Psychotherapie Oberbegriff für alle Formen der Behandlung von psychischen (seelisch-geistigen) und psychosomatischen (seelisch-körperlichen) Störungen und Erkrankungen. In der Psychotherapie ist vor allem das Wort die Arznei! Eine Erfolg versprechende Psychotherapie, deren Ausübung besonders ausgebildeten Personen vorbehalten ist, setzt daher eine gewisse Einsicht und einen gehobenen geistigen Horizont des Patienten voraus.
Folgende psychotherapeutische Formen bzw. Verfahren werden unterschieden: Psychoanalyse, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, Familientherapie, Psychodrama sowie verschiedene Entspannungstechniken wie z. B. das autogene Training.
Bei zudeckenden Verfahren - Suggestion (geistige Beeinflussung durch einen anderen), Autosuggestion (Selbstbeeinflussung) und Hypnose (Zwangsschlaf) - wird die Heilung dadurch angestrebt, dass der Patient mit Vorstellungen erfüllt wird, die seine Gesundung fördern. Auf die Aufdeckung seelischer Konflikte wird verzichtet, diese bleiben zugedeckt. Nur die augenscheinlich leib-seelischen Störungen werden beeinflusst.
Bei übenden Verfahren - autogenes Training (konzentrative Selbstentspannung), Gymnastik, Massage, Atemschulung - soll die Heilung durch Entspannung und Übung erreicht werden. Diese Verfahren stellen eine enge Verbindung zwischen dem Kranken und seinem Körperleben her, was gerade für Neurotiker sehr wichtig ist, die von ihrem Körper oft nichts wissen wollen. Werden derartige Verfahren in der Gruppenarbeit angewandt, so sind sie außerdem noch mit dem heilsamen Erlebnis der Gemeinschaft und mit einer Erleichterung der Kontaktgewinnung verbunden.
Bei aufdeckenden Verfahren - Psychoanalyse und die aus ihr entwickelten Richtungen - soll das seelische Kräftespiel aufgedeckt und dadurch der Weg für die Heilung freigemacht werden.
Bei gestaltenden Verfahren zeichnet, knetet und modelliert der Kranke in entspannter Haltung einfach drauflos, ohne sich dabei allzu viel zu denken. Die dabei entstehenden Produkte soll der Patient später selbst deuten und mit dem behandelnden Psychotherapeuten besprechen. Das Wesentliche an diesen Übungen ist, dass aus Leben und Erleben Form wird. Dadurch kommt es zu einer seelischen Entlastung und zu einer Anregung der Entwicklung der Persönlichkeit. Auch das Führen eines Tagebuchs gehört hierher.
Für einige andere psychotherapeutische Verfahren liegt bisher kein wissenschaftlicher Nachweis ihrer Wirksamkeit vor. Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Psychotherapie ist in jedem Fall eine stabile emotionale Beziehung zwischen Therapeut und Betroffenem und dessen aktive Mitarbeit.