Urogenitale Untersuchung bei Männern*

Einführung

Erste Schritte

• Aufbau einer guten therapeutischen Beziehung zu dem Patienten*
• Durchführung der Anamnese während der Patient* noch angezogen ist
• Beginn der Untersuchung am angekleideten und stehenden Patienten*
• Nur Freilegung der zu untersuchenden Körperteile → Patient* soll sich weiter wohlfühlen
• Sicherstellen einer guten Beleuchtung und Privatsphäre
• Benennen der zu untersuchenden Strukturen (z. B. „Ich werde Ihren Penis Penis Penis, Ihren Hodensack Hodensack Hoden und Ihren Anus untersuchen“) → Patient* kann sich darauf einstellen
• Anwesenheit einer zweiten Aufsichtsperson während der Genitaluntersuchung

Bestandteile der Untersuchung

• Inspektion:
  • Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion
  • Penis Penis Penis und Harnröhrenöffnung
  • Skrotum und Testis
• Palpation:
  • Testis
  • Leistengegend auf Hernien Hernien Hernien und Lymphknoten Lymphknoten Lymphsystem
• Digitale rektale Untersuchung digitale rektale Untersuchung Prostatakarzinom-Screening (DRU):
  • Prostata Prostata Prostata
  • Rektum Rektum Rektum und Analkanal

Benötigte Ausrüstung

• Handschuhe
• Gleitgel
• Probenentnahmeröhrchen zum Testen auf Geschlechtskrankheiten

Äußere Untersuchung

Anatomie

Zu den Bestandteilen der äußeren Untersuchung des männlichen Urogenitalsystems gehören die Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion des Penis Penis Penis, die Harnröhrenmündung, das Skrotum und die Leistengegend.

Untersuchung der äußeren Genitalien

• Inspektion der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion, Penis Penis Penis, Skrotum und der Leiste auf pathologische Befunde:
  • Hautverletzungen:
    • Hautausschläge
    • Zysten
    • Pigmentierte Nävi Nävi Nävus/Nävi
    • Warzen
    • Ulzera (z. B. bei Syphilis Syphilis Syphilis oder Ulcus molle Ulcus molle Syphilis)
    • Herpetische Läsionen (Bläschen)
    • Verfärbung
  • Anomalien des Penis Penis Penis:
    • Vorliegen einer Beschneidung der Vorhaut Vorhaut Penis überprüfen
    • Bei Unbeschnittenheit: Zurückziehen der Vorhaut Vorhaut Penis und Untersuchung auf Phimose Phimose Penis: Fehlbildungen und Anomalien (Verengung der Vorhaut Vorhaut Penis), Paraphimose (Reposition der zurückgezogenen Vorhaut Vorhaut Penis nicht möglich) oder Balanitis ( Entzündung Entzündung Entzündung, Rötung oder eitriges Exsudat)
    • Untersuchung des Meatus urethralis (Harnröhrenöffnung) auf Ausfluss (z. B. Gonorrhö, Chlamydien Chlamydien Chlamydien)
    • Bei Neugeborenen und Säuglingen: Untersuchung auf Epispadie (Spaltung der Harnröhre) und Hypospadie (fehlerhafte Mündung des Meatus urethralis)
    • Bei Erwachsenen: Untersuchung auf Peyronie-Krankheit (abnorme Penisverkrümmung)
• Palpation des Skrotums und der Testis beim stehenden Patienten*:
  • Vorsorgeuntersuchung: Beurteilung der beiden Testis nach Größe, Druckempfindlichkeit und Verdickungen
  • Problemorientierte Untersuchung auf Schmerzen:
    • Auftreten einer starken Empfindlichkeit bei einer Orchitis Orchitis Epididymitis und Orchitis oder Hodentorsion Hodentorsion Hodentorsion
    • Prehn-Zeichen: durch Anheben der Hoden Hoden Hoden Linderung der Schmerzen → Hinweis auf eine Epididymitis Epididymitis Epididymitis und Orchitis
  • Lage der Nebenhoden an der hinteren Oberfläche jedes Hodens:
    • Palpation und Vergleich des Nebenhodenkopfes, Nebenhodenkörpers und Nebenhodenschwanz auf beiden Seiten
    • Hinweis auf eine Epididymitis Epididymitis Epididymitis und Orchitis bei Empfindlichkeit bei der Palpation
• Kremaster-Reflex: Bei leichtem Kratzen der medialen Seite des ipsilateralen Oberschenkels → Zusammenziehen des Skrotumgewebes (physiologisch); Ausbleiben des Reflexes bei einer Hodentorsion Hodentorsion Hodentorsion
• Diaphanoskopie: Durchleuchtung des Skotums mit einer Kaltlichtlampe bei einer vorliegenden Schwellung → Durchscheinen des Lichtes bei einer Hydrozele Hydrozele Varikozele, Hydrozele und Spermatozele (Flüssigkeitsansammlung) oder Absoprtion des Lichtes bei einem Tumor (feste Bestandteile)

