Nicht nur für das Erlernen und Aufrechterhalten von körperlichen Fähigkeiten, auch für das Gedächtnis gilt: Übung macht den Meister. Wer regelmäßig Gehirntraining betreibt, wird bereits nach kurzer Zeit einen Erfolg in Beruf und Alltag bemerken. Schon ein tägliches Training von nur drei Minuten verhilft Ihnen zu einer besseren Konzentrationsfähigkeit, Fehlervermeidung und Stressbewältigung – und das langfristig.
In der Hirnforschung geht man heute davon aus, dass unser Gedächtnis aus drei Teilen besteht: dem Kurzzeitgedächtnis, dem Arbeitsgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis.
Das Kurzeitgedächtnis speichert eine Information nur wenige Sekunden lang. Ob eine Information in andere Bereiche des Gedächtnisses weitergeleitet wird oder verlorengeht, hängt in erster Linie von Faktoren wie Aufmerksamkeit und Motivation ab.
Im Arbeitsgedächtnis wird eine Information bearbeitet, d. h. analysiert und bewertet. Sie wird anschließend einige Minuten oder sogar Tage abgespeichert.
Je intensiver eine Information im Arbeitsgedächtnis bearbeitet wurde, desto erfolgreicher wird sie im Langzeitgedächtnis verankert. Hirnforscher nehmen heute an, dass die Speicherkapazität des Langzeitgedächtnisses unbegrenzt ist und ein Vergessen lediglich darauf zurückzuführen ist, dass man die gesuchte Information unter der Vielzahl von gespeicherten Informationen nicht mehr wiederfinden kann.
Gedächtnistraining bezieht sich zum größten Teil auf das Arbeitsgedächtnis. Es handelt sich um die gezielte Anwendung von Strategien zur besseren Speicherung von Informationen.
Zehn Tipps, um Ihr Langzeitgedächtnis zu trainieren
- Verbalisieren Sie visuelle Informationen. Und umgekehrt: Visualisieren Sie verbale Informationen. Das Lernen und Behalten fällt umso leichter, je mehr Sinne an der Informationsverarbeitung beteiligt sind.
- Sie können Informationen auch dadurch besser im Gedächtnis behalten, dass Sie sie nach einer eigenen Logik ordnen. Was gut strukturiert ist, bleibt länger im Gedächtnis.
- Auch lautes Vorlesen bzw. Aufsagen erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Informationen „hängenbleiben“.
- Wenn Sie sich Informationen merken wollen, die Sie aus einem Buch entnehmen, lesen Sie nicht zu langsam. Wenn Sie zügig lesen, können Sie sich mehr merken, weil Sie keine Zeit haben, gedanklich abzuschweifen.
- Bei einer wichtigen oder komplizierten Lektüre sollten Sie nach jedem Absatz eine kurze Pause machen und das Gelesene noch einmal durchdenken. Sie können auch versuchen, es gedanklich noch einmal mit eigenen Worten wiederzugeben.
- Üben Sie sich im aktiven Zuhören. Verfolgen Sie nicht nur die Worte Ihres Gesprächspartners, sondern beachten Sie auch die Körpersprache. Paraphrasieren Sie die gewonnenen Informationen gedanklich und bewerten Sie sie.
- Machen Sie sich Notizen. Bringen Sie zu Papier, was Sie sich merken wollen. Sobald Sie etwas aufschreiben, bringen Sie es sich gleichsam näher. Schon allein die Entscheidung über Inhalt und Wortwahl setzt einen komplexen Prozess in Gang. Informationen brennen sich so tiefer ins Gedächtnis ein.
- Auch Wiederholung ist ein wichtiges Stichwort, wenn es um die Merkfähigkeit geht. Damit Informationen nicht verlorengehen, sollten Sie sie sich regelmäßig ganz bewusst in Erinnerung rufen, indem Sie sie gedanklich wiederholen oder noch einmal lesen. Durch Wiederholungen werden die synaptischen Verbindungen im Gehirn stabiler. Sie erlauben einen schnelleren Zugriff auf gespeicherte Informationen.
- Er wird oft unterschätzt, ist aber nachweislich eine wichtige Voraussetzung für die Verfestigung von Gedächtnisinhalten: der Schlaf. Bereits etwa 15 Minuten nach dem Einschlafen werden Informationen aus dem Arbeitsgedächtnis in das Langzeitgedächtnis übertragen.
- Auch wer sich viel bewegt, schafft bessere Voraussetzungen für ein gutes Erinnerungsvermögen. Bei regelmäßiger körperlicher Aktivität werden Proteine ausgeschüttet, die helfen, neue Blutgefäße im Gehirn zu bilden und die grauen Zellen besser miteinander zu vernetzen.
Die weltweit einzigartige Studie COGITO des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hat 2013 gezeigt, dass geistige Leistungsfähigkeit in jedem Alter trainiert werden kann. Die Gedächtnisleistung der älteren Versuchsteilnehmer war sogar zuverlässiger als die der jüngeren.