Was ist E-Learning?
Ganz grundsätzlich bezeichnet das E-Learning (electronic learning) alle Formen des elektronisch unterstützten Lernens. Häufig werden Synonyme wie Onlinelernen, Telelernen, computergestütztes Lernen und andere Begriffe verwendet. Diese Bandbreite zeigt jedoch ein Problem auf: Bisher existiert nämlich keine allgemein anerkannte Definition des E-Learnings.
Je nach Zielsetzung, Konzept und Instrumenten kann sich auch die Begriffsabgrenzung deutlich unterscheiden. Ganz grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass es sich beim Elektronischen Lernen um Angebote handelt, bei denen digitale Medien zur Unterstützung des Lehrprozesses eingesetzt werden. Dies kann über die Bereitstellung einer Lernsoftware oder das Anbieten eines Online-Lehrgangs bis über virtuelle Klassenräume eine ganze Bandbreite an möglichen Unterrichtsformen bedeuten.
Allen Alternativen gemeinsam sind jedoch vier zentrale Merkmale des elektronischen Lernens:
- Multimedialität (Einbinden verschiedener Medien wie E-Lectures, Audiokanäle etc.)
- Multimodalität (Ansprechen verschiedener Sinnesorgane, hier v.a. auditiv und visuell)
- Multicodalität (Einbinden verschiedener Informationscodierungen wie Hyperlinks, Animationen und Simulationen)
- Interaktivität (Verfügbarkeit diverser Steuerungs- und Eingriffsmöglichkeiten)
Welche Vorteile bietet E-Learning?
Beim elektronischen Lernen handelt es sich um eine vergleichsweise junge Form des Bereitstellens von Lehrangeboten, die in vielerlei Hinsicht noch in den Kinderschuhen steckt. Mit der zunehmenden Verbreitung digitaler Medien steigt allerdings auch die allgemeine Akzeptanz solcher Lernformen. Denn sie bieten, neben aller Neuartigkeit, auch unbestreitbare Vorteile, von denen die zentralen Punkte im Folgenden aufgelistet werden.
1) Zeit- und Ortsunabhängigkeit
Mittels E-Learning ist eine größtmögliche Flexibilität in zeitlicher und räumlicher Hinsicht gegeben. Im Gegensatz zu klassischen Präsenzschulungen sind die Anwender*innen nicht an fixe Termine gebunden, sondern können sich den Lehrgang ihren Ressourcen gemäß einteilen. Dies ermöglicht ein Lernen gemäß dem eigenen Rhythmus, ohne sich mit Dozenten und Dozentinnen oder anderen Teilnehmer*innen abstimmen zu müssen.
2) Kostenersparnis
Während an Offline-Schulungen jeweils nur eine kleine Gruppe von Teilnehmer*innen partizipieren kann, ist die Zahl von Anwender*innen bei elektronischen Lehrangeboten prinzipiell unbegrenzt. Eine Programmlizenz kann demnach für alle Mitarbeiter*innen einer Firma verwendet werden. Zudem entfallen An- und Abreisekosten sowie Aufwendungen für Planung und Durchführung der Schulung.
3) Standardisierte Qualität
Aufgrund einmaliger Bereitstellung des jeweiligen E-Learning-Programms sind Schwankungen in der Lehrqualität im Grunde nicht gegeben. Der Erfolg der jeweiligen Maßnahme hängt nicht länger von der Tagesform des Dozenten oder der Dozentin ab, weshalb bei der Auswahl des passenden elektronischen Lehrangebots eine gleichbleibende Qualität garantiert ist.
4) Interaktivität
Je nach Programm lassen sich interaktive Module wie Videos oder animierte Inhalte integrieren. Auch die Bereitstellung von Tests und Lernstandüberprüfungen am Ende einer Lektion können den langfristigen Lernerfolg sowie die Motivation deutlich erhöhen.
5) Mehrsprachigkeit
Je nach Programmierung lässt sich dasselbe E-Learning-Modul in verschiedenen Sprachen darstellen. Dies ermöglicht gerade in internationalen Unternehmen eine größere Individualität und höhere Anwenderfreundlichkeit, als dies bei klassischen Schulungen der Fall sein mag, die in den meisten Fällen unter Verwendung einer zentralen Basissprache durchgeführt werden.
