Toxocariasis (Toxocara canis/Toxocara cati)

Toxocariasis

Die Toxocariasis wird durch die Nematoden Toxocara canis und T. cati verursacht. Diese Arten infizieren häufig Hunde und Katzen und werden meist durch die versehentliche Aufnahme von Eiern über den fäkal-oralen Weg auf den Menschen übertragen. Toxocara sind nicht in der Lage, ihren Lebenszyklus im Menschen zu vollenden, aber sie dringen in Organe (einschließlich Leber Leber Leber, Lunge Lunge Lunge: Anatomie, Herz, Gehirn und Augen) ein, wo sie zu Inflammation und Gewebsdestruktion führen. Je nach Lokalisation können Betroffene eine viszerale Larva migrans oder eine okuläre Larva migrans entwickeln. Die viszerale Larva migrans kann mit grippeähnlichen Symptomen sowie mit hepatischen, pulmonalen, neurologischen und kardialen Manifestationen einhergehen. Die okuläre Larva migrans äußert sich durch eine einseitige Beeinträchtigung des Sehvermögens, wobei bei der Untersuchung des Augenhintergrunds ein weißes, erhabenes Granulom zu sehen sein kann. Die Diagnose wird auf der Grundlage des klinischen Verdachts gestellt und sollte durch serologische Untersuchungen unterstützt werden. Die Therapie umfasst eine Anthelminthikatherapie und bei schwerer Erkrankung Steroide.

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

Inhalt

Allgemeine Merkmale und Epidemiologie

Pathogenese

Klinik

Diagnostik

Therapie und Prävention

Vergleich von ähnlichen Helminthen

Differentialdiagnosen

Quellen

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Allgemeine Merkmale und Epidemiologie

Eigenschaften des Erregers Toxocara

Nematode (Spulwurm)
Ein zweihäusiger Helminth (Männchen und Weibchen haben unterschiedliche Morphologien):
- Die weiblichen Tiere sind länger als die männlichen.
- Die Männchen besitzen am Hinterende einen fingerförmigen Fortsatz sowie zwei Spikula.
Größe: 4–12 cm lang
Besitzen ein vollständiges Verdauungssystem
Bewegung in kontraktilen Wellen
Eier:
- Bräunlich
- Sphärisch
- Granulierte Oberfläche
- Sehr resistent gegenüber ungünstigen Umweltbedingungen

Toxocara (Spulwurm) — Kugelförmiges *Toxocara-Ei* mit braunem, granuliertem Aussehen
Bild: *“Toxocara (roundworm)”* von SuSanA *Secretariat*. Lizenz: CC BY 2.0

Klinisch relevante Arten

Die Toxocariasis wird durch die folgenden Arten verursacht:

Toxocara canis (Hundespulwurm)
Toxocara cati (Katzenspulwurm)

Epidemiologie

Europa:
- In serologischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass jeder zehnte Europäer Kontakt zu den Larven der Spulwürmer hatte
- Zählt damit nach der Toxoplasmose Toxoplasmose Toxoplasma/Toxoplasmose zu der zweithäufigsten Gewebsparasitose
International:
- 2-5 % Positivraten bei gesunden Erwachsenen aus städtischen Gebieten westlicher Länder
- 14-37 % in ländlichen Gebieten
- Häufiger in tropischen und subtropischen Regionen
Alter: häufig bei Kleinkindern und Personen < 20 Jahre

Pathogenese

Reservoirs

T. canis:
- Hunde (die meisten Welpen sind kurz nach der Geburt infiziert)
- Füchse
T. cati: Katzen

Infektionsweg

Die Übertragung erfolgt:

Fäkal-oral
Durch Verzehr von infizierten Tieren

Risikofaktoren des Wirtes

Junges Alter
Leben mit Hunden und Katzen
Schlechte sanitäre Einrichtungen und unregelmäßiges Händewaschen
Verzehr von:
- Nicht durchgegartem Fleisch
- Ungewaschenem Obst und Gemüse
Kontakt mit kontaminierter Erde aus einem Garten, Sandkasten, Park oder Spielplatz
Leben in:
- Ländlichen Gebiete
- Armut
- Heißen, feuchten Umgebungen (begünstigt das Überleben der Eier)

Lebenszyklus und Pathophysiologie

Bei Tieren:

Adulte Toxocara-Würmer leben im Dünndarm Dünndarm Dünndarm von Hunden und Katzen.
Die Eier werden mit dem Kot in die Umwelt ausgeschieden → Übertragung auf einen neuen Wirt
Eier schlüpfen im Darm und setzen Larven frei → durchbohren die Darmwand → gelangen in den Blutkreislauf
Larven wandern durch die Lunge Lunge Lunge: Anatomie und die Luftröhre Luftröhre Trachea → hochhusten → verschlucken in den Gastrointestinaltrakt
Adulte Würmer entwickeln sich im Dünndarm Dünndarm Dünndarm → legen Eier → werden mit dem Stuhl ausgeschieden

Beim Menschen:

Die Infektion erfolgt fäkal-oral
Eier schlüpfen im Darm und setzen Larven frei → durchbohren die Darmwand → gelangen in den Blutkreislauf
Befall von Organen im ganzen Körper, insbesondere:
- Muskeln
- Leber Leber Leber
- Herz
- Lunge Lunge Lunge: Anatomie
- Augen
- Gehirn
Immunreaktion gegen Larvenantigene → Inflammation → Gewebedestruktion → klinische Symptomatik
Toxocara kann seinen Lebenszyklus im Menschen nicht vollenden.

Klinik

Die meisten Toxocara-Infektionen sind asymptomatisch und haben einen benignen Verlauf. Die beiden Hauptformen der Toxocariasis sind die viszerale Larva migrans und die okuläre Larva migrans.

Viszerale Larva migrans

Allgemeinsymptome:

Fieber Fieber Fieber
Gewichtsverlust
Unwohlsein
Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie
Juckende Urtikaria-ähnliche Läsionen

Hepatisch:

Abdominelle Schmerzen
Hepatomegalie
Noduli in der Leber Leber Leber

Pulmonal:

Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot)
Nicht produktiver Husten
Keuchen Keuchen Keuchen
Engegefühl in der Brust

Weniger häufige Erscheinungsformen:

Beteiligung der Muskeln
Beteiligung des ZNS:
- Eosinophile Eosinophile Zellen des angeborenen Immunsystems Meningitis Meningitis Meningitis
- Meningoenzephalitis
- Zerebrale Vaskulitis
Beteiligung des Herzens:
- Myokarditis Myokarditis Myokarditis
- Perikarditis Perikarditis Perikarditis
- Loeffler-Endokarditis ( eosinophile Eosinophile Zellen des angeborenen Immunsystems Endokarditis Endokarditis Endokarditis)
- Herzbeuteltamponade

Okuläre Larva migrans

Unilaterale Symptome:

Visusminderung
Glaskörpertrübung
Strabismus Strabismus Strabismus

Befunde:

Weißes, erhabenes Granulom (kann mit Retinoblastom Retinoblastom Retinoblastom verwechselt werden)
Uveitis Uveitis Uveitis
Retinitis
Endophthalmitis Endophthalmitis Endophthalmitis
Skleritis

Komplikationen:

Netzhautablösung Netzhautablösung Netzhautablösung (Amotio/Ablatio retinae)
Erblindung

Bilder des rechten (A und C) und linkn (B und D) Auges mit diffuser Infiltration und Verstopfung der Skleragefäße, die auf eine Skleritis infolge einer *Toxocara-Infektion* hinweisen
Bild: “Ocular toxocariasis” von Kang Yeun Pak et al. Lizenz: CC BY 4.0

The co-occurrence of Toxocara ocular and visceral larva migrans — Bilder des rechten (A und C) und linkn (B und D) Auges mit diffuser Infiltration und Verstopfung der Skleragefäße, die auf eine Skleritis infolge einer *Toxocara-Infektion* hinweisen
Bild: “Ocular toxocariasis” von Kang Yeun Pak et al. Lizenz: CC BY 4.0

Diagnostik

Die Diagnosestellung der Toxocariasis erfordert einen starken klinischen Verdacht.

