Definition „Betriebliche Weiterbildung“
Die Begriffe betriebliche Weiterbildung und betriebliche Fortbildung werden häufig synonym verwendet. Beide bezeichnen all diejenigen Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreift, um seine oder ihre Mitarbeiter*innen auch im Anschluss an die Erstausbildung kontinuierlich weiter zu qualifizieren.
Im Gegensatz zu den individuellen Weiterbildungsformen, die eine eigenverantwortliche Initiierung durch der oder die einzelne Mitarbeiter*innen erfordern, werden sie also durch die Firma veranlasst und bezahlt. Generell dienen derartige Maßnahmen dazu, das Betriebsziel zu erreichen, indem das Potential der bereits im Unternehmen befindlichen Angestellten so umfassend wie möglich genutzt wird.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der betrieblichen Fortbildung: „on the job“ und „off the job“. Während das erste Konzept eine Unterweisung und daran anknüpfende Qualifizierung direkt am Arbeitsplatz bezeichnet, handelt es sich beim zweiten um eine formal organisierte, häufig zertifizierte Art der Weiterbildung.
Welcher der beiden Ansätze der sinnvollere ist, muss je nach Einzelfall entschieden werden. Generell lässt sich jedoch sagen, dass „on the job“-Varianten sich eher für den Einsatz an Individuen eignen, während bei einem abteilungs- oder gar firmenweiten Qualifizierungsbedarf eher die „off the job“-Variante gewählt werden sollte.
Fortbildungsmaßnahmen in jeder Berufsgruppe von Wichtigkeit
Während es jedoch für einige Berufsgruppen, wie Lehrer oder Ärzte, selbstverständlich zu sein scheint, sich kontinuierlich neues Wissen anzueignen, wird das Fortbildungspotential in anderen Sparten häufig noch immer vernachlässigt.
Die Gründe hierfür können vielfältig sein: Von den hohen Kosten über Unwissenheit bis hin zur geringen Motivation der Mitarbeiter*innen lassen sich zahlreiche Ursachen ausmachen.
Fakt ist jedoch, dass über ausbleibende betriebliche Qualifizierungsmaßnahmen ein immenses Potential verschenkt wird. Denn: Nicht nur für die Arbeitnehmer ist eine stetige Qualifikation von Vorteil (so sind beispielsweise 78% der Hochqualifizierten dauerhaft beschäftigt, im Gegensatz zu lediglich 54% bei den Geringqualifizierten), auch für das Unternehmen stellen qualifizierte Mitarbeiter*innen einen Wettbewerbsvorteil dar. Worin dieser besteht, soll im Folgenden anhand verschiedener Argumente dargelegt werden.
Vorteil 1: Mit der Globalisierung gehen
Immer mehr Firmen agieren nicht nur lokal, sondern auf einem globalisierten Markt. Dabei ist es gleich, ob dies die Kooperation mit ausländischen Zulieferbetrieben oder den Vertrieb der eigenen Produkte auf internationaler Ebene umfasst.
Somit sind häufig Fremdsprachenkenntnisse von Nöten, die nur selten während der Erstqualifikation erworben werden. Um die Mitarbeiter*innen Ihres Unternehmens für solcherlei Anforderungen fit zu machen, kann es also hilfreich sein, wenn Sie ihnen die Teilnahme an relevanten Sprachkursen ermöglichen.
Vorteil 2: Dem technischen Fortschritt gewachsen sein
Die Globalisierung bedingt noch einen weiteren Faktor: Aufgrund des hohen Vernetzungsgrades von Wissensbeständen wachsen diese immer schneller. Know-how ist nicht länger an bestimmte Nationen gekoppelt, sondern entwickelt sich auf dem internationalen Markt aufgrund der hohen Interaktion von Ländern und deren Forschung rasant.
Dies ist vor allem im technologischen Bereich der Fall. Hier kann der Status Quo eines Jahres im nächsten Jahr schon längst wieder hinfällig sein. Um die Mitarbeiter*innen immer auf dem neuesten Stand der Entwicklung ihres jeweiligen Tätigkeitsfeldes halten, sind kontinuierliche Angebote zur Weiterqualifizierung unerlässlich.
Vorteil 3: Arbeitsfelddynamiken berücksichtigen
Während es früher häufig so war, dass man den erlernten Beruf bis ans Lebensende ausführen konnte, ist die Erwerbsbiografie heute durch Änderungen und Anpassungen geprägt. Eine hohe Veränderungs- und Innovationsdynamik auf dem Arbeitsmarkt führen dazu, dass Tätigkeitsfelder ausdifferenziert und Aufgabenzuschnitte verändert werden.
