Einer aktuellen Studie der Beratungsorganisation EY geben nur etwas über ein Drittel der befragten Arbeitnehmenden in Deutschland an, bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber sicher bleiben zu wollen. Obwohl 88% der Befragten ihre Stelle als sicher ansehen, sehen sich nur 37% in fünf Jahren auf der selben Position wie heute. Die wenigstens scheinen heutzutage noch ihren gesamte berufliche Entwicklung in ein und demselben Unternehmen zu durchlaufen.
Ein Jobwechsel geschieht nicht einfach so, er hat gute Gründe
Die Befragung von circa 1.500 deutschen Arbeitnehmenden zeigt auch die Gründe für oder gegen einen Jobwechsel auf. Die Antworten fielen trotz unterschiedlicher Fachgebiete in den meisten Fällen nur geringfügig unterschiedlich aus und sind altersübergreifend zu verstehen. Allein in der Gruppe der über 50-jährigen ist eine größer abweiche Tendenz zum Verbleib beim Arbeitgeber zu sehen.
Neben den wichtigsten drei Gründen für eine Kündigung des Jobs beim derzeitigen Arbeitgeber ist für ein Fünftel der Fachkräfte eine zu hohe Arbeitsbelastung ausschlaggebend gewesen. Stichwort: Work-Life-Balance. Gerade einmal 30% sehen ihr derzeitiges Gehalt übrigens als angemessen an.
Die Studienteilnehmenden empfinden daher auch die mangelnde Bezahlung sowie ein schlechtes Umfeld im Unternehmen durch Vorgesetzte oder Kolleg*innen wichtigste Argumente, den Job zu wechseln.
Viele wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten, eine bessere Kompensation der Überstunden (zeitlich und/oder finanziell) sowie Förderungen im Bereich der Weiterbildung als auch der Gesundheit. Außerdem wünschen sie sich leistungsabhängige Bonuszahlungen und einen flexiblen Arbeitsort. Wenn man pendeln muss, dann sollte es ein Jobticket für den ÖPNV geben.
So treffen Sie die richtige Entscheidung
Wären Sie mit dem Lesen bis hierhin gekommen, wenn nicht die ein oder andere Alarmglocke auch schon einmal bei Ihnen geschrillt hätte? Denn plötzlich kann es da sein: das ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmt im Job. Am Anfang lässt es sich vielleicht noch nicht genau betiteln, aber Sie spüren die aufkommende Unzufriedenheit. Nur circa ein Achten der Studienteilnehmenden fühlt sich dem eigenen Unternehmen sehr verbunden, ein Viertel sucht nach neuen Stellen.
Nervige Kleinigkeiten werden allmählich zu großen Problemen, die Sie schon am Abend zuvor beim Gedanken an den nächsten Arbeitstag belasten und zu Antriebslosigkeit und Unwohlsein führen. Dann ist Ihre Initiative gefragt, etwas zu ändern! Sich für oder gegen einen Jobwechsel zu entscheiden, ist nicht leicht, aber mit der Beantwortung dieser Fragen bringen Sie sicher etwas Licht ins Dunkel:
Schritt 1: Analysieren Sie sich selbst. Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen in fachlicher und persönlicher Hinsicht? Wie reagieren Sie auf verschiedene Situationen in Ihrem Job und warum? Aus welchen Gründen haben Sie sich einst für diesen Job entschieden? Was treibt Sie an? Sich selbst besser kennenzulernen, ist die Basis aller Entscheidungen.
Schritt 2: Bewerten Sie Ihre Tätigkeit und Rahmenbedingungen. Was tun Sie gern im Job, was nicht? Reicht Ihnen das Verantwortungsniveau Ihrer Tätigkeit? Wie ist das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten? Wie hoch ist Ihr Frustationslevel in bestimmten Situationen auf einer Skala von eins bis zehn?
Schritt 3: Definieren Sie Ihre Wunschvorstellung, und zwar richtig! Wenn Sie absolut frei wählen könnten und alles möglich wäre, was würden Sie in Ihrer jetzigen Firma tun? Wäre es überhaupt der Job, den Sie jetzt ausüben, oder vielleicht etwas völlig anderes?
Schritt 4: Stellen Sie sich Ihren “Abers”. Das sind die Gedanken, die Sie bei der Erreichung Ihres Traumjobs immer wieder ausbremsen. Oft hilft aber schon eine kleine Veränderung, um zufriedener zu sein. Was könnte das Ihrer Meinung nach sein?
Die Entscheidung ist gefallen, und was nun?
Es muss gar nicht unbedingt der Arbeitgeberwechsel sein, der zu größerer Zufriedenheit führt. Wenn Sie für sich und Ihren Aufgabenbereich Verantwortung übernehmen, Ihrem Vorgesetzten regelmäßige Arbeitsergebnisse vorlegen und vor allem klare Karrierewünsche im Unternehmen kommunizieren, sind Sie vielleicht die Nächste, wenn es um interne Neubesetzungen geht.
Andersherum kann es auch helfen, Ihre Unzufriedenheit auf den Tisch zu bringen – jedoch gleich mit entsprechenden Lösungsansätzen. Das kann eine Weiterbildung sein, die Versetzung in eine neue Abteilung oder ein anderes Arbeitszeitmodell. Argumentieren Sie stets mit Ihren Qualifikationen und Ihrem Wertschöpfungsbeitrag, nicht aber mit persönlichen Befindlichkeiten.
Und wenn gar nichts hilft, dann ist es wirklich an der Zeit, zu gehen. Holen Sie sich Unterstützung von Vertrauten oder einem professionellen Berufsberater, der Ihnen hilft, Ihren Traumjob doch noch zu finden. Selbst wenn Sie die neue Stelle bereits sicher haben, sollten Sie sich in Ihrem alten Unternehmen für den Rest der Zeit nichts anmerken lassen.
Arbeiten Sie so engagiert und zielstrebig, wie Sie es im neuen Job auch tun werden und bleiben Sie freundlich – schließlich wollen Sie das gute Bild, dass Sie in den letzten Jahren abgegeben haben, nicht in den letzten Wochen noch verzerren und Ihr gutes Arbeitszeugnis gefährden.
Und wenn Sie sich entschieden haben, doch in Ihrem Job zu bleiben, kann es trotzdem nicht schaden, hin und wieder über Alternativen nachzudenken, um Sackgassen in Ihrer Karriere zu vermeiden. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?