Weichteilabszess

Übersicht

Definition

Ein Weichteilabszess ist eine Eiteransammlung in der Dermis Dermis Haut: Aufbau und Funktion oder im Subkutangewebe.

Epidemiologie

• Die Häufigkeit von Abszessen stieg in den 1990er Jahren an; mit einer Zunahme von Methicillin-resistenten Staphylococcus Staphylococcus Staphylococcus aureus (MRSA) verbunden .
• In Deutschland sind etwa 8,7 % der Sepsisfälle durch Haut- und Weichteilinfektionen hervorgerufen.
• Abszesse können sich überall entwickeln, werden jedoch häufig an Rumpf, Extremitäten, Achseln und Gesäß beobachtet.

Ätiologie

Erreger:

• S. aureus S. aureus Staphylococcus (etwa 75 % der Fälle):
  • Methicillin-sensitiver S. aureus S. aureus Staphylococcus (MSSA)
  • MRSA
• Weitere bakterielle Erreger:
  • Streptococcus pyogenes
  • Gram-negative Bakterien ( Pseudomonas Pseudomonas Pseudomonas aeruginosa, E.coli)
  • Anaerobier
• Seltene Erreger:
  • Mykobakterien
  • Nokardien
  • Pilze (Kryptokokkose, Blastomykose Blastomykose Blastomykose/ Blastomyces dermatitidis)
• Steril: durch Injektion reizender Medikamente

Risikofaktoren:

• Verlust der Hautintegrität durch:
  • Trauma (z. B. Schürfwunden)
  • Entzündung Entzündung Entzündung (z. B. atopische Dermatitis Atopische Dermatitis Atopische Dermatitis (Atopisches Ekzem))
  • IV Drogenkonsum
• Immunsuppression (z. B. Diabetes mellitus Diabetes Mellitus Diabetes Mellitus)
• Vorbestehende Hautinfektion (z. B. Follikulitis)
• Adipositas Adipositas Adipositas
• MRSA-Besiedelung
• Venöse Insuffizienz
• Lymphödem

Pathophysiologie und Klinik

Pathophysiologie

• Durchbruch der Hautbarriere → Einschleppung von Infektion/Erregern
• Lokale Zellschädigung und Nekrose verursachen die Freisetzung von Zytokinen.
• Entzündungszellen werden an die Quelle der Infektion/Reizung gezogen.
• Verkapselung durch umgebende Zellen:
  • Verhindert die Ausbreitung von Infektionen
  • Hemmt aber auch das Eindringen von Immunzellen und Antibiotika
• Auch eine Infektion in einem geschlossenen Raum (z. B. verstopfte Schweißdrüse oder Perianaldrüse, Haarfollikel) begünstigt die Abszessentwicklung.
• Ein niedriger pH-Wert in der Abszesshöhle verringert die antibiotische Wirksamkeit weiter.

Klinik

• Schwellung oder diskreter Knoten:
  • Druckschmerz
  • Prallelastisch
  • Erythematös
• Umliegende Induration
• +/- gestreifte Rötung
• +/- Regionale Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie
• +/- Spontane eitrige Drainage
• Typischerweise Besserung des Schmerzes bei Drainage
• Ggf. Allgemeinsymptome:
  • Fieber Fieber Fieber
  • Unwohlsein
  • Schüttelfrost
  • Vermehrtes Schwitzen

Diagnostik

Weichteilabszesse werden in der Regel anhand von Untersuchung und Anamnese diagnostiziert.