Wollen Sie also Mitarbeiter*innen, die ihre Kompetenzen stetig ausbauen und innerhalb Ihres Unternehmens flexibel einsetzbar sind, müssen Sie ihnen vorab geeignete Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen.
Vorteil 4: Potentiale nutzen
Allerdings erhöht eine stetige Qualifizierung nicht allein die Einsatzfähigkeit der Mitarbeiter*innen. Deren vergrößertes Interessen- und Fähigkeitsspektrum lässt sich auch für die Verbesserung interner Abläufe und gegebenenfalls von Produktionsprozessen nutzen. Technisches Know-how wird demnach nicht nur von außen aufgenommen, sondern gegebenenfalls direkt im Unternehmen generiert.
Auch auf organisatorischer Ebene lässt sich das neugenerierte Wissen eventuell zur Weiterentwicklung der Organisationsabläufe nutzen. Somit können Sie sicherstellen, dass Ihr Betrieb nicht an einem Punkt stagniert, sondern ständig offen bleibt für aktuelle Dynamiken.
Vorteil 5: Kosten sparen
Indem Angestellte ihren Aufgaben gemäß (weiter-)qualifiziert werden, lassen sich von Unternehmensseite vielfältige Zusatzkosten einsparen. So müssen beispielsweise nicht externe Fachkräfte teuer eingekauft werden, wenn stattdessen die eigenen Mitarbeiter*innen der vakanten Stelle gemäß fortgebildet werden. Personalbeschaffungs- und Einarbeitungskosten entfallen auf diesem Wege.
Auch die Mehrkosten aufgrund von Fehlbesetzungen und Stellenvakanzen lassen sich so reduzieren. Das häufig hervorgebrachte Argument, Fortbildungsmaßnahmen seien schlicht zu teuer, lässt sich somit entkräften: Zwar müssen Sie zuerst investieren, doch auf lange Sicht werden sich diese Investitionen mit Sicherheit auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht auszahlen.
Vorteil 6: Mitarbeiter*innenmotivation steigern
Indem Angestellte über Weiterbildungsmaßnahmen Aufstiegschancen innerhalb des Unternehmens aufgezeigt bekommen, steigt ihre Motivation und damit auch ihr Engagement. Damit steigen im Allgemeinen die Leistungsbereitschaft sowie die positive Identifikation mit dem Arbeitgeber.
Dies wiederum führt zu einer erhöhten Zufriedenheit mit der eigenen Tätigkeit, welche zu einer langfristigen Personalbindung führen kann. Auf diesem Wege können Sie für Stabilität und Kontinuität im Kollegium sorgen und hohe Mitarbeiter*innenfluktuationen vermeiden.
Vorteil 7: Arbeitgeberattraktivität steigern
Indem Sie regelmäßige Fortbildungen finanzieren und Ihre Angestellten den Anforderungen des modernen Arbeitslebens gemäß qualifizieren, positionieren Sie sich als zeitgemäßer, mitarbeiter*innenfreundlicher Arbeitgeber.
Dies führt langfristig nicht nur intern zu einem verbesserten Betriebsklima, sondern kann auch die externe Wahrnehmung Ihres Unternehmens signifikant beeinflussen. Auf diese Weise machen Sie sich nicht nur für hochqualifizierte Bewerber attraktiv, sondern kultivieren zugleich das Image Ihrer Firma.
Passen Sie die Weiterbildung ans Unternehmen an
Es zeigt sich also: Die möglichen Ziele einer betrieblichen Fortbildung können vielfältig sein. Welches davon für Ihr Unternehmen im Vordergrund steht, lässt sich nur individuell und im konkreten Einzelfall entscheiden.
Wichtig ist jedoch, dass Sie vor dem Beschließen der jeweiligen Weiterbildungsmaßnahme die Situation ganzheitlich analysieren:
- Was wollen wir mit dieser bestimmten Qualifizierungsmaßnahme erreichen?
- Wo liegen die Schwachstellen?
- Inwiefern bringt die Weiterbildung uns als Unternehmen voran, inwiefern den einzelnen Mitarbeiter*innen?
Auf diese Weise lassen sich die gerade relevanten Zielsetzungen effizient erfassen.