Labordiagnostik

Serologische Untersuchung:

ELISA:
- Nachweis von Antikörpern gegen Toxocara-Antigene
- Ein positiver Test weist nicht zwingend auf eine aktive Infektion hin.
- Kann bei okulärer Larva migrans negativ ausfallen
Western Blot:
- Sensitiver und spezifischer
- Teuer
- Kann als Bestätigungstest angewandt werden

Unterstützende Befunde:

Leukozytose
Eosinophilie
Anstieg von Transaminasen → hepatische Beteiligung

Biopsie

Ermöglicht eine endgültige Diagnose, ist aber nur selten indiziert
Befund: Toxocara-Larven innerhalb eosinophiler granulomatöser Läsionen

Bildgebende Verfahren

Die Bildgebung richtet sich in der Regel nach dem klinischen Bild des Betroffenen.

Röntgen-Thorax:
- Beidseitige peribronchiale Infiltration
- Parenchymale Infiltrate
- Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss
Sonografie: multiple hypoechoische Bereiche in der Leber Leber Leber
CT-Untersuchung:
- Lunge Lunge Lunge: Anatomie: multiple pulmonale Noduli mit umgebenden Milchglastrübungen
- Hepatisch: Läsionen von geringer Dichte
- ZNS: hyperintense kortikale oder subkortikale Granulome

CT Image Toxocara/Toxocariasis — Die CT-Aufnahme zeigt einen kleinen, ovalen, schwach strahlenden Nodulus im rechten Leberlappen (Pfeil), der auf eine hepatische viszerale Larva migrans von *Toxocara canis* zurückzuführen ist.
Bild: *“Contrast-enhanced CT”* von Lim JH. Lizenz: CC BY 2.5

Abdominal Ultrasound Toxocariasis — Die CT-Aufnahme zeigt einen kleinen, ovalen, schwach strahlenden Nodulus im rechten Leberlappen (Pfeil), der auf eine hepatische viszerale Larva migrans von *Toxocara canis* zurückzuführen ist.
Bild: *“Contrast-enhanced CT”* von Lim JH. Lizenz: CC BY 2.5

Therapie und Prävention

Therapie der viszeralen Larva migrans

Betroffene mit leichter Symptomatik benötigen keine Therapie, da die Erkrankung selbstlimitierend ist. Bei mittelschwer bis schwer ausgeprägter Erkrankung kann eine Therapie erfolgen mit:

Anthelminthika Anthelminthika Anthelminthika:
- Albendazol
- Mebendazol
Prednison bei schwerem Befall der Atemwege, des Herzmuskels oder des ZNS.

Therapie der okulären Larva migrans

Antihelminthische Therapie
Prednison bei sehkraftbedrohenden Entzündungen

Prävention

Richtige Entsorgung von Hunde- und Katzenkot
Entwurmung von Haustieren
Gute Hygienepraxis
Abdeckung von Sandkästen

Vergleich von ähnlichen Helminthen

**Tabelle: Vergleich ähnlicher Helminthen und ihrer assoziierten Krankheiten**
Organismus	Enterobius Enterobius Enterobius/Enterobiose vermicularis	Toxocara canis	Ascaris lumbricoides	Strongyloides stercoralis	Schistosoma Schistosoma Schistosoma/ Schistosomiasis (Bilharziose) mansoni
Merkmale	Nematode	Nematode	Nematode	Nematode	Trematode
Reservoirs	Menschen	Hunde	Menschen	Menschen Hunde Katzen	Menschen
Infektionsweg	Fäkal-oral	Fäkal-oral	Fäkal-oral	Hautkontakt mit kontaminiertem Boden	Hautkontakt mit kontaminiertem Wasser
Klinik	Pruritus ani Abdominelle Schmerzen und Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter sind seltener.	Viszerale Larva migrans Okuläre Larva migrans	Husten Giemen Hämoptyse Hämoptyse Hämoptyse Abdominelle Krämpfe Übelkeit Mangelernährung Mangelernährung Mangelernährung von Kindern in Ländern mit begrenzten Ressourcen	Husten Giemen Abdominelle Schmerzen Diarrhö Exanthem	Badedermatitis Katayama-Fieber Chronische Infektionen führen zur Bildung von Granulomen, die Gehirn-, Lungen-, Darm- und Lebererkrankungen verursachen.
Diagnostik	Klinisch Abklatschuntersuchung der Analregion	Serologie Biopsie	Analyse des Stuhls	Analyse des Stuhls Serologie	Analyse des Stuhls Serologie
Therapie	Albendazol Mebendazol Pyrantel-Pamoat	Albendazol Mebendazol	Albendazol Mebendazol	Ivermectin Albendazol	Praziquantel
Prävention	Gute Hygiene	Gute Hygiene Entwurmung von Hunden Richtige Entsorgung von Hundekot	Gute Hygiene Sorgfältige Reinigung von rohem Obst und Gemüse vor dem Verzehr	Tragen von Schuhen und Schutzkleidung Verbesserung sanitärer Einrichtungen	Vermeidung des Schwimmens oder Badens in kontaminiertem Wasser Trinken von abgekochtem oder in Flaschen abgefülltem Wasser Verbesserung sanitärer Einrichtungen

