Emotionale Intelligenz – was ist das eigentlich?
Unter der Emotionalen Intelligenz versteht man die Fähigkeit, eigene und fremde Emotionen (korrekt) wahrzunehmen, auszudrücken, zu verstehen, sinnvoll zu handhaben und zu beeinflussen. Der Begriff wurde maßgeblich von Daniel Goleman Mitte der 1990er Jahre geprägt und seitdem kontrovers diskutiert.
Er erweiterte die bis dahin vorherrschende, klassische Vorstellung von Intelligenz um eine Dimension, die die überlebenswichtige Fähigkeit des Menschen erfasst, sich in Situationen und andere Menschen einfühlen zu können. Nicht nur mathematische und verbale, kurz akademische Fähigkeiten sind die Voraussetzung für ein erfolgreiches Leben.
Die fünf Schlüsselfähigkeiten der Emotionalen Intelligenz
Nach Goleman umfasst die Emotionale Intelligenz mehrere Schlüsselqualifikationen, die sich aufeinander beziehen. Wir stellen Sie Ihnen noch einmal genauer vor.
1. Eigene Gefühle erkennen
Emotionale Intelligenz beginnt mit der Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen und zu akzeptieren, noch während wir sie erleben. Diese Fähigkeit ist entscheidend, um das eigene Verhalten und die eigenen Antriebe zu verstehen. Es bedeutet, Emotionen als aktiv steuerbar anzusehen, statt sich ihnen ausgeliefert zu fühlen.
2. Emotionen beeinflussen
Ein weiterer Aspekt Emotionaler Intelligenz ist es, mit Gefühlen so umgehen zu können, dass sie der jeweiligen Situation angemessen sind. Das beinhaltet zum Beispiel die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen; Gefühle der Angst, Gereiztheit, Enttäuschung und Kränkung zu mäßigen und positive Emotionen im Gegenzug zu verstärken. Auf diese Weise können Rückschläge und Belastungen leichter überwunden werden.
3. Ziele umsetzen
Des Weiteren wird Emotionale Intelligenz durch die Fähigkeit bestimmt, Gefühle so beeinflussen zu können, dass sie eine echte Hilfe beim Erreichen von Zielen sind. Damit ist sie das Zentrum der Selbstmotivation, begünstigt die Kreativität und erhöht die Häufigkeit von Erfolgserlebnissen. Dazu gehört auch, kurzfristigen emotionalen Vorteilen und Versuchungen zu widerstehen und impulsive Reaktionen zu vermeiden. Sie ermöglicht eine längerfristige Perspektive, die die Zukunft in den Fokus stellt, statt kurzlebige Belohnungen zu priorisieren.
4. Empathie
Der vierte Aspekt der Emotionalen Intelligenz erscheint trivial, ist aber das Fundament jeglicher Menschenkenntnis und zwischenmenschlicher Beziehungen: Empathie. Sie befähigt Menschen, die Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche anderer zu erkennen und darauf einzugehen. Diese Eigenschaft an sich ist völlig wertungsfrei, es sollte jedoch immer bedacht werden, dass sie auch zur Manipulation anderer Menschen eingesetzt werden kann.
5. Beziehungen managen
Zu guter Letzt bezieht sich Emotionale Intelligenz auf die Fähigkeit oder vielmehr die Kunst, Beziehungen zu gestalten. Damit entspricht sie grob gesprochen dem Umgang mit den Gefühlen anderer Menschen. Sie ist die Voraussetzung für Beliebtheit, Wertschätzung und die Integration in eine Gruppe. Daraus folgt, dass sie auch die Grundlage für eine reibungslose Zusammenarbeit in (fast) allen Berufen ist.
Wie schon bei der Empathie besteht hier ebenfalls das Risiko zur Manipulation, da die beiden Fähigkeiten sehr eng mit einander verbunden sind. Emotionale Intelligenz kann, ganz ähnlich wie der Intelligenzquotient, getestet und gemessen werden.
Emotionale Intelligenz kann gemessen werden
Dafür entwickelten die Wissenschaftler Salovey und Mayer ein Verfahren, das vier Bereiche untersucht:
- Die Wahrnehmung von Emotionen in Mimik, Gestik, Körperhaltung und Stimme;
- Die Nutzung von Emotionen bezüglich des Wissens über die Zusammenhänge zwischen den eigenen und fremden Emotionen und Gedanken, wie beispielsweise beim Problemlösen;
- Das Verstehen von Emotionen, was bedeutet, Emotionen zu analysieren, die Veränderbarkeit von Emotionen einzuschätzen und deren Konsequenzen zu verstehen;
- Sowie abschließend die Beeinflussung von Emotionen auf der Basis der Ziele, des Selbstbildes und des sozialen Bewusstseins des Individuums, wie zum Beispiel Gefühle zu vermeiden oder Bewertungen, die aufgrund von Gefühlen vorgenommen wurden, zu korrigieren.
Im Kontext des Berufslebens lassen sich aus den fünf Merkmalen von Daniel Goleman und den vier Bereichen im EQ-Test von Salovey und Mayer wiederum fünf Aspekte ableiten, die von zunehmender Bedeutung sind. Um im Arbeitsalltag erfolgreich zu sein, sollte eine Führungskraft eine gesunde Mischung aus Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Empathie, Motivation und soziale Kompetenz vorweisen können.
Die Bedeutung Emotionaler Intelligenz im Beruf
Angesehene Führungskräfte sind nicht nur aufgrund ihrer Fachkompetenz erfolgreich. Emotionale Intelligenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Mittlerweile ist sie auch eine sehr wichtige Anforderung im Personalbereich und entspricht einem Wunschkriterium für Bewerber.
Laut Goleman ist für die Besetzung von leitenden Positionen die Emotionale Intelligenz sogar wichtiger als der IQ oder individuelles Fachwissen. Letztere machen jeweils nur 25 Prozent bei der Bewertung eines Bewerbers aus, der EQ hingegen 50 Prozent.
Je umfangreicher der Verantwortungsbereich ist, der mit einer beruflichen Position einhergeht, desto wichtiger sind fachübergreifende Kompetenzen. Im modernen Arbeitsalltag müssen Führungskräfte individuell auf ihre Angestellten eingehen können, um sie effektiv zu koordinieren und zu fördern. Das bedeutet, dass für spezifische Talente die passenden Aufgaben gefunden werden müssen, um somit feststehende Ziele zu erreichen – es ist kaum überraschend, dass die Emotionale Intelligenz die Bewältigung dieser Aufgaben nachhaltig unterstützt.
Emotionale Intelligenz stärkt nach innen als auch nach außen
Mit ausgeprägter Emotionaler Intelligenz kann ein dynamisches und zukunftsorientiertes Arbeitsklima entwickelt werden und ein stabiles internes wie auch externes Netzwerk aufgebaut und aufrechterhalten werden. Nicht nur der Kontakt mit Kunden profitiert davon, sondern auch die Mitarbeiter des Unternehmens, denn in einer positiven und aufgeschlossenen Atmosphäre können sich Kompetenzen gesund entfalten.
Emotionale Intelligenz kann im Beruf genutzt werden, um die Bedürfnisse von Kunden und Mitarbeitern sensibel zu respektieren und soweit wie möglich effektiv umzusetzen.
Beginnen Sie noch heute, Ihre Emotionale Intelligenz zu steigern und werden Sie zu einer verlässlichen und verständnisvollen Führungskraft!
Mit diesen Übungen lässt sich die Emotionale Intelligenz trainieren
Falls Sie glauben, dass Ihre Emotionale Intelligenz noch nicht ausreichend ausgeprägt ist, ist das kein Grund, sich entmutigt zu fühlen. Emotionale Intelligenz ist nicht nur erlernbar, sondern kann auch stetig verfeinert werden; sie ist kein Schicksalsgeschenk. Trauen Sie sich, Ihre emotionalen Fähigkeiten zu verbessern – Ihr Aufwand wird sich in Ihrem Beruf lohnen, denn Emotionale Intelligenz betrifft alle Bereiche, die zur Verarbeitung inter- und intrapersoneller Informationen notwendig sind. Die folgenden Übungen können Ihnen dabei helfen:
- Selbsttest: Überprüfen Sie zunächst, wie hoch Ihre Emotionale Intelligenz ist. Das lässt sich leicht im Internet oder einem Ratgeber testen.
- Horchen Sie in sich hinein: So nehmen Sie Ihre eigenen Gefühle besser wahr und können auch Ihren Gegenüber besser einschätzen.
- Trainieren Sie körperlich: Um Ihre Energiereserven auszutesten, sollten Sie auch Ihre körperlichen Empfindungen müssen trainiert werden.
- Theatergruppe: Wie wäre es mit einer Laienschauspiel-Gruppe? Hier müssen Sie sich in verschiedene Rollen hineinversetzen.
- Lesen bildet: Lesen Sie Romane und andere Bücher, bei denen Sie sich in die Charaktere einfühlen können.