Hodenhochstand Normalerweise sollen die während der Embryonalentwicklung in der Bauchhöhle gebildeten Hoden 3-4 Wochen vor der Geburt in den Hodensack gewandert sein. Bei 2-4 Prozent der rechtzeitig und 20 Prozent der früh geborenen Knaben erfolgt diese Normalisierung jedoch erst in den ersten Lebenswochen. Am Ende des ersten Lebensjahres ist dann allerdings bei weniger als jedem 100. Jungen der Hoden noch nicht in den Hodensack gerutscht. Der Hodenhochstand kann einen oder beide Hoden betreffen, und man spricht, je nachdem, ob der Hoden im Bauchraum oder im Leistenkanal stecken geblieben ist, von einem Bauchhoden oder einem Leistenhoden.
Eine Sonderform stellt der so genannte Gleithoden dar. Hier lässt sich der Hoden durch leichten Druck aus dem Leistenkanal bis an den Ansatz des Hodensacks schieben, gleitet jedoch, wenn man ihn loslässt, sofort wieder zurück, da ihn ein zu kurzer Samenstrang nach oben zieht. Von einem Pendelhoden oder wandernden Leistenhoden spricht man, wenn die Hoden wechselnd im Leistenkanal oder im Hodensack zu finden sind. Ursächlich können neben Anomalien des Samenstrangs oder Leistenkanals auch Störungen der Hormonproduktion — sowohl der Mutter während der Schwangerschaft als auch des Kindes — zu Grunde liegen. Zusätzlich wird eine erbliche Veranlagung vermutet.
Da für die Entwicklung der Spermien sowohl der Druck als auch die Temperatur im Bauchraum zu hoch sind, können bei einem Hodenhochstand keine funktionierenden Samenzellen gebildet werden. Da zudem derartige Hoden häufiger als normal entwickelte dazu neigen, einen Hodenkrebs zu bekommen, kann der Zustand nicht einfach so belassen werden.
Während ein Pendelhoden die Zeugungsfähigkeit nicht beeinträchtigt und nicht behandlungsbedürftig ist, müssen alle anderen Formen des Hodenhochstandes vor Ende des 2. Lebensjahrs beseitigt werden. Hierzu wird zuerst eine Hormontherapie versucht (mit Choriongonadotropin = HCG; einem Plazentahormon, das intramuskulär gespritzt wird); neuerdings auch mit einem Nasenspray, der einen Hormonfaktor enthält. Bleibt diese Therapie erfolglos, was in 80-90 Prozent der Fälle vorkommt, muss der Hoden noch im 2. Lebensjahr operativ in den Hodensack verlagert und dort fixiert werden.
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