Das aus dem US-amerikanischen Raum stammende Modell des modernen Sabbatjahres war ursprünglich für Universitätsprofessoren gedacht, welche sich während dieser Zeit nicht um den Lehrbereich kümmern mussten, sondern sich ganz ihren Forschungen widmen konnten. In der neueren Lesart ist ein Sabbatical ein langer Sonderurlaub, während dessen meist ein Teil des Gehalts aufgrund zuvor angehäufter Überstunden ausbezahlt wird und welcher der persönlichen, kulturellen und intellektuellen Entwicklung dienen soll.
Häufig wird dieser Zeitraum für ausgiebiges Reisen genutzt, für das Vertiefen von Hobbies und Interessen, wie bspw. dem Erlernen einer Fremdsprache, oder auch um Kraft zu tanken für die nächsten Schritte auf der Karriereleiter und mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.
Im ersten Moment mag es für ein Unternehmen wenig lohnenswert erscheinen, kompetente Mitarbeiter oder gar Führungskräfte für einen solch langen Zeitraum zu entbehren. Doch die Vorteile überwiegen:
- Die während des Sabbatjahrs erworbenen neuen Kenntnisse und Fähigkeiten stellen gleichzeitig einen Kompetenzgewinn für das Unternehmen dar, ohne dass dieses in Mitarbeiterschulungen investieren musste.
- Die Mitarbeiter, die die Möglichkeit eines Sabbaticals bekommen und auch nutzen, werden stärker an das Unternehmen gebunden, sie fühlen sich von diesem emotional unterstützt und sind daher gewillt, dieses Entgegenkommen auch entsprechend zu honorieren.
- Die Mitarbeiter kehren mit neu aufgetankten Energiereserven ins Unternehmen zurück und können diese Energie sogar auf andere Mitarbeiter ausstrahlen
- Das Stresslevel sinkt nicht nur während des Sabbatjahres, sondern bleibt selbst nach Rückkehr in das Unternehmen auf einem niedrigeren Wert, wie Studien ergaben, wodurch auch die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Mitarbeiter steigt.
- Nach außen hin gewinnt ein Unternehmen, welches seinen Mitarbeitern Sabbaticals nicht nur gewährt, sondern ggf. auch zum Teil der eigenen Firmenphilosophie macht, stark an Attraktivität, wodurch kompetente Fachkräfte angelockt werden können. Dies ist ein starker Wettbewerbsvorteil.
- Ein Sabbatjahr kann schließlich auch einem Burn-Out vorbeugen, welcher für das Unternehmen nicht nur das Wegfallen einer kompetenten Fachkraft bedeuten könnte, sondern auch weitere Kosten verursachen würde.
Im skandinavischen Raum werden die entstehenden Lücken zum Teil sogar dafür genutzt, um Langzeitarbeitslose wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren – Dänemark unterstützt die Auszeit daher finanziell.
Einen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical gibt es für Arbeitnehmer im Allgemeinen nicht und damit auch nicht die Möglichkeit, dass sich ein Mitarbeiter dieses einklagt. [1] Für sehr kleine Unternehmen kann der zeitweise Verlust einer kompetenten Fachkraft oder Führungsperson tatsächlich negative Konsequenzen haben, wenn dieser nicht durch andere Kollegen abgefangen und kompensiert werden kann.
Jenseits von Kleinbetrieben sind die Vorteile, die ein solches Sabbatjahr bieten kann, jedoch nicht zu unterschätzen, weswegen seitens des Personalmanagements genau überlegt werden sollte, ob man dieses nicht nur auf Anfrage gewähren, sondern, gegebenenfalls auch konjunkturabhängig, offensiv bewerben und den eigenen Mitarbeitern anbieten sollte, um längerfristig von deren Entwicklungen und Fähigkeiten profitieren zu können.