Der Vortrag „Juristisches Verhandeln“ von LL.M. Gerd Ley ist Bestandteil des Kurses „Rhetorik für Jurist*innen“. Der Vortrag ist dabei in folgende Kapitel unterteilt:
Verhandlungsgeschick ist eine Fähigkeit, die wir bereits in der Kindheit besitzen und nutzen. Im Erwachsenenleben besitzen wir sie immer noch. Dennoch sind wir oft nicht mehr so erfolgreich in Verhandlungen, wie in der Kindheit. Woran liegt das?
Welche Fragen sollte ich mir vor einer Verhandlung stellen, um erfolgreich zu sein?
Was unterscheidet die Position von dem Interesse?
Welcher Grundsatz ist einer des Harvard-Verhandlungsprinzips?
Welche beiden Verhandlungstypen unterscheidet man im Wesentlichen und wodurch zeichnen sie sich aus?
Das Rad der klassischen Konfliktlösungsformel ist ein Modell, das den Konflikt als Kreislauf beschreibt. Durch welches Verhalten kann dieser Kreislauf möglicher Weise durchbrochen werden?
Was verstehen sie unter dem Phasenmodell der Eskalation?
Welche Aussagen zum Phasenmodell der Eskalation treffen zu?
Was verstehen Sie im Zusammenhang mit Verhandlungen unter Optionen?
Was sollte mein Ziel sein, wenn ich in eine Verhandlung gehe, um möglichst erfolgreich zu sein?
Welche vier Schritte sollte ich nutzen, um meine Optionen zu vervielfältigen?
Welche Überlegungen sollte ich anstellen, wenn ich die schwächere Partei in einer Verhandlung bin?
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... 58. Die vier Grundprinzipien 1. Menschen und Probleme getrennt voneinander behandeln ...
... konfrontativ kooperativ vermitteln (mediation). Interessenausgleich Recht vorschlagen (conciliation) ...
... Was ist verkehrt? Symptome? Unerwünschte Tatsachen Theorie Realität. 2. Schritt: Analyse: Diagnostizieren, ...
... Die Chancen hierfür sind indessen sehr überschaubar. Insoweit liegt die Konzentration dann auf der Strafmaßverteidigung oder auf der Möglichkeit, auch in der Hauptverhandlung zu einer Verfahrenseinstellung zu kommen. Ob und inwieweit das gelingt, ist immer eine Frage der individuellen Fähigkeit Verhandlungen zu führen. Dasselbe gilt natürlich auch bei allen anderen Formen des Verhandelns. Ob es Vertragsverhandlungen sind, die durch einen Anwalt vorgenommen werden oder sonstige Verhandlungen, die Mechanismen sind so ziemlich alle gleich. Warum scheitern viele Verhandlungen? Diese Frage lässt sich unschwer beantworten. ...
... Das gilt insbesondere dann, wenn beide Verhandlungstypen ohne eine vergleichbare Struktur in die Verhandlung gehen. Professionelle Verhandler orientieren sich heute im Wesentlichen an dem sog. Harvard-Konzept. Lassen mich Ihnen zunächst vorstellen, wie die klassischen Formen der Konfliktlösung aussehen. Es besteht sicher kein Dissens darüber, dass jeder Fall, der vor Gericht landet, auch einen Konflikt darstellt. ...
... Wie das Rad der klassischen Konfliktlösung zeigt, haben wir es mit einem Kreislauf zu tun. Selbst dann, wenn Macht, also Vernichtung und konfrontatives Verhandeln, nicht funktioniert, werden sich die Parteien irgendwann an den Verhandlungstisch begeben, weil sie festgestellt haben, dass sie mit Machtspielen nicht weiterkommen. Am Ende der Verhandlung steht dann ein gemeinsames ...
... Letztlich handelt es sich dann nur noch um einen Kraftakt, um Machtgerangel. Jeder hat recht. Keiner will aufgeben. Das hat dann mit Verhandeln nichts mehr zu tun. Glasl beschreibt die letzten Phasen als lose-lose-Situation. Keiner gewinnt. Alle verlieren. Auch das Gericht. Nämlich an Ansehen. Der Richter stellt seine Reputation aufs Spiel. Der Anwalt muss sich möglicherweise vorhalten lassen, dass er die Grenzen seiner Möglichkeiten nicht mehr gesehen hat oder vielleicht noch Schlimmeres. Das sind Ergebnisse von Verhandlungen, die nicht zielführend sind. Sie bringen keine Ergebnisse hervor, bei denen jede Partei sagen kann: „Mit diesem Ergebnis kann ich ...
... ist für uns die Feststellung, dass unsere Verhandlungspartner in erster Linie Menschen sind. Wir vergessen dabei oft eine Grundtatsache. Die Gegenseite besteht nicht aus abstrakten Repräsentanten, sondern aus Menschen, die von ihren Gefühlen, Ängsten, Sorgen, Werten, Hoffnungen oder Befürchtungen geleitet werden. Sie stammen aus unterschiedlichen Berufsgruppen, haben unterschiedliche, z.T. gegensätzliche Standpunkte und vor allem, sie sind nicht im Voraus berechenbar. Das gilt allerdings auch für Sie selbst! Sie erwarten von Ihrem Gegenüber Rücksichtnahme, Fairness etc. Das funktioniert allerdings nur dann, wenn Sie dazu selbst bereit sind. Macht Ihr Gegenüber einen Fehler oder vertritt er einen Standpunkt, den Sie selbst nicht teilen oder er liegt sogar ...
... Jetzt reicht’s mir aber wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ Sie sehen also was passiert, wenn Sie die Absichten anderer aus Ihren eigenen Befürchtungen ableiten. Ebenso wenig ist es professionell, wenn Sie die Schuld an Ihren eigenen Problemen der Gegenseite zuschieben. Es ist immer genial, wenn sich jemand findet, der an meinen Problemen die Schuld trägt. Das wirkt aber häufig unglaubhaft und zeugt nicht wirklich von einer ausgeprägten Persönlichkeit. Sie wollen Nachhaltigkeit erzielen? Dann beteiligen sie die Gegenseite an dem Ergebnis. Sorgen Sie dafür, dass sie sich am Verhandlungsprozess beteiligt. ...
... Das Beharren auf Positionen verhärtet die Fronten und führt zu keinem Ergebnis. Hinter allen Positionen, die wir in Verhandlungen vertreten, stehen Interessen. Das bedeutet im Klartext, dass die Positionen, an denen wir uns so gerne festbeißen, jederzeit veränderbar sind. Die Interessen hingegen können nicht verändert werden. ...
... Die eine Tochter will sich einen Orangensaft auspressen. Die andere benötigt nur die Schale, die sie reiben will, um einen Kuchen zu backen. Somit erhielt die eine Tochter die gesamte Orange für Ihren Saft und die andere Tochter die Schale für ihren Kuchen. Beide waren mit dem Ergebnis hochzufrieden. Ich denke, dass dieses Beispiel ausreicht, um diesen Punkt zu verdeutlichen. Bestehen Sie auf der Anwendung neutraler Beurteilungskriterien. Hierauf soll nur kurz eingegangen werden, obwohl dieses Kriterium nicht ganz unwichtig ist. Eine ausführliche Erörterung verbietet indessen das Anliegen dieses Kurses. ...
... Bei jeder Verhandlung gibt es Realitäten, die Sie nicht ändern können. In diesen Fällen kann geschicktes Verhandeln zweierlei Ziele erreichen: Sie kann Sie davor schützen, ...