Tipp 1: Die richtige Atmosphäre schaffen
Alles ist neu und Neues macht Angst. Zumindest jedoch rufen unbekannte Situationen häufig Unsicherheit hervor. Das limbische System – der emotionale Teil des menschlichen Gehirns – ist viel schneller in seinen Einschätzungen und Reaktionen als das rationale Denken. Grundlage ist also: Wohlfühlen.
Erst wenn wir instinktiv verstanden haben, dass uns keine Gefahr droht, können wir unsere Aufmerksamkeit auf Inhalte richten. Sorgen Sie deshalb für eine entspannte, freundliche Atmosphäre bei der Ankunft. Empfangen Sie die neuen Auszubildenden in angenehmem Ambiente:
- Sorgen Sie für ein gutes Raumklima und passendes Licht.
- Geben Sie Namensschilder aus und begrüßen Sie jeden Ankömmling persönlich.
- Bieten Sie etwas (warmes) zu trinken an.
- Teilen Sie einen Ordner aus, in dem die Unterlagen der kommenden Tage gesammelt werden können, sowie Block, Stifte und eventuell Give-Aways des Unternehmens.
Tipp 2: Orientierung geben
Sie haben dafür gesorgt, dass jeder sich willkommen fühlt. Das ist eine gute Ausgangssituation und trotzdem ist noch alles unbekannt. Schaffen Sie deshalb Klarheit über das, was die Auszubildenden erwartet.
- Geben Sie einen Überblick über den geplanten Verlauf des Tages (Flipcharts eignen sich gut, sie können stehen bleiben und immer wieder Orientierung bieten).
- Stellen Sie sich und die Ansprechpartner vor, an die sich der jeweilige Lehrling bei Fragen und Anliegen wenden kann. Binden Sie hier von vornherein die Personen ein, die später für die neuen Leute zuständig sein werden.
- Organisieren Sie das Kennenlernen der Auszubildenden untereinander (siehe Tipp 3).
- Machen Sie sie mit dem Gebäude/Unternehmen vertraut (siehe Tipp 4).
- Klären Sie den Verlauf der folgenden Tage (siehe Tipp 5.) sowie der Ausbildung insgesamt (siehe Tipp 6).
- Ermitteln Sie die Stärken und Unterstützungsbedarf der Auszubildenden (siehe Tipp 7).
- Helfen Sie dabei, Grundlagen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zu schaffen (siehe Tipp 8).
Tipp 3: Gegenseitiges Kennenlernen
Es gibt unzählige Arten von Kennenlernspielen. Wählen Sie je nach Gruppe eine oder mehrere passende Methoden aus. Möglichkeiten können sein:
Das Kennenlern-Bingo
Auf einem Bingo-Spielplan, den Sie austeilen, müssen die Auszubildenden Gemeinsamkeiten mit anderen Anwesenden finden. Wer kommt aus der Stadt, in der ich lebe? Wer hört die Musik, die ich mag? Wer hat denselben Ausbildungsberuf gewählt? Lassen Sie die Leute dazu miteinander sprechen, sich frei im Raum bewegen. Wer konnte als Erster in vier aneinander liegenden Feldern mindestens einen Namen eintragen? Sehr dynamisch, aktivierend, gut geeignet, um Ähnlichkeiten zu entdecken.
Das Interview
Stellen Sie den Auszubildenden einen Interview-Leitfaden zur Verfügung. Jeder interviewt einen seiner zukünftigen Kollegen und stellt diesen später im Plenum vor. Funktioniert auch mit sehr spielunfreudigen Gruppen und vermittelt viele Informationen.
Der Fahndungsbrief
Jeder Auszubildende erstellt anhand einer von Ihnen ausgegebenen Vorlage einen Fahndungsbrief über sich. Im Anschluss stellen Sie jeden Brief vor und das Plenum errät, wer der Gesuchte ist. Informativ, kann oft kreative oder überraschende Ergebnisse hervorbringen, eignet sich für eine ruhigere Atmosphäre.
