Was ist anders
Schätzungen zufolge sind es ungefähr 30-50 % der Bevölkerung, die sich als introvertiert bezeichnen würden. Während extrovertierte Menschen neue Energie aus dem sozialen Austausch schöpfen, brauchen Introvertierte mehr Rückzug und Ruhe, um zu regenerieren.
Ein Großteil ihrer Energie fließt in Informationsverarbeitung und Reflexion. Spontane Redebeiträge und Smalltalks scheuen diese Mitarbeiter*innen.
Doch zurückhaltende Menschen verfügen auch über viele Stärken, weiß Karriereberaterin Sylvia Löhken, die sich auf das Coaching introvertierter Persönlichkeiten spezialisiert hat.
Viele verfügen über ein gutes analytisches Denken. Deshalb beschäftigen sie sich gern längere Zeit intensiv mit einem Projekt. Außerdem haben sie oft einen langen Atem und arbeiten konzentrierter. Dadurch sind sie ein Gewinn für jedes Unternehmen.
Auch eine Führungsposition muss für introvertierte Persönlichkeiten kein unerreichbares Ziel bleiben. Hinter vielen unscheinbaren Arbeitnehmern steckt oft die Fähigkeit, sich großes Expertenwissen anzueignen. Sie sind gute Zuhörer und verfügen häufig über viel Empathie. Dadurch können sie besser auf ihre Mitarbeiter*innen eingehen und sind deshalb bei ihnen beliebt.
Auf Stärken konzentrieren
Extrovertierte Kollege*innen gelingt es oft besser, sich im Arbeitsalltag durchsetzen und die Aufmerksamkeit mit viel Charme, Enthusiasmus und Selbstdarstellung auf sich lenken.
Trotzdem sollten auch Mitarbeiter*innen, die nicht einfach ein lockeres Gespräch mit dem Chef beginnen und denen die Kollegen nicht bei jeder Konferenz an den Lippen hängen, ihre Stärken erkennen und nutzen.
Ihre Eigenschaften sind ebenfalls wertvoll und können sie in der Arbeitswelt nach vorne bringen.
1. Wenn es Ihnen schwer fällt, eine überzeugende Kommunikationsform zu finden, dann versuchen Sie nonverbal auf andere einzugehen. Ein freundliches Lächeln oder ein Nicken kann bereits viel bewirken und vermittelt, dass auch Sie am Geschehen teilnehmen und weder arrogant noch desinteressiert sind.
2. Auch wenn Sie sich in Meetings nicht zu Wort melden, sollten Sie gut sichtbar und aufrecht sitzen, um Interesse zu signalisieren.
3. Um sich selbst herauszufordern, könnten Sie sich auch zum Ziel setzen, mindestens einen Wortbeitrag einzubringen. Bereiten Sie Ihr Vorhaben mit Notizen vor! Wenn Sie dieses Thema Ihrer Leitungsperson vorher per Email vorschlagen und ihm mitteilen, dass Sie es unbedingt besprechen möchten, können Sie zudem keinen Rückzieher machen. Bei einem angenehmen Verhältnis zu Ihrer Leitungsperson können Sie vielleicht auch weitere Probleme ansprechen. Zum Beispiel fühlen sich introvertierte Menschen im Großraumbüro oft überstimuliert und können sich schlecht konzentrieren. Sprechen Sie mit Ihrer Leitungsperson über Ihre Situation und fragen Sie nach einem ruhigen Arbeitsplatz. Wenn es keine andere Möglichkeit gibt, können Sie sich vielleicht auch kurz in einen unbenutzten Raum zurückziehen oder ab und zu im Home-Office arbeiten.
Die richtige Balance
4. Es ist wichtig, dass Sie sich selbst herausfordern, um nicht ganz in den Hintergrund zu geraten. Wenn ein Rückzug zu stark vollzogen wird, kann das in eine soziale Isolation führen, die ihre Karriere gefährdet.
5. Auf die richtige Balance kommt es an. Sorgen Sie nach viel Anspannung für Entspannung.
6. Wenn Ihnen wahllose Smalltalks nicht liegen, ist es nicht verkehrt, ein tiefes Gespräch mit einer Person zu führen. Vielleicht erinnert sich der oder die Gesprächspartner*in am Ende gerade deshalb an diesen besonderen Austausch.
7. Auch um Vorträge werden Sie nicht immer drum herumkommen, trotzdem Sie das Rampenlicht scheuen. Doch es kommt nicht nur auf eine extrovertierte Vortragsweise an. Am Ende zählt, ob das Thema sorgfältig herausgearbeitet wurde. Bereiten Sie den Vortrag deshalb gründlich vor, damit Sie sich sicher fühlen!
8. Als introvertierte Führungskraft sollten Sie nicht zu konfliktscheu reagieren. Besonders als Führungskraft ist es wichtig, Verantwortung zu übernehmen. Nur so können Sie Anderen zeigen, wofür Sie stehen und bleiben dabei glaubwürdig.
Fazit
Introvertierte Persönlichkeiten haben es vielleicht schwerer von Vorgesetzten und Kolleg*innen wahrgenommen zu werden. Doch auch sie haben Stärken, die sie nutzen können, um von sich zu überzeugen. Finden auch Sie Ihre Vorzüge und wachsen über sich hinaus!
Quellen
- Introvertiert und Chef – das geht via spiegel.de
- So punkten Introvertierte im Job via sueddeutsche.de
- So machen Introvertierte Karriere via zeit.de
Buchtipp:
Dembling, Sophia: Die Macht der Stille. Wie introvertierte und hochsensible Menschen ihre Besonderheiten erkennen, verstehen und nutzen können. Mvgverlag, 2015.