Low-power microscopic view of Enterobius vermicularis Toxocariasis — Mikroskopische Ansicht von *Enterobius vermicularis* mit geringer Vergrößerung
Bild: “Double bulb oesophagus of Enterobius vermicularis, under low power” von Kaniyarakkal V et al. Lizenz: CC BY 4.0

Ascaris lumbricoides Toxocariasis — Mikroskopische Ansicht von *Enterobius vermicularis* mit geringer Vergrößerung
Bild: “Double bulb oesophagus of Enterobius vermicularis, under low power” von Kaniyarakkal V et al. Lizenz: CC BY 4.0

Differentialdiagnosen

Allergische bronchopulmonale Aspergillose Aspergillose Aspergillus/Aspergillose (ABPA): Hypersensitivitätsreaktion auf Aspergillus: Die Betroffenen können Symptome einer Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion aufweisen, wie z. B. Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), Keuchen Keuchen Keuchen, produktiver Husten und Fieber Fieber Fieber. Unbehandelt können Bronchiektasien und Lungenfibrose auftreten. Eine Eosinophilie kann vorliegen. Die Diagnose wird durch Bildgebung, IgE-Spiegel, Hautpricktests und Serologie gestellt. Die Therapie umfasst Steroide und eine antimykotische Therapie.
Retinoblastom Retinoblastom Retinoblastom: die häufigste primäre intraokulare Malignität im Kindesalter: Das Retinoblastom Retinoblastom Retinoblastom zeigt sich typischerweise als Leukokorie (abnorme weiße Reflexe im Auge) bei Kindern unter 2 Jahren. Die Erkrankung kann eines oder beide Augen betreffen (im Gegensatz zur Toxocariasis). Die Diagnose wird mittels Fundusuntersuchung und Bildgebung gestellt. Therapeutisch können Enukleation, Laserphotokoagulation, Bestrahlung und Chemotherapie angwandt werden.
Toxoplasmose Toxoplasmose Toxoplasma/Toxoplasmose: Infektionskrankheit, die durch Toxoplasma Toxoplasma Toxoplasma/Toxoplasmose gondii verursacht wird: Das klinische Erscheinungsbild und die Komplikationen der Toxoplasmose Toxoplasmose Toxoplasma/Toxoplasmose hängen vom Immunstatus des Wirtes ab und können sehr unterschiedlich sein, einschließlich eines akuten, grippeähnlichen Syndroms, ZNS-Toxoplasmose ZNS-Toxoplasmose AIDS-definierende Erkrankungen, Chorioretinitis Chorioretinitis Chorioretinitis oder Lungenentzündung Lungenentzündung Pneumonie (Lungenentzündung). Das diagnostische Vorgehen hängt von der Art der Erkrankung ab, kann aber eine Lumbalpunktion, Bildgebung, Biopsie, Serologie oder PCR umfassen. Die Therapie erfolgt mit antimikrobiellen Wirkstoffen.
Virale Hepatitis: Leberentzündung, die durch eine Infektion mit dem Hepatitis-Virus verursacht wird: Die Betroffenen können ein virales Prodromalstadium mit Fieber Fieber Fieber, Appetitlosigkeit und Übelkeit aufweisen. Es können auch Bauchschmerzen im rechten oberen Quadranten, Ikterus Ikterus Ikterus und ein Transaminasen-Anstieg auftreten. Die Diagnose wird anhand serologischer Untersuchungen gestellt, die die virale Hepatitis von der viszeralen Larva migrans unterscheidet. Die Therapie der akuten Hepatitis erfolgt symptomatisch.

Quellen

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Robert-Koch-Institut: Steckbriefe seltener und importierter Infektionskrankheiten (Zugriff am 13. September 2022).