Die Eigenschaftswort-Vorstellung
Jeder nennt seinen Vornamen und eine mit demselben Buchstaben beginnende Eigenschaft: „Ich bin die extrovertierte Elena“, „Ich bin der handwerklich begabte Hannes“, „Ich bin der multitaskingfähige Murat“ und so weiter. Namen prägen sich so viel leichter ein und alle erfahren etwas über ihre Persönlichkeiten.
Die Gruppenportraits
Lassen Sie zwei Stuhlkreise mit derselben Anzahl von Stühlen bilden, sodass jedem Stuhl des inneren Kreises ein Stuhl des äußeren Kreises gegenüber steht. Die Auszubildenden im inneren Kreis erhalten jeweils ein Klemmbrett mit Papier und sind die Models. Die Auszubildenden im äußeren Kreis erhalten jeweils einen Stift, sie sind die Künstler. Die Aufgabe ist es nun, gemeinsam Portraits von den Models zu zeichnen.
Dazu rücken die Künstler alle ein bis zwei Minuten einen Stuhl auf und zeichnen auf dem Klemmbrett des jeweiligen Models am von ihren Vorgängern begonnenen Portrait weiter. Danach tauschen Models und Künstler den Platz für eine zweite Runde. So gibt es am Ende von jeder Person ein Portrait, an dem viele unterschiedliche Künstler mitgewirkt haben. Macht viel Spaß und ist sehr dynamisch – im Anschluss können die Portraits aufgehängt und mit Namen versehen werden, was als Gedächtnisstütze beim Namen lernen dienen kann.
Tipp 4: Entdeckungsreise durchs Unternehmen geben
Um das Gebäude kennen zu lernen, bietet sich eine Rallye an. Schicken Sie die Auszubildenden in kleinen Teams auf Erkundungstour. An verschiedenen relevanten Stationen im Haus können Sie Aufgaben bearbeiten lassen: Vermitteln Sie dabei Informationen über das Unternehmen, wichtige Personen, die Räumlichkeiten etc.
Ein Beispiel: Sie geben als Ortsbeschreibung vor: „Hier verbringen viele Kollegen Ihre Mittagspause.“ Die Gruppe schlussfolgert, dass die Kantine gemeint ist, und begibt sich anhand eines Lageplans dorthin. An der Kantine findet sie eine Station vor, die Informationen darüber vermittelt, wie die Abläufe beim Mittagessen aussehen, welche Kosten dafür entstehen, wann Pause ist usw.
Für jeden Auszubildenden ist ein Infoblatt hinterlegt, dass er zu seinen Unterlagen nehmen darf. Um den Punkt für die Kantine zu bekommen, muss die Gruppe einen Kaffeebecher mitbringen oder einen Stempel von einem Mitarbeiter abholen.
Tipp 5: Den weiteren Verlauf erklären und auf Fragen eingehen
Lassen Sie die Auszubildenden in Gruppen Metaplankarten erstellen. Darauf sollen Fragen notiert werden sowie (auf andersfarbigen Kärtchen) Wünsche und Erwartungen an die weitere Kennenlernphase/den Ausbildungsverlauf. Sammeln Sie die Kärtchen nach Themen geordnet an einer Pinnwand.
Besprechen Sie diese und stellen Sie anschließend dar, wie Sie den weiteren Ablauf der kommenden Tage geplant haben. So schaffen Sie eine Situation, in der die Auszubildenden sich gut orientiert und aufgehoben fühlen können. Sie wissen, worauf sie sich einstellen sollen und haben die Sicherheit, dass ihre Anliegen bald geklärt werden.
Tipp 6: Informationen zur Ausbildung geben
Bilden Sie nur in einem Beruf aus, können Sie an dieser Stelle auf die Gruppenarbeit verzichten. Bei zwei oder mehr Ausbildungsberufen lassen Sie die jeweiligen Auszubildenden in Teams ein Plakat oder eine kurze Präsentation zum jeweiligen Berufsbild erstellen, damit sich die Neuankömmlinge gegenseitig über ihre Aufgaben und Kompetenzen informieren.
In einem zweiten Schritt können Sie allgemeine Informationen zum Thema Berufsausbildung geben. Darunter fallen beispielsweise die Rechte und Pflichten von Auszubildenden, die Ausbildungsordnung, der Ausbildungsrahmenplan, überbetriebliche Ausbildungsabschnitte, Prüfungen, Berufsschulunterricht, Berichtsheft führen und vorlegen, etc.