Inguinale Untersuchung

• Palpation der Leistenlymphknoten:
  • Häufig ohne Pathologie
  • Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie als Zeichen einer Geschlechtskrankheit oder Neoplasie
• Untersuchung des äußeren Leistenrings auf Hernien Hernien Hernien:
  • Ansetzen der Spitze des Zeigefingers an der am stärksten befestigten Stelle des Skrotums und auf den äußeren Leistenring
  • Durchführung eines Valsalva-Manövers des Patienten*, während die Ärzt*int die Fingerspitze über den äußeren Leistenring hält
  • Ertasten einer indirekte Hernie (Darm, der in das Skrotum hineinragt) durch die Fingerspitze möglich, wenn der Patient* gegen eine geschlossene Stimmritze drückt (Valsalva-Manöver) oder hustet

Untersuchung der Prostata und des Rektums

Die digital-rektale Untersuchung ist hinsichtlich ihres Nutzens für das Screening umstritten und wird in einigen Leitlinien nicht mehr empfohlen; sie ist jedoch bei Patienten* mit Harn- oder Mastdarm-Beschwerden zur Ursachenfindung hilfreich.

Inspektion

• Hautkrankheiten oder Hautausschläge:
  • Analwarzen (Kondylom)
  • Candida Candida Candida/Candidose
  • Psoriasis Psoriasis Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte)
  • Kontaktdermatitis
• Hautanhängsel
• Äußere Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose mit oder ohne Thrombose
• Analbereich:
  • Fisteln
  • Analkarzinom
  • Abszess

Digital-rektale Untersuchung (DRU)

• Indikationen:
  • Zur Beurteilung von rektalen Schmerzen oder Blutungen:
    • Hämorrhoiden Hämorrhoiden Hämorrhoiden und Analvenenthrombose
    • Analfissur Analfissur Analfissur
    • Raumforderung
  • Beurteilung von Beschwerden beim Wasserlassen:
    • Prostatitis Prostatitis Prostatitis
    • Benigne Prostatahyperplasie Benigne Prostatahyperplasie Benigne Prostatahyperplasie
  • Stuhlinkontinenz
• Einzunehmende Position des Patienten während der Untersuchung:
  • Links-laterale (seitlich liegende) Position auf der Patientenliege
  • Stehend und gebückt mit den Ellbogen auf der Patientenliege
• Untersuchung:
  • Aufklärung des Patienten* über das Verfahren und die Gründe dafür
  • Vorbereitung der Untersuchung: Tragen von Handschuhen, Auftragen von Gleitmittel auf den Zeigefinger, Auflegen der Zeigefingerkuppe auf die Analöffnung
  • Entspannung/ruhige Atmung durch den Patienten*
  • Vorschieben des Zeigefingers mit leichtem Druck von vorne durch den Analsphinkter
  • Palpation der Prostata Prostata Prostata von einer Seite zur anderen und Dokumentation des Befundes:
    • Größe: normal oder vergrößert
    • Konsistenz: fest oder prall-elastisch
    • Form: glatt oder knotig
    • Schmerzempfindlichkeit
  • Nach Abschluss der Untersuchung: Entfernung des restlichen Gleitgels durch den Patienten* mittels eines Taschentuches
  • Zeitdauer der Untersuchung nicht länger als 30 Sekunden

