Definition: Was genau ist ein Plagiat?
Der Duden definiert das Plagiat als „unrechtmäßige Aneignung von Gedanken, Ideen o. Ä. eines anderen auf künstlerischem oder wissenschaftlichen Gebiet und ihre Veröffentlichung“. Fremde Leistungen umfassen insofern nicht nur Texte, Fotos, Filme, Gemälde oder Tonaufnahmen, sondern auch Erfindungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Design. Die Produktpiraterie ist daher neben Plagiaten im akademischen und künstlerischen Bereich ein weiteres großes Handlungsfeld.
Wer nach Auffassung des International Center for Academic Integrity…
- „Wörter, Ideen oder Arbeitsergebnisse verwendet,
- die einer identifizierbaren Person oder Quelle zugeordnet werden können,
- ohne die Übernahme sowie die Quelle in geeigneter Form auszuweisen,
- in einem Zusammenhang, in dem zu erwarten ist, dass eine originäre Autorschaft vorliegt,
- um einen Nutzen, eine Note oder sonstigen Vorteil zu erlangen, der nicht notwendigerweise ein geldwerter sein muss“,
…steht in dringendem Verdacht, ein Plagiarius zu sein und gegen verschiedene Gesetze und Ordnungen, vertragliche Vereinbarungen oder Kodizi in der akademischen Welt und Berufsbranche zu verstoßen.
Textplagiate zeigen sich in unterschiedlichen Facetten
Verschiedene Formen von Plagiaten sind hierbei zu unterscheiden. Bei Total- und Teilplagiaten ist der Umfang der übernommenen Textpassagen maßgeblich. Verbalplagiate bedienen sich der genauen Wortgebung, während bei Ideenplagiaten lediglich Gedanken übernommen werden. Für Übersetzungsplagiate verwendet der Fälscher einen anderssprachigen oder übersetzten Text als seinen eigenen.
Besonders gewitzt sind jene, die fremde Texte einfach umformulieren, ohne die Quelle anzugeben, und damit Paraphrasierungsplagiate erstellen. Schließlich gibt es noch die Sonderform des Autoplagiats, bei dem der Autor seine eigenen vorangegangenen Werke ungekennzeichnet verwertet.
Damit müssen aufgedeckte Plagiatoren rechnen
Im juristischen Sinne betrifft die Erstellung eines Plagiats das Urheberrecht, welches demjenigen zusteht, der ein Werk persönlicher geistiger Schöpfung geschaffen hat, seien es Schriften, Computerprogramme, Musikstücke, Tanz, Pantomime, Bilder, Fotos, Skulpturen, Bauwerke oder auch Darstellungen wissenschaftlicher und technischer Art (§§1 & 2 UrhG).
Wer fremde Werke als seine eigenen ausgibt, muss damit rechnen, dass der Urheber Schadenssatzansprüche erhebt oder gar einen Strafantrag stellt, z.B. wegen Betruges. Darüber hinaus hat derjenige womöglich gegen Studienprüfungs- und Promotionsordnungen oder gegen Arbeits-, Honorar- und Geschäftsverträge verstoßen. Wer Produktfälschungen betreibt, wird Probleme mit dem Patent- und Geschmacksmusterrecht bekommen.
Schadensersatz, Unterlassung, die Vernichtung des Plagiats, die Kündigung der Arbeitsstelle oder anderer Verträge, die Aberkennung erlangter akademischer Grade – die Palette möglicher Rechtsfolgen ist breit gestreut. Nicht zuletzt ist bei Bekanntwerden des Plagiats der Ruf dahin, vor allem dann, wenn man in der Öffentlichkeit steht.
Der wohl bekannteste deutsche Fall von Plagiarismus der letzten Jahre war die Doktorarbeit des ehemaligen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Nur vier Jahre konnte der gebürtige Münchner seinen 2007 an der Universität Bayreuth verliehenen Doktortitel halten. Es stellte sich heraus, dass seine Dissertation „Verfassung und Verfassungsvertrag“ 23 Textpassagen enthielt, die das Urheberrecht verletzten. Während er mit einer Zahlungsauflage von 20.000 € noch recht glimpflich davon kam, kostete es ihn neben seinem Ruf wenige Zeit später auch das Amt und schließlich die politische Karriere in Deutschland.
Der Fall erregte große öffentliche Aufmerksamkeit und rückte das Thema Plagiarismus ins Rampenlicht. Öffentliche Wikis, wie das GuttenPlag Wiki oder VroniPlag Wiki wurden gegründet, um Plagiatsdokumentation zu betreiben.
Kurz nach Guttenberg verloren aus dem gleichem Grund die EU-Politikerin Sylvia Koch-Mehrin (2011), die Tochter von Edmund Stoiber Veronica Saß (2011) und die ehemalige Bundesministerin für Bildung und Forschung Annette Schavan (2012) ihre Doktortitel.
Doch nicht nur in der deutschen Politik sind Fälle von Plagiarimus bekannt. Geschummelt wird auch in der Kunst. So soll Bertolt Brecht Verse von Francois Villon in seiner Dreigroschenoper verwendet haben. Ebenfalls steht der Sänger Prince im Verdacht, seinen Hit „The Most Beautiful Girl in the World“ vom Original „Takin‘ me to Paradise“ von Raynard J. abgekupfert zu haben. Selbst Shakespeares Werke enthalten Quellen anderer Autoren. Zu seiner Verteidigung bleibt nur zu sagen, dass es das Urheberrecht in diesem Sinne zu seiner Zeit noch nicht gegeben hat und es sogar üblich war, die Werke anderer zu verwenden.
Plagiatserkennung – der Computer macht für Sie die Arbeit
Wer Textplagiate aufdecken möchte (beispielsweise Universitäten) oder selbst nicht in die Falle tappen will, bedient sich auch aus Zeitgründen gern eines Computerprogramms. Das Angebot von Plagiatssoftware hat sich im Zuge der allgemeinen Digitalisierung in den letzten zehn Jahren merklich ausgeweitet. Es sind zum einen unterschiedlich teure lizenzpflichtige Programme (Turnitin und Ephorus, Urkund, PlagiarismFinder, Docoloc, iThenticate, PlagAware, Plagscan, Plagiatsprüfung) erhältlich, die sich vor allem an Hochschulen und Firmen richten. Sie stellen aber oft auch eine gratis Demoversion zur Verfügung. Hinzu kommen zum anderen komplett kostenfreie Programme für den privaten Gebrauch, entweder webbasiert oder zum Download:
Große Aufholarbeit muss noch bei den Apps geleistet werden. Nur Plagiarisma bietet eine aktuelle App für Android und Windows an.
Einen ganzheitlichen Ansatz entwickelt zur Zeit Universitätsdozent und Sachverständiger für Plagiatsprüfung Dr. Stefan Weber mit seinem softwarebasierten Text-Tiefenanalyseprogramm Plag Deep©, das allerdings Prototypstatus hat und noch nicht verfügbar ist.
Plagiatssoftware ist nett, aber nicht das Nonplusultra
Zuletzt im Jahr 2013 hat die Medieninformatikerin Prof. Dr. Debora Weber-Wulff fünfzehn verschiedene Plagiatssoftwareprogramme auf ihre Effektivität und Tauglichkeit untersucht. Den ausführlichen Bericht finden Sie hier. Die besten Resultate hinsichtlich ihrer Effektivität erreichten Urkund, Turnitin und Copyscape, in der Handhabung lagen Ephorus, PlagAware und PlagiarismFinder vorn. Ein wirklich überragendes Ergebnis konnte jedoch keines der Programme liefern, weshalb der tatsächliche Nutzen im Angesicht oft hoher Lizenzkosten noch immer zu bezweifeln ist.
Der große Nachteil aktueller Software ist nämlich nach wie vor die unausgereifte Analysefähigkeit. Plagiate können nur dann aufgespürt werden, wenn sie Wort für Wort dem Original entsprechen. Bei internationalen Programmen gibt es dann oft Probleme mit deutschen Umlauten und Sonderzeichen, die nicht verarbeitet werden können.
Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Unterscheidung von normalen und zitierten Textstellen sowie zahlreiche falsch-positive Meldungen, also Plagiatsmeldungen, wo gar keine Plagiate vorliegen. Das passiert vor allem dann, wenn viele allgemeine Paraphrasen verwendet werden.
Plagiatssoftware macht außerdem nur Sinn, wenn die betreffenden Quellen auch online zu finden sind. Wer seinen Text aus Büchern oder Zeitschriften entnimmt, hat „gute Chancen“, nicht so schnell entdeckt zu werden. Allerdings werden immer mehr Quellen digitalisiert. Uni-Bibliotheken bieten beispielsweise zunehmend E-Books an, auch E-Papers sind auf dem Vormarsch.
Davon abgesehen wenden findige Plagiatoren den ein oder anderen Trick an, um nicht aufzufliegen. Zum Beispiel gibt es mittlerweile Computerprogramme, die bestimmte Wörter im Schriftstück umformulieren, sogenannte Synomyzer. Mitunter kann die Software die Ähnlichkeit des Textes dann nicht mehr erkennen.