Labordiagnostik

• Wird in Routinefällen nicht benötigt
• Mögliche Leukozytose im Blutbild
• ↑ Entzündungsmarker (Erythrozytensedimentationsrate, C-reaktives Protein)
• Blut- und Wundkulturen werden gewonnen, bei:
  • Schwere systemische Manifestationen
  • Phlegmatöse Ausbreitung
  • Chronisch rezidivierende Infektionen
  • Fehlendes Ansprechen auf Antibiotika
  • Immunschwäche (z. B. Neutropenie Neutropenie Neutropenie, Diabetes Diabetes Diabetes Mellitus)
  • Besondere Umstände (Tierbiss, ungewöhnliche Exposition)

Bildgebende Verfahren

• In der Regel nicht erforderlich, sofern der Abszess bei der körperlichen Untersuchung offensichtlich ist
• Sonografie: zeigt echoarme Raumforderung, kann bei tiefen Abszessen Aufschluss über die Ausdehnung bieten
• Ggf. CT mit Kontrastmittel, wenn:
  • Bei Verdacht auf ausgedehntere Phlegmone Phlegmone Phlegmone oder nekrotisierende Fasziitis Nekrotisierende Fasziitis Nekrotisierende Fasziitis
  • Der Abszess zeigt sich als hypodense Raumforderung mit randständiger Kontrastmittel-Anreicherung.

Therapie

Unkomplizierte Fälle

• Inzision und Drainage sind die Grundpfeiler der Behandlung.
• Wenn der Abszess > 5 cm ist, kann eine lokale Austamponade der Abszesshöhle mit Drainagematerial helfen, diese offenzuhalten und zu entleeren.
• Bei unkomplizierten Abszessen ohne Zeichen einer systemischen Infektion besteht keine Indikation zur systemischen antibiotischen Therapie.
• Eine begleitende orale Antibiotikagabe über 7–14 Tage sollte in Betracht gezogen werden, bei:
  • Rezidivierenden Abszessen
  • Spezielle Lokalisation: Gesicht, Hände, Anogenitalbereich
  • Diffuse Ausbreitung ( Phlegmone Phlegmone Phlegmone)
  • Tief gelegener Abszess, gekammerter Abszess oder anderen Erschwernisse einer ausreichenden Drainage
  • Immunschwäche/schwere Komorbiditäten
  • Systemische Symptome ( Fieber Fieber Fieber, Tachykardie)
  • Prothetische Klappe (Gefahr einer Endokarditis Endokarditis Endokarditis)
  • Andere prothetische Materialien (z. B. Gelenkprothesen, Gefäßtransplantate)
• Kalkulierte Antibiotika-Gabe mit Resistogramm-gerechter Anpassung im Verlauf der Therapie:
  • Cephalosporine Cephalosporine Cephalosporine
  • Clindamycin (bei Penicilinallergie oder tiefen Abszessen)
  • Ampicilin/ Sulbactam Sulbactam Cephalosporine (wenn der Abszess ausgeprägt bzw. phlegmonös und eine Infektion mit Anaerobiern oder gramnegativen Erregern wahrscheinlich ist)
• Weitere Maßnahmen:
  • Hochlagerung der betroffenen Extremität bis ↓ Schwellung
  • Warme Kompressen (um die Drainage zu fördern)
  • Symptomatisches Fieber Fieber Fieber und Schmerzmanagement

Fälle, die einen stationären Aufenthalt und IV-Antibiotika erfordern

• Sehr große Abszesse mit ausgedehnter Phlegmone Phlegmone Phlegmone
• Stark ausgeprägte klinische Präsentation: Blasen/Blasenbildung, Hautnekrose, Anzeichen einer Sepsis Sepsis Sepsis und septischer Schock
• Kleinkinder
• Signifikante Immunschwäche
• Keine Besserung durch orale Antibiotika
• IV Antibiotika:
  • Streptokokken- und Staphylokokken-Abdeckung
  • Cefazolin Cefazolin Cephalosporine, Flucloxacilin oder Clindamycin
• Chirurgische Therapie:
  • Die Drainage ist nach wie vor der Hauptbestandteil der Behandlung.
  • Muss möglicherweise im Operationssaal unter Vollnarkose durchgeführt werden
  • Gewebedebridement kann erforderlich sein:
    • Bei extrem großen oder tiefen Abszessen mit Gewebenekrosen
    • Hautnekrose

