Der Robinson-Crusoe-Effekt
Der Robinson-Crusoe-Effekt ist kein definierter Fachbegriff und taucht in verschiedenen Bereichen auf – mit völlig unterschiedlichen Bedeutungen.
Ein Robinson-Crusoe-Effekt reduziert die Literaturvorlage auf die Situation der Romanfigur, leitet daraus Überlegungen zu strategischer und operativer Planung ab und wendete diese auf die Firmenentwicklung an.
Viel privaterer Natur ist eine andere Version: Sie vergleicht eine Urlaubs- oder Natursituation mit der Abgeschiedenheit Robinson Crusoes. Hierbei liegt der Fokus ebenfalls nicht auf Defoes Romanfigur „Freitag“, sondern auf der einsamen Insel.
Am populärsten – und freilich ironischsten – ist die Verwendung im beruflichen Umfeld. Während der Protagonist des Romans vereinsamt auf Gesellschaft wartet, die im Roman in Form des Eingeborenen „Freitag“ kommt, warten frustrierte Beschäftige auf der ganzen Welt sehnsüchtig auf den Freitag als letzten Werktag der Woche.
Trotz der einigermaßen trivialen Auslegung des Crusoe-Themas ergeben sich interessante Schlüsse für die Mitarbeiterführung und das Motivationscoaching.
Gründe für den Robinson-Crusoe-Effekt
Verspüren Sie akute Unlust in Ihrer Arbeitsstätte und wünschen sich sehnlichst Freitag herbei? Dann finden Sie heraus, woran das liegen kann.
Mögliche Ursachen für Sie als Arbeitnehmer fangen bereits vor dem Arbeiten an. Sie können in Ihrem Job kaum dauerhaft glücklich werden, wenn Sie die falsche Berufswahl getroffen oder nur Ihrer Familie zuliebe studiert haben. Ein gutes betriebliches Umfeld kann viel ausgleichen – jedoch keine unzureichende Eignung für einen Beruf.
Natürlich kann auch genau hier der Ursprung für Ihre Unzufriedenheit liegen, wenn die Kollegen Ihnen das Leben schwer machen. Mangelnde Kollegialität oder gar Mobbing verwandeln ebenfalls den schönsten Arbeitsplatz in einen Spießrutenlauf.
Oder besetzen Sie schlicht eine Stelle, die Ihren Neigungen und Fähigkeiten nicht entspricht? Ein beispielsweise sehr höflicher, zurückhaltender Mensch, der lieber für sich alleine arbeitet, wird in die Telefonservice-Abteilung der Firma gesteckt. Seine charmante, zuvorkommende Art hat den Arbeitgeber vielleicht dazu bewogen, ihn dort einzusetzen.
Allerdings wurde dabei der vorsichtige, tendenziell unkommunikative Charakter außer Acht gelassen. Die Folge ist eine klassische Fehlanpassung. Das kann passieren, muss aber entsprechend analysiert und geändert werden. Andernfalls wird sein Wohlbefinden sinken und seine Leistung den Arbeitgeber nicht zufriedenstellen.
Problembehebung
Ob als Arbeitgeber oder als Arbeitnehmer – für beide ist es sinnvoll, den Effekt vermeiden zu wollen.
Sie als Arbeitnehmer leiden aus den unterschiedlichsten Gründen darunter, dass die Woche nur langsam und freudlos vergeht. Überlegen Sie, was Sie selbst ändern können – und worauf Sie unter Umständen Ihren Vorgesetzten ansprechen müssen. Oder ob es im Zweifel nicht tatsächlich sinnvoller für Sie sein kann, den Arbeitsplatz zu wechseln.
Vielleicht reicht bereits schon ein innerbetrieblicher Wechsel. Beispielsweise könnte der Sprung vom Service zum Controlling eine sinnvolle Veränderung darstellen – Hauptsache, es entspricht Ihrer Eignung.
Als Arbeitgeber sind Sie nicht nur in der Pflicht, für Ihre Mitarbeiter zu sorgen, sondern Sie müssen erkennen, dass Sie von guten Mitarbeitern abhängiger sind, als diese von Ihnen. Sorgen Sie also für eine gute Arbeitsatmosphäre. Davon profitieren Sie in vielerlei Hinsicht. Motivierte Mitarbeiter sind produktiver, arbeiten effizienter und sitzen nicht nur ihre Zeit ab.
Angestellte, die sich gerne an ihrem Arbeitsplatz aufhalten, arbeiten für Sie, nicht gegen Sie oder nur für sich selbst. So vermeiden Sie eine hohe Mitarbeiterfluktuation: Lernen Sie, wie man das Betriebsklima stärkt und die Mitarbeiter an die Firma bindet. Zuerst ist es Ihre Aufgabe herauszufinden, ob sich die Angestellten wohlfühlen und – falls dies nicht der Fall ist – woran das liegt. Dafür gibt es im Unternehmensbereich der Mitarbeiterführung verschiedene Methoden.
Hören Sie auf Ihre Mitarbeiter! Führen Sie Befragungen durch. Es empfiehlt sich zum einen als Ausgangspunkt eine komplette Analyse durchzuführen. Hier ist die 360-Grad-Analyse ein geeignetes Instrument. Die Idee dahinter zielt zwar in erster Linie auf Führungskräfte und deren Beurteilung ab, kann jedoch auf das ganze Unternehmen übertragen werden.
360 Grad bedeutet nichts anderes als „rundum“, da bei dieser Methode auf möglichst viele, unterschiedliche Quellen zurückgegriffen wird. Sie befragen nicht nur die jeweilige Person, sondern auch Vorgesetzte, Kollegen – sogar Kunden und Lieferanten. Die Befragung erfolgt anonym, um eine möglichst hohe Objektivität zu gewährleisten. So kommt zu der Einschätzung des Mitarbeiters von sich selbst (Selbstbild) die Außenwirkung (Fremdbild) hinzu.
Nach einer gründlichen Analyse haben Sie nun die Möglichkeit, entsprechend den Ergebnissen zu reagieren. Bieten Sie zum Beispiel freiwillige Weiterbildungen an, erhöhen Sie die Karrierechancen Ihrer Mitarbeiter. Bereits kleine Veränderungen können viel verändern!
Eine kalte Empfangshalle ist kein geeigneter Ort für ein Zwei-Mann-Büro, genauso wenig wie ein extrem lautes oder stickiges Büro. Falls sich Ihre Angestellten im Büro nicht wohlfühlen, erarbeiten Sie mit diesen zusammen eine Lösung.
Gestalten Sie die Pausen für die Mitarbeiter attraktiver. Richten Sie, falls noch nicht vorhanden, eine kleine Teeküche ein, die auch zum Verweilen einlädt. Halten Sie Ihre Mitarbeiter zu gezielten Pausen an.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Ihren Mitarbeitern die Arbeit angenehmer macht – erkundigen Sie sich und suchen Sie sich – wenn notwendig – die Hilfe eines speziellen Motivationscoachs!