Nicht selten durchkreuzen kritisierende und völlig destruktive Kollegen die Wunschvorstellung eines tollen Betriebsklimas. Die Arbeit wird dann von Konflikten, Diskussionen und despektierlichem Verhalten unterbrochen, andere Kollegen werden vom Team gar ausgeschlossen. Solche Probleme können dabei natürlich vielfältige Ursachen haben – doch ein Großteil lässt sich durch Kommunikation lösen!
Typ 1: Der pessimistische Skeptiker
Diese Art von Kollegen muss argumentativ überzeugt werden – was zählt, sind evidente Fakten! Denn in allen Projekten sehen Skeptiker Schwierigkeiten, Probleme und nicht zu bewältigende Herausforderungen. Kreative Ideen und Vorschläge Ihrerseits werden dann forsch, rücksichtslos und bestimmt mit einem Kopfschütteln abgetan oder mit kritischen Äußerungen überhäuft. Und Ihr augenscheinlich effektiv geplantes Vorhaben erscheint plötzlich vor aller Augen als anmaßendes Illusionsprodukt.
Daher ist es wichtig, sich im Voraus eine handfeste Botschaft zurechtzulegen, die einerseits die Sachlage erklärt und insbesondere Ihr Vorhaben schlagkräftig untermalt. Stützen Sie sich auf eine klare und logische Strukturierung Ihrer Argumentation, um systematisch verschiedene Gesichtspunkte zu erörtern. Ganz sicher werden Sie dabei vom Skeptiker nach Details gefragt – diese müssen Sie sofort bereithalten.
Bestenfalls können Sie sich auf Studien, Statistiken oder weitere relevante Datenquellen stützen, die Ihre Argumente komplettieren. „Dass diese Strategie nicht nur einen Mehrwert für unsere Kunden aufzeigen kann, sondern auch die Potenziale unserer Mitarbeiter fördert, legen Ergebnisse der neuesten Studien in diesem Bereich dar. Um sich einen Überblick über die möglichen Profite für unser Unternehmen zu schaffen, schauen Sie doch gerne einmal auf folgende Grafik…“ Beweisen Sie, dass Sie sich mit dem komplexen Thema auseinandergesetzt haben – dann steht auch Ihre Einschätzung zur Realisierbarkeit des Projektes über der des Skeptikers!
Typ 2: Der nervige Besserwisser
Ganz gleich, welches Argument Sie anbringen, der Besserwisser findet sicher ein schlagkräftigeres – und wird sich nie mit Vorschlägen Ihrerseits zufrieden geben. Anfängliche Diskussionen steigern sich schnell in Auseinandersetzungen mit hohem Konfliktpotenzial. Zumeist scheint es in solchen Momenten schwierig, dem Kollegen weiterhin auf respektvolle Weise zu begegnen. Doch genau an diesem Punkt sollten Sie ansetzen! Nur ein souveränes Konfliktmanagement kann hier zu einer Lösung beitragen.
Behalten Sie bei Ihrer Argumentation dafür immer einen sachlichen Ausgangspunkt bei. So können Sie beispielsweise beginnen mit: „Danke für Ihr Feedback, es freut mich sehr, dass auch Sie sich mit diesem Themenbereich auseinandersetzen. Gerne nehme ich Ihre Verbesserungsvorschläge in die weitere Ausarbeitung auf, da dieser Bereich meiner Bearbeitung unterliegt.“ Sie sollten also klare Rahmenbedingungen schaffen, die Ihre Verantwortlichkeiten und Positionen in Bezug auf die gemeinsamen Ziele und Arbeitsprozesse klären und abgrenzen – und können bei der nächsten Konfliktsituation mit Ihrer Autorität überzeugen.
Möchten Sie auch auf das Respektieren Ihrer Meinung durch den Besserwisser hinarbeiten, sollten Sie im Gegenzug dem Kollegen Anerkennung zollen. Schaffen Sie eine normative Ebene der Zusammenarbeit, die auf gegenseitiger Akzeptanz beruht.