Differentialdiagnosen

• Phlegmone Phlegmone Phlegmone: eine häufige und schmerzhafte bakterielle Hautinfektion, die die tieferen Schichten der Dermis Dermis Haut: Aufbau und Funktion und des Unterhautgewebes betrifft. Präsentiert sich als erythematöser, ödematöser Bereich, der sich warm und druckschmerzhaft zeigt. Am häufigsten verursacht durch S. aureus S. aureus Staphylococcus und S. pyogenes . Die Diagnose wird normalerweise klinisch gestellt und die Behandlung erfolgt mit Antibiotika, die häufoge Erreger erfassen.
• Nekrotisierende Fasziitis Nekrotisierende Fasziitis Nekrotisierende Fasziitis: eine schnell fortschreitende Infektion, die zu einer ausgedehnten Nekrose des Unterhautgewebes, der Faszien und der Muskulatur führt. Wird am häufigsten durch Streptokokken Streptokokken Streptococcus der Gruppe A verursacht, involviert jedoch häufig auch andere Arten von Bakterien in Form einer Mischinfektion. Präsentiert mit Nekrose, Crepitus, Blasen und violetter Hautverfärbung. Die Therapie besteht in einem umgehenden chirurgischen Debridement mit Breitbandantibiotika.
• Dermatitis: ein allgemeiner Begriff für einen ödematösen Hautausschlag Hautausschlag Generalisierte und lokalisierte Exantheme. Verursacht durch eine Infektion oder eine allergische Reaktion, in der Regel nicht durch Bakterien. Die Diagnose wird klinisch gestellt. Die Behandlung erfolgt mit Antihistaminika Antihistaminika Antihistaminika und topischen Steroiden.
• Follikulitis: eine lokalisierte Entzündung Entzündung Entzündung des Haarfollikels oder der Talgdrüsen, die hauptsächlich durch S. aureus S. aureus Staphylococcus verursacht wird. Präsentiert sich als Erythem mit Papeln, Pusteln und Druckempfindlichkeit des betroffenen Bereichs. Die Diagnose wird klinisch gestellt und die Behandlung umfasst antibiotische Topika und manchmal systemische Antibiotika.
• Impetigo Impetigo Impetigo: eine hochansteckende Hautinfektion der oberen Epidermis Epidermis Haut: Aufbau und Funktion. Verursacht durch S. aureus S. aureus Staphylococcus oder Streptococcus der Gruppe A. Präsentiert sich mit einem erythematösen Bereich, der mit kleinen Bläschen, Pusteln und/oder honigfarbenen Krusten bedeckt ist. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika.
• Staphylococcal scalded skin syndrome (SSSS): eine lebensbedrohliche, blasenbildende Hauterkrankung, die durch eine lokale Infektion verursacht wird, die normalerweise durch S. aureus verursacht wird. Präsentiert sich mit Fieber und diffusem, zartem Erythem, intraepidermalen Blasen und Ablösung der oberflächlichen Hautschicht, was ein rotes, “verbrühtes” Aussehen hinterlässt. Die Therapie umfasst IV-Antibiotika, sowie gegebenenfalls intensivmedizinische Maßnahmen.
• Epidermoidzyste: die häufigste kutane Zyste, die sich normalerweise in Form hautfarbener Hautknötchen präsentiert, manchmal mit einem zentralen Punctum. Klinisch diagnostiziert und mit chirurgischer Exzision oder abwartend therapiert. Kann sich sekundär infizieren und in einen Abszess übergehen, wobei sich die Zysten als empfindliche, erythematöse, fluktuierende Knötchen präsentieren, die oft spontan drainieren.
• Hidradenitis suppurativa Hidradenitis suppurativa Hidradenitis suppurativa (Akne inversa) : chronische eitrige Infektion der Schweißdrüsen, die sich hauptsächlich in den intertriginösen Bereichen (Axillae, Leisten, Unterbrustfalten) manifestiert. Hidradenitis suppurativa Hidradenitis suppurativa Hidradenitis suppurativa (Akne inversa) zeigt sich in der Regel mit kutanen Knötchen und Indurationen, die oft mit mehreren drainierenden Gängen verbunden sind. Die Diagnose wird klinisch gestellt und die Behandlung umfasst Antibiotika und chirurgische Exzision.