Lexikon

Schwangerschaft

Definition Schwangerschaft

auch bekannt als: Gravidität

Schwangerschaft Ebenso wie die Entbindung ist die Schwangerschaft ein natürlicher Vorgang, der mit einer Krankheit nichts zu tun hat. Allerdings können Schwangerschaft und Geburt mit einem erhöhten Risiko für Mutter und Kind belastet sein (Risikoschwangerschaft). Solche Risiken können zu einem großen Teil vermieden oder zumindest rechtzeitig erkannt werden, wenn die werdende Mutter regelmäßig an den Vorsorgeuntersuchungen (Schwangerschaft, Vorsorgeuntersuchungen) teilnimmt. Neuesten Untersuchungen zufolge sinkt die körperliche Leistungsfähigkeit während der Schwangerschaft keineswegs ab, sondern nimmt sogar zu; eine Schwangerschaft wirkt ähnlich wie ein Ausdauertraining und begünstigt die Dauerbelastungsfähigkeit. Der ganze mütterliche Organismus - nicht nur die Geschlechtsorgane - erfährt in der Schwangerschaft Veränderungen, die nützlich und notwendig sind. Durch die Entwicklung des Plazentakreislaufs und die Größenzunahme der Gebärmutter kommt es vor allem zu Umstellungen des Herz-Kreislauf-Systems: Zunahme der Blutmenge, Erhöhung des Herzminutenvolumens (Blutmenge, die pro Minute vom Herzen weitergepumpt wird); Zunahme der Pulsfrequenz; Schwankungen des Blutdrucks; Neigung zum Kollaps im Stehen; Druckanstieg in den Venen, dadurch Verstärkung schon vorhandener oder Bildung neuer Krampfadern (an den Beinen, im Bereich der äußeren Geschlechtsorgane, am After als Hämorriden) und weitere Funktionsstörungen: Erhöhung der Atemfrequenz und Neigung zu Atemnot bei körperlicher Anstrengung; Zuckerausscheidung mit dem Urin; Erweiterung der Harn ableitenden Wege (Nierenbecken, Harnleiter) mit Neigung zu einer Nierenbeckenentzündung; Reizzustände der Mundschleimhaut; vermehrter Speichelfluss; Sodbrennen (bei ungefähr 50 Prozent der Schwangeren; die Ursache ist keine Übersäuerung des Magensaftes, sondern ein Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre); Verlagerung des Magens im letzten Drittel der Schwangerschaft, dadurch erhöhtes Völlegefühl; Verstopfung; Hautveränderungen (verstärkte Pigmentbildung an Brustwarzen, Scheideneingang, After, Nabel sowie manchmal im Gesicht; blaurote Schwangerschaftsstreifen am Bauch, an den Hüften, an den Brüsten und am Gesäß); Blutarmut; gesteigerte Neigung zur Blutgerinnung; Stoffwechselveränderungen; Vergrößerung der Schilddrüse; psychische Veränderungen (»Launen«; Stimmungsschwankungen; leichte Depressionen usw.).

Am gravierendsten sind jedoch die schwangerschaftsbedingten Veränderungen der Geschlechtsorgane: Größenzunahme der Gebärmutter, wobei sich zuerst der Gebärmutterhals verfestigt, dessen Gewebe erst kurz vor Schwangerschaftsende durch Wasseraufnahme wieder aufgelockert wird; blauviolette Verfärbung der Schleimhaut der Scheide und der äußeren Scham sowie Auflockerung der sonst starren Knochenverbindungen am Becken.

Die Schwangerschaft dauert normalerweise 280 Tage (oder 40 Wochen oder 10 Mondmonate zu 28 Tagen), gerechnet vom 1. Tag der letzten Menstruation an. In den ersten 10 Wochen bezeichnet man die Leibesfrucht als Embryo. In diesem Zeitraum werden die Organe angelegt, so dass gegen Ende der Embryonalzeit alle Organe sowie Augen, Ohren und Gliedmaßen ausgebildet sind. Vom Abschluss der Organentwicklung bis zur Geburt nennt man das Ungeborene Fetus. In dieser Phase entwickeln sich die Organe bis zur Geburtsreife weiter. Gegen Ende der Schwangerschaft braucht das Ungeborene nur noch zu wachsen und an Gewicht zuzunehmen; ab der 28. Woche ist es im Prinzip lebensfähig (Frühgeburt). Jedoch treten je nach Reifungsgrad unterschiedlich starke Probleme, vor allem im Zusammenhang mit Atmung und Nahrungsaufnahme, auf.

Den Tag der Geburt kann man mit einiger Sicherheit berechnen, wenn man vom 1. Tag der letzten Menstruation 3 Monate zurückrechnet und dann 7 Tage hinzuzählt. Beispiel: Die letzte Menstruation - vor der Befruchtung - begann am 10. Juli; 3 Monate zurück ergibt den 10. April; 7 Tage dazu ergibt den 17. April. Das Kind ist also etwa am 17. April des nächsten Jahres zu erwarten. Wenn zufälligerweise der genaue Empfängnistermin bekannt ist, rechnet man zu diesem 267 Tage (oder 38 Wochen) hinzu und ermittelt so den Geburtstermin. Man muss jedoch bedenken, dass nur etwa 5 Prozent aller Schwangeren an dem errechneten Geburtstermin tatsächlich ihr Kind zur Welt bringen; drei Viertel aller Geburten ereignen sich bis zu 2 Wochen früher oder später! Daneben gibt es noch andere Faktoren, die als Anhaltspunkte zur Berechnung des Geburtstermins herangezogen werden können:

  • Die ersten Kindsbewegungen treten bei Erstgebärenden Ende der 20. und bei Mehrgebärenden schon in der 18. Schwangerschaftswoche auf.
  • Das Herz beginnt in der 9. Schwangerschaftswoche zu schlagen.
  • Die Gebärmutter reicht bei einer unauffälligen Einlingsschwangerschaft am Ende der 24. Schwangerschaftswoche bis zum Nabel.
  • Größe von Fruchtblase und Embryo können bereits in der 8. Schwangerschaftswoche mit Ultraschall ermittelt werden.
  • Zwischen der 16. und 22. Schwangerschaftswoche ist mittels Ultraschall auch die Messung des kindlichen Schädeldurchmessers und Brustkorbumfangs möglich.

Der Embryo rollt sich in seiner Fruchtblase so ein, dass er etwa die Form eines Eis annimmt: Der Rücken ist gekrümmt, das Kinn stark gegen die Brust gezogen, die Arme sind über der Brust verschränkt und die Oberschenkel an den Bauch gezogen, wobei die Unterschenkel über Kreuz gehalten werden - eine Haltung, die das Kind auch nach der Geburt noch für längere Zeit gern einnimmt. Normalerweise liegt die Frucht in den späteren Schwangerschaftsmonaten mit dem Kopf nach unten und tritt auch bei der Geburt mit dem Kopf zuerst durch den Geburtsweg.

Abbildungen

  • Schwangerschaft1_Schwangerschaft.png

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