Entzündung Die Entzündung ist ein höchst komplexer Prozess, dem eine örtlich begrenzte Abwehrreaktion des Körpers gegen Angriffe aller Art - lebende Krankheitserreger und deren Gifte, Fremdkörper und andere schädliche Einflüsse - zu Grunde liegt. Der menschliche Körper verfügt über ein umfangreiches Abwehrsystem (Immunsystem), bei dem die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) - gewissermaßen die Polizei des Körpers - die entscheidende Rolle spielen. Sie sind in der Lage, eingedrungene Krankheitserreger unschädlich zu machen. Deshalb werden zu Beginn einer Entzündungsreaktion die Blutgefäße im betroffenen Gebiet erweitert, um so die Blutzufuhr zu erhöhen. Zudem verengen sich die ableitenden Venen und erzeugen eine Blutstauung, was bedeutend mehr weiße Blutkörperchen am Ort des Geschehens konzentriert. Arterien sind nun aber nicht dicht wie Gummischläuche, vielmehr können die weißen Blutkörperchen zusammen mit Blutflüssigkeit und darin vorhandenen Antikörpern aus der Blutbahn in das umliegende Gewebe austreten - man nennt dies »Exsudation« oder »Ausschwitzung« - und eingedrungene Kleinstlebewesen unschädlich machen. Überdies bildet der Körper nach und nach um das betroffene Gebiet - gleichsam zur Abgrenzung - einen massiven Wall aus Bindegewebszellen.
5 Symptome kennzeichnen den Entzündungsvorgang: Rötung, Erwärmung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit und eingeschränkte Funktion. Die Rötung kommt durch eine örtliche Erweiterung der Blutgefäße zu Stande, wobei der lebhaftere Blutzustrom zu der erkrankten Stelle diese zugleich auch wärmer erscheinen lässt. Die Schwellung wird durch den Austritt weißer Blutkörperchen (Leukozyten) aus den Blutgefäßen und durch eine Ansammlung von Gewebsflüssigkeit hervorgerufen. Der Druck dieser Ansammlung auf die feinen Nervenenden bedingt die Schmerzhaftigkeit. Schwellung und Schmerzhaftigkeit zusammen verursachen die Funktionseinschränkung, zum Beispiel die Herabsetzung der Beweglichkeit eines entzündeten Gelenks.
Klingt die Entzündung schnell wieder ab, so bilden sich diese Erscheinungen bald wieder zurück. Erfordert die Abwehr eingedrungener Mikroorganismen jedoch eine stärkere Ansammlung weißer Blutkörperchen, die dann im Kampf gegen die Entzündungserreger zu Eiterkörperchen werden, so entsteht inmitten des Entzündungsherdes eine »eitrige Einschmelzung«, die oft zur deutlich umschriebenen Eiteransammlung im Gewebe, zum Abszess, wird. Breitet sich die Eiterbildung, gleichmäßig im Zellgewebe weiterkriechend, zunächst ohne sichtbare Begrenzung aus, so spricht man von einer Phlegmone. Ergießt sich der Eiter in eine vorhandene Körperhöhle, beispielsweise in die Kieferhöhle oder die Gallenblase, so hat man es mit einem Empyem zu tun.
Ob man eine Entzündung mit Wärme oder Kälte behandeln soll, hängt davon ab, in welchem Stadium sie sich befindet und was man mit der Behandlung erreichen möchte. Kommt es darauf an, die akuten Entzündungserscheinungen - Rötung, Schwellung, Schmerzhaftigkeit - möglichst rasch wieder zum Abklingen zu bringen, ist die Anwendung von Kälte angezeigt. Stellt sich aber bei näherem Untersuchen heraus, dass es im Bereich der Entzündung bereits zu den ersten Anzeichen einer Eiterbildung gekommen ist, so kann man nicht mehr erwarten, diese Vorgänge spurlos zum Rückgang bringen zu können. Man wird deshalb besser daran tun, die Eiterbildung - in der Hoffnung, dass sie sich dann auf den kleinen Bezirk ihres ersten Auftretens beschränkt - zu fördern. Dazu dient die Anwendung von Wärme. Bei der Behandlung infektionsbedingter Entzündungen steht heute die Chemotherapie an erster Stelle; sie wird zweckmäßigerweise durch Mittel unterstützt, die die allgemeinen oder örtlichen entzündlichen Reaktionen aktiv dämpfen, ohne deswegen die natürlichen Abwehrkräfte zu lähmen.
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