Vollzeitstellen als Karriere-Hürde
Vollzeitstellen – also ein Aus für viele bei der Jobsuche. Seien es Eltern, die den Wiedereinstieg in Teilzeit suchen, oder jene, die ganz neu auf den Arbeitsmarkt kommen: Viele stehen vor derselben Problematik. Man denke auch an Studierende, die neben dem Studium den ersten Job anstreben, oder an Ideenfinder, die gerne noch eigenen Projekten nachgehen. Auf frustrierende Weise stellen sie fest, dass der Wunsch nach Teilzeit ein echter Karriere-Stopper ist.
Oft ist hierbei sogar zweitrangig, wie hoch die eigenen Qualifikationen sind oder ob zuvor bereits in einer Führungsposition gearbeitet wurde. Arbeitsplätze für Verantwortungstragende, Fachpersonal oder Akademiker*innen werden nun einmal vor allem in Vollzeit ausgeschrieben – da bleibt für die Teilzeitanwärter*innen wenig Platz.
Mit einem Tandempartner zum Erfolg
Der Arbeitsmarkt bietet für die Probleme ernüchterter Teilzeitanwärter*innen kaum Lösungsansätze – zu selektiv wird vorgegangen, Wettbewerb steht im Vordergrund und Konkurrenz gibt es immer. Doch dass Nischen auch im Arbeitsmarkt selbst gefunden oder gar erfunden werden können – und womöglich auch Ihnen offen stehen –, zeigt die Jobinitiative der Tandemarbeit. Mit Jobsharing erhoffen sich viele den Erfolg, der ihnen bei der Arbeitssuche lange verwehrt wurde.
Jobsharing beschreibt ein Modell, bei dem zwei Personen gemeinsam eine Vollzeitstelle annehmen, sich also zeitlich, inhaltlich und organisatorisch den Job teilen. Arbeitszeiten können dabei durch das Duo selbst bestimmt werden. Diese Art von Arbeitsteilung gibt es in Europa schon seit den 80er Jahren. Und dennoch: In Deutschland „setzen nur gut 15-20% der Unternehmen Jobsharing um”, so Arbeitszeit-Expertin Jana Tepe. Sehen Sie für sich im Jobsharing eine Chance, so liegt also die größte Problematik in den deutschen Arbeitgebern, die es zu überzeugen gilt.
Vorteile des Jobsharing – So überzeugen Sie:
Dieser Beitrag nennt ausführlich fünf Gründe, warum Arbeitgeber Jobsharing anbieten sollten.
Jobsharing muss insofern ins rechte Licht gerückt werden, damit es auf dem Arbeitsmarkt eine Chance hat. Wie können Sie also den Arbeitgeber überzeugen?
Im Tandem….
- …. sind Sie ganzjährig und flexibel verfügbar. Arbeitspausen des einen können durch den Partner oder die Partnerin überbrückt werden, Ausfälle durch Krankheit werden durch die Anwesenheit der zweiten Person gedämpft. Ihr Arbeitgeber kann also immer auf Sie als Team zählen!
- …. ergänzen Sie sich perfekt. Ideen und Projekte können vielseitig umgesetzt werden und unterliegen durch die Überarbeitung mit einer zweiten Person einer kritischen Überprüfung. Ihr*e Chef*in kann qualitativ hochwertige Arbeit erwarten!
- … geben Sie immer 100%. Während andere Arbeitnehmer*innen in Vollzeitjobs schnell an ihre Konzentrationsgrenzen gelangen, so setzt hier im Tandem die zweite Person mit voller Energie neu ein. Aufgaben, die andere über einen Monat bearbeiten, schaffen Sie im Duo in drei Wochen. Auch in quantitativer Hinsicht entstehen für Ihre*n Vorgesetzte*n also nur Vorteile!
- … sind Sie innovativ. Als Duo gehören Sie gemeinsam zu einer ganz neuen Zielgruppe, mit oft unterschätzten Qualifikationen und Potentialen. Ihr Arbeitgeber schafft sich als ebenso innovativer Tandem-Pionier nicht nur Vorteile im Wettbewerb, sondern auch geschätzte Mitarbeiter*innen, die das Unternehmen mit neuen Ideen und Werten voranbringen.
Abwägen der eigenen Erwartungen
Natürlich sollten Sie sich trotz der vielen Vorteile bewusst machen, dass auch dem Jobsharing noch einige Hürden zu Füßen liegen. Aus Erfahrungsberichten ist zu erkennen, dass viele Arbeitnehmer*innen noch sehr kritisch mit der neuen Tandem-Perspektive umgehen: Jobanwärter*innen im Duo blieben trotz unglaublichem Ehrgeiz erfolglos und mussten wieder zur Solo-Strategie zurückfinden. Damit eine wahrlich zufriedenstellende und effektive Zusammenarbeit überhaupt möglich wird, sollte natürlich auch ein*e geeignete*r Partner*in im gleichen Arbeitsbereich als auch Einzugsgebiet gefunden werden. Gerade hier kann man schon anfangs vor einer großen Herausforderung stehen.
Abstimmungen fordern daraufhin auch im Job immer wieder viel Zeit ein, Verlässlichkeit und Vertrauen sind unumgänglich, damit die Arbeit erfolgreich gestaltet werden kann. Sollten sich die Präferenzen des einen dann jedoch ändern und Ihr*e Partner*in entscheidet sich zum Beispiel, die eigene Arbeitszeit lieber zu verlängern, so wirkt sich dies direkt auf Sie und Ihre Möglichkeiten aus. Die Entscheidung zum Jobsharing bedarf also einiger Reflexion: Stellen Sie immer erhoffte Chancen den möglichen Komplikationen kritisch gegenüber!
Zukunftspotential
Doch auch wenn längst nicht alle Tandems den perfekten Job finden können und Jobsharing nicht alle Suchenden zum Erfolg bringt – so besteht immerhin die Möglichkeit dazu. Und sicher lohnt es sich, weiterhin für dieses neue, flexible Arbeitsprinzip und die Jobsharing-Idee zu kämpfen, das Modell weiterzuentwickeln und Problematiken zu lösen. Denn Jobsharing steht dafür ein, endlich die Karriere an die eigene Lebenssituation anpassen zu können, anstatt sich im Leben durch die Karriere leiten zu lassen. Dieses Prinzip spiegelt einfach in vielerlei Hinsicht unabhängigkeitsorientierte Werte der heutigen Gesellschaft wieder und könnte zur Leitidee für zukünftige Arbeitsplätze werden.