Daumenlutschen Das Kind »erfasst« die Welt vom ersten Tag des Lebens an mit seinem Mund: Es saugt, um zu leben. Erst erheblich später greift es mit seinen Händchen nach allem — und steckt alles, was es ergreift, in den Mund, der immer noch das wichtigste Organ zum »Erfassen« (jetzt: zum Vertrautwerden mit einem fremden Gegenstand) ist, bis schließlich die Hände allein genügen, um alles zu »erfassen«, zu »begreifen« — zu verstehen. Bei manchen Kindern bleibt diese Verhaltensweise länger bestehen: Die Finger oder der Daumen werden als lieber, noch vertrauter Gegenstand in den Mund gesteckt. Namhafte Kinderärzte sind sogar der Auffassung, dass es vielen Kindern, die besonders hartnäckig lutschen, an Mutterliebe mangelt. Der kleine Konflikt löst sich mit dem Älterwerden meist von selbst; das Lutschen wird nach und nach aufgegeben (je mehr man es überbewertet, umso später).
Ein Problem besteht in der Verschiebung der durchbrechenden Zähne und der Verformung der Kiefer. Die weitaus größte Anzahl aller »offenen Bisse«, bei denen sich die gegenüber liegenden Zähne bei geschlossenen Kiefern nicht berühren, sind auf Lutschgewohnheiten zurückzuführen (Kieferanomalien).
Leichte Fälle von Fingerlutschen brauchen nicht zu beunruhigen; schwere sollten mit einem erfahrenen Kinderarzt besprochen werden.