Mitarbeiter*innen für sich gewinnen
Der Umstand, dass betriebliches Gesundheitsmanagement über die letzten Jahre an Bedeutung gewinnt, ist insbesondere dem demografischen Wandel und dem zu erwartenden Fachkräftemangel geschuldet. Um diesen entgegen zu wirken, eignet sich das BGM in zweierlei Hinsicht: Gesundheitsfördernde Maßnahmen befähigen die Unternehmen einerseits, mit einem mitarbeiternahen Image für sich zu werben, andererseits, Arbeitnehmer auch effektiver an sich zu binden. Dies bestätigt auch die „Trendstudie Betriebliches Gesundheitsmanagement 2014“ der HU und der HTW Berlin.
Mitarbeiter*innen werden durch betriebliches Gesundheitsmanagement auf emotionaler und identifikativer Ebene an ein Unternehmen gebunden. Fluktuations- und Transaktionskosten, die insbesondere bei einer Neu-Einstellung und Einarbeitung von hochqualifiziertem Personal in komplexe Arbeitsprozesse entstehen, können durch die Bindung von Mitarbeiter*innen an ein Unternehmen effizient gesenkt werden.
Das verheißungsvolle Image eines Unternehmens mit Gesundheitsmanagement stärkt daneben auch seine Wettbewerbsfähigkeit. Gerade junge Arbeitnehmende achten sehr auf ihr körperliches Wohlergehen und sind eher von Arbeitgebern mit gesundheitsfördernden Konzepten zu überzeugen. Umso bedeutender ist es somit für Unternehmer, junges Fachpersonal mit den geeigneten Maßnahmen für sich zu gewinnen. Heute sind Früchteflatrates in jungen Betrieben genauso wenig eine Seltenheit wie Entspannungsräume oder firmeneigene Fitnesszentren.
Potenziale fördern und Kosten sparen
Verbesserte gesundheitliche Bedingungen im Unternehmen und die dadurch verbesserte Arbeits- aber auch Lebensqualität sichern die Leistungsfähigkeit aller Mitarbeiter. Wichtig wird dies vor allem im Hinblick auf den wachsenden Anteil älterer Arbeitnehmenden, dessen Gesundheit besondere Beachtung geschenkt werden sollte. Mit abnehmender Belastung am Arbeitsplatz können Mitarbeiter*innen ihre Potenziale entfalten und tragen zu einer gesteigerten Produktivität und Qualität im Arbeitsprozess bei, so das Bundesministerium für Gesundheit.
Auch die Kosten für Ausfälle durch Krankheit sinken für Unternehmen, die sich präventiv um die Gesundheit ihrer Beschäftigten kümmern. Nach dem iga-Report der Initiative Gesundheit und Arbeit würden 90% der Unternehmen, die das BGM bereits anwenden, dieses aufgrund seines ökonomischen Nutzens weiterempfehlen.
Bewusst verantwortungsvoll
Betriebliches Gesundheitsmanagement für sich zu nutzen, zeigt für ein Unternehmen breitgefächerte Vorteile auf. Mitarbeiter*innen werden effektiv an das Unternehmen gebunden und Kosten gesenkt. Engagement für die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter*innen macht sich auf jeden Fall bezahlt – und ist sowohl eine Investition in die Zukunft des Unternehmens als auch in die Zukunft der Mitarbeiter*innen.
So steht schlussendlich auch die soziale Verantwortung eines Unternehmens im Mittelpunkt: Mit einem effektiv angewandten Gesundheitsmanagement im Betrieb stehen Arbeitgeber für bessere Arbeitsbedingungen ein und rücken Mitarbeiter*innen und deren Wohlergehen in den Vordergrund. Eine Motivation, im eigenen Betrieb BGM einzuführen, kann sich somit auch einfach auf den Wunsch beziehen, als Betrieb für die Gesundheit der Mitarbeiter*innen einzustehen.
Prävention im Betrieb: Gesundheitsmaßnahmen definieren.
Natürlich gilt es anfangs, die geeigneten Strategien und auch Einsatzbereiche für eine Implementierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen in Ihrem Unternehmen zu finden.
In den Aufgabenbereich zur erfolgreichen Umsetzung des BGM fallen vor allem präventive Maßnahmen. Unterscheiden lassen sich hierin zwei Ziel- und Maßnahmenebenen, die jeweils auf unterschiedliche Weise gestaltet werden können. Zum einen ist die Verhaltensprävention zu nennen; beispielsweise kann Stress durch Meditation und Muskeltraining unterbunden werden. Auch eine Ernährungsberatung, Fitnesskurse oder ähnliche Sportangebote können zum zukünftigen Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter*innen beitragen. Nicht zuletzt sei auch die Suchtprävention als wichtige Maßnahme benannt, die beispielweise durch Beratungsangebote erfolgen kann.