Welche Nachteile des E-Learning sollten bedacht werden?
Neben den zahlreichen Vorteilen elektronischer Lehrformen lassen sich ebenso Schwierigkeiten ausmachen, welche die neue Technologie mit sich bringt. Einige davon werden im Folgenden erläutert.
1) Geringe didaktische Absicherung
Aufgrund der relativen Neuheit der Lernform dominiert im E-Learning-Bereich noch immer der technische Aspekt der Erstellung und Durchführung. Bisher sind nur wenige Didaktiker an der Konzeption von elektronischen Lehrgängen beteiligt, sodass lerntheoretische Aspekte selten berücksichtigt werden.
Auch die Präsentation der Inhalte wird oft lediglich von technischer Seite her beleuchtet, didaktische Fragestellungen spielen, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle. Dies kann, im schlimmsten Fall, zu einer geringen Effektivität der Maßnahme führen, wenn ihre Darbietungsform den Lernbedürfnissen und -voraussetzungen der Anwender*innen nicht entspricht.
2) Technischer Sachverstand nötig
Ein häufig bemängelter Faktor ist die Tatsache, dass zur effektiven Verwendung von E-Learning-Programmen eine gewisse Sicherheit im Umgang mit dem Computer und verschiedenen Medien gegeben sein muss. Gerade bei älteren Arbeitnehmer*innen kann dies zu Unsicherheit und Ablehnung des elektronischen Lehrangebots führen. Dies macht in vielen Fällen eine Vorab-Qualifikation unabdingbar, welche zusätzliche Kosten verursacht.
3) Selbstdisziplin
Aufgrund der zeit- und ortsunabhängigen Distribution des Fortbildungsangebots bleiben die Anwender*innen häufig auf sich selbst verwiesen. Motivation und die Kompetenz, sich selbstständig vollkommen neue Inhalte anzueignen, sind deshalb für den Lernerfolg unerlässlich. Dieser Aspekt wird jedoch, gerade bei längerfristig angelegten E-Learning-Konzepten, von vielen Nutzern als Belastung empfunden.
4) Kein Raum für Rückfragen
Da die Lernenden bei vielen elektronischen Lehrformen allein vor dem Bildschirm sitzen, ist wenig Möglichkeit für Rückfragen gegeben. Die Inhalte werden präsentiert und können auch nur in dieser Form aufgenommen werden. Missdeutungen werden selten aufgedeckt und verhindern im schlimmsten Fall den Lernerfolg. Zudem werden Unsicherheiten und Irritationen nicht aufgefangen und können darum auf lange Sicht zu Frustration führen. Auch kreative Problemlösungsdynamiken, wie sie innerhalb von klassischen Offline-Fortbildungen häufig entstehen, kommen auf diese Weise nicht zustande.
5) Ermüdende Bildschirmarbeit
Von vielen Menschen wird die lange Arbeit am Computer noch immer als ermüdend empfunden. Gerade in Branchen, die ohnehin eine häufige Bildschirmverwendung vorsehen, kann dies zu einer zusätzlichen Belastung führen.
Tabelle: Vorteile und Nachteile von E-Learning
Vorteile von E-Learning | Nachteile von E-Learning |
Zeit- und Ortsunabhängigkeit | Geringe didaktische Absicherung |
Kostenersparnis | Technischer Sachverstand nötig |
Standardisierte Qualität | Selbstdisziplin |
Interaktivität | Kein Raum für Rückfragen |
Mehrsprachigkeit | Ermüdende Bildschirmarbeit |
E-Learning wird das klassische Lernen nicht verdrängen
Dies zeigt: Auch wenn das E-Learning noch vor einigen Jahren als die Bildungsform des 21. Jahrhunderts angepriesen wurde, wird sie die klassischen Lehrangebote nicht komplett ersetzen können. Stattdessen stellt es eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Methoden der Wissensvermittlung dar, die den Bedürfnissen und Zielsetzungen der jeweiligen Teilnehmer(gruppe) gemäß eingesetzt werden sollte.
Deswegen verwundert es nicht, dass das sogenannte Blended Learning derzeit die am weitesten verbreitetste Lernform ist.