Candidate Empowerment: Unternehmen müssen für sich werben
Während das Profil der Kandidat*innen schon immer genau beleuchtet wurde, sind nun auch die Unternehmen dazu aufgefordert, detailliert darzulegen, was sie zu bieten haben. Nur so kann der oder die Bewerber*in zu einer tragfähigen Entscheidung für oder gegen eine Zusammenarbeit kommen.
Für das Vorstellungsgespräch bedeutet dies, dass Sie als Personalverantwortlicher sich gut auf die wesentlichen Themen vorbereiten und dem oder die Bewerber*in genügend Zeit für seine oder ihre Fragen einräumen sollten.
Die Art der Fragen verrät einiges über die Grundwerte, das Interesse, den Charakter und die Persönlichkeit, die Prioritäten und die Arbeitsethik des oder der Bewerber*in. Nachfolgend stellen wir Ihnen eine Auswahl an Fragen vor, wie sie heute gern gestellt werden.
Bereiten Sie sich auf diese 8 Fragen vor
1. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Eine angespannte Beziehung zur eigenen Führungskraft zählt zu den Hauptgründen, warum Mitarbeiter*innen ein Unternehmen wieder verlassen. Geben Sie auf diese Frage eine ebenso offene wie differenzierte Antwort, die Aufschluss über die eigene Haltung und deren Umsetzung gibt. Stellen Sie sich die folgenden Fragen:
- Was ist Ihnen als Führungskraft wichtig?
- Wie erleben die Mitarbeiter*innen Sie im Unternehmensalltag?
- Welchen Mehrwert bietet ihnen Ihre Führungsleistung?
2. Wie wichtig ist Ihnen gesellschaftliches Engagement?
Über den Sinn der eigenen Arbeitstätigkeit hinaus kann auch das soziale, ökologische oder künstlerische Engagement eines Unternehmens ausschlaggebend dafür sein, ob der oder die Bewerber*in sich für eine zukünftige Mitarbeit entscheidet. Das Stichwort lautet: Corporate Social Responsibility (CSR).
3. Warum arbeiten Sie gern hier und was stört Sie mitunter?
Diese Frage bietet eine gute Gelegenheit, sich persönlich besser kennenzulernen. Hier sollten Sie von Ihren Werten und Erwartungen mit Blick auf den Unternehmensalltag berichten. Die Frage ist auch ein geeigneter Aufhänger, um die Spezifika der Unternehmenskultur hervorzuheben. Zudem sollten Sie die Möglichkeit nutzen, Vertrauen aufzubauen, indem Sie kritische Punkte offen ansprechen.
4. Was kann ich bei Ihnen bewegen?
Mit dieser Frage möchte der oder die Bewerber*in in Erfahrung bringen, welche Verantwortungsbereiche und Aufgaben ihm im Unternehmen zugesprochen werden und wie er in der Ausübung seiner Tätigkeit einen persönlichen Eindruck bei Ihnen hinterlassen kann. Bedenken Sie, dass sich Bewerber*innen heute individuelle Entscheidungsspielräume und damit die Möglichkeit wünschen, eigene Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.
5. Welche zukünftigen Entwicklungen im Unternehmen betreffen mich?
Mit dieser Frage möchte sich der oder die Bewerber*in ein Bild von Unternehmensstrategie und Unternehmenserfolg machen. Sie können sein Vertrauen gewinnen, indem Sie offen über anstehende Umstrukturierungen oder Personalwechsel sprechen.
6. Wie flexibel bin ich hinsichtlich der Arbeitszeiten?
Hinter dieser Formulierung steckt die Frage nach der Work-Life-Balance. Mitarbeiter*innen sind heute nicht mehr uneingeschränkt bereit, den Job über ihr Freizeit- und Familienleben zu stellen und Leistung auf Kosten des Privatlebens zu bringen. Dies drückt sich in dem Wunsch nach flexiblen Arbeitszeitmodellen aus.
7. Wie sieht meine Laufbahnplanung aus?
Gerade junge Mitarbeiter*innen möchten in kurzer Zeit möglichst viele relevante Erfahrungen sammeln und Kompetenzen erwerben. Dazu zählen auch Tätigkeiten in anderen Funktionsbereichen oder im Ausland. Vom potenziellen Arbeitgeber*in werden zu diesem Thema belastbare Aussagen erwartet.
8. Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Mit dieser Frage möchte der oder die Bewerber*in erkunden, welchen Wert Sie auf Personalentwicklungsmaßnahmen legen:
- Finden regelmäßig Feedback-Gespräche statt?
- Welche Seminare und Coachings werden angeboten?
- Verschafft das Unternehmen den Mitarbeiter*innen Zugang zu seinen Ressourcen, etwa in Form von Datenbanken, Bibliotheken oder Konferenzen?
- Gibt es Netzwerke oder Mentoring-Programme, über die erfahrenere Mitarbeiter*innen ihr Wissen an Einsteiger weitergeben?
So, wie Sie von den Bewerbern erwarten, dass sie ihre Antworten auf Ihre Fragen mit Beispielen versehen, sollten auch Sie in Ihren Reaktionen auf die Bewerber*innenfragen einen eindeutigen Praxisbezug herstellen. Das verleiht Ihren Ausführungen Lebendigkeit und Glaubwürdigkeit.