Mobbing, also Schikane am Arbeitsplatz, ist ein weit verbreitetes Phänomen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind jedes Jahr 7% aller befragten Arbeitnehmenden Mobbing, Schikane und Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt. Die meisten Betroffenen fühlen sich in dieser Situation von ihren Vorgesetzten allein gelassen. Denn von selbst regeln sich solche Konflikte nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Häufig endet Mobbing am Arbeitsplatz erst, wenn der oder die Betroffene kündigt. Lecturio-Dozent Wolfgang Kindler klärt über das Phänomen Mobbing auf und verrät, wie es erst gar nicht bis dahin kommen muss.
Ursachen
Die Ursachen liegen zum einen in der Persönlichkeitsstruktur der Täter*innen. Diese setzen Mobbing in der Regel instrumentell ein, um somit bestimmte Ziele zu erreichen oder um Triumphe über andere zu feiern und damit im Mittelpunkt zu stehen. Zum anderen muss die Gruppe berücksichtigt werden, die den Mobbingprozess zulässt. Bei dieser spielen fehlende Werte, Unzufriedenheit mit dem Arbeitsprozess und Leitungsschwächen eine ausschlaggebende Rolle. Auch sollte man bei der Ursachenforschung unsere Spaßkultur bedenken, in der es legitim erscheint, sich über die Schwächen Dritter öffentlich zu amüsieren.
Es kann jeden treffen
Auch wenn die Ursachen prinzipiell nicht bei den Mobbing-Betroffenen zu suchen sind, gibt es nachweislich Opfertypen. Das sind einmal Personen, die durch ihr Verhalten signalisieren, dass sie sich gegen Übergriffe nicht wehren können oder wollen. Dann sind das Menschen, die eine offen erkennbare Schwäche haben, die die Mobbenden zum Anlass ihrer Attacken nehmen. Ein weiterer Typus zeichnet sich dadurch aus, das sein Fehlverhalten ihn in seine Rolle als Opfer gedrängt hat. Schließlich trifft man immer wieder auf Betroffene, die rein zufällig zum Objekt von Angriffen geworden sind; bei denen es keine Erklärung dafür gibt, wie mit ihnen umgegangen wird. Allgemein gilt: Kein Verhalten einer Person rechtfertigt Mobbing!
Ab wann spricht man von Mobbing?
Um es auf eine einfache Formel zu bringen: Im Gegensatz zu Ärgern und Necken ist Mobbing eine grundlegende, dauerhafte und systematische Gewaltform. Das bedeutet, dass es den Mobbenden gleich ist, was sie bei ihren Opfern anrichten. Sie rechtfertigen ihr Verhalten damit, indem sie die Schuld für die Attacken auf ihre Opfer projizieren. Denn wäre der Gemobbte nicht so, wie er ist, gäbe es auch keinen Grund für einen Übergriff.
Mobbing am Arbeitsplatz vermeiden
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, präventiv und intervenierend gegen Mobbing vorzugehen:
- ethisches Verhalten von Seiten der Leitenden nicht nur einfordern, sondern es vorleben
- Fehler anderer sachlich korrigieren und nicht zum Anlass von Demütigungen missbrauchen
- Übergriffe zwischen Kollegen sofort und klar beenden
- Mitarbeiter als akzeptierte Persönlichkeiten wahrnehmen und auch so behandeln
Tipps für Mobbingopfer
Der oberste Rat für Mobbingopfer lautet: Suche dir Unterstützung von Verbündeten. Alleine ist der Kampf gegen Mobbing in der Regel nicht zu gewinnen. Was nutzt es letztlich, im Recht zu sein und daran zu zerbrechen?
Über Wolfgang Kindler
Wolfgang Kindler war als Lehrer am Gymnasium Petrinum in Recklinghausen tätig, bevor er zum Fortbilder und Coach wurde. Seit mehr als 20 Jahren ist er in der Gewaltprävention tätig und führt engagiert den Kampf gegen Mobbing. Neben Auftritten bei Jauch, Kerner und Anne Will engagierte er sich auch in der Sat1 Serie „Schluss mit Mobbing“ als Experte vor und hinter der Kamera. Wolfgang Kindler veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Bücher mit dem Schwerpunkt Mobbing. Im Lecturio-Kurs „Mobbing – Was tun?“ erklärt er das Phänomen Mobbing und bietet Hilfe und Anregungen, um präventiv darauf zu reagieren.