Dem gegenüber stehen verhältnispräventive Ziele und Maßnahmen, in welche nicht das Verhalten, sondern die Arbeitsumgebung der Mitarbeiter*innen eingebunden ist. Dazu zählen also gleichermaßen Arbeitsprozess, Arbeitsorganisation und Arbeitsplatzgestaltung. Ergonomische Sitzgelegenheiten am Schreibtisch können beispielsweise zur Prävention von Rückenschmerzen und Haltungsproblemen beitragen.
Andererseits können eine verbesserte Arbeitszeitgestaltung oder flexiblere Arbeitszeiten oder ein kommunikatives Miteinander zwischen Vorgesetzten und Arbeitern mentalem Druck und Stress vorbeugen. Allgemein soll also durch Prävention nicht nur das physische, sondern auch psychische Wohlergehen der Mitarbeiter*innen bewusst verbessert werden.
Leitfaden für die Einführung des Gesundheitsmanagement
Die „Handelskammer Hamburg” hat gemeinsam mit der „Gesundheitswirtschaft Hamburg” einen möglichen Leitfaden erstellt, nach dem Betriebe ein gesundheitsförderndes Konzept in ihre Unternehmen integrieren können. Natürlich sollte dies immer individuell abgestimmt werden, sowohl mit vorhandenen Ressourcen als auch mit dem firmeneigenen Leitbild. Gesundheitsmanagement kann als ein ganzheitliches Konzept angesehen werden, in dem sowohl Erwartungen des Führungspersonals als auch der Mitarbeiter*innen, Wertevorstellungen und Kostenkalkulationen miteinander in Einklang zu bringen sind.
Die einzelnen Schritte zu einem erfolgreichen BGM lauten nach dem Leitfaden wie folgt:
- Management überzeugen und einbeziehen: Daten über die Arbeitnehmerschaft müssen ausgewertet werden – wie alt ist die Belegschaft, welche Kosten entstehen durch Fluktuation? Wo sollen dementsprechend die Schwerpunkte liegen, welche präventive Maßnahmen könnten an Problematiken angesetzt werden? Und welchen Nutzen kann das BGM dem Unternehmen bringen?
- Mitarbeiter sensibilisieren, motivieren und beteiligen: Führen Sie beispielsweise Seminare und Workshops durch, die Überlegungen aus dem ersten Schritt für alle Mitarbeiter transparent werden lassen.
- Steuergruppe installieren: Diese Gruppe wird für die Planung, Organisation und Umsetzung verantwortlich sein.
- Erste zielgerichtete Analysen durchführen: Mitarbeiterbefragungen können nochmals genaueren Aufschluss über zu verbessernde Leistungspotenziale in Zusammenhang mit der Gesundheit führen. Wie schätzen die Mitarbeiter*innen Ihre Arbeitsumgebung ein, wie könnten Sie sich eine Verbesserung der Bedingungen vorstellen und würde diese Ihre Arbeitsmotivation steigern?
- Ziele festlegen: Formulieren Sie explizit Ihre Ziele, welche auf Grundlage des vorliegenden Datenmaterials realistisch umzusetzen sind. Auch hier sollte weiterhin auf die Transparenz und Mitarbeitereinbindung geachtet werden.
- Maßnahmenplanung: Welche Maßnahmen sollen unternommen werden, um die festgelegten Ziele zu erreichen? Die ausgearbeiteten Strategien sollten in das vorherrschende Managementsystem eingebunden werden und somit zum Teil eines ganzheitlichen Prozesses werden.
- Maßnahmenumsetzung: Durchführung der einzelnen Strategien zum Erreichen der Ziele.
- Evaluation: Nur durch eine begleitende Analyse des Managementprozesses und dem darin eingegliederten BGM kann überprüft werden, wie erfolgreich einzelnen Interventionen und Maßnahmen waren. Womöglich können Ziele modifiziert werden oder Maßnahmen neu hinzugezogen werden.
Viele Unternehmen konnten das betriebliche Gesundheitsmanagement bereits erfolgreich in ihr Konzept integrieren – das Bundesministerium für Gesundheit beispielsweise verzeichnet deutschlandweit mehr als 100 eingetragene Projekte. In jedem einzelnen Projekt werden dabei unterschiedliche Bereiche abgedeckt; von Ernährung und Bewegung über Aufklärung und Vorsorge bis hin zu demografischem Wandel oder Sucht.
Ein optimales BGM kann und sollte also immer auf die spezifischen Bedürfnisse Mitarbeiter und der Führung abgestimmt sein und kann so aus verschiedenen Bereichen heraus zu einer gesamtheitlich verbesserten Arbeits- und Lebensqualität beitragen. Die Vorteile eines BGM sprechen für sich und anhand eines spezifischen Leitfadens lassen sich Vorstellungen handlungsorientiert und auf realistische Weise umsetzen.