Fact-Checking: der Umgang mit PR von Markus Reiter

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Über den Vortrag

Die Landespressegesetze verlangen von jedem Journalisten Sorgfalt. PR-Leute kennen viele Tricks, um Journalisten zu ködern und zu manipulieren. Dieser Vortrag verrät Ihnen die Wichtigsten.

Der Vortrag „Fact-Checking: der Umgang mit PR“ von Markus Reiter ist Bestandteil des Kurses „Journalistisches Handwerk erlernen“. Der Vortrag ist dabei in folgende Kapitel unterteilt:

  • Was Sie auf PR-Tricks reinfallen lässt
  • Kritischer Umgang mit Material
  • Verführung durch Sprache

Quiz zum Vortrag

  1. Zeitmangel
  2. Interner Druck in der Redaktion
  3. Unwissenheit
  4. Geschickte PR
  5. Faulheit
  1. Interessengeleitete Kommunikation nach außen
  2. Faktenvermittlung von Unternehmen an die Öffentlichkeit
  3. Gezielte Öffentlichkeitsarbeit
  4. Medienbasierte Präsentation von Körperschaften
  1. Kritischer Umgang mit Material
  2. Gute persönliche Kontakte zu potentiellen Informationsgebern pflegen
  3. Quellen müssen stets zitiert werden
  4. Sich bei Dritten über die Vertrauenswürdigkeit bestimmer Informationsgeber versichern
  1. Oft werden Umfragen fälschlicherweise als Studien deklariert.
  2. Eine Studie muss von einer wissenschaftlichen Institution ausgehen.
  3. Eine Studie muss wissenschaftlichen Kriterien entsprechen, wie z.B. Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit.
  4. Studien behalten ihre Gültigkeit, sodass sie auch nach Jahren noch zitiert werden können.
  1. Journalisten sollen informieren, nicht manipulieren.
  2. Nutzen!
  3. Man soll nicht übertreiben, so sehr lassen sich Menschen durch Sprache nun wirklich nicht manipulieren.
  4. Sie sollten in der Lage sein, sprachliche Manipulationsversuche von Informationsgebern zu hinterfragen bzw. zu durchschauen.
  1. Mathematische Kurven
  2. Diagramme
  3. Tabellen
  4. Symbole
  5. Zahlenreihen
  1. Sind manipulativ, da einseitig fokussiert
  2. Sind selten repräsentativ aufgrund sehr begrenzter Parameter
  3. Schaden dem Image des Inauftraggebers der Umfrage
  4. Führen zu falschen Schlüssen
  1. Statistik
  2. Interview
  3. Studie
  4. Beobachtung

Dozent des Vortrages Fact-Checking: der Umgang mit PR

 Markus Reiter

Markus Reiter

Markus Reiter ist Schreibtrainer für Redaktionen und Unternehmen sowie Experte für Relaunches von Zeitungen und Zeitschriften. Er hat knapp ein Dutzend Zeitungen und Zeitschriften bei ihrer Neupositionierung beraten.

Er absolvierte ein Studium der Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Geschichte an den Universitäten Bamberg, Edinburgh und der FU Berlin mit Abschluss Diplom-Politologe. Nach einem Tageszeitungs-Volontariat war er freier Mitarbeiter u. a. für das Deutsche Allgemeine Sonntagsblatt, die Neue Zeit und die Berliner Morgenpost. Später arbeitete er als PR-Berater für Politiker in europäischen Projekten, als Reporter und stellvertretender Chefredakteur von Reader's Digest Deutschland und Feuilletonredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von Januar 2003 bis September 2006 war Markus Reiter Chefredakteur und Mitglied der Geschäftsleitung der WortFreunde Kommunikation.

Er arbeitet als Dozent in der Aus- und Weiterbildung von Journalisten an mehreren Journalisten-Akademien, darunter der Akademie der Bayerischen Presse, der Akademie des Deutschen Buchhandels, bei der Arbeitsgemeinschaft Journalistische Berufsbildung (JBB) der südwestdeutschen Zeitungsverleger und des DJV, beim Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-Verband und vielen anderen.

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Auszüge aus dem Begleitmaterial

... „Ist das nicht ein eindrucksvoller Beweis für die Güte der Götter?“, fragten Priester vor rund 2500 Jahren den atheistischen griechischen Philosophen Diagoras von Melos. Sie wiesen dabei auf die vielen Votivtafeln, die dankbare gerettete Schiffsbrüchige ihrem Tempel gespendet hatten. Der Philosoph zeigte sich wenig beeindruckt. „Und wo sind die Tafeln der Ertrunkenen?“, soll Diagoras zurückgefragt haben. Der antike Denker ist damals nicht auf den cleveren Propagandacoup der Priester hereingefallen. ...