Typ 3: Der rücksichtslose Karrieremacher
Dieser Kollege bedient sich der Interaktion oder gar der Teamarbeit mit Kollegen aus rein effizienzorientierten Gründen und ist zumeist nur am eigenen Erfolg (oder dem der Firma) orientiert. Nicht selten geht er dabei über Leichen und weist insofern keinerlei zwischenmenschliche Kompetenzen auf. Sätze wie „Das ist wieder einmal einer Ihrer absolut sinnlosen Vorschläge, der zu keinem Erfolg führt. Ich habe bereits einen vielversprechenderen Lösungsansatz erarbeitet” kommen ihm ganz ohne Hemmungen über die Lippen.
Solch egoistisches Verhalten und dadurch bedingte Kränkungen Anderer benötigt eine offene und ehrliche Aussprache. Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse immer ernst und trauen Sie sich, sich dafür einzusetzen.
Möchten Sie darlegen, inwiefern Sie durch das Verhalten des Kollegen gekränkt sind, sollten Sie zuerst sachlich und ohne Vorwürfe Ihre Lage formulieren: „Mir ist aufgefallen, dass Sie mich in der letzten Besprechung dreimal während meines Vortrages unterbrochen und meine Vorschläge in Anwesenheit des Vorstandes stark kritisiert haben.“
Senden Sie danach eine Ich-Botschaft und formulieren Sie, dass Sie eine positive Veränderung im Verhalten Ihres Kollegen erwarten. Bleiben Sie stets freundlich, äußern Sie sich klar und treten Sie so verbindlich auf.
Typ 4: Der unnahbare Einzelgänger
Mit seinem Eintreffen im Büro vertieft sich dieser Kollege gerne sofort in seine aktuellen Projekte und Aufgaben. In der Pause zieht er dem gemeinsamen Mittagessen im nächsten Restaurant eine schnelle Mahlzeit vor. Einzelgänger sind in Ihrer Komfortzone verankert, gehen selbst nicht den ersten Schritt und sehnen sich dennoch oft nach einer integrativeren Arbeitsweise und Anerkennung aus dem Team.
Um dem bisher ausgegrenzten Kollegen die Chance der interaktiven Mitarbeit zu ermöglichen, können Sie verschiedene Strategien anwenden. Beginnen Sie beispielsweise mit einem informellen Gespräch: „Sind Sie nicht der Kollege, der mit mir in das neue Projekt eingeteilt wurde?“ oder: „Freuen Sie sich auch auf das bevorstehende Wochenende?“ Eingangsfragen müssen keinen hohen Informationsgehalt hinterfragen, sie sollen nur den ersten Kontakt erleichtern, um Anknüpfungspunkte und Gemeinsamkeiten zu entdecken.
So können Sie gleichzeitig altgewohnte Strukturen und eingespieltes „Grüppchen-Verhalten“ aufbrechen. Schaffen Sie einfach mehr Raum für Integration und somit Interaktion – und lassen Sie damit auch den Einzelgänger an einem kommunikativen Austausch in der Gruppe teilnehmen. Laden Sie den Kollegen zum nächsten Mittagessen ein, fragen Sie nach seiner Meinung in der Teambesprechung oder machen Sie andere auf eine besondere Leistung des Einzelgängers aufmerksam.
Teamwork wird am meisten gefördert, wenn wirklich alle an der Arbeitsgemeinschaft teilhaben. Integrieren Sie die Kompetenzen, Ideen und Stärken von allen, ist dies auch vorteilhaft für gemeinsame Projekte.
Typ 5: Der aufdringliche Schleimer
Ihr neues Projekt wurde in der Gruppe bearbeitet, wobei Sie durch Ihr exzellentes Fachwissen primär zur Gestaltung beigetragen haben. Doch wieder einmal stellt sich Ihnen der Schleimer in den Weg und heimst für sich den Erfolg ein. Schon vor der Besprechung sitzt er, ganz in seiner perfektionistischen Manier, akkurat vorbereitet an seinem Lieblingsplatz – direkt neben Ihrem Chef. Sobald Einzelheiten des Projekts besprochen werden, kann der Schleimer so aus seiner Position effizient Einfluss auf den Vorgesetzten nehmen.
