Ab den 1970ern entwickelte sich die häusliche Erwerbstätigkeit über viele Jahre hinweg zum viel diskutierten Thema in der Politik und Wirtschaft. Der dabei verwendete Begriff „Telearbeit“ stammt noch aus Zeiten, in denen keiner vom Internet und seinen Vernetzungsmöglichkeiten etwas ahnte.
Umso erstaunlicher ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung e.V., dass die gegenwärtige Zahl der zu Hause arbeitenden Selbstständigen und Arbeitnehmer nicht größer ist als vor 20 Jahren. Zwölf Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten hauptsächlich oder gelegentlich vom heimischen Schreibtisch aus. Knapp über die Hälfte davon befindet sich in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis.
Deutschland liegt im internationalen Vergleich sogar hinter dem EU-Durchschnitt, wenn es um überwiegende oder gelegentliche Heimarbeit geht. Skandinavische Länder, wie Schweden und Dänemark belegen hier die vorderen Plätze. Den Spitzenplatz nimmt Island ein mit einem häuslichen Anteil an der Gesamtarbeitszeit von über 30%. In Deutschland ist die Zahl der Home-Offices seit 2008 laut Studie sogar rückläufig.
Vielleicht liegt es an der mangelnden rechtlichen Sicherheit, dass Arbeitnehmer*innen sich scheuen, ihren Vorgesetzten die gelegentliche Heimarbeit vorzuschlagen. Unternehmen sind nicht grundsätzlich verpflichtet, Ihnen die Erledigungen Ihrer Arbeit von zu Hause aus anzubieten. Dennoch können Sie die folgenden Vorteile des Home Offices als Argumente nutzen, um Ihren oder Ihre Chef*in zu überzeugen.
Mit diesen Argumenten überzeugen Sie Ihren oder Ihre Chef*in vom Home-Office
- Sie können die eingesparte Zeit Ihres sonstigen Arbeitsweges effektiv nutzen.
- Sie arbeiten im Home Office ungestörter und bewältigen Aufgaben besser, die Ihre volle Konzentration beanspruchen.
- Sie sind in den eigenen vier Wänden, bzw. an ausgewählten Orten kreativer als im Büro.
- Die Arbeit wird ergebnisorientierter erledigt.
- Sie sind in der Lage, Familie und Beruf besser zu vereinbaren und verringern damit komplette Ausfallzeiten.
- Ihr Arbeitgeber spart Arbeitsplätze und damit Bürokosten ein.
- Das Angebot von Home Office macht Ihr Unternehmen attraktiver für qualifizierte Fachkräfte und kann die Zufriedenheit der Belegschaft erhöhen.
Sie sollten aber auch die Fallstricke der Heimarbeit kennen
Die Arbeit im Home Office kann auch Nachteile mit sich bringen und stellt Arbeitnehmer*innen vor ungeahnte Herausforderungen. Für die einen sind eine gewisse Planlosigkeit bei der Aufgabenerledigung oder die zahlreichen Ablenkungen zu Hause das Problem. Für andere verschwimmen Arbeit und Freizeit zunehmend, weil sie kein Ende am heimischen Schreibtisch finden.
Auch die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen und Vorgesetzten wird mangels Face-to-Face-Kommunikation oftmals erschwert. Absprachen verlaufen im Sand, Meetings sind schwieriger zu planen und am „Flurfunk“ ist man auch nicht mehr richtig dran. Manche befürchten gar eine Schwächung ihrer Stellung im Unternehmen, wenn sie nicht ständig präsent sind.
So gelingt die Arbeit von zu Hause aus
Treffen Sie genaue, am besten schriftliche Vereinbarungen mit Ihrem oder Ihrer Arbeitgeber*in, was Arbeitszeiten und Deadlines, Erreichbarkeiten, die Anschaffung und Instandsetzung von Arbeitsmaterialien sowie Aspekte der Vertraulichkeit und des Arbeitsschutzes angeht – das schafft klare Verhältnisse.
Zeitmanagement ist das A und O! Nicht nur im Büro, sondern gerade daheim müssen Sie sich selbst organisieren und motivieren können. Dazu gehört eine genaue Definition Ihrer Arbeitsziele und eine Tages- oder Wochenplanung für die Erledigung Ihrer Aufgaben. Von der Tauglichkeit des Home Offices überzeugen Sie Ihren oder Ihre Chef*in nämlich am besten mit vorzeigbaren Ergebnissen.
Versuchen Sie, einen geregelten Tagesablauf zu gestalten, indem Sie feste Anfangs-, Pausen- und Feierabendzeiten einrichten, um so für ausreichende Erholung und vor allem einen inneren Abschluss am Ende des Tages zu sorgen. Auf Unvorhergesehenes können Sie ja trotzdem flexibel reagieren. Ohnehin darf Ihnen der oder die Arbeitgeber*in auch im Home Office die Arbeitszeiten vorgeben.
Schalten Sie zu Hause unbedingt in Ihren üblichen Arbeitsmodus, um nicht der Prokrastination zu verfallen. Machen Sie sich am Morgen wie sonst für das Büro zurecht und vermitteln Sie anwesenden Familienmitgliedern, dass Sie jetzt „auf Arbeit sind“ und nicht ständig gestört werden wollen. Ein Mittagessen mit Kolleg*innen oder Kund*innen hält Ihr berufliches Netzwerk stabil.
Geben Sie Ihrem Home Office auf lange Sicht auch wirklich den Charakter einer Arbeitsstätte, indem Sie einen separaten Raum mit hochwertigen Arbeitsgeräten und möglichst wenigen Alltagsmöbeln ausstatten. Der ständige Blick auf Ihr Bett oder den Fernseher wird Ihre Arbeitsleistung sicher nicht steigern.
Zudem ist es möglich, ein solches häusliches Arbeitszimmer steuerlich abzusetzen. Solange Ihre berufliche Tätigkeit in einer Mietwohnung nicht nach außen in Erscheinung tritt, bekommen Sie mit Ihrem oder Ihrer Vermieter*in auch keine Probleme wegen vertragswidriger Nutzung.