Der Tremor beschreibt ein Zittern, das unwillkürlich und oszillatorisch erfolgt. Dabei können anhand der Frequenz und des zeitlichen Auftretens eines Tremors unterschiedliche Typen festgelegt werden: Ruhetremor, Haltetremor und der Aktionstremor. Die Tremores könne sich auf einzelne Extremitäten oder Körperregionen beschränken, es können aber auch mehrere Körperteile betroffen sein. Verschiedene Erkrankungen zeigen häufig ein spezifisches Auftreten einer Tremorform. So zeigt sich beim Morbus Parkinson häufig ein Ruhetremor, während der essenzielle Tremor eher einen Halte- oder Aktionstremor vorweist. Neben der Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung gibt es eine Reihe von Medikamenten, die für die verschiedenen Tremortypen eingesetzt werden können. Bei therapierefraktärem Verlauf kann außerdem eine tiefe Hirnstimulation erwogen werden.
Kostenloser
Download
Lernleitfaden
Medizin ➜
Tremor: lat. von tremere = zittern, beben
Unter einem Tremor versteht man das unwillkürliche, oszillatorische und regelmäßige Zittern eines Körperteils mit relativ konstanter Frequenz. Der Tremor ist die häufigste Form aller Bewegungsstörungen. Zu den unterschiedlichen Formen von Tremor gehören:
Pathophysiologisch ordnet man den Tremor den extrapyramidal-motorischen Störungen zu. Ein Tremor tritt nicht nur an den Händen auf, sondern auch an anderen Körperteilen, z. B. dem Kopf. Für den Tremor existieren zwei Beurteilungsmerkmale:
Tremorform | Beschreibung | Frequenz | Beispiel |
---|---|---|---|
Ruhetremor | Tritt auf, wenn der betroffene Körperteil nicht aktiv bewegt wird | 4–6 Hz | M. Parkinson |
Haltetremor (posturaler Tremor) | Tritt auf beim Versuch, ein Körperteil gegen die Schwerkraft zu halten | 4–8 Hz | Essenzieller Tremor |
Aktionstremor | Tritt erst beim Ausführen einer Bewegung in Erscheinung. Hierzu gehört auch der Intentionstremor, der insbesondere kurz vor dem Erreichen eines Bewegungsziels vermehrt auftritt | 2–4 Hz | Kleinhirnschädigung, essenzieller Tremor, Schreibtremor |
Beim Gesunden existiert der physiologische Tremor, der an jeder Muskelbewegung beteiligt ist.
Von einem Ruhetremor spricht man, wenn der Tremor in körperlicher Ruhe bzw. Entspannung auftritt. Er kann bei mentaler Anspannung allerdings zunehmen. Häufig tritt ein Ruhetremor in der oberen Extremität auf, seltener in der unteren Extremität. Auch in der Lippen-, Kiefer- und Kinnregion kann sich ein Ruhetremor manifestieren.
Bei einem einseitig auftretenden Ruhetumor v. a. in der oberen Extremität auftretend, muss immer an die mögliche Diagnose Morbus Parkinson gedacht werden.
Viele Medikamente der leitliniengerechten Therapie von M. Parkinson wirken sich auch positiv auf die Tremorsymptomatik aus. Dazu zählen:
Der essenzielle Tremor ist ein Aktions- und Haltetremor.
Eine besondere Form des Aktionstremors stellt der Intentionstremor (auch ataktischer Tremor/zerebellärer Tremor) dar.
Der Intentionstremor ist ein symptomatischer Tremor, er entsteht sekundär bei Schädigung des Cerebellums. Die Koordination von zielgerichteten, flüssigen Bewegungen kann ohne ein funktionierendes Kleinhirn Kleinhirn Kleinhirn (Cerebellum) nicht korrekt ablaufen. Die Bewegungen finden also konstant ataktisch statt. Mögliche Ursachen:
Die therapeutischen Möglichkeiten bei einem zerebellären Tumor sind begrenzt.
Definition
Vom dystonen Tremor spricht man, wenn ein Halte- oder Aktionstremor in Muskeln auftritt, welche von einer Dystonie Dystonie Dystonie betroffen sind (dystoner Tremor). Die Frequenz des dystonen Tremors beträgt 3–7 Hz. Beispiele sind der dystone Kopftremor, der dystone Schreibtremor oder der dystone Stimmtremor. Die Ursache des dystonen Tremos ist meistens unbekannt. Es existieren genetische und sekundäre Formen.
Klinik und Diagnostik
Therapie
Die Therapie des Tremors folgt der Therapie der Dystonie Dystonie Dystonie:
Definition
Beim orthostatischen Tremor handelt es sich um einen meist nicht von außen sichtbaren, hochfrequenten Tremor.
Klinik, Diagnostik und Therapie
Die Behandlung des orthostatischen Tremors erfolgt zunächst medikamentös (Off-label-use):
Definition
Der Holmes-Tremor stellt klinisch eine symptomatische Kombination aus Ruhe-, Halte– und Aktionstremor dar.
Klinik und Diagnostik
Therapie
Therapeutisch sprechen meist keine Medikamente auf den Holmes-Tremor an. Ähnlich wie beim cerebellären Tremor kann medikamentös im off-label-use behandelt werden. Hierfür kommen infrage:
Definition
Der neuropathische Tremor ist ein zentral generierter Tremor. Er tritt in Kombination mit einer demyelinisierenden Neuropathie auf.
Klinik und Therapie
Tremor | 1. Wahl Medikation | Operative Maßnahmen (wenn Medikation unzureichend) |
---|---|---|
Tremor bei M. Parkinson | L-Dopa, Dopaminagonisten | Tiefe Hirnstimulation (vornehmlich Nc. subthalamicus, Ausnahme Nc. VIM des Thalamus Thalamus Thalamus) |
Essenzieller Tremor | Propanolol, Primidon Primidon Antikonvulsiva der ersten Generation, Topiramat Topiramat Antikonvulsiva der zweiten Generation | Tiefe Hirnstimulation (Nc. VIM des Thalamus Thalamus Thalamus) oder MRgFUS |
Intentionstremor | Carbamazepin Carbamazepin Antikonvulsiva der ersten Generation, Propanolol | Erfolgsaussichten bei ausgewählten Patient*innen: tiefe Hirnstimulation (Nc. VIM des Thalamus Thalamus Thalamus) |
Dystoner Tremor | Lokale Injektion von Botuliuns-Toxin, Anticholninergika | Bei medikamentösem Nicht-Ansprechen kann eine tiefe Hirnstimulation (Nc. VIM des Thalamus Thalamus Thalamus) erwogen werden |
Verstärkter physiologischer Tremor | Diagnostik und Behandlung der Ursache | |
Orthostatischer Tremor | Gabapentin Gabapentin Antikonvulsiva der zweiten Generation | In sehr schweren Fällen: tiefe Hirnstimulation (Nc. VIM des Thalamus Thalamus Thalamus) |