Der Schleimer weiß klug und wortgewandt das Eigenlob einzufordern und rühmt sich zuletzt mit den Erfolgen des Projekts. Und: Die Expertenrolle wird der falschen Person zuteil, denn eigentlich steht diese Ihnen zu.
Lassen Sie sich nicht von solch anmaßenden Versuchen des Schleimers beirren. Sie sollten auf Ihr fachliches Wissen zurückgreifen und Ihre Rolle im Projekt klar darlegen. Berufen Sie sich auf Einzelheiten, die Ihrer Bearbeitung unterlagen und schildern Sie Details, die dem Schleimer fremd sind. Stellen Sie Ihre hervorragende Kompetenz unter Beweis und machen Sie den Vorgesetzten auf die von Ihnen geleistete Arbeit aufmerksam.
Beispielsweise könnten Sie eine Problematik beschreiben, die während der Organisation des Projekts aufgekommen ist und Ihre Problemlösung erläutern, die das Projekt erfolgreich in die Wege leiten konnte: „Während eines einführenden Briefings stellte sich im Team die Frage, wie wir die Wünsche des Kunden konkretisieren und demnach umsetzen könnten. Dank einer kürzlich besuchten Weiterbildung konnte ich mein neu gesammeltes Wissen im Rahmen von vier Strategien anwenden, die uns zum nächsten organisatorischen Schritt gelangen ließen.“
Scheuen Sie nicht davor zurück, sich zum Experten hervorzuheben, denn durch Ihr ehrliches Engagement gebührt Ihnen diese Anerkennung. Bleiben Sie dabei immer freundlich und sachlich, aber dennoch nachdrücklich in Ihrer Argumentation.
Tipp: Die Körpersprache macht den Unterschied
Achten Sie doch auch einmal bewusst auf Ihre Körpersprache. Denn mit Ihrer Haltung, Mimik, Gestik und einem überzeugenden Tonfall können Sie viel bewirken:
- Möchten Sie mit Ihren Argumenten überzeugen, dann sollten Sie berücksichtigen: Eine aufrechte Körperhaltung zeugt von innerer Stärke. Dazu können Sie auch verstärkt durch ausholende Gesten das Gesagte untermalen und so durch eine auslandende körperliche Präsenz auf die Tragweite Ihrer Argumente hinweisen. Halten Sie Augenkontakt, um die Aufmerksamkeit des anderen sicherzustellen.
- Bei Konfliktsituationen gilt folgendes: Gehen Sie vorerst eher auf Distanz und lassen Sie dem Gesprächspartner genügend Raum. Wählen Sie einen ruhigen Tonfall und sprechen Sie in langsamen Tempo. Zeichnet sich ein einvernehmlicher Gesprächsausgang ab, gehen Sie gerne etwas auf Ihren Gegenüber zu und signalisieren so Ihr Einverständnis sowie die Freude über die beigelegte Streitigkeit.
- Möchten Sie durch ein freundliches Auftreten überzeugen: Lassen Sie Ihren Gegenüber zum einen wissen, dass Sie ein aufmerksamer und interessierter Zuhöhrer sind. Verfolgen Sie das Gespräch und nutzen Sie Phrasen wie: „So sehe ich das auch“, „Dieses Problem kenne ich“ oder nehmen Sie Füllwörter wie ein einfaches „Ja“ oder „Genau“ zur Hilfe. Sind Sie selbst mit dem Sprechen an der Reihe, achten Sie auf nach oben geöffnete Handflächen! Dies signalisiert nochmals Ihre Offenheit und Interesse an Ihrem Gegenüber und der gemeinsamen Konversation.
Und es gilt natürlich immer: Das Lächeln nicht vergessen!
Nehmen Sie die Herausforderung an
Meistern Sie diese kniffligen Auseinandersetzungen und kommunikativen Barrieren anhand der vorgestellten fünf Beispieltypen, werden Sie in Zukunft beliebige weitere Konfliktsituationen bewältigen. Lassen Sie sich auf verschiedene Situationen ein und versuchen Sie sich in Ihren Kommunikationsstrategien. Mit etwas Übung werden Sie merken, dass Sie Gespräche offener eingehen und diese überzeugend für sich entscheiden können.