Zielerreichung = Planung?
Sie wollen mit Anfang 30 ihre eigene Abteilung leiten. Hat Zielerreichung mit Planung zu tun? Ja.
Nur wenn Sie festgelegt haben, was gegeben sein muss, um „Angekommen!“ rufen zu können, können Sie den aktuellen Stand der Dinge mit dem vergleichen, wo Sie hin möchten – und gegebenenfalls Änderungen Ihrer Strategien und Aktivitäten vornehmen. Ihr Ziel ist ein fest definierter „Ort“, den Sie erreichen wollen, es ist objektiv.
Sie wollen mit Anfang 30 zufrieden mit Ihrem Job sein. Hat Zielerreichung mit Planung zu tun? Nein.
Sie merken, dass Sie mit Ihrem Job glücklich sind, wenn Sie glücklich mit dem sind, was Sie jeden Tag tun. Wenn Ihnen etwas nicht behagt, so können Sie situativ gegensteuern. Wechseln Sie die Abteilung, sprechen Sie mit der Kollegin, beginnen Sie eine Weiterbildung, wagen Sie sich in einen neuen Bereich – das Ziel, das Sie erreichen wollen, kann an vielen „Orten“ liegen, es ist subjektiv.
Es ist also wohl vorrangig eine Frage der Beschaffenheit des Ziels, ob Planung wirklich erforderlich ist. Vielleicht kann man es mit der Eingabe ins Navigationsgerät vergleichen: Wenn Sie einen Ort und eine Straße samt Hausnummer eingeben, gibt es einen richtigen Weg zu Ihrem Ziel – und vielleicht eine handvoll Alternativrouten. Bestimmen Sie Ihr Ziel jedoch allgemeiner mit „Strandhotel“, so ergeben sich fast unzählige mögliche Strecken.
Wovon Karriere abhängt
In einer Umfrage unter Millenials 2021 ging es um die Frage ging, was für die Karriere in den nächsten 5 Jahren wichtige Ziele und Pläne seien. Fast 30% der Befragten gaben an, es gehe primär um die Aneignung von Können und Wissen. Von dieser Vorstellung ausgehend ergibt es sich logisch, dass an zweiter Stelle die höhere Funktion beim aktuellen Arbeitgeber steht: Karriereplanung.
Quelle: EY Jobstudie 2021
Der österreichische BWL-Professor Wolfgang Mayrhofer, der mit zwei Kollegen die Einflussfaktoren auf Karrieren untersucht hat, kam zu Ergebnissen, die diese Vorstellungen in Frage stellen: Selbstdarstellung ist wichtiger als Beziehungsarbeit, fanden die Forscher heraus.
Führungsmotivation fördert den objektiven und den subjektiven Karriereerfolg. Dagegen ist der Einfluss der Leistungsmotivation, Gewissenhaftigkeit, emotionaler Stabilität, Kontaktfähigkeit und Flexibilität auf objektive Merkmale des Karriereerfolgs zwar nachweisbar, aber nicht sehr hoch.
Außerdem, so Mayrhofer, zahlt sich Mehrarbeit aus. Allerdings erst oberhalb der 60-Stunden-Grenze.
Wer also Karriere machen will, der sollte in einem großen Unternehmen mit hohem zeitlichem Einsatz und großer Führungsmotivation dafür sorgen, sich selbst gut zu präsentiert.
Männer haben im Schnitt deutliche Vorteile, was späteres Einkommen angeht.
Das beginnt schon mit der sozialen Herkunft. „Je höher die Bildung des Vaters ist, desto mehr verdient der Sohn. […] Je höher die Bildung des Vaters ist, desto unzufriedener ist die Frau mit ihrer beruflichen Entwicklung, desto schmerzhafter erlebt sie die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie.“
Was hilft Frauen bei der Karriere?
Diese Frage wurde laut einer Statista-Umfrage diesen Jahres von 87% der Männer und 94% der Frauen mit „Unterstützung, Förderung durch die Gesellschaft“ beantwortet. 70% der Männer und 87% der Frauen halten außerdem die Förderung durch Vorgesetzte für besonders wichtig. Die Lösung für spezifische weiblichen Karrierehemmnisse liegen also nicht in der Schaffung einer Frauenquote.
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista
Dass die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie mit 51% der häufigste Grund für Frauen ist, ihre Karrierepläne aufzugeben, wird in einer anderen Erhebung deutlich. Auf die männlichen Befragten traf dies nur in 30% aller Fälle zu. Eine deutliche Sprache spricht auch die Befragung zu Konfliktthemen zwischen Männern und Frauen von 2015. Auf Platz eins liegt mit 68% als Streitfaktor die Karriere der Frau. Platz zwei belegt mit 67% der Faktor Haushalt, auf Platz drei liegt Beruf vs. Privatleben mit 50%.
So planen Sie Ihre Karriere
Trotz oder vielleicht gerade wegen der Unwägbarkeiten des persönlichen wie beruflichen Lebens: Ein bisschen vernünftige Planung ist ratsam. Nicht nur für die objektiven Ziele, die Sie vielleicht haben, sondern viel mehr noch für das subjektive Grundgerüst – auch, wenn das eventuell nicht das ist, was klassischerweise unter „Karriereplanung“ verstanden wird.
Idealerweise sollten Sie bereits zu Beginn Ihrer beruflichen Laufbahn wissen, wohin Sie eigentlich wollen. Nicht konkret, sondern im Grundsatz:
- Mit welchen Aufgaben und Themen wollen Sie in Ihrer Arbeit zu tun haben?
- Mit welche Arbeitsbedingungen fühlen Sie sich wohl?
- Wieviel Raum wollen Sie dem Beruf in Ihrem Leben grundsätzlich einräumen?
- Welche Rolle spielt Geld für Sie?
- Welche wichtigen Dinge gibt es in Ihrem Leben außerdem – und steht das vor oder hinter Ihren Karrierewünschen an?
- Welche Überzeugungen haben Sie?
- Was motiviert Sie, was treibt Sie an?
Auch wenn sich die objektiven Ziele verändern – Ihre grundsätzliche Motivation hat größere Aussichten auf Konstanz und sollte deshalb Berücksichtigung finden.
Und wenn Sie dennoch „harte“ Ziele erreichen wollen? Es hat sich bewährt, objektive Karriereziele grob in 5-Jahres-Fenster einzuteilen – also alle 5 Jahre einen Teilschritt als Etappenziel einzuplanen. Setzten Sie sich dann einmal im Jahr hin, und überprüfen Sie Ihre Ziele. Stehen Sie noch dahinter? Müssen Sie nachjustieren?
Verpassen Sie nicht tolle Chancen, weil Sie zu sehr an Ihrem Plan festhalten wollen. Und denken Sie daran, dass für die allerwenigsten Menschen Geld wirklich das ist, was sie glücklich macht, wenn andere Dinge im Leben fehlen.
Quellen
- Welche der folgenden Dinge sind für Sie in diesem Jahr wichtige Ziele und Pläne für Ihre Karriere?
- Was hilft Frauen bei der Karriere?
- Was sind Gründe für die Aufgabe des Karrierewunsches?
- Was meinen Sie, wo gibt es Konflikte zwischen Männern und Frauen?