... im Auftrag des Internetportals der „Apotheken Umschau“ wurde bei Sueddeutsche.de eine „Studie“ durchgeführt, die einen „wissenschaftlichen Beweis“ liefere. Laut Pressemitteilung der Apotheken-Umschau wurden die Teilnehmer an der Umfrage (immerhin 1.982 zufällig ausgewählte Personen bei einer Grundgesamtheit „Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland über 14 Jahre“) gefragt, ob sie sich im Schwimmbad oder am Strand in Badebekleidung zeigen würden. 81,8 Prozent der männlichen Befragten gaben an, sie hätten „keinerlei Hemmungen“ dies zu tun. Schwupps, wurde daraus ein ganzer Online-Artikel gedrechselt. ...

... Es hätten natürlich die Kollegen von „Bild.de“ einmal nachfragen können, warum aus einer Umfrage (in diesem Falle noch nicht einmal einer repräsentativen) auch hier eine „Studie“ wurde. Warum überhaupt der Urlaubsanspruch in Europa durch eine Umfrage erhoben wird. Der Vergleich gesetzlicher Urlaubsansprüche ergibt nämlich, dass er in Italien bei 22 Arbeitstagen liegt, in Deutschland bei 20 Arbeitstagen und in Schweden bei 25. In Frankreich und Spanien liegt er bei 30 Tagen - allerdings Kalendertagen. ...

... Grund genug, Vorbereitungen zu treffen.“ Nun hätte der kritische Journalist fragen können: Wie errechnet man die Wahrscheinlichkeit einer Währungsreform? Welche Daten liegen einer solchen Berechnung zugrunde? Und wieso erscheint es so völlig logisch, dass diese Wahrscheinlichkeit jedes Jahr um genau diese drei Prozent wächst? Wieso spielen offenbar keinerlei andere Faktoren eine Rolle? Bedeutet dies, dass 2012 die Wahrscheinlichkeit bei 12 Prozent liegt, 2013 bei 15 Prozent, 2014 bei 18 Prozent, 2015 bei 21 Prozent und so weiter? ...

... 4. Bei vielen Behauptungen in PR-Veröffentlichungen muss man nicht einmal nachrechnen, sondern es genügt, die Logik der Behauptung zu überdenken. Außerdem sollte man überprüfen, ob die genannten Parameter sinnvoll gewählt sind. In vielen Fällen von PR-Tricks erweist sich die Rechnung an sich als korrekt, nur geht sie von völlig falschen Voraussetzungen aus. Journalisten können ein Gespür für solche Tricks übrigens sehr gut im Alltag trainieren, zum Beispiel beim Einkaufen. Nehmen wir an, eine 35-jährige Journalistin überlegt im Supermarkt, ob sie einen Energieriegel der Marke „Corny free“ erwerben soll. ...

... dass die Einkommen von Familien nicht nur durch die Sozialversicherungspflichten übermäßig belastet wurden, sondern gleichermaßen auch durch den steigenden Anteil der Verbrauchssteuern, die Familien ebenfalls besonders belasten.“ In der folgenden Frage geht der Chefredakteur bereitwillig auf dieses Erklärungsmuster ein. Dabei hängen die Zahlen eben nicht „ganz einfach“ zusammen, und schon gar nicht ist es eindeutig, dass höhere Verbrauchssteuern zu Kinderarmut führen. Hier gibt es drei alternative Erklärungen: Erstens ist die Sozialgesetzgebung seit den 1970er Jahren erheblich ausgeweitet worden. Es könnte also sein, dass es allein deshalb schon mehr Anspruchsberechtigte gibt. ...

... Das ist ihr gutes Recht. Die Ärztelobby etwa interpretiert die Einkommensentwicklung ihrer Berufsgruppe stets so, dass man die gesamte Ärzteschaft am Hungertuch nagen sieht. Unternehmerorganisationen belegen bei jedem Eingriff des Staates anhand von Zahlentabellen die schwindende Wettbewerbsfähigkeit ihrer Mitglieder, bei Bedarf allerdings auch, wenn der Staat nicht eingreift. Und auch der DGB muss hin und wieder ein wenig Panik schüren. Nur sollten Journalisten nicht darauf hereinfallen. So fiel der Frankfurter Rundschau eine Studie des DGB zur Arbeitslosigkeit von Abiturienten in die Hände ...

... Wenn man nur nahe genug heranzoomt, sieht etwa in der Statistik eines Unternehmens für häusliche Sicherheitstechnik eine Steigerung von 68 auf 70 Einbrüche wie ein gewaltiger Zuwachs aus. Auch wenn in den Redaktionen ein großer Zeit- und Arbeitsdruck herrscht, verhindern logisches Nachdenken und kritische Fragen, ...