Drittens: Gehen Sie auf die konkreten Abläufe im Unternehmen ein. Das kann die Bereitstellung von Kontaktdaten ebenso umfassen wie die Vorstellung des Gesundheitsmanagements, der Gepflogenheiten hinsichtlich des Mitarbeitergesprächs, betriebliche Unterrichtsveranstaltungen, besondere Projekte innerhalb der Ausbildung, Sicherheitsvorschriften, Arbeitskleidung, Ausbildungsvergütung, Urlaubsregelung, Verfahren im Krankheitsfall, Zuschüsse zur Altersvorsorge und so weiter.
Tipp 7: Individuelle Stärken und Schwächen sondieren
Vielleicht wissen Sie bereits aus dem Assessment-Center, wo die persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten Ihrer Auszubildenden liegen. Wenn nicht, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, die Neuzugänge diesbezüglich zu testen. Versuchen Sie möglichst wenig Druck dabei entstehen zu lassen.
Mögliche Testverfahren können sich auf spielerische Übungen stützen: Einen Servierwagen um Pylone manövrieren, Sortieraufgaben auf Zeit, Muttern auf Schrauben drehen, Laubsägearbeiten, Zeichnungen anfertigen, auf die man nur im Spiegel schauen kann, Draht biegen, etc.
An dieser Stelle kann auch ein Lerntypentest zum Einsatz kommen und/oder Sie lassen computergestützt Aufgaben bearbeiten – Allgemeinbildung, Intelligenz, Grundwissen mit Bezug zum Berufsfeld, sprachliche und mathematische Fähigkeiten, Postkorbaufgaben, elektronische Teamarbeiten oder E-Learning-Einheiten sind einige Beispiele.
Tipp 8: Die Grundlagen der konstruktiven Zusammenarbeit
Soziale und kreative Kompetenzen lassen sich gut über Gruppendiskussionen, einen Ausflug in den Klettergarten oder Konstruktionsaufgaben fördern (z.B.: aus Büromaterialien eine Murmelbahn oder einen möglichst hohen Turm bauen, eine Seifenkiste in der Werkstatt konstruieren, ein Produkt designen und „vermarkten“, ein Wappen mit dem entwerfen, was den Teammitgliedern wichtig ist).
Erklären Sie den Auszubildenden, welchen Stellenwert Teamwork im Unternehmen genießt und was zur Förderung eines guten Miteinanders getan wird. An diesem Punkt können Sie auch weitere spielerische Aufgaben kooperativer Natur einfließen lassen, um anschaulich zu zeigen, wie wichtig konstruktive Zusammenarbeit ist: Einen Besenstil anzuheben, wenn jeder im Team nur einen Finger darunter legen darf, ist eine unterhaltsame und eindrückliche Erfahrung.
Nicht vergessen: Das Potenzial von Pausen und Feedback
Aus den vorgestellten Elementen ein für die Bedürfnisse Ihres Unternehmens passendes Paket zu erstellen, wird Ihnen leicht fallen. Achten Sie auch darauf, regelmäßig Pausen einzulegen: In den informellen Lücken zwischen den Programmpunkten geschieht Vieles zwischen den Teilnehmenden, das Raum braucht.
Bieten Sie auch Snacks an, denn Hunger stört die Konzentration und gemeinsames Essen ist eines der bewährtesten Mittel, um Menschen zusammenzubringen. Starten Sie doch mit einem gemeinsamen Frühstück in den zweiten Tag!
Lassen Sie sich außerdem Rückmeldung geben, bevor die Auszubildenden nach Hause gehen. Gut für schweigsame Gruppen: Das Fünf-Finger-Feedback, beginnend am kleinen Finger: Das kam für mich heute zu kurz, das war das Schmuckstück des Tages, das „stinkt“ mir, darauf möchte ich hinweisen, das war super. Geben auch Sie eine Rückmeldung und entlassen Sie die Auszubildenden mit einem möglichst positiven Gefühl.