Klinische Relevanz

• Peniskarzinom: maligne Läsionen des Penis Penis Penis, die vom Plattenepithel der Eichel, der Vorhaut Vorhaut Penis oder des Penisschafts ausgehen. Der häufigste histologische Subtyp ist das Plattenepithelkarzinom Plattenepithelkarzinom Plattenepithelkarzinom. Unbeschnittene Männer* und Personen mit HPV-Infektionen haben ein höheres Risiko für Neoplasien am Penis Penis Penis. Die Diagnostik basiert auf der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und einer Gewebebiopsie. Die Therapie richtet sich nach dem Tumorstadium und kann Operation, Bestrahlung oder Chemotherapie umfassen.
• Geschlechtskrankheiten:
  • Anogenitalwarzen (Condyloma acuminata): warzige Läsionen an den äußeren Genitalien. Anogenitale Warzen werden durch HPV-Infektionen verursacht, am häufigsten durch die Typen 6 und 11. Warzen können singulär oder mehrfach, flach, kuppelförmig, blumenkohlförmig, fadenförmig, pilzartig, gestielt oder zerebriform vorliegen. Nach dem ersten Auftreten können die Warzen in Anzahl und Größe zunehmen oder sich spontan zurückbilden. Für symptomatische Anogenitalwarzen gibt es medizinische und chirurgische Behandlungsmöglichkeiten.
  • HSV-Infektion ( Herpes genitalis Herpes genitalis Herpes genitalis): eine Schleimhautinfektion, die durch das akute, örtlich begrenzte Auftreten von kleinen, schmerzhaften Bläschen auf einem erythomatösen Grund gekennzeichnet ist. In der Vergangenheit wurde HSV-1 klassischerweise mit oropharyngealen Läsionen und HSV-2 mit Herpes genitalis Herpes genitalis Herpes genitalis in Verbindung gebracht, heutzutage sind erhebliche Überschneidung der beiden Klassen bekannt. Die Diagnostik basiert auf einer Viruskultur und die Therapie erfolgt mit oralen antiviralen Medikamenten.
  • Syphilis Syphilis Syphilis: eine bakterielle Infektion, die durch den Spirochäten Treponema Treponema Treponemen pallidum verursacht wird und durch sexuellen Kontakt übertragen wird. Die primäre Syphilis Syphilis Syphilis beginnt mit einem schmerzlosen Geschwür an den Genitalien und wird als Schanker bezeichnet. Die Diagnose wird durch einen Bluttest gestellt, die Behandlung erfolgt mit Penicillin. Das Fortschreiten der sekundären Syphilis Syphilis Syphilis äußert sich in einem generalisierten makulopapulösen Ausschlag, der auch die Handflächen und Fußsohlen umfasst. Die tertiäre Syphilis Syphilis Syphilis kann Jahre später mit kardialen und neurologischen Manifestationen auftreten.
  • Gonorrhö: eine Geschlechtskrankheit, die durch das gramnegative Bakterium Neisseria Neisseria Neisseria gonorrhoeae verursacht wird. Gonorrhoe kann asymptomatisch sein, äußert sich aber häufig als Zervizitis oder Urethritis. Eine disseminierte Gonokokkeninfektion geht mit Fieber Fieber Fieber, Dermatitis, Tenosynovitis, septischer Arthritis und selten mit Endokarditis Endokarditis Endokarditis oder Meningitis Meningitis Meningitis einher. Die Diagnose wird durch Mikroskopie, Kultur oder Nukleinsäureamplifikationstest (NAAT) gestellt. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika für die Patient*innen und deren Partner*in(nen).
  • Chlamydien Chlamydien Chlamydien: Chlamydia trachomatis ist der verursachende Organismus. Chlamydien Chlamydien Chlamydien können asymptomatisch sein oder Ausfluss aus der Harnröhre verursachen. Die Diagnose erfolgt durch NAAT anhand eines Genitalabstrichs oder einer Urinprobe. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika für die Patient*innen und deren Partner*in(nen). Unbehandelte Chlamydieninfektionen, die auf den weiblichen Partner übergehen, können schwerwiegende Folgen wie Sterilität, ektopische Schwangerschaften und chronische Beckenentzündungen haben.
  • Trichomoniasis: die weltweit häufigste nichtvirale Geschlechtskrankheit, die durch den Protozoen Trichomonas vaginalis verursacht wird. Frauen* sind häufiger betroffen als Männer*, da die Infektion oft asymptomatisch verläuft. Unbehandelte Infektionen können zu einer Urethritis fortschreiten und sich durch übelriechenden Ausfluss mit Schmerzen, Brennen und Juckreiz bemerkbar machen. Die Diagnose wird mit NAAT, Antigen-Schnelltests oder DNA-Hybridisierungssonden gestellt. Die Behandlung besteht in der Gabe von Antibiotika für die Patient*innen und deren Partner*in(nen).
• Varikozele Varikozele Varikozele, Hydrozele und Spermatozele: Erweiterung des pampiniformen Venengeflechts, das mit der V. testicularis verbunden ist. Die Klinik umfasst den charakteristischen „Sack voller Würmer“, der beim Abtasten des Hodensacks vorgefunden wird. Die Diagnose wird hauptsächlich klinisch gestellt. Ein chirurgischer Eingriff kann vorgenommen werden, wenn die Varikozele Varikozele Varikozele, Hydrozele und Spermatozele den Betroffenen stört oder Bedenken hinsichtlich der Fruchtbarkeit bestehen.
• Hydrozele Hydrozele Varikozele, Hydrozele und Spermatozele: eine Ansammlung von freier Flüssigkeit in der Tunica vaginalis aufgrund eines offenen Processus vaginalis, welcher zu einem Flüssigkeitstransport in den Hodensack Hodensack Hoden führt. Die Klinik umfasst eine auffällige skrotale Raumforderung und dumpfe skrotale Schmerzen. Die Behandlung kann konservativ oder chirurgisch erfolgen.
• Hodentumor Hodentumor Hodentumor: die häufigste solide maligne Erkrankung bei Männern* < 35 Jahre. Die häufigste Symptomatik von Hodentumoren ist eine schmerzlose Raumforderung am Hoden Hoden Hoden. Die Diagnose erfolgt durch körperliche Untersuchung, Hodenultraschall und die Bestimmung von Tumormarkern im Serum. Die Behandlung besteht in einer chirurgischen inguinalen Orchiektomie und einer weiteren adjuvanten Therapie.
• Prostatakarzinom Prostatakarzinom Prostatakarzinom: eine der häufigsten Krebsarten bei Männern*. Der Patient* stellt sich mit Beschwerden über Harnverhalt, erschwertes und häufiges Urinieren vor. Die Diagnose kann durch die Feststellung eines Knötchens bei der digital-rektalen Untersuchung oder durch einen PSA-Test gestellt werden, der dann durch eine Biopsie bestätigt wird. Die Behandlung hängt von dem Alter, der Lebenserwartung, den Begleiterkrankungen, der Risikostratifizierung und den Präferenzen des Patienten* ab.
• Benigne Prostatahyperplasie Benigne Prostatahyperplasie Benigne Prostatahyperplasie: ein Zustand, der auf eine Zunahme der Anzahl von Stroma- und Epithelzellen in der Prostata Prostata Prostata (Übergangszone) hinweist. Die benigne Prostatahyperplasie Benigne Prostatahyperplasie Benigne Prostatahyperplasie ist bei Männern* > 50 Jahren weit verbreitet und kann deren Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Klinisch zeigen die Betroffenen eine Kombination aus den Symptomen einer Obstruktion und einem Harnverhalt in der Blase. Die Diagnose wird nach der Untersuchung und urodynamischen Tests gestellt. Die Behandlung kann mit Medikamenten oder chirurgisch erfolgen.
• Prostatitis Prostatitis Prostatitis: Entzündung Entzündung Entzündung der Prostata Prostata Prostata, die auf eine Infektion zurückgeführt werden kann, aber nicht muss. Eine Prostatitis Prostatitis Prostatitis äußert sich durch irritierende Harnsymptome und kann von systemischen Symptomen (z. B. Fieber Fieber Fieber) begleitet sein. Zu den wichtigsten Diagnoseinstrumenten gehören die Anamnese, die körperliche Untersuchung und die Ermittlung der Infektionsquellen (durch Urinanalyse, Kultur und STI-Tests). Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika.