Bindung von Neurotransmittern (GABA/Glycin) an ihre Rezeptoren an der postsynaptischen Membran.
Bild von Lecturio.

Klinik und Diagnostik

Klinik

Die häufigste Form ist der generalisierte Tetanus.

  • Meist afebriler Beginn
  • tonische Spasmen der Skelettmuskulatur Skelettmuskulatur Muskelphysiologie der Skelettmuskulatur
  • Krämpfe können durch visuelle, auditive und mechanische Reize ausgelöst werden.
  • Fixierter, lächelnder Gesichtsausdruck (“Risus sardonicus”)
  • Bei bilateraler Beteiligung der Kiefermuskulatur Mundöffnung nicht möglich (Kieferklemme)
  • Trismus
  • Dysphagie Dysphagie Dysphagie bei Mitbeteiligung der Pharynsmuskulatur
  • Laryngospasmus
  • Ophistotonus
    • In der Nacken-, Rücken- und Rumpfmuskulatur entwickelt sich eine unterschiedlich stark ausgeprägte Muskelsteifigkeit.
    • Der Rücken ist gewölbt.
  • Plötzlich auftretende, schmerzhafte Kontraktionen ganzer Muskelgruppen
  • Frakturen durch gleichzeitige Kontraktion von Extensoren und Flexoren
  • Erhaltenes Bewusstsein
  • Ggf. Ateminsuffizienz Ateminsuffizienz Ateminsuffizienz durch respiratorische Komplikationen
  • Blutdruckschwankungen und Schweißausbrüche als Folge von symphatischer Beteiligung
  • Letalität unter moderner Intensivtherapie ca. 10–20 %

Neonatale Form:

  • Bei von Müttern mit mangelndem Immunschutz geborenen Kindern
  • Bei hygienisch unzureichender Nabelbehandlung
  • Symptome treten meistens innerhalb der ersten drei Lebenswochen auf
  • Rigidität, Trinkschwäche, Krämpfe
  • Geballte Hände und dorsalflektierte Füße

Lokale Tetanusform

  • Sehr selten
  • Symptome beschränkt auf Muskeln im Bereich der Eintrittspforte
  • Entstehung meist bei Teilimmunität
  • Gute Prognose
Körpersteifigkeit bei Neugeborenen-Tetanus

Neugeborenes mit Körpersteifigkeit bei Neugeborenen-Tetanus

Bild : “Neonatal tetanus 6374” von CDC. Lizenz: Public Domain

Cephaler-Tetanus:

  • Selten, häufig tödlich
  • Trismus
  • Periphere Gesichtslähmung (am häufigsten betroffener Gesichtsnerv)
  • Ophthalmoplegie
  • Dysphagie Dysphagie Dysphagie
  • Kann zu generalisiertem Tetanus fortschreiten

Diagnostik

  • Diagnose erfolgt anhand der typischen Klinik
  • Bei vorhandener, vollständiger Grundimmunisierung und regelmäßig erfolgten Auffrischungen ist eine Infektion unwahrscheinlich.
  • Diagnosesicherung mittels Toxinnachweis möglich (Neutralisationstests im Tierversuch anhand von Wundmaterial oder Serum)
  • Kultureller Erregernachweis meist ohne Erfolg
  • Antikörpernachweis ist für Diagnostik nicht erforderlich

Therapie

  • Gabe von Tetanus-Immunglobulin (Humanes Tetanus-Immunglobulin, HTIG) (bis 10.000 IE i.m.), um noch nicht gebundenes Toxin zu neutralisieren
  • Chirurgische Wundversorgung
  • Antibiotische Therapie soll weiterhin potentiell toxinbildende Bakterien abtöten (Metronidazol)
  • Intensivtherapie zum Erhalt vitaler Funktionen
  • Muskelrelaxierung
  • Atemwegssicherung
  • Möglichst verhindern potentieller Komplikationen

Komplikationen

Prophylaxe

  • Tetanus ist eine generell durch Impfung Impfung Impfung vermeidbare Krankheit.
  • Aktive Immunisierung Aktive Immunisierung Impfung nach STIKO Empfehlung
    • Aktive Immunisierung Aktive Immunisierung Impfung für Säuglinge nach Vollendung des 2. Lebensmonats
    • Vervollständigung gemäß STIKO-Impfkalender
    • Impfung Impfung Impfung von Personen mit fehlender oder unvollständiger Grundimmunisierung
    • Auffrischung, wenn über 10 Jahre seit der letzten Grundimmunisierung oder Auffrischung vergangen sind.
  • Kontrolle des Impfstatus bei Verletzungen (auch Bagatellverletzungen), die potentiell als Eintrittspforte für C. tetani C. tetani Clostridien dienen können.
  • Bei nicht ausreichender Immunisierung unverzügliches Verabreichen einer Tetanus-Immunprophylaxe

Differentialdiagnosen

  • Strychnin-Vergiftung: Strychnin ist ein giftiges Alkaloid, welches in Pestiziden verwendet wird. Nach der Einnahme zeigen die Patient*innen Symptome wie Muskelkrämpfe, Krämpfe, Steifheit, Agitiertheit, Tachykardie, Hypertonie Hypertonie Arterielle Hypertonie, Tachypnoe Tachypnoe Untersuchung der Lunge, Mydriasis und Nystagmus. Die Diagnose erfolgt durch eine gründliche Anamnese und Laboruntersuchungen von Blut, Urin und Gewebe. Es gibt keine spezifische Behandlung; nur eine unterstützende Therapie ist erforderlich.
  • Meningitis Meningitis Meningitis: eine Entzündung Entzündung Entzündung der Hirnhäute Hirnhäute Hirnhäute (Meningen), die häufig durch bakterielle und virale Infektionen verursacht wird: Symptome sind Kopfschmerzen, Fieber Fieber Fieber, Nackensteifigkeit und Lethargie sowie Nahrungsverweigerung und Reizbarkeit bei Säuglingen. Die Diagnose erfolgt durch Labor- und Liquordiagnostik. Die Behandlung umfasst Antibiotika oder antivirale Therapie und unterstützende Behandlung.

Quellen

  1. George EK, De Jesus O, Vivekanandan R. (2020). Clostridium tetani. StatPearls. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK482484/
  2. Boloor A, Nayak R. (2018). Exam Preparatory Manual for Undergraduates Medicine. 2. Aufl. Xxxxx: Xxxxx, p. 122.
  3. Bourget D. (2020). Tetanus. StatPearls. https://www.statpearls.com/articlelibrary/viewarticle/29997/ (Zugriff am 12.03.2021)
  4. Ralston SH, et al. (Eds.). (2018). Davidson’s Principles and Practice of Medicine, 23. Aufl. Xxxxx: Xxxxx, S. 1125–1126.
  5. World Health Organization. (2021). Tetanus Disease and Epidemiology. Abgerufen am 12. März 2021 von http://www.emro.who.int/health-topics/tetanus/vaccine-vaccination.html
  6. Thwaites L. (2020). Tetanus. UptoDate. https://www.uptodate.com/contents/tetanus#H1917381 (Zugriff am 12.03.2021)
  7. Robert Koch Institut. “Tetanus” In: RKI-Ratgeber. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tetanus.html;jsessionid=DFBB86CDC00FD4C663374C9D4AF10D14.internet061#doc2398266bodyText3 Stand: 27.11.2018 (Zugriff am 19.08.2022)

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Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

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Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

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Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

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Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

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Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

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Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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