Wie das geht, kann man lernen. Ein paar wenige Tipps und Tricks, die man sich aneignen kann, helfen oft schon, die meisten unangenehmen Situationen unter Kontrolle zu bringen. Das Wichtigste dabei ist immer der Humor. Denn auf einen unangemessenen Spruch mit einer ebensolchen Antwort zu kontern und dabei vielleicht noch beleidigend zu werden, bringt gar nichts. Vielmehr sollte man sich überlegen, was das Gegenüber eigentlich meint. Dementsprechend kann man sich zum Beispiel eine Gegenfrage überlegen. Dabei sollten Sie Stil bewahren: einen heftigen Angriff nicht ebenso heftig kontern, sondern stilvoll umformulieren. Das nimmt dem Gegenüber allen Wind aus den Segeln und zwingt ihn dazu, noch einmal zu Ihnen zu sprechen und zwar diesmal in einer ansprechenden Form. Zum Beispiel sagt Ihr*e Chef*in:
Haben Sie keine Augen im Kopf?
Darauf könnten Sie sagen: „Ich habe wohl etwas übersehen?“ Diese Antwort zeigt klar und deutlich, dass der Ton nicht angemessen war und die Wortwahl zu scharf. Dennoch zeigen Sie sich nicht beleidigt, sondern sehen Ihrem Gegenüber in die Augen und zeigen damit Stil.
Gab es den Rock auch in deiner Größe?
Eine weitere gute Möglichkeit ist die des maßlosen Übertreibens. Das wirkt besonders bei Kommentaren, die tatsächlich einen beleidigenden Grundtenor haben, zum Beispiel: „Gab es den Rock auch in deiner Größe?“ Diese Bemerkung zielt darauf ab, Sie zu treffen und vor anderen bloßzustellen. Jetzt bloß nicht abhauen oder selbst beleidigend werden! Das wirkt unreif und niveaulos. Stattdessen kann man diese Aussage komplett ins Lächerliche ziehen, indem man den Kontext ins Unermessliche übertreibt, also in etwa so: „Ich fürchte, meine Größe gibt es einfach nicht.“ Oder: „Tut mir leid, Größe XXL war schon weg.“ Bei diesen Antworten bleibt Ihrem Gegenüber das Lachen garantiert im Hals stecken. Zu übertreiben zeigt auf, dass es maßlos unangebracht war und nicht im Geringsten lustig.
Auch das Zustimmen einer diffusen Aussage kann den Sprecher aus der Fassung bringen. Denn damit hat er sicherlich nicht gerechnet. Dabei ist es wichtig, zu seinem Wort zu stehen und selbstbewusst zu wirken, sonst ist es armselig und unnütz. Zum Beispiel hören Sie die Aussage von der Kollegin:
Du gehst immer so überpünktlich nach Hause.
Darauf könnten Sie zwar lang und breit erklären, warum es Ihrer Meinung nach völlig ok ist, pünktlich zu gehen und dass Ihnen Ihr Privatleben wichtig ist, aber bringt das wirklich etwas? Sie rechtfertigen sich für etwas, das erstens vollkommen legitim ist und zweitens Ihre Kollegin überhaupt nichts angeht. Viel eher würden Sie die Kollegin zum Schweigen bringen, wenn Sie sagen: „Ja, ich habe vor, irgendwann gar nicht mehr zu kommen.“ Oder: „Gut beobachtet, aber daran musst du dich gewöhnen.“ Fangen Sie bloß nicht an, Ihr eigenes Verhalten in Frage zu stellen. Das lässt Sie unsicher wirken und gibt anderen das Gefühl, Sie sind in die Falle getappt.
Lassen Sie sich also nicht verunsichern! Im Grunde sind solche Arten von Kommentaren auch nur eine Form der Suche nach Bestätigung. Niemand, der wirklich im Reinen mit sich und der Umwelt ist, muss unbedingt beleidigende oder unangemessene Kommentare an eine andere Person richten. Dieses Wissen hilft Ihnen hoffentlich, falls Ihnen trotz der Tipps beim nächsten Mal wieder nichts einfällt.