Der Paradigmenwechsel im HR
Gesundheitsexperten warnen seit Jahren vor den Folgen von Stress. Am meisten erkranken Betroffene an Burn-out und Depressionen.
Eine Studie des Internetportals futureforum.com aus dem Jahre 2022 besagt, dass Führungskräfte über eine 20 % schlechtere Work-Life-Balance und einen Anstieg von 40 % bei arbeitsbedingtem Stress und Ängsten klagen.
Personaler stehen derzeit unter erhöhtem Druck. Der Fachkräftemangel bringt neue Schwierigkeiten hervor, mit denen das Personalwesen umgehen muss.
Zudem erfordern die Ansprüche der neuen Bewerberjahrgänge ein Umdenken im HR-Bereich. Die sogenannte Generation Y, welche die zwischen 1980 und 90 Geborenen umfasst, setzt andere Prioritäten als die früheren Bewerber. Bei ihrer Stellensuche hat vor allem die Work-Life-Balance einen hohen Stellenwert.
Vielleicht gerade weil die Generation Y über die Folgen von Stress Bescheid weiß, ist das Privatleben für viele Kandidaten wichtiger als der Job.
Employer Branding als langfristige Investition
Der demografische Wandel führt seit langem dazu, dass Unternehmen um qualifizierte Mitarbeiter werben müssen. Um sich als attraktives Unternehmen zu behaupten, sollten Sie keine Standard-Jobs anbieten.
Viele Unternehmen locken zukünftige Mitarbeiter mit interessanten Gimmicks wie zum Beispiel iPads, Fitnessstudio-Abos oder Firmenwägen.
Doch kurzfristige Investitionen helfen nur bedingt. Setzen Sie auf nachhaltige Projekte wie die Stärkung einer stabilen Arbeitgebermarke („Employer Branding“). Diese hat in den letzten Jahren für Unternehmen äußerst an Bedeutung gewonnen.
Im Gegensatz zum Unternehmensimage ist Employer Branding eine gezieltere und spezifischere Komponente, um wirksames Personal-Recruiting zu steigern. Zudem sichert es die Qualität von Fachkräften und soll im Idealfall zur stärkeren Bindung der Mitarbeiter an Ihr Unternehmen führen.
Keine Angst vor falschen Entscheidungen
Viele Neuerungen, viel Druck, wenig Zeit. Viele Personaler stecken in einem Zwiespalt. Im schnelllebigen Wettbewerb um die besten Mitarbeiter kommen sie kaum dazu ihre Entscheidungen zu überdenken. Häufig kommt dadurch die Sorge auf, dass sie den falschen Kandidaten auswählen.
Schauen Sie über Ihren Tellerrand
Trotz einiger Veränderungen sollten Sie während des Bewerbungsprozesses auf gewohnte Parameter achten. Leistungen und Qualifikationen bleiben noch immer entscheidende Faktoren bei der Mitarbeiterauswahl.
Checken Sie sorgfältig die Zeugnisse der Kandidaten, um ihr Fachwissen einschätzen zu können. Recruiter sollten es sich heute nicht nehmen lassen, hinter die Kulissen zu blicken.
Wenn Sie ein wenig umdenken, werden Sie auf Talente aufmerksam, die sonst vielleicht durch Ihr Raster gefallen wären. Bewerber mit Persönlichkeit können mehr Innovation in Ihrem Unternehmen einbringen als jemand, der nur vorbildliche Noten hat.
Einen besonderen Fokus sollten Sie außerdem auf Schlüsselkompetenzen wie kognitiven Fähigkeiten und geistiger Flexibilität richten.
Bieten Sie als Unternehmen selbst, was Sie fordern!
Besondere Vorsicht gilt zum Beispiel beim Begriff Flexibilität. Von Arbeitnehmern wird sie stets erwartet. Wenn Ihr Unternehmen selbst zu viel davon hat, dann suchen sich Ihre Mitarbeiter einen anderen Arbeitgeber, der mehr Perspektiven verspricht.
Der Forderung nach Veränderung können Arbeitgeber jedoch gern nachkommen. Betrifft diese Flexibilität zum Beispiel den Arbeitsort, die Arbeitszeit oder Weiterbildungsangebote, werden sich Ihre Mitarbeiter über neuen Input freuen.
Fazit
Auch wenn Sie als Personaler heute mehr denn je unter Druck stehen, sollten Sie möglichst entspannt bleiben. Nur so können Sie die Bewerber in einer ungezwungenen Gesprächssituation kennenlernen. Achten Sie auf die Forderungen der neuen Bewerbergeneration und stellen Sie sich ihren Ansprüchen, wenn Ton und Timing stimmen. Versteckte Talente mit Persönlichkeit finden Sie nur, wenn Sie eine besondere Sensibilität in ein Interview einbringen. Wagen Sie es außerdem, hinter die Kulissen zu blicken! Nur so entdecken Sie besondere Eigenschaften der Bewerber.