Darüber hinaus verwenden sie Homoglyphen, also Buchstaben, die zum Verwechseln ähnlich sind, sodass mit bloßem Auge kein Unterschied auf dem Bildschirm zu sehen ist. Aufgrund Ihrer andersartigen Programmierung werden die Zeichen von Plagiatsprogrammen aber nicht als solche erkannt.
Der Buchstabe „H“ zum Beispiel, er sieht im Lateinischen, Kyrillischen und Griechischen fast identisch aus, ist für Computer aber ein unterschiedliches Symbol. Für den Leser macht das keinen Unterschied, für die Erkennungssoftware und die Plagiatsprozentzahl im Ergebnis aber schon, weil lediglich die Aneinanderreihung von Zeichen analysiert wird.
KI-gestützte Plagiaterkennung: Die Zukunft der Textanalyse
Im Zuge der digitalen Transformation und mit dem Fortschritt der künstlichen Intelligenz (KI) hat sich auch die Fähigkeit zur Erkennung von Plagiaten weiterentwickelt. Moderne Plagiatssoftware nutzt fortschrittliche Algorithmen und maschinelles Lernen, um Plagiate in Texten effektiv aufzuspüren. Sie vergleicht die Texte nicht nur wortwörtlich, sondern kann auch Paraphrasen, d.h. umgeschriebene Passagen, erkennen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, ein Plagiat aufzudecken. Turnitin, PlagAware und Docoloc sind Beispiele für KI-basierte Plagiatssoftware, die Texteinzigartigkeit effizient überprüfen und Duplikate aufspüren können.
- Turnitin – Diese Software wird häufig in akademischen Einrichtungen eingesetzt, um die Einzigartigkeit von Studentenarbeiten zu überprüfen.
- PlagAware ist ein renommiertes deutsches Plagiaterkennungstool, das sich durch seinen ausgeklügelten Algorithmus und den Zugriff auf umfangreiche Datenbanken für die effiziente und akkurate Plagiatsuche hervorhebt.
- Docoloc hingegen bietet neben der Plagiaterkennung auch eine automatische Zitierprüfung an, wodurch es sich insbesondere für akademische und wissenschaftliche Texte eignet.
KI-Systeme sind sogar in der Lage, Muster im Schreibstil und in der Satzstruktur zu erkennen, was dazu beitragen kann, den ursprünglichen Autor eines Textes zu identifizieren. Dennoch sind sie kein Allheilmittel und sollten immer im Zusammenspiel mit menschlicher Überprüfung verwendet werden.
Vertrauen Sie auch Ihrem Verstand!
Die Ausführungen haben gezeigt, dass Plagiatssoftware zum jetzigen Zeitpunkt noch kein alleinstehendes Analysetool darstellen kann. Der menschliche Verstand ist immer noch gefragt, auch wenn die manuelle Textüberprüfung oftmals zeit- und ressourcenintensiv ist. Mit folgenden Tipps kommen Sie den Textfälschern auch ohne Spezialsoftware auf die Schliche:
Tipp 1: Überprüfen Sie stichprobenartig einige Textpassagen in Suchmaschinen, um einen groben Überblick über mögliche genaue Textübernahmen zu erhalten.
Tipp 2: Schauen Sie sich die Formatierung an, um eventuelle Veränderungen, die durch Copy and Paste entstanden sind, aufzuspüren: ein untrügliches und ziemlich offensichtliches Zeichen für schludrige Texterstellung.
Tipp 3: Um Satzumstellungen und Umformulierungen zu entlarven, wählen Sie 3 bis 5 markante Substantive aus einem verdächtigen Abschnitt heraus und schicken Sie diese durch die Suchmaschine. Auch Eigennamen, Verschreiber oder andere ungewöhnliche Wörter eignen sich hierfür.
Tipp 4: Achten Sie auf plötzliche Brüche im Schreibstil und in der Verwendung von Fremdsprachen. Ein Wechsel zwischen holprigen Sätzen und orthografisch und grammatikalisch ausgefeilten Formulierungen sollte Sie stutzig werden lassen.
Tipp 5: Fallen Ihnen noch andere Unregelmäßigkeiten und Verdächtiges auf? Das können unterschiedliche Zitierweisen, ausschließlich ältere Quellen oder URLs sein, die nicht mehr funktionieren. Hier scheint sich der Autor keine besondere Mühe bei der Überarbeitung gegeben zu haben.
Infografik: So gehen Sie sicher, kein Plagiat zu schreiben
Wenn Sie bei der Erstellung Ihres Textes selbst vermeiden möchten, unabsichtlich ein Plagiat zu begehen, sollten Sie die folgenden Fragen stets mit